Lesestoff für heisse Tage: Wasser, Sauerstoff und Gülle

Die Idylle trügt: In vielen Schweizer Seen mangelt es an Sauerstoff. Rund um den Sempachersee z.B. werden mehr Tiere gehalten als vor Beginn der Sanierung vor 35 Jahren.

Die Idylle trügt: In vielen Schweizer Seen mangelt es an Sauerstoff. Rund um den Sempachersee z.B. werden mehr Tiere gehalten als vor Beginn der Sanierung vor 35 Jahren.

Zur Zeit beklagen sich Leute bei Heidi über Ammoniak-Emissionen durch Gülleaustrag oder monieren, dass jetzt gegüllt statt bewässert wird. Man schliesst die Fenster und – wer kann – flüchtet z.B. an einen See.

Badefreudige geniessen das warme Wasser, doch in vielen Seen leiden die Fische unter dem tiefen Sauerstoffgehalt des Wassers. Das Problem ist alt. Der Wille zum Handeln fehlt. Man belüftet lieber auf Kosten der Steuerzahlenden Seen und lässt Gülle abtransportieren statt das Problem der hohen Tierbestände anzugehen.

In den 1960er Jahren wurden Abwasserreinigungsanlagen gebaut, in den 1980er Phosphor in Waschmitteln verboten … Wissenschaftler forderten damals schon, dass nun die Landwirtschaft dran sei. Viel ist seither nicht geschehen. Der Bauernverband lenkt vom Problem ab, also geschieht nichts Nennenswertes. Soll dies ewig so bleiben? Die Fraktionschefin der Grünliberalen, Tiana Moser will das Problem an den Wurzeln packen: Der hohe Tierbestand in der Schweiz. Wie Heidi immer wieder schreibt, ist dieser auch für die zweithöchsten Ammoniak-Emmissionen in Europa verantwortlich.

Lesen Sie den vollständigen Artikel von Roger Braun im St. Galler Tagblatt vom 29.7.18: Umweltschützer nehmen Gülle ins Visier: „In vielen Schweizer Seen finden die Fische nur noch mit Mühe genügend Sauerstoff zum Leben. Schuld daran sind die Bauern, die zu viel düngen, sagt der Bund. Der hohe Viehbestand der Landwirte kommt zunehmend unter Beschuss.“

30 Jahre Sempachersee-Sanierung, Heidis Mist vom 28.12.13

Konstant hohe Ammoniak-Emissionen: Lieber Asche auf den sauren Waldboden statt Taten, Heidis Mist vom 19.2.17

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5 Antworten to “Lesestoff für heisse Tage: Wasser, Sauerstoff und Gülle”

  1. Siegfried Gendries Says:

    Hallo Heidi, man bringt bei dieser Dürre Gülle aus?? Übrigens klitzekleiner Fehler …von Roger Braun im St. Galler Tagblatt vom 29.7.19 … Das möchte ich auch können 🙂

    Viele Grüsse, Siegfried ä

    • Heidi Says:

      Lieber Siegfried
      Danke für die Korrektur. Die Zeit läuft sonst schon zu schnell, da muss man nicht noch ein Jahr dazurechnen.
      Tatsächlich wird immer wieder Gülle ausgebracht. Das habe ich selber gesehen und gerochen, aber auch LeserInnen haben mir geschrieben, dass Gülle noch vor vier bzw. fünf Tagen ausgebracht wurde, und zwar nicht nur am Abend, sondern mitten am Tag in Gegenden, wo es „staubtrocken“ ist. Ich denke, dass auch die Pflanzen das nicht mögen.
      Grüsse nach Deutschland
      Heidi

    • Siegfried Gendries Says:

      Heidi, die Pflanzen werden diese hohe Konzentration womöglich gar nicht bekommen. Das Wasser in der Müller wird verdunsten, mithin die Nährstoffe nicht in den Boden transportieren, und die Nährstoffe werden liegen bleiben und vom Wind verweht oder vom Starkregen abgeschwemmt. Ich frage mal meine Quellen bei der Landwirtschaftskammer, ob das stimmt.

  2. Siegfried Gendries Says:

    Hallo Heidi, hab wieder viel gelernt: die Rückmeldung von Frau Riedel aus der Landwirtschaftskammer Niedersachsen

    Schönes Wochenende! Siegfried

    Anfang der weitergeleiteten Nachricht:

    Von: Angela Riedel Betreff: AW: Gülle und Wasser Datum: 3. August 2018 um 13:33:57 MESZ An: Siegfried Gendries

    Hallo Herr Gendries, in Deutschland gibt es sehr strenge Auflagen bezüglich der Gülleausbringung. Bis zum 1.10. darf sie nur zu ganz bestimmten Kulturen erfolgen, die noch Nährstoffe aufnehmen können, z.B. Raps oder Zwischenfrüchte oder Futtergras für die Nutzung im Herbst. Die Menge ist auch sehr beschränkt. Die Nährstoffe aus der Gülle werden allerdings erst wirksam, nachdem es geregnet hat. Weggeweht wird sie nicht da sie gleich eingearbeitet werden muss. Ausnahme auf Grünland, da wäre ja bei einer Einarbeitung das Gras kaputt. Die gülle sitzt dann aber relativ fest am Gras und weht nicht weg. Weggeschwemmt könnte sie nur werden, wenn es hängig ist und es extrem stark regnet, so dass der ganze Boden mitgenommen wird (sie ist ja im Boden eingearbeitet worden).

    Mit freundlichen Grüßen

    Angela Riedel Pflanzenbau, Beregnung

    LWK Niedersachsen Geschäftsbereich Landwirtschaft Fachbereich Pflanzenbau, Saatgut ——————————————- Email: Angela.Riedel@LWK-Niedersachsen.de Tel: 0511/ 3665-4389 Fax: 0511/ 3665-4591 mobil: 0152/54 78 22 86 Postanschrift: Postfach 269; 30002 Hannover Besucheranschrift: Wunstorfer Landstr. 11, 30453 Hannover

    • Heidi Says:

      Danke, Siegfried, für deine Nachforschung.
      Bei uns sind die Auflagen sehr viel weniger streng. Regelmässig wird noch spät im Herbst oder gar Winter Gülle ausgebracht, sogar auf abgeerntete Maisfelder, und das ohne Einarbeitung; die Einarbeitungs-Vorschrift der EU existiert bei uns nicht. Die Gülle liegt dann auf dem Stoppelfeld bis sie im Frühling untergepflügt wird bzw. Nährstoffe werden im Laufe des Winters ausgewaschen oder gehen eben als Ammoniak oder Lachgas in die Luft … das sieht man ja nicht. Und wenn das Grundwasser (noch) mit viel Nachschub aus den Bergen verdünnt wird, dann sind die Messungen unter dem Grenzwert.
      Zwar dürfen gemäss Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung stickstoffhaltige Dünger nur zu Zeiten ausgebracht werden, in denen die Pflanzen den Stickstoff aufnehmen können, aber das wird von vielen Bauern ignoriert und von den Behörden nicht geahndet. Welcher Bauer weiss schon, wann die Pflanzen den Dünger aufnehmen können? Und welche Vollzugsbehörde? (Obwohl – bei den Stoppelfeldern ist der Fall klar.) Deshalb plädiere ich schon seit vielen Jahren für Sperrfristen im Winter wie sie in der EU gelten. Zudem muss bei uns Gülle, die auf einen Acker ausgebracht wird, nicht eingearbeitet werden, d.h. sie darf „unendlich“ lang dort liegen.
      Und die Schweizer Bauern klagen immer über die „strengen“ Gesetze!
      Grüsse von Heidi

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