Die Geschichte wiederholt sich, mehr oder weniger. Um 1860 wurde der Transport von Gütern mit Eisenbahn und Dampfschiff billig, also stieg der Getreideimport. Die Bauern verfütterten Inlandgetreide dem Vieh, Käsereien boomten, der Staat förderte die Milch- und Käseproduktion, Stroh war Mangelware und teuer. Am 1. August 1914 brach der 1. Weltkrieg aus, die Schweizer waren völlig unvorbereitet, die Inlandproduktion von Getreide betrug 15%. Geschicktes Verhandeln mit den kriegsführenden Mächten verschob die Lebensmittelnot bis 1917; sie dauerte bis 1919. Entscheidungsträger mahnten: „Man solle keinesfalls die Lehren aus diesem Desaster vergessen.“ Der Getreidebau wurde gefördert. Milch- und Fleischüberschüsse entstanden trotzdem. Der 2. Weltkrieg war ernährungsmässig gut vorbereitet.
Mit dem Landwirtschaftsgesetz 1951 wollten die Agrarpolitiker mit Lenkungsmassnahmen den Ackerbau fördern, die Fleisch- und Milchüberschüsse und den Preiszerfall vermeiden. Das war aber trügerisch. Die Preisunterschiede zum Ausland stiegen, der Einkaufstourismus setzte ein. 1992 revidierte die Steuermänner das Landwirtschaftsgesetz und führten die Direktzahlungen ein: mehr Markt, umwelt- und ressourcenschonend produzieren. Ein paar Jahre ging’s einigermassen, jetzt klagen alle über Fleisch- und Milchüberschüsse, Preiszerfall, Einkaufstourismus, Strohmangel.
Heute pochen die Bauern mit Recht auf dem Selbstversorgungsgrad. Aber Selbstversorgungsgrad womit? Fleisch und Milch? Ressourcenschonend? Umweltschonend? Ohne Flora und Fauna? Getreide, Soja, Futtermittel und andere Ackerfrüchte sind vermehrt Importware. Woher haben wir Dünger und Energie? 80% des Saatguthandels beherrschen ein paar wenige Weltfirmen wie Monsanto. Womit und was produzieren unsere Bauern in einer Krise? Haben sie die richtigen Maschinen? Nahrungsmittel sind immer mehr ein Börsen-Thema, Spekulation auf Kosten der Armen. Doch die Banken eilen von Krise zu Krise, wir unterstützen sie mit Steuergeldern, trotzdem sind die Löhne… Und Landwirtschaftsland ist bei zahlungskräftigen Ländern und Firmen gefragt.
Wo stehen wir heute? Selbstversorgungsgrad? Eine Frage die Heidi ihren LeserInnen zum Nachdenken stellt.
The Hidden Costs of Hamburgers, Center for Investigative Reporting
USDA Retracts Meatless Monday Recommendation
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Schlagwörter: 1. Weltkrieg, 2. Weltkrieg, Agrarpolitik, Einkaufstourismus, Fleischüberschuss, Getreide, Milchüberschuss, Monsanto, Selbstversorgungsgrad, Spekulation, Starbucks, Strohmangel, Transport
1. August 2012 um 16:58 |
Ja, unser Fußabdruck ist groß – allzu groß.
Hoffentlich zerquetscht er uns nicht einmal …
1. August 2012 um 19:38
Neu bei Migros und Coop erhältlich: Starbucks Discoveries, die kleine Auszeit vom Alltag – immer und überall. Gekühlte Lattes aus Starbucks Espresso-Bohnen. Genau wie im Starbucks Coffeehouse. Das Positive: Fairtrade Espresso und Schokolade. Alles fixfertig erhältlich, per (zu billigem) Kühlkettentransport angeliefert, dann kühl gelagert. So hat auch die Elektrizitätswirtschaft ihr Stück vom Gewinnkuchen. Das gekaufte Glück, wo doch der Alltag so trüb ist! Wem kommt schon die irrige Idee, über den Alltag nachzudenken?
14. März 2022 um 08:08 |
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