Schweinchen schlau erzählt Märchen

An der 42. Delegiertenversammlung der Suisseporcs gab besonders der erhöhte Mitgliederbeitrag 2020 zu reden. Um das Wissen und auch den Absatz des Schweinefleisches in der Bevölkerung zu steigern, beschloss sodann Suisseporcs eine Erhöhung des Mitgliederbeitrages ab 2020 um 30 Prozent. Damit soll eine 50%-Marketingstelle geschaffen werden, welche die Kommunikation zwischen Produzenten und Kundschaft verbessern soll.

Legendär ist das Problem der Schweinefleisch-Überschüsse und der Tiefpreise. Der Schweinezyklus ist das bekannteste empirische Cobweb-Beispiel; er beruht auf dem natürlichen timelag der „Schweineherstellung”. Mit Schweinefleisch-Überschüssen kämpft u.a. auch Deutschland.

Nun will man uns noch mehr Fleisch „anhängen“, wo doch Ernährungssicherheit, Gesundheit, Klima, Wasser, ja die Erde nach „weniger Fleisch“ schreien.

„Gewässerschutzprojekte“

Seit 35 Jahren unterstützen wir mit Steuerngeldern die Landwirtschaft rund um den Sempachersee. Weil dort mit zugekauftem Futter mehr Tiere, v.a. Schweine gehalten werden als vor der „Sanierung“, zahlen wir weiterhin (in alle Ewigkeit?) Jahr für Jahr, etwa für den Abtransport von Gülle, die Belüftung von Seen, weil die Bauern nicht nachhaltig wirtschaften. Im Jahre 2017 waren es knapp zwei Millionen Franken, alle „Gewässerschutzprojekte“ total 4,5 Millionen.

Unbeschränkte Mittel für solche „Gewässerschutzprojekte“ stehen in der Kasse „Ökologische Direktzahlungen“ zur Verfügung. Je mehr das Wasser verschmutzt ist, desto mehr „Ökologische Direktzahlungen“ werden den Bauern ausbezahlt. Ist doch logisch?

Die Schaffung von Art. 62a des Gewässerschutzgesetzes war die einzige Möglichkeit, die Auswirkungen von Gewässerverschmutzungen aus der Landwirtschaft wenigstens punktuell zu dämpfen und dadurch das Trinkwasser zu schützen. Doch ohne Dauerzahlung durch uns geht es in vielen Projekten nicht. So löst man Probleme in der Landwirtschaft!!!

Was genau geht jetzt kaputt, Herr Lehmann?

LID vom 13.5.19: Die Landwirtschaft habe für Lösungen der Zukunft eine wichtige Rolle zu spielen. „Lassen wir uns nicht kaputt machen von bevorstehenden destruktiven Initiativen“, so Bernhard Lehmann.

Es dünkt Heidi, dass gewisse Agrarier keine umwelt- und gesundheitswissenschaftlichen Artikel lesen, allen voran unser demnächst abtretende Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft, Bernhard Lehmann. Hat er noch nie etwas von Klimawandel, Ammoniakemmissionen, Artenschwund, Gewässerverschmutzung, Bodenverseuchung, Gesundheitsbelastungen usw. gelesen? Es ist höchste Zeit, dass eine weitsichtige Person diesen wichtigen Posten übernimmt, man darf ihn nicht den Lobbyisten überlassen.

Legaler Schweinefleisch-Etikettenschwindel

Man nehme Schweizer Schweinefleisch, transportiere dieses nach Spanien, schneide und verpacke es dann in der Schweiz und verkaufe es als „Jamón Serrano Reserva“. Auf der Etikette steht etwa kleingedruckt: «Hergestellt in Spanien – mit Schweizer Fleisch». Coop: «Schinken-Irrsinn» wegen Schweinefleisch-Überschuss, Yvonne Hafner, Kassensturz Espress, SRF vom 13.8.18. Schon lange wird solcher Irrsinn mit Parmaschinken betrieben, meist Fleischherkunft Osteuropa.

Schätzung für Deutschland: 1 Drittel für den Müll

Schweine für den Müllcontainer: Warum es zu viel Fleisch gibt: „Billiges Schweinefleisch hat seinen Preis: Nicht nur die Haltungsbedingungen der Tiere sind in vielen Ställen katastrophal, auch so manches Tier leidet umsonst. Denn ein Drittel von ihnen landet in der Mülltonne und nicht im Magen der Verbraucher. Ein unsinniges System der Subventionen begünstigt diesen Wahnsinn auch noch ….

… In Deutschland werden pro Jahr 59 Millionen Schweine gemästet und geschlachtet. Stimmen die Schätzungen, so würden im Jahr 20 Millionen Schweine für den Müll geschlachtet. Die weggeworfenen Fleischreste landen zum Beispiel in einer Hamburger Biogasanlage. 20’000 Tonnen werden allein hier pro Jahr entsorgt. „, 3sat

Fazit: Glauben wir nicht alles, was man uns erzählt, denken wir selber, essen wir weniger Fleisch, fordern wir fähige Direktoren … gönnen wir uns „Umwelt“ … und stimmen wir für die beiden „Pestizid-Initiativen“!

 

Mit Geschichten die Konsumenten erreichen, LID vom 15.5.19

19.5.19 HOME

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4 Antworten to “Schweinchen schlau erzählt Märchen”

  1. osmerus Says:

    Unfassbar – und weiter meint die Politik, mit dem Steuerzahler jeglichen Unfug machen zu können. Geld vernichten für fehlende Nachhaltigkeit, das sollte längst vorbei sein (bzw. hätte besser nie starten dürfen).

    • Heidi Says:

      Lieber Osmerus
      Die Vernehmlassung zur Agrarpolitik 22+ zeigt deutlich wie naturverachtend führende Köpfe sind, etwa die Landwirtschaftsdirektoren der Kantone. Freiheit, lieber keine Kontrolle, keinen Naturschutz, Landwirtschaft pur ohne Natur! Ich staune immer wieder und stelle fest, dass es schlimmer ist als ich mir vorgestellt habe. Und, was ich immer wieder sage, voller Zielkonflikte: hier fördert man Öko, dort vernichtet man ÖKo. Da müsste man einmal Tabula rasa machen und ein System aufbauen, das die tatsächlich umweltschonend arbeitende Bauern belohnt. Davon sind wir Galaxien entfernt.
      Grüsse von Heidi

  2. Treuer Leser Says:

    Herr Lehmann gehört zur alten Garde. sozusagen ein Dinosaurier. Schon lange im Kopf zementiert und die Zeichen der Zeit gar nicht wahrnehmend.
    Diese Dinosaurier sind bekanntlich andernorts schon längere Zeit ausgestorben.
    Es fragt sich aber, ob die „Nachkommen“ der Dinosaurier in Bern die Zeichen der Zeit erkennen und den Willen der Bevölkerung nach mehr Natur und weniger Gift und CO2-Ausstoss bei der Landwirtschaft bemerken.
    Heute wurde die Übergangslösung für den abtretenden Dinosaurier bekannt gegeben.
    Andrea Leute wurde von Guy Parmelin zur Stellvertretenden Direktorin ad interim ernannt. Oberflächlich betrachtet wieder eine Person mit viel Theorie im Kopf und nun?

    • Heidi Says:

      Heidi ist gespannt, ob es im gleichen Tramp weitergeht oder ob man endlich merkt, dass es mehr braucht, als das Erfüllen der Wünsche gewisser Bauern und der vor- und nachgelagerten Industrie.

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