Posts Tagged ‘Agrarpolitik’

Pestizide: Ein Wunder ist geschehen … oder doch nicht?

11. März 2023
Schweizer Agrarpolitik: Lieber fressen und profitieren statt handeln.

Schweizer Agrarpolitik: Lieber fressen und profitieren statt handeln.

Wir wissen es: Unser Parlament ist bauern- und industriefreundlich. Grundsätzlich wäre das nicht so schlecht, wenn sie nicht auch noch umwelt- und gesundheitsfeindlich wären. Einmal mehr haben die vom Schweizer Volk gewählten PolitikerInnen mehr Ökologie in der Landwirtschaft abgelehnt. Sie wollen einen neuen Bericht und per 2030 soll die nächste Reform in Kraft treten. In sage und schreibe sieben Jahren! Das ist die übliche Verzögerungstaktik. So wird es weiterhin zu viele Tiere geben, zu wenig Klimaschutz, Gewässerschutz, Artenschutz, Gesundheitschutz …

Einen Lichtblick gibt es trotzdem. Die Bauern wollten sogar das Beschwerderecht der Umweltverbände bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln, sprich Pestiziden, versenken. So weit ging der Nationalrat dann doch nicht. Er lehnte es ab. Das ist vernünftig und eigentlich schon ein Wunder!

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Pestizideinsatz reduzieren: Wenn Nachbarn miteinander reden …

7. März 2023

Quelle: Nachbarschaftseffekte und die Umstellung zu pestizidfreien Weizenanbausystemen. Yanbing Wang, Niklas Möhring, Robert Finger, Agrarpolitik-Blog 7.3.23

„Wir untersuchen die räumliche Dimension der Umstellung zu pestizidfreien Weizenanbausystemen. Landwirte, deren Nachbarn auf pestizidfreien Weizenanbau umgestellt haben, stellen mit bis zu 18 Prozentpunkten höherer Wahrscheinlichkeit ebenfalls um, insbesondere, wenn Landwirte offen für den Austausch mit anderen sind. Eingesetzte Anreize (z.B. Direktzahlungen und Preiszuschläge) sind effizienter eingesetzt, wenn sie mit gezielter Investition in Netzwerke und lokalen Austausch kombiniert werden.“

Das ist die Einleitung eines Blog-Artikels von Robert Finger, Professor für Agrarökonomie und -politik an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich. „Die Verringerung negativer Auswirkungen der landwirtschaftlichen Produktion auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit ist eine grosse Herausforderung für den Agrarsektor. Die Schweiz und andere europäische Länder haben sich kürzlich ehrgeizige Ziele für die Reduzierung von Risiken durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gesetzt (Finger 2021). Die Einführung nachhaltiger Pflanzenschutzstrategien steht im Mittelpunkt dieser Herausforderung. Essenziell ist dabei, dass neue Produktionsmethoden auch wirklich bei Landwirten ankommen und von diesen angenommen werden. Das Verständnis der Faktoren, die zu den Entscheidungen der Landwirte führen, ist daher von zentraler Bedeutung für eine Verbreitung nachhaltiger landwirtschaftlicher Systeme in grossem Massstab.“

Lesen Sie hier weiter: Nachbarschaftseffekte und die Umstellung zu pestizidfreien Weizenanbausystemen. Yanbing Wang, Niklas Möhring, Robert Finger, Agrarpolitik-Blog 7.3.23

P.S.: Ein Kritiker des pestizidfreien IP-Weizenanbaus hat Heidi diesen Beitrag auch geschickt. Je nach Unkrautdruck werden nach dem Anbau von pestizidfreiem Weizen Herbizide eingesetzt. Bei Direktsaat, Mulchsaat oder zur Bekämpfung von Problemunkräutern ist der Einsatz von Glyphosat zwischen der Ernte der Vorkultur und der Saat der Hauptkultur (IP-SUISSE Getreide PSM-frei) mittels Sonderbewilligung möglich. Antrag auf www.ipsuisse.ch oder auf der Geschäftsstelle.

Richtlinien Pflanzenbau, IP 3 Getreide ohne chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel (Getreide «pestizidfrei» / «PSM-frei»,)

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Reduktion des Fleischkonsums JA – aber nicht so!

31. Januar 2023
Unsere Beziehung zu Tieren ist gespalten. Wer isst das Fleisch seiner Katze? Aber wir fressen das Fleisch der herzigen Kälber!

Unsere Beziehung zu Tieren ist gespalten. Wer isst das Fleisch seiner Katze? Aber wir mästen diese herzigen Kälber und fressen dann ihr Fleisch!

