Die Grundwasserschnecke Paladilhiopsis tschapecki hat auf Anregung des Vertreters der Bachflohkrebse, Walter der Kühne, eine Gipfelkonferenz einberufen, denn Walter findet das Gerede rund um angeblich drastisch steigende Preise im Falle der Annahme der beiden Volkswohlinitiativen (Pestizidinitiative und Trinkwasserinitiative) als reine Angstmacherei. Er kann das nicht nachvollziehen.
Am 4.6.21 eröffnete die Grundwasserschnecke Pala die Grosse die Gipfelkonferenz mit ein paar Entschuldigungen:
- „Walter der Kühne ist leider verhindert teilzunehmen, da der Termin mit einem Massenbegräbnis zusammenfällt.
- Biene Maja die Fleissige muss bei der Pflege ihrer kranken StockbewohnerInnen helfen, lässt aber Folgendes ausrichten: Sie findet ein 2x NEIN zu den Agrarinitiativen gar nicht so schlecht, dann würde langfristig der Homus sapiens aussterben, wo doch jetzt schon die Spermienqualität schlecht ist und Krankheiten wie Parkinson ein pandemisches Ausmass erreicht haben. Die Wildbienen würden überleben und dann auch das jetzt industriell bewirtschaftete Landwirtschaftsland wieder besiedeln. Wieso eigentlich solle sie, die Biene Maja, Zuchtprodukt der Menschen, derart schuften? Den Honig stehlen dann die Menschen und setzen ihr Zuckerwasser vor. Auch die Zuckerrübenproduktion mit ihrem höchst tödlichen Pestizid Movento SC, das in „Notzulassung vorübergehend“ bewilligt wurde, hätte dann ein Ende. Allgemein könnte sich die Natur rasch vom Menschen erholen.
- Storch Adebar kommt aus Rücksicht auf den Froschkönig nicht, denn dieser hat Angst, gefressen zu werden, wenn ihm Adebar zu nahe kommt.
- Regenwurm Guy Bodenlüfter ist, wie ihr alle wisst, gerade in Bern am Demonstrieren. Er hat seinem Namensvetter gesagt, dass es allen Bodenlebewesen total verschissen geht. Einige Arten, die seine Forschungsanstalt noch nicht einmal kennt, sind ausgestorben. Das Bodenleben ist eben komplexer als sich das ein Mensch, besonders ein Politiker, vorstellen kann.
- Der Distelfink zum Birnbaum ist stark beansprucht mit der Futtersuche für seine Jungen, wurden doch die Wiesen erst gerade grossflächig für Siloballen gemäht und sein Futter luftdicht verpackt und somit unter dem Plastik nicht für ihn zugänglich.“
Pala die Grosse kann immerhin acht Teilnehmende begrüssen: „Herzlich willkommen an der ersten Gipfel-Konferenz. Ich finde es wichtig, dass ihr alle zu dieser Teil-Kampagnen-Lügerei Stellung nehmen könnt. Nun, was meint ihr zum Thema Preis-Anstiegs-Angstmacherei?„
Als erste meldete sich die Vertreterin der Spinnen, Agathe Silberfaden, zu Wort: „Ich verstehe nicht, dass dauernd von einem drohenden Preisanstieg geredet wird. Die Schweiz nimmt weltweit den 2. Platz beim Bruttoinlandprodukt ein, kaufkraftbereinigt den 6. Platz. Da ist doch genug Geld vorhanden, selbst wenn sich die Preise verdoppeln würden – wie das die Bauern behaupten!“
„Ja, und die SchweizerInnen müssen nur knapp 7 Prozent ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben, verdienen aber das 1,3-fache der Deutschen, die mit 11 Prozent Lebensmittelkosten rechnen müssen. In der Schweiz sind nicht die Lebensmittelpreise ein Problem,“ fügte der Vertreter der Amphibien, Udo Grünzaun, hinzu.
Schwebfliege Aschi Gelb-Fan: „Ich habe vor einigen Jahren einen französischen Forscher des Nationalen Forschungsinstituts INRA getroffen, der sich fragte, ob uns Pestizide mehr kosten als sie nützen.
