Chlorothalonil: Leserbrief von Paladilhiopsis tschapecki

Ich bin die Grundwasserschnecke Paladilhiopsis tschapecki. Zeichnung: Heidi.

Liebe Heidi

Für uns Grundwasserschnecken sind die Pestizide eine Pest. Und es sind nicht die einzigen Stoffe, welche uns schaden. Viele meiner Verwandten stehen auf der Roten Liste der bedrohten oder ausgestorbenen Arten. Die Gründe dafür sind vielfältig, aber viele Pestizide sind nicht nur für die Schädlinge, die ihr Menschen bekämpfen wollt, tödlich, sondern auch für uns.

Wieviele Trinkwasserquellen habt ihr schon geschlossen weil der Grenzwert für Chlorothalonil überschritten wurde? Und wir? Wir hocken hier im Grundwasser und niemand hilft uns, nicht einmal die Tierschutzorganisationen.

Dieses Pestizid ist ja nur ein Beispiel für all die Stoffe, welche ihr ins Grundwasser sickern lässt. Obwohl ihr uns in euren Gesetzen versprochen habt, uns zu schützen, passiert nichts. Absolut nichts Nennenswertes. Wir sind halt kein Streichelzoo!

Euer Risiko übers Trinkwasser ist heute nicht allzu hoch im Vergleich zu anderen Belastungswegen. Trotzdem schliesst ihr Trinkwasserfassungen. Eine nach der andern. Es wäre doch sinnvoller, wenn ihr per sofort die Anwendung solcher Pestizide verbieten würdet, zum Nutzen aller.

Es scheint mir, dass ihr Menschen langsam seid. Ihr habt immer noch nicht begriffen, was ihr mit euren chemischen Stoffen alles anrichtet. Wir Grundwasserschnecken denken da schneller, sehen den Schaden unmittelbar und machen uns Sorgen für die Zukunft, denn viele Stoffe bleiben lange im Grundwasser.

Nehmt doch unsere Warnung ernst! Euer Bundesrat will „im Herbst“ darüber entscheiden, ob Chlorothalonil verboten wird oder nicht. Was soll dieses Zaudern? Wir, die Grundwasserschnecken, trauen eurem Bundesrat nicht mehr; zu oft hat er uns schon im Stich gelassen. Doch die Hoffnung geben wir nicht auf. Es gibt ja noch euch: das Volk!

Schon lange wollten wir dir schreiben, aber wir verlieren viel Zeit mit dem Suchen von wenig belastetem Wasser. Endlich haben wir unseren Aktuar bestellt; er wird dir diesen Brief auch übermitteln. Bitte schicke ihn all deinen Bekannten weiter.

Freundliche Grüsse

Paladilhiopsis tschapecki
Sprecherin aller Grundwasserschneckenarten

Das Grundwasser lebt, Heidis Mist 22.2.13

Grundwasserqualität: Das Ziel nicht vergessen! Heidis Mist 13.1.19

Schlagwörter: , , , , , , , , , ,

6 Antworten to “Chlorothalonil: Leserbrief von Paladilhiopsis tschapecki”

  1. Tina Walpen Says:

    Schön! danke! Tina

  2. Sandra Walser Says:

    Hoi Heidi

    Das Bild ist sehr schön gemalt. Gratuliere!

    Vielen Dank, dass Du die Fürsprecherin der Grundwasserschnecken bist.

    Lg Sandra

    • Heidi Says:

      Liebe Sandra
      Danke für dein Kompliment. Es ist schon einige Wochen (oder Monate?) her, als ich keine Buchstaben mehr sehen konnte … und den Pastellfarbkasten hervorholte. Ich sollte das öfters tun. Macht Spass!
      Herzlichst
      Heidi

  3. Lesen Sie heute die NZZamSonntag! | Heidis Mist Says:

    […] Chlorothalonil: Leserbrief von Paladilhiopsis tschapecki, Heidis Mist vom […]

  4. Gipfelkonferenz der Tiere zur Preis-Anstiegs-Angstmacherei der Bauern | Heidis Mist Says:

    […] Chlorothalonil: Leserbrief von Paladilhiopsis tschapecki. Heidis Mist vom 5.11.19 […]

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..


%d Bloggern gefällt das: