Agropalma SA, der grösste Exporteur von Palmöl in Brasilien, sieht sich möglichen Rechts- und Reputationsrisiken gegenüber aufgrund von Verstössen gegen Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften und Konflikten mit lokalen Gemeinschaften. Das Arbeitsgericht von Tucuruí (ebenfalls in Pará) verurteilte das Unternehmen zur Zahlung von knapp 1 Million Reals (195’000 USD) wegen Unregelmässigkeiten, die bei Inspektionen durch Regierungsbeamte des Arbeitsministeriums festgestellt wurden.
Das Unternehmen hielt die Gesundheits-, Hygiene- und Sicherheitsstandards in den beiden Betrieben nicht ein. Zusätzlich zur Geldstrafe wurde Agropalma auch angewiesen, Unterstände für die Arbeiter zu bauen, die sie bei schlechtem Wetter oder während der Mahlzeiten nutzen können, sowie die Einrichtungen zu reinigen und frisches Wasser für die Arbeiter bereitzustellen. Agropalma hat gegen das Urteil Berufung eingelegt.
Agropalma sieht sich auch Konflikten mit den örtlichen Gemeinden gegenüber. Bewohner des oberen Acara-Flusses sagen, dass das Unternehmen die lokalen Gemeinden mit Sicherheitspersonal und Angestellten eingeschüchtert hat, die ihnen mit Gewalt drohen, wenn sie versuchen, das Gebiet zurückzuerobern, von dem sie glauben, es gehöre ihnen. Die lokalen Gemeinschaften behaupten, sie seien in den 1980er Jahren aus ihrem Gebiet vertrieben worden und hätten das Recht, es zurückzuerobern.
Der Ruf des Unternehmens könnte durch die jüngsten Entwicklungen Schaden nehmen, da die brasilianische Palmölindustrie in den letzten Jahren aufgrund ihres beträchtlichen Wachstums und ihrer Verbindungen zur Abholzung von Wäldern immer stärker in die Kritik geraten ist. Agropalma konnte sich einen relativ guten Ruf bewahren, da die Abholzung auf seinen Farmen laut einem Bericht seit 2008 vernachlässigbar sei.
Agropalma wurde aber in der Vergangenheit für seine schlechten Arbeitsbedingungen auf den Palmölplantagen kritisiert. Das Unternehmen wurde mit Sklavenarbeit in Verbindung gebracht, wobei ein bekannter Fall eines Agropalma-Anbauers, Altino Coelho de Miranda ist. Zwar wurde Sklavenarbeit bereits 2007 festgestellt und Miranda wurde 2009 zu acht Jahren Gefängnis verurteilt, sein Rekurs blieb aber in den Mühlen der langsamen brasilianischen Justiz hängen. Diese Vorkommnisse waren für Agropalma jedoch nicht ausreichend beunruhigend, um den Vertrag mit Miranda zu kündigen. Erst 2013, als Miranda in die offizielle „schmutzige“ Liste derjenigen aufgenommen wurde, die in Brasilien Menschen unter sklavenähnlichen Bedingungen arbeiten oder leben lassen, wurde Agropalma zum Handeln gezwungen und schloss Miranda von der Liste der Anbieter aus.
Diese Rechts- und Reputationsrisiken, mit denen Agropalma – und andere brasilianische Palmölunternehmen – konfrontiert sind, könnten zu Problemen für Geldgeber, Investoren und FMCGs (Fast Moving Consumer Goods) führen. Darüber hinaus könnten aktuelle und künftige EU-Vorschriften zur nachhaltigen Finanzierung und zur Sorgfaltspflicht in der Lieferkette die Unternehmen und ihre Geldgeber dazu zwingen, selektiver vorzugehen.
Eine grosse Anzahl von Händlern und Unternehmen beziehen ihre Produkte von Agropalma, darunter AAK, Bunge, Cargill, General Mills, Hershey, Mondelez, Nestlé, Unilever, Upfield, Kellogg’s und Grupo Bimbo. Der Ruf dieser Unternehmen und ihre Geldgeber können durch ihre Verbindungen zu Agropalma leiden.
Agropalma Faces Possible Legal, Reputational Risks from Health and Safety Violations, Conflict With Local Communities. The Chain 22.3.22
Brazil – Discourse of “innovation” contrasts with a reality of life in conditions akin to slavery for workers employed by one of Agropalma´s suppliers. World Rainforest Movement
Country Reports on Human Rights Practices of 2009
Nota da Agropalma. Repórter Brasil 1.7.13
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