Palmölplantagen im Kongo: 100 Jahre Landraub Leiden

Die traditionellen Dorfvorsteher und Einwohner von Lokuto wehren sich gegen die Palmölplantagen. Copyright: RIAO-RDC

Die traditionellen Dorfvorsteher und Einwohner von Lokuto wehren sich gegen die Palmölplantagen. Copyright: RIAO-RDC

Quelle: Rettet den Regenwald, 17.2.21.

Die Palmölplantagen der Firma Feronia-PHC sind mehr als 110 Jahre alt – und eine nicht endende Katastrophe für die Menschen, die in den betroffenen Dörfern in der Demokratischen Republik Kongo leben. Landraub, Gewalt und Verarmung sind dort traurige Realität. Dorfbewohner und Aktivisten von Réseau d’Information et d’Appui aux ONG nationales (RIAO-RDC) stemmen sich dagegen.

Die Regenwälder im Kongo-Becken sind noch zu grossen Teilen intakt. Doch die Umwandlung von Palmhainen zu industriellen Plantagen trägt auch dort zur Zerstörung bei. Eine hundertjährige „Tradition der Vernichtung“ haben dabei die Palmöl-Plantagen von Feronia-PHC in der Demokratischen Republik Kongo. 25’000 Hektar Wald sind ihnen bereits zum Opfer gefallen. Die Grösse der Konzessionen ist gigantisch: Sie erstrecken sich über 107’000 Hektar und sind damit drei Mal so gross wie die Stadt München.

Lesen Sie weiter: 100 Jahre Landraub Leiden – Aktivisten kämpfen gegen Ausbeutung, Gewalt und Umweltzerstörung. Rettet den Regenwald vom 17.2.21

Hintergrund: Kolonialismus und die Beteiligung der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG)

Die Menschen in der Region leiden unter einer Mischung aus dem Erbe der Kolonialzeit, den Gewinninteressen ausländische Investmentfirmen und den Aktivitäten internationaler Geldgeber.

Die Wurzeln der Plantagen reichen 110 Jahre zurück, als die belgische Kolonialregierung grosse Waldgebiet an der englischen Geschäftsmann Lord Leverhulme übergab. „The Lever plantations that are set up use forced labour. Though not technically slavery, the semantic difference means little to the many Africans that died because of horrific working conditions.“ Die Konzessionen waren ein Grundstein für den heutigen Weltkonzern Unilever. 2009 hat Unilever seine Ländereien an die kanadische Firma Feronia verkauft. Als diese 2020 pleite ging, erwarb die Investmentfirma Straight KKM aus Mauritius die Plantagen.

Die Gewalt gegen die Bevölkerung im Kongo geht uns auch deshalb etwas an, weil der deutsche Staat an den Skandal-Plantagen von Feronia-PHC beteiligt ist: die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG), eine Tochter der Staatsbank KfW, hat 2015 einen Kredit über 16,5 Millionen US-Dollar gewährt; staatliche Entwicklungsbanken aus Grossbritannien, Frankreich, Spanien, Belgien, Holland und den USA haben sich seit 2013 mit mehr als 150 Millionen US-Dollar beteiligt.

Spätestens mit der Pleite von Feronia hätte sich die DEG für die leidende Bevölkerung der Dörfer einsetzen können – und hat das nur unzureichend getan. Die Gemeinden fordern die Rückgabe des Landes, dessen Nutzung ihnen seit über 100 Jahren ohne ihre Zustimmung verwehrt wird. Eine Koalition von deutschen und internationalen Organisationen setzt die Entwicklungsbanken daher unter Druck.

Spendenaktion: 100 Jahre Landraub Leiden – Aktivisten kämpfen gegen Ausbeutung, Gewalt und Umweltzerstörung. Rettet den Regenwald vom 17.2.21

Petition: Lassen Sie die unschuldigen Dorfbewohner frei!

Die Einwohner von mehr als 100 Dörfern sind von den Palmölplantagen der Firma PHC betroffen. Copyright RIAO-RDC

Die Einwohner von mehr als 100 Dörfern sind von den Palmölplantagen der Firma PHC betroffen. Copyright RIAO-RDC

Die Einwohner von Mwingi und Bolesa brauchen unsere Hilfe: Im Anschluss an einen Protestmarsch wurden mehrere Dorfbewohner festgenommen, die sich gegen die Palmölfirma PHC im Kongo wehren. Wir fordern die sofortige Freilassung und ein Ende von Gewalt, Kriminalisierung und Landraub. Die Einheimischen müssen endlich zu ihrem Recht kommen.

Die Einwohner zahlreicher Gemeinden in der Demokratischen Republik Kongo leiden seit Jahrzehnten unter den Palmölplantagen. Immer wieder kommt es zu Gewalt: 2019 wurde der Dorfbewohner Joel Imbangola erschlagen, 2015 starb ein Ehepaar, dem der Diebstahl einiger Palmölfrüchte vorgeworfen worden war.

Unter den jetzt festgenommenen sind örtliche Mitglieder der Menschenrechtsorganisation RIAO-RDC, die die Gemeinden bei deren Protestmarsch unterstützt hatte. Anlass war der erwartete Besuch des neuen Besitzers der Firma Feronia-PHC, Herrn Mpinga. Seine auf Mauritius registrierte Kapitalgesellschaft hatte die Plantagen erst 2020 übernommen.

Den Dorfbewohnern wird vorgeworfen, eine Revolte initiiert zu haben. Ausserdem werden ihnen Fotoaufnahmen und Interviews mit Journalisten zum Vorwurf gemacht. Zwei von ihnen wurden dem Vernehmen nach auch mit dem Tod bedroht, auch von körperlicher Gewalt und sexuellen Übergriffen gegen Frauen wird berichtet.

Die Ursachen des Konflikts reichen 110 Jahre zurück, als die ersten Plantagen angelegt wurden. Die Einheimischen haben dem nie zugestimmt, ihnen wurde das Land ihrer Ahnen und damit ihre Lebensgrundlage schlicht geraubt.

Akut muss verhindert werden, dass die Festgenommenen in die Provinzhauptstadt Kisangani geschafft werden. Dort könnten sie für mehrere Monate ohne Anklage inhaftiert werden.

Wir fordern:

– Die Festgenommenen müssen sofort freigelassen werden.

– Gewalt, Kriminalisierung und Landraub müssen ein Ende haben.

– Die von den Plantagen betroffenen Einheimischen müssen endlich zu ihrem Recht kommen.

– Europäische Entwicklungbanken müssen bei ihrem Kunden Feronia-PHC auf die Erfüllung dieser Forderungen drängen.

Friedliche Meinungsäusserung darf nicht in willkürlicher Verhaftung und Gewalt enden.

Petition: Lassen Sie die unschuldigen Dorfbewohner frei! Rettet den Regenwald vom 17.2.21

 

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2 Antworten to “Palmölplantagen im Kongo: 100 Jahre Landraub Leiden”

  1. Ernst Bromeis Says:

    DANKE Heidi für diesen anderen Blick.

    Herzlich von den Quellen

    Ernst

    >

    • Heidi Says:

      Gern geschehen … Kolonialismus lebt noch an vielen Orten weiter, ist häufig mit Plantagen verbunden oder Rohstoffausbeutung.
      Herzliche Grüsse ins LandWASSERtal
      Heidi

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