Klimawissen von 1977: Umgestaltung durch den Menschen

Wo einst Wald war ...

Wo einst Wald war …

Heidi zitiert aus Klimatologie von Richard Scherhag, Joachim Blüthgen und Wilhelm Lauer (1960, 9. Auflage 1977):

„Bereits lange vor der Industrialisierung und Urbanisierung hat der Mensch wesentliche Eingriffe in den Naturhaushalt vorgenommen. Die Veränderung der Pflanzenwelt stellt wohl den grossräumigsten, daher schwersten unter ihnen dar. Sie hat es zu allen Zeiten gegeben und ist Ausdruck des Erhaltungstriebes des Menschengeschlechtes, denn ohne Ackerbau und Viehzucht wäre keine Entwicklung von Kultur und Zivilisation möglich gewesen. Der Mensch muss die dabei verursachten, klimaverändernden Wirkungen in Kauf nehmen. Er muss sich aber darüber im klaren sein, dass die jüngsten, grossräumigen Eingriffe in die letzten Reste der geschlossenen Pflanzendecke (z.B. der tropischen Regenwälder) klimatische Folgen globalen Ausmasses hervorrufen können.“

„Der Mensch ist nicht nur vom Klima abhängig, er vermag auch innerhalb gewisser Grenzen die klimatischen Gegebenheiten seiner Umgebung zu verändern. Allein die quantitative Entwicklung der Spezies Mensch, die sich in der Moderne zu einer Bevölkerungsexplosion ausgeweitet hat, und die damit verbundenen ständigen Wandlungsprozesse in Richtung auf eine totale Kulturlandschaft, die ihren besonderen Ausdruck in den weit verbreiteten offenen Agrarlandschaften, den städtischen Agglomerationen und Industrierevieren finden, sind nicht ohne Rückwirkungen auf den natürlichen, physikalisch-biologischen Haushalt der Erde geblieben. Die einzelnen klimatischen Parameter erhalten dadurch ein verändertes Verhältnis zueinander.

Hatten die anthropogenen Einflüsse im Velauf der bisherigen Menschheitsgeschichte nur Ausmasse erreicht, die im Verhältnis zu den natürlichen, z.T. in extraterrestrischen Ursachen begründeten Klimaschwankungen von untergeordneter oder nur lokaler Bedeutung waren, so erlangen die sich nunmehr exponentiell verändernden Eingriffsfaktoren in Zukunft Grössenordnungen globaler Dimension, die im Energiehaushalt der Erde wirksam und damit klimabedingte Folgen zeitigen werden.“

„Nach neuesten Berechnungen (1977) ist zwar der CO2-Gehalt in der Atmosphäre zur Zeit noch wenig gefahrvoll, doch werden dann kritische Werte erreicht, wenn das Pufferungsvermögen der Ozeane für Kohlendioxyd erschöpft ist und infolge der Vegetationszerstörung die CO2-Assimilationsrate weltweit sinken sollte. Es kann aber als gesicher gelten, dass in Zukunft durch eine Erwärmung der Erdoberfläche aufgrund der verstärkten anthropogenen Einflüsse sowohl die winterliche Schneedecke an Ausdehnung abnimmt als auch die nur 2-3 m dicke arktische Meereisdecke abschmelzen könnte, wodurch die Albedo erheblich vermindert würde. Dies hätte für die Nordhalbkugel mit Sicherheit eine Verschiebung der Klimagürtel nach Norden zur Folge.

Derartige Klimaänderungen globalen Ausmasses sind rein rechnerisch mit hohem Wahrscheinlichkeitsgrad vorauszusagen. Damit sind solche Überlegungen keineswegs mehr hypothetische Spekulation.“

.

Klimatologie. Das Geographische Seminar. Richard Scherhag, Joachim Blüthgen und Wilhem Lauer, westermann 1960, 9. verb. Auflage 1977.

