Güllen wenn’s regnet

Guelle_Bach

Gülle fliesst im Bächlein weg; woher kommt sie?

Heidi wird in letzter Zeit oft gefragt, ob man vor oder bei Regen güllen dürfe. Diese Frage lässt sich nicht einfach mit ja oder nein beantworten.

Wenn nur wenig Regen angesagt ist und der Boden trocken, dann kann das Güllen zu diesem Zeitpunkt ein Vorteil sein, da der Boden aufnahmefähiger ist, die Gülle verdünnt wird und die Ammoniak-Emissionen geringer sind. Denn bei völlig ausgetrocknetem Boden mit tiefen Schwundrissen fliesst viel Gülle einfach weg. Zum Beispiel in Schinznach wurde das Trinkwasser verseucht, weil ein Bauer auf ausgetrockneten Boden gegüllt hatte, siehe Gülle im Trinkwasser: Kanton appelliert an Bauern, Aargauerzeitung vom 3.5.11. Übrigens: Der Kanton Aargau will die Bauern in der Beratung und Weiterbildung für das Problem sensibilisieren, der Bauernverband hingegen winkt ab, die Bauern seien genügend sensibilisiert.

Wieviel Regen aber darf es sein? Sicher kein Dauer- oder Gewitterregen. Während der letzten Regenperiode war der Boden vielerorts wassergesättigt (Wasserlachen, Bodenprobe fühlt sich nass und breiig an), trotzdem güllten zahlreiche Bauern. Meistens fliesst die Gülle ungesehen weg, in Schichten, die für die Pflanzen nicht erreichbar sind, dann ins Grundwasser oder in Quellen und Bäche, besondere Gefahr geht von drainierten und unbewachsenen Flächen aus. Oder die Gülle fliesst oberirdisch ab und gelangt so in Gewässer oder über die Strassenentwässerung in Kläranlagen, wo sie den Reinigungsprozess massiv stört.

Auch die Gefahr der Verflüchtigung ist gross, denn in wassergesättigtem, sauerstoffarmem Boden wird Lachgas gebildet, das in die Luft entweicht und zur Klimaerwärmung beiträgt. Lachgas ist pro Molekül 280 Mal klimaschädlicher als CO2, Methan und Lachgas aus der Landwirtschaft, ETH-Klimablog. Es stammt zum grössten Teil aus der Landwirtschaft, steuert 5 Prozent zum Treibhauseffekt bei und ist im Kyoto-Protokoll reglementiert. Zudem ist Lachgas heute die bedeutendste Quelle ozonschädlicher Emissionen, siehe Lachgas, Wikipedia. Besonders aus schweren, überdüngten und feuchten Böden entwicht viel Lachgas in die Luft, siehe Treibhausgas, Wikipedia.

Gülle ist ein flüssiger Dünger: „Flüssige Dünger dürfen nur ausgebracht werden, wenn der Boden saug- und aufnahmefähig ist. Sie dürfen vor allem dann nicht ausgebracht werden, wenn der Boden wassergesättigt, gefroren, schneebedeckt oder ausgetrocknet ist“, siehe Chemikalien-Risikoreduktionsverordnung (ChemRRV), Anhang 2.6, 3.2.1 Stickstoffhaltige und Flüssige Dünger

Düngen zur richtigen Zeit, BAFU 2004

Ausführliche Informationen zur Verminderung gasförmiger Emissionen in der Tierhaltung – Ammoniak, Methangas, Lachgas (pdf), Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

Heidi meint: Eine bessere Aus- und Weiterbildung wäre dringend nötig, sie sollte vor allem für nicht ausgebildete Bauern Pflicht sein.

Vielen Dank, lieber Leser, für die Fotos!

28.7.11 HOME

Guelle_Rohr

… aus einem Rohr. Ein Bauer hatte, wie viele seiner Kollegen, auf wassergesättigten Boden gegüllt.

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2 Antworten to “Güllen wenn’s regnet”

  1. Felix Schweizer Says:

    Gemäss Wikipedia wird im Jahr mehr (bis zum Doppelten) mehr Lachgas abgebaut als in die Luft eingetragen.
    Wie auch immer, es spielt keine Rolle bei einer (wünschenswerten) Erderwärmung. Die Themen Grundwasser-, Boden- und Nahrungsmittelqualität scheinen mir 1000 mal wichtiger als die Lufttemperatur.

    • Heidi Says:

      Es mag sein, dass mehr Lachgas abgebaut wird, als in die Luft entweicht. Ich habe Ihre Daten in Wikipedia jetzt nicht gerade gefunden. Es ist gemäss Wikipedia aber trotzdem so, dass der Beitrag von Lachgas zum anthropogenen Treibhauseffekt heute etwa 5 bis 6% beträgt. 1,0 bis 3,6 Millionen Tonnen Lachgas gelangen pro Jahr allein durch den Abbau von Düngern im Boden in die Luft, hinzu kommen 0,2 bis 2,4 Millionen Tonnen über die Verbrennung von Biomasse. Die Klimaerwärmung mit ihren Folgen ist sicher nicht wünschenswert.
      Aber Sie haben natürlich recht, dass die Qualität unserer Lebensgrundlagen Wasser und Boden sowie einwandfreie Nahrungsmittel sehr wichtig sind. Ich setzte mich deshalb ja in erster Linie für die Qualität des Grundwassers und der oberirdischen Gewässer ein.

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