Zahlreiche Studien zeigen, dass wir den Fleischkonsum massiv senken müssen, unserer Gesundheit zuliebe, für einen vernünftigen Selbstversorgungsgrad, für die Umwelt und das Klima. Doch wie sollen wir diesen Weg zusammen mit den Bauern gehen? Schliesslich machen die Bauern das, was ihnen aufgrund der Agrarpolitik existenzsichernd erscheint. Besonders stossend ist, dass Hans Burger, ein früherer Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft, die Mutter- oder besser Fleischkuhhaltung stark gefördert hatte. Wenn halt viele Direktzahlungen in die Tierproduktion fliessen, dann ist es nicht verwunderlich, dass dieser bei den Bauern beliebte Zweig floriert.

Wie steht es aber mit dem Absatz? Bei den Schweinen (Überproduktion) momentan katastrophal, auch etwa Rindvieh-Label-Bauern klagen über stockenden Absatz, über Fleischimporte und die Veganuary-Aktionen: Im Januar sollen sich die Leute vegan ernähren. Der Veganuary wurde 2014 von Privatpersonen in Grossbritannien gegründet. Er wird von diversen Supermarkt-Ketten unterstützt, welche für den veganen Januar vegane Produkte promoten oder eigens neue Produkte in ihr Programm aufnehmen.

Gemäss einem Bericht von Keystone-SDA verkauft COOP im Veganuary mehr vegane Produkte, jedoch nicht weniger Fleisch?! (Übrigens hat Coop 2023 den dritten Plant Based Food Report in Zusammenarbeit mit LINK erstellt.) Migros lässt verlauten, dass es noch zu früh sei, um in diesem Jahr klare Trends zu erkennen, äussert sich aber wie folgt: „Andererseits verstehe es sich von selbst, dass ein höherer Verkauf von Alternativen zu tierischen Proteinen zu einem geringeren Verkauf der entsprechenden Fleischprodukte führt.“

Was klar ist, nicht an den Veganuary halten sich die Tiere. Sie müssen weiter gefüttert werden (meist mit viel Importfutter) und setzen Fleisch an. Ein Teil wäre schlachtreif, aber eben!

Vegane Ernährung fördern ist eine gute Sache, denn tierische Produkte benötigen für die gleiche Produktion von Energie das Mehrfache an Land, abgesehen von den Umweltwirkungen. Zudem ist pflanzenbetonte Ernährung erst noch viel billiger, v.a. wenn man nicht auf industriell Verarbeitetes setzt und z.B. Plätzlis aus Hülsenfrüchten selber herstellt und nach eigenem Gutdünken würzt – es muss ja nicht nach Fleisch schmecken! Inzwischen ist das Internet voll von Rezepten für schmackhafte Proteinalternativen. Übrigens, wer Brot selber herstellt und die Körner selber durch die kleine Hausmühle lässt, hat auch die wertvollen Inhaltsstoffe der Keime im Brot, d.h. mehr Protein, Vitamine usw. und es schmeckt erst noch aromatischer.

Der Umstieg auf eine pflanzenbetonte oder gar vegane Landwirtschaft muss kontinuierlich erfolgen und die Amortisation der Investitionen unserer Bäuerinnen und Bauern berücksichtigen. Also darf man nicht die Bauern mit ihren Tieren ins Januarloch fallen lassen. Der Veganuary ist keine gute Idee! Das heisst nicht, dass wir die Reduktion der Tierbestände auf die lange Bank schieben sollen, sondern sofort planen müssen, damit die Bäuerinnen und Bauern die nötige Zeit für den Umstieg haben, inkl. Weiterbildung.

Was ist uns eine gesunde und umweltschonende Ernährung wert?

Keine Steuergelder mehr für Fleisch-, Käse- und Milchwerbung: Greenpeace erhöht den Druck auf die Politik. Chiara Stähli, Luzerner Zeitung 30.1.23

Schweizer Schweine leiden unter Platznot. Georg Humbel und Mischa Christen, NZZmagazin 14.1.23

Wenig Fleischverzicht im Veganuary. htr.ch, (Keystone-SDA) 16.1.23

Plant based Food Report 2023, Coop

Vegetarische und vegane Ernährung, Merkblätter. Schweizerische Gesellschaft für Ernährung (sge)

Veganuary, Wikipedia

Postletale Landwirtschaft. Stefan Mann, Agroscope

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Es gibt Bauern, die steigen vom Traktor