Konferenzen gibt es viele, auch über Biodiversität, aber wirksame Massnahmen? BAFU-Direktorin Katrin Schneeberger nimmt am Treffen der EU-Umweltministerinnen teil. Medieninfo BAFU vom 19.7.21

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6 Antworten to “Klimawissen von 1977: Umgestaltung durch den Menschen”

  1. jung.margrit@bluewin.ch Says:

    Toller Beitrag! Um 1950 war die Weltbevölkerung ca. 2,5 Milliarden. Kaum vorstellbar dieses Wachstum für Menschen, die damals schon gelebt haben. Und inzwischen hat sich der Konsum um ein Vielfaches vergrößert. Kein Wunder haben wir jetzt diese Probleme.

    Gesendet mit der blue News & E-Mail App

  2. osmerus Says:

    Muss man erschrecken, oder ist „mensch“ so blöd? Seit 4 Jahrzehnten stehen in Fachkreisen und in der öffentlichen Verbreitung eine Vielzahl Themen im Fokus, deren Ursachen es in aller Sinn konsequent zu verändern gilt.
    Die Einen fragen zu Inhalten fortwährend über diese Jahrzehnte, „Woher wissen Sie das?“
    Die Anderen setzen ihren Eigennutz-orientierten Feldzug gegen Wasser, Boden, Luft, Lärm fort.
    Wird – wenn denn „Corona“ Luft lässt – die junge Generation mit „Fridays for Future“ wieder Turbulenz in die Bude bringen, hin zu nachhaltigem Handeln?

    • Heidi Says:

      Es wird weiter geforscht … ernsthaftes Handeln noch nicht in Sicht: Man darf auf die Jungen hoffen … und die Alten, die sich erinnern!

  3. Schmid Martin Says:

    Liebe Heidi!
    Ja, der Alexander von Humboldt hat 1802 in Venezuela die Abholzungen gesehen und das Gejammer der Bauern sich angehört, dass der Spiegel des Sees gesunken sei und dass es nach Regen in den Bergen die Bäche zu reissenden Ungeheuern werden.
    Er hat den fatalen Eingriff des Menschen in die Kreisläufe der Natur vor allem darin gesehen, der moderne Ausdruck ist „Land use change“. Die rauchenden Fabrikschlote in England hat er erst etwa 35 Jahre später auch zum langfristigen Klima- und Wettterwandel für die zukünftigen Generationen dazugezählt. Und auch die heutigen Klimaforscher behauptet ja anders als die Lückenpresse beharrt ja nicht einfach, dass es die Klimagase alleine seien, sondern auch. Folgende menschliche Erdoberflächen-Veränderungen machen die Erde trockener und heisser am Tag und trockener und kälter in der Nacht:

    1. Wald –> Acker
    2. Acker –> Strasse / Parkplatz / Hausdach / Industriegeände
    3. Trockenlegen von Sümpfen
    4. Kanalisieren von Bächen senkt den Grundwasserspiegel und leitet zu schnell ab.
    5. Tagebau-Minen (müssen erst entwässert werden und sind bewuchsfrei)

    Die meines Erachtens einzigen kühlenden, ausgleichenden und Wasser speichernden Erdoberflächen-Veränderungen durch den Menschen sind auch nicht unumstritten:

    1. Stauseen
    2. Kunstschnee in den Skigebieten durch nächtliches Beschneien bei Kälte (sind eigentlich ökologisch sinnvoll, wenn der Energieaufwand dazu einigermassen äko ist und keine Chemie eingesetzt wird).

    Brechen wir auf zur regenerativen Landwirtschaft oder regenerativen Wirtschaft.

    Danke für den Beitrag „Selbstversorgungsgrad neu denken“.

    Herzlich, Martin

    • Heidi Says:

      Danke, Martin, für deinen ausführlichen Kommentar.
      Ich baue ja auch Gemüse … an. Dieses Jahr habe ich noch mehr darauf geachtet, den Boden möglichst gedeckt zu halten (auch mit Hilfe von „Unkräutern“) und auch Pflanzen so zu kombinieren (Kletterpflanzen, auch Zierpflanzen), dass die Kulturen möglichst auch viel Raum einnehmen. Zum 2. Mal gedeihen Kartoffeln zwischen Brombeer- und Himbeerreihen bestens, krankheitsfrei zudem, und der Ertrag ist hoch.
      Wir müssen vieles neu denken!
      Herzliche Grüsse
      Heidi

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