Maikäfer-Massenmord: Bitte sagen Sie es nicht weiter!

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Copyright: SRF Schweiz aktuell. Ein Klick auf das Bild führt zur Sendung vom 29.5.20

Glauben Sie, dass Maikäfer vom Aussterben bedroht sind? Oder sind Sie betroffen von den gefrässigen Engerlingen oder Käfern? Je nach Situation lieben oder hassen Menschen diese Blatthornkäfer. Betroffene Bauern und GärtnerInnen bekämpfen die Maikäfer, denn sie können grosse Schäden anrichten.

Plötzlich waren sie da, die Maikäfer! Der Alpöhi hatte sie zuerst an der Hainbuchenhecke entdeckt. Heidi schaute nach … und da waren sie massenhaft, auch auf dem Zwetschgenbaum, auf der Säuleneiche und den Korbweiden. Beim letzten Flug vor drei Jahren hatten die Maikäfer die andere Säuleneiche kahlgefressen. Erst dieses Jahr treibt sie im unteren Teil zaghaft neue Knospen, wird wahrscheinlich überleben.

Was tun? Heidi holte rasch eine Plastikfolie, füllte einen Kessel mit Wasser, das sie mit wenig Abwaschmittel versah, und machte sich mit einem Stecken in der Hand an die Arbeit. Es heisst zwar, dass das Sammeln von Maikäfer wenig nütze, doch Heidi war entschlossen, die zarten hellgrünen Blätter vor dem Frass zu schützen. Ein Schlag mit dem Stecken in die Hecke und schon purzelten sie von den Ästen, viele paarweise, denn sie waren mit der Fortpflanzung beschäftigt.

Da lagen sie nun, viele auf dem Rücken, als wären sie tot. Sobald Heidi sie in die Hand nahm, klammerten sie sich fest. Erstaunlich diese Kraft in ihren Beinen! Einzelne versuchten wegzufliegen, aber Heidi war meist schneller mit dem Einfangen. Eine Handvoll Käfer nach der andern landete im Kessel. „Ach diese wunderschönen Käfer“, dachte Heidi. Sie schüttelte das Wasser immer wieder, um sie so rasch wie möglich tot zu sehen, die armen Kreaturen.

Dieses Prozedere wiederholte Heidi bei jedem Baum, der im oberen Teil voller Maikäfer war. Inzwischen waren auf der Hecke erneut Käfer gelandet, also führte sie diese widerliche Arbeit mehrmals aus. Am Schluss war der grosse Kessel, den Heidi laufend mit den Ersäuften füllte, voll. Verschont blieben jene Maikäfer, die zuoberst auf der Säuleneiche gelandet waren, denn dorthin reichte auch der Teleskop-Schneider/Pflücker nicht. Zudem ist der Baumstamm so dick, dass er beim Rütteln nur wenig nachgibt, zu wenig, um die Käfer aus ihrer Astumklammerung zu lösen.

„Wo werden die Überlebenden die Eier ablegen?“ Heidis Frage kann wohl niemand beantworten.

Von Maikäfersuppe …

Bis zum Zweiten Weltkrieg wurde das Maikäfersammeln weit herum praktiziert und stellte zusammen mit dem Einsammeln der Engerlinge beim Pflügen die wichtigste Praxis der Maikäferbekämpfung dar. In Frankreich und Teilen Deutschlands wurden sie geröstet und zu Maikäfersuppe verarbeitet.

Wenn Sie Engerlinge antreffen, vergewissern Sie sich, dass es Maikäfer-Engerlinge sind und nicht Rosenkäfer-Engerlinge, bevor sie zuschlagen, denn letztere sind nützlich.

Maikäfer-Bekämpfung

Der einheimische Maikäfer dringt wegen des Klimawandels in immer höhere Lagen vor. Dort ernährt er sich von den Wurzeln der Gräser. Sterben die Pflanzen, kommen die Hänge ins Rutschen und es drohen Ernteeinbussen für die Bergbauern. Christian Schweizer von Agroscope zeigt in einem Interview in Schweiz aktuell, wie man mit einem Pilz dagegen ankommt.

In Zeiten der Pestizid-Euphorie wurden zur Bekämpfung des Maikäfers etwa DDT, Lindan oder Hexachlorcyclohexa gegen Engerlinge, Drahtwürmer und andere «Bodenschädlinge» eingesetzt, ein lukratives Anwendungsfeld für die synthetischen Insektizide. Dabei wurde seit 1949 auch der während des Kriegs in den USA entwickelte Wirkstoff Chlordan verwendet.

