
Martha K. sieht etwa alle drei Tage Beeren mit 50% Rabatt in ihrem Coop-Laden, bio und konventionell.
Das Thema des diesjährigen Weltwassertags vom 22.3.22 ist «Grundwasser – das Unsichtbare sichtbar machen». Die UNO hat eine Website zum Thema Grundwasser aufgeschaltet: www.worldwaterday.org.
Aber eigentlich müssen wir jeden Tag an das Grundwasser denken und es schützen, auch das Grundwasser anderer, z.B. beim Einkaufen die Frage stellen: „Kommt dieses Lebensmittel aus einem Trockengebiet?“
Erdbeeren aus Huelva
Am 25.3.12 schrieb Heidi: „Das riesige Sumpfgebiet und Unesco-Weltnaturerbe ist ein Winterquartier für viele Zugvögel und ein beliebtes Ferienziel für Touristen. Aber unsere Grossverteiler sind mit Hilfe unvernünftiger KonsumentInnen daran, dieses einmalige Naturschutzgebiet zu entwässern. Womit? Zum Beispiel mit Erdbeeren aus der südspanischen Provinz Huelva. Dort zapfen die Erdbeer-EsserInnen, ohne es zu wissen, illegale Brunnen in der Coto de Doñana (Wikipedia) an. Mit jeder Schale Erdbeeren entziehen sie dem Sumpf 275 Liter Wasser. Bei den riesigen Mengen, welche die Grossverteiler den spanischen Produzenten abkaufen und schon im Winter zu Spottpreisen anbieten, wirkt sich dies massiv auf den Wasserhaushalt des Weltnaturerbes aus.“
Jetzt auch in Knospe-Qualität!
Doch der Winter-Beeren-Boom hat in den letzten Jahren massiv zugenommen. Offensichtlich ist dies ein gutes Geschäft. Wahrscheinlich schiebt man uns KonsumentInnen wie üblich die Schuld zu, dass nun auch Bio Knospe Beeren im Winter angeboten werden. Saisonal und regional sind nur noch Schlagwörter ohne Inhalt.
Der Doñana blutet in alarmierendem Tempo aus
Eine Analyse, die der WWF-Spanien im Sommer 2020 veröffentlichte, zeigt, dass sich das Feuchtgebiet aufgrund jahrelanger Untätigkeit immer weiter verschlechtert, obwohl die Organisation bereits 2010 eine Beschwerde bei der EU eingereicht hatte.
Eines der wichtigsten Feuchtgebiete Europas und Rastplätze für Zugvögel ist in Gefahr, schreibt der WWF. Der Doñana-Nationalpark in Südspanien blutet in alarmierendem Tempo aus, und die Behörden haben es immer wieder versäumt, dieses Weltnaturerbe und Natura-2000-Gebiet zu schützen.
Anfang September 2020 rügte der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments die Europäische Kommission und die Mitgliedstaaten wegen ihrer mangelhaften Umsetzung der EU-Wassergesetzgebung. Doñana ist ein anschauliches Beispiel für die mangelhafte Umsetzung in der Praxis. Seine vielfältige und empfindliche biologische Vielfalt wird an ihre Grenzen stossen, wenn nicht unverzüglich Massnahmen zur Umsetzung und Durchsetzung der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) sowie der Vogelschutz- und der Habitat-Richtlinie ergriffen werden.
Illegale Farmen und illegale Brunnen
Das wertvolle Feuchtgebiet in Spanien droht wegen illegaler Farmen auszutrocknen. Nun sollen die Betriebe legalisiert werden, was laut WWF einem Todesurteil für den Coto de Doñana gleichkommt. Auch die Schweiz profitiert.
Es geht gemäss WWF um ein Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung. Es bietet Lebensraum für bedrohte Arten wie den Iberischen Luchs, über sechs Millionen Zugvögel und seltene Vogelarten.
In der Doñana beziffert der WWF die Fläche illegaler Anbaugebiete auf 4’745, die dem Feuchtgebiet mit über 1’000 illegaler Brunnen das Wasser abgraben. Allein aus den vier am schlimmsten ausgebeuteten Quellen pumpte die Agrarindustrie 2019 laut einer Studie des WWF 220 Millionen Kubikmeter Wasser ab, um rund 88’000 Hektar illegale Anbaugebiete zu bewässern.