Erst kürzlich habe ich von einem Wissenschaftler der Uni Augsburg gelesen, dass die externen Kosten für Bio-Produkte viel kleiner sind als jene für konventionelle und dass die externen Kosten für tierische Produkte besonders hoch sind, wobei die Pestizide, die uns Fröschen so schaden, nicht berücksichtigt sind,“ sagte der Froschkönig, „wenn man alles berücksichtigen würde, wären Bio-Produkte sogar wesentlich billiger.“
Grundwasserschnecke Pala die Grosse: „Dass die Konsumentenpreise bei Trinkwasserinitiative-gerechter Produktion zumindest nicht steigen dürften, zeigt Grossbäcker Fredy Hiestand, bekannt als Gipfelikönig der Schweiz. Er verwendet für seine Backwaren seit 2019 ausschliesslich pestizidfreies Getreide.“
Die Schlange Ada Ringel: „Generell hängen die Lebensmittelpreise nur in beschränktem Mass von den Produzentenpreisen ab. So klagt die Bauernschaft immer wieder, selbst wenn sie ihre Produkte gratis abgeben würden, würden die KonsumentInnen davon gar nicht profitieren. Also ich verstehe das Geschrei der Bauern und Bäuerinnen nicht. Zudem klagen sie selber ja dauernd über die zu tiefen Preise. Erst kürzlich habe ich gelesen, dass die Grossverteiler hohe Margen auf Label-Produkten wie Bio rechnen und damit Billigware quersubventionieren. Das finde ich bedenklich. Und wie sie die KonsumentInnen beim Tierwohl hintergehen, hat erst gerade der Kassensturz SRF für Poulet aufgedeckt. Die KonsumentInnen zahlen Steuern für Besonders tierfreundliche Ställe (BTS), aber die Mastviecher können sich kaum mehr bewegen wegen der schweren Brust, Einzelne verdursten sogar, da sie nicht einmal den Weg zur Tränke zurücklegen können. Und – wer ist schuld? die KonsumentInnen, die angeblich solches Qualfleisch wollen!“
„Ich meine,“ meldet sich Kurt Schön-Flimmer, der Vertreter der Schmetterlinge, zu Wort „die Preise werden sogar sinken, wenn konsequent biologische Produkte gefördert und auch Forschung, Bildung und Beratung auf Bio-Landbau oder ähnliche Produktionsformen ausgerichtet werden.“
Fritz Frisch, der Fischvertreter: „Selbst wenn die Preise etwas steigen würden, dann könnten sich fast alle in der Schweiz Lebenden diese Nahrungsmittel leisten. Die Armen unterstützen wir sowieso mit Sozialhilfe. Teuer sind v.a. die Mieten und Versicherungen, auch das Autofahren … Ich habe gelesen, dass Arme oft gesünder essen, da sie sich keine verarbeiteten Nahrungsmittel leisten können.“
Grundwasserschnecke Pala die Grosse: „Lavendelsaugerin Emmy Flatter, du hast noch nichts gesagt. Was meinst du, werden die Preise im Laufe der Umsetzung der Agrarinitiativen in den nächsten acht bis zehn Jahren steigen?“
Emmy Flatter: „Ich sehe viele Tote, Kranke, Verkrüppelte. Ich finde es echt beschämend, dass die Menschen über Leichen gehen. Die Bauern und die Industrie wollen das Gift nicht lassen und sie werden von der Politik erst noch unterstützt. Es fehlt an Weitsicht und Einsicht, dass sie, die Menschen, ohne lebendige Umwelt auch einmal jämmerlich krepieren werden.“
Fritz Frisch: „Sie reden immer nur vom Preis. Viele Kosten fallen nur wegen der Pestizide und der hohen Tierbestände an: All die Untersuchungen, die Forschung, die Zulassung, die BeamtInnen usw. Und niemand redet vom prophylaktischen Antibiotikaeinsatz bei Tieren. Die resistenten Keime kommen mit Gülle und Mist auf die Wiesen und Felder sowie ins Wasser und schädigen das Boden- und Wasserleben. Dass diese Keime auch Menschen töten können, das ist mir eigentlich Wurst, denn sie sind ja an diesem Drama schuld. Überhaupt, wegen dieser vielen Scheisse sind schon viele Fische gestorben.“
Grundwasserschnecke Pala die Grosse: „Auch bei uns im Grundwasser sieht es nicht gut aus. Tierchen aller Art sterben. Dass die Menschen Trinkwasser mit Nitrat und Pestiziden drin saufen müssen, das ist mir eigentlich auch egal, aber dass viele von uns sterben, das berührt mich.
Ihr könnt mir auch später noch wichtige Infos melden und, je nach Entwicklung der Lage, werde ich eine 2. Konferenz einberufen.
Ich wünsche euch eine gute Heimreise, meidet bitte Obstgärten, Weinberge und Äcker – so gut es halt geht! Auf Widersehn, liebe Leidensgenossinnen und -genossen.“
Chlorothalonil: Leserbrief von Paladilhiopsis tschapecki. Heidis Mist vom 5.11.19
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Schlagwörter: Agrarinitiativen, Bodenleben, Fische, Grundwasser, Grundwasserlebewesen, Guy Parmelin, hoher Tierbestand, Lebensmittelpreise, Pestizidinitiativen, Schmetterlinge, Trinkwasser, Trinkwasserinitiative, TWI, Volksinitiative für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide
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