Ein nie da gewesenes Ausmass erreichte die Pestizidanwendung in der Schweiz in den Jahren 1950/51, als verschiedene Gebiete zur Bekämpfung des Maikäfers grossflächig mit Insektiziden besprüht wurden. Diese Maikäferbekämpfung war Ausgangspunkt einer öffentlichen Debatte um die Verhältnismässigkeit solcher Aktionen und die Nebenwirkungen der chemischen Schädlingsbekämpfung für Mensch und Umwelt.

Maikäfer, Wikipedia

Rosenkäferlarve vs. Engerling. Umweltberatung Luzern

Engerlingsbekämpfung mit entomopathogenen Pilzen. Agroscope

Maikäferplage in Bündner Bergen. Schweiz aktuell 29.5.20

Nützliche Schädlinge – angewandte Entomologie, chemische Industrie und Landwirtschaftspolitik in der Schweiz 1874-1952. Lukas Straumann 2005

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7 Antworten to “Maikäfer-Massenmord: Bitte sagen Sie es nicht weiter!”

  1. Ernst Bromeis Says:

    Liebe Heidi

    Warum reden wir von Schädlingen? Sind die Tiere nutzlos? Wertlose Geschöpfe? Nicht zu gebrauchen? Oder ist es nur eine menschliche Kategorie? Können wir auch den westlichen, ökonomischen Menschen als Schädling bezeichnen? Oder sind wir so eigenartiger, dass wir noch schädlicher als der Maikäfer sind?

    Herzliche Grüsse von der Limmat (Flüsse galten auch als „Schädlinge“. Alles wurde begradigt und kanalisiert.)

    Ernst

    Von meinem iPhone gesendet

    >

    • Heidi Says:

      Lieber Ernst
      Du hast natürlich völlig recht. Es ist die Sicht der Menschen. Und aktuell Heidis Sicht, da die Maikäfer ihr schaden, indem sie die Zwetschgenernte und die Ressourcen bzw. den Wind- und Sonnenschutz bedrohen. Wir Menschen sind aktuell unbestrittenermassen die grössten Schädlinge. Das könnte sich aber ändern – zum Schlechten für uns!
      Bereits 2011 stand im National Geographic NG, Heft 03 / 2011, Seite(n) 64 am Schluss des Beitrags „Anthropozän – Das Zeitalter des Menschen“: Jenem Mann aber, der die Debatte ins Rollen gebracht hat, geht es eigentlich überhaupt nicht um wissenschaftliche Definitionen. Paul Crutzens Ziel ist es vielmehr, uns alle auf die Folgen unseres Tuns aufmerksam zu machen – um vielleicht das Schlimmste noch zu verhüten. «Ich hoffe», sagt er, «dass der Begriff „Anthropozän“ als Warnung verstanden wird.»
      Bisher scheint die Menschheit die Warnung nicht verstanden zu haben!
      https://www.nationalgeographic.de/geschichte-und-kultur/anthropozaen-das-zeitalter-des-menschen
      Ja, und die Gewässer! Die anlässlich des Gegenvorschlags zur Volksinitiative der Fischer versprochene Renaturierung ist in Verzug. Doch kleine Lichtblicke gibt es, habe ich doch gerade die Einladung zur folgenden Exkursion vom 25.5.23 erhalten: „Die Aufwertung des Baches Nozon gehört zu den grössten Gewässerrenaturierungen der Schweiz. Viele Hektaren wurden mit autochthonem Saatgut begrünt und haben sich prächtig entwickelt.“

      Klicke, um auf Einladung_Nozon_d.pdf zuzugreifen

      Auch an er Limmat gibt es schöne Abschnitte, etwa auf einer Wanderung zum Kloster Fahr.
      Herzliche Grüsse
      Heidi

  2. Maikäfer-Massenmord: Bitte sagen Sie es nicht weiter! — Heidis Mist – weisseis Says:

    […] Maikäfer-Massenmord: Bitte sagen Sie es nicht weiter! — Heidis Mist […]

  3. osmerus Says:

    Guten Appetit!

    • Heidi Says:

      Heute werden Heuschrecken geröstet und gegessen, Grillen auch und aus Mehlwürmern werden Hamburger… also wieso nicht auch Maikäfer-Delikatessen auf dem Teller?

  4. osmerus Says:

    Na klar!

  5. Wedel – Holm, B 431, es plonkt wieder – der Mai … ist gekommen. | Osmerus' Blog Says:

    […] plonkt es wieder, abends bei Autofahren – Fledermäuse und andere Feinschmecker freuen […]

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