Im Feuchtgebiet um die Daimiel-Quellen, von denen im September 2021 nur noch 21 der insgesamt 1’750 Hektar unter Wasser waren, konnte nur mit Wasser aus den Notbrunnen verhindert werden, dass der Torf in einigen Nistgebieten trocknet und Zugvögel ein ausgetrocknetes Gebiet vorgefunden hätten, Es wird so viel Wasser entnommen, dass sie sich kaum mehr auf natürliche Weise regenerieren können.
Regionalpolitik unterstützt Legalisierung
Die Regionalregierung Andalusiens habe einen Gesetzesvorschlag zur Legalisierung dieser Erdbeerfarmen auf den Weg gebracht, der von mehreren Parteien und dem Regionalparlament unterstützt werde. Dass die illegale Anbaufläche nun legalisiert werden soll, ist nach Angaben des WWF ein Schlag ins Gesicht jener, die sich um eine nachhaltige Wassernutzung in der Region bemüht haben. Ihnen würde nämlich ebenso das Wasser streitig gemacht, wie den Tieren und Pflanzen im Coto de Doñana.
Miserable Arbeitsbedingungen
Die Arbeitsbedingungen im Gemüse- und Früchte-Wunderland Almeria sind allgemein mies, auch in Biobetrieben. Oft wird nicht einmal der gesetzliche Mindestlohn bezahlt, unbezahlte Überstunden, unzulässige Arbeitsverträge. Zudem werden in den Gewächshäusern Pflanzenschutzmittel ausgebracht, ohne dass den ArbeiterInnen Schutzkleidung zur Verfügung gestellt würde. Wer die gesetzeswidrigen Umstände zur Sprache bringt, muss mit Einschüchterung und Beleidungen rechnen oder gar Entlassung.
Am 9.3.22 wurde “Haciendas Bio” wegen unzulässigen Massenentlassungen verurteilt (JUZGADO DE LO SOCIAL Nº 5 DE ALMERIA).
Schweizer Erdbeeren essen!
Der WWF Schweiz schreibt: „Erdbeeren aus Spanien schliessen in der Ökobilanz schlechter ab als Erdbeeren aus der Schweiz im Sommer. Es ist am sinnvollsten, Schweizer Erdbeeren zu kaufen, sofern diese nicht aus einem fossil beheizten Treibhaus stammen. Diese haben ab Ende Mai Saison.
Die Missstände im Süden Spaniens sind auch in der Schweiz längst bekannt. Es gibt denn auch KonsumentInnen die konsequent keine Produkte aus Almeria kaufen.
Nachtrag: Gerade hat Heidi erfahren, dass SRF gestern in den Nachrichten über das Problem Erdbeeranbau, Wasser, Coto de Doñana berichtet hat:
Wegen des Erdbeeranbaus fehlt Doñana das Wasser. Nachrichten SRF 19.3.22
Heidis Recherche hat ergeben, dass SRF 10vor10 bereits am 15.3.22 diesen Missstand aufgenommen hat:
Spanien: Erdebeer-Farmen bedrohen Naturpark. 10vor10 SRF 15.3.22
Erdbeergenuss bedroht Weltnaturerbe. Heidis Mist 25.3.12
Urgent action is needed to protect Doñana, WWF-Spain analysis reveals. WWF 16.9.20
WWF schlägt Alarm: Erdbeerproduktion zerstört Nationalpark Coto de Doñana. Jil Schuller, Tierwelt 2.2.22
Spanien legt sich trocken: WWF prangert Wasserklau im großen Stil an. CN Costa Nachrichten 22.10.21
Coto de Doñana und die Erdbeeren. WWF Schweiz
Hinter den Fassaden von “Haciendas Bio”. Interbrigadas 22.4.20
Eigenverantwortung beim Einkaufen? Heidis Mist 5.2.22
Erdbeeren aus Spanien: Menschliches und ökologisches Drama. Heidis Mist 31.3.21
Wir bringen ihnen Seife, aber sie haben kein Wasser. Heidis Mist 10.4.20
Almeria – Fruit labourers: ‚If you don’t want to work like a slave, you’re out‘. Heiis Mist 20.4.20
Haciendas Bio Almeria: Ausbeuterische Arbeitbedingungen, Gesetzesverstösse und Hungerlöhne. Heidis Mist 5.4.20
19.3.22 HOME
20. März 2022 um 07:23 |
Hat dies auf Osmerus' Blog rebloggt und kommentierte:
Saisonal, regional essen ist nun wahrlich nicht schwierig. – Ich hoffe, wir alle „arbeiten“ daran.
7. April 2022 um 09:07 |
[…] Grundwasser für Beeren: Wir verspeisen das Unesco-Weltnaturerbe Coto de Doñana. Heidis Mist 19.3.22 […]