Fleisch- und Milchprodukte exportieren statt die Produktion senken?

Quelle: Agrarbericht 2021, Landwirtschaftlicher Aussenhandel

Quelle: Agrarbericht 2021, Landwirtschaftlicher Aussenhandel

Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 12.1.22 sein Interesse bekräftigt, mit Russland im Bereich der Landwirtschaft enger zusammenzuarbeiten. Das meldet er in einer Medienmitteilung. Mit der Unterzeichnung einer nicht rechtsverbindlichen Absichtserklärung wollen die Schweiz und Russland ihre Zusammenarbeit im Agrarbereich ausbauen.

Russland ist nach der EU, den USA, dem UK, Japan und Kanada der sechsgrösste Exportmarkt für Agrarprodukte aus der Schweiz.  Die Ausfuhren von landwirtschaftlichen Produkten nach Russland belaufen sich auf etwa 250 Millionen Franken pro Jahr.

Die Absichtserklärung umfasst drei Themenschwerpunkte:

  • bilateraler Handel
  • die Zusammenarbeit im Pflanzengesundheitsbereich sowie
  • im Veterinärwesen.

Dabei werde einerseits der bilaterale Handel mit landwirtschaftlichen Gütern thematisiert, andererseits soll ein vermehrter Austausch zu den gesetzlichen Grundlagen und Zulassungsbedingungen für landwirtschaftliche Produkte in beiden Ländern stattfinden.

Mit der Absichtserklärung biete sich der Schweiz auch ein Instrument, andere Themen besser anzusprechen wie die Exportzulassung von neuen Betrieben im Milch- und Fleischbereich sowie der Schutz von geographischen Herkunftsangaben.

Russische Landwirtschaft – grüne Agrarprodukte

Russland stieg 2020 erstmals zum Nettoexporteur von landwirtschaftlichen Produkten und Lebensmitteln auf. Exportschlager waren vor allem Weizen, Schweinefleisch sowie Fette und Öle. Im Jahr 2020 verdrängte Russland Brasilien aus den TOP-5 der weltweit grössten Schweinefleischhersteller. Die Produktion stieg im Vergleich zum Vorjahr um 8,9 Prozent. Da der Inlandsmarkt gesättigt ist, wollen Russlands Fleischerzeuger verstärkt exportieren.

Die Aufsichtsbehörde Rosselchosnadsor untersagte Mitte Mai 2021 vorübergehend die Importe von Futtermitteln und Zusatzstoffen aus Deutschland. Grund hierfür seien mehrfache Fälle von nicht deklarierten gentechnisch veränderten Inhaltsstoffen. Der Grund dafür liegt in den neuen Regelungen der Regierung zum Anbau sogenannter grüner Produkte. Am 1.3.22 tritt ein Gesetz über grüne Agrarprodukte in Kraft. Hersteller dürfen keine Gentechnik verwenden, müssen Umweltauflagen einhalten und recycelbare oder biologisch abbaubare Verpackungen verwenden.

Grösster Milcherzeugen will wachsen

Ekoniva, Russlands grösster Milcherzeuger, möchte 2021 die Rohmilchproduktion um ein Fünftel auf 1,2 Millionen Tonnen steigern. Die Holding des deutschstämmigen Landwirts Stefan Dürr, die mittlerweile 40 Milchfarmen mit 105’000 Milchkühen umfasst, setzt verstärkt auf den Export von Milch und Milchprodukten nach China. Mit Stand 1.9.19 bewirtschaftete sein russisches Unternehmen Ekoniva mit 13’000 Angestellten 589’850 Hektar Land in der Oblast Woronesch. Der Viehbestand umfasst 170’712 Rinder, darunter 82’765 Milchkühe, die täglich 2’133 Tonnen Milch produzieren. Ekoniva ist des Weiteren Marktführer im Landmaschinenhandel.

Die Schweizer Top Export- und Import-Produkte

Der Handelsbilanzüberschuss fällt bei Kaffee, Tabak und Pflanzenextrakten besonders hoch aus, beträgt 2 Milliarden Franken. Dagegen ist der Importüberschuss von Früchten, Gemüse und lebenden Pflanzen mit 3 Milliarden Franken hoch.

Was bedeutet das?

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Grossverteiler geben sich gerne „grün“ oder gar „klimaneutral“, aber man darf nicht genau hinschauen!

Was hinter der engeren Zusammenarbeit mit Russland steckt, das wissen wir (noch) nicht so genau. Klar ist, dass die Versorgung mit Milch- und Fleischprodukten sowie deren Subventionierung hoch sind, hingegen viele Bereiche des Pflanzenbaus darben, ausser etwa der Anbau von Zuckerrüben, der besonders lukrativ ist für die Bauern.

Die Spatzen pfeifen es von den Dächern, dass wir den Konsum von Fleisch und Milchprodukten stark reduzieren müssten (Gesundheit, Klima, Umwelt). Aber die Rahmenbedingungen für die Produktion zeigen nicht in diese Richtung … man will wohl eher den Export fördern.

Der zwar sinkende, aber immer noch enorme Konsum von Fleisch- und Milchprodukten der Schweizer Bevökerung hat seine Wurzeln in der verfehlten Agrarpolitik. Zusätzlich wird er angeheizt durch die von uns subventionierte Werbung sowie die Aktionen des Detailhandels.

Die Schweiz und Russland wollen den Austausch im Agrarbereich intensivieren. Medieninformation Bundesrat 12.1.22

Agrarbericht 2021, Landwirtschaftlicher Aussenhandel

Russische Landwirtschaft fährt 2021 reiche Ernte ein. GTAI, Germany Trade and Invest

Stefan Dürr, Wikipedia

Russland, Wikipedia

Bedeutung von Verkaufsaktionen im Schweizer Fleischmarkt. Bundesamt für Landwirtschaft 18.11.21

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Eine Antwort to “Fleisch- und Milchprodukte exportieren statt die Produktion senken?”

  1. Weiterhin Export von Schweizer Käse nach Russland | Heidis Mist Says:

    […] Fleisch- und Milchprodukte exportieren statt die Produktion senken? Heidis Mist 14.1.22 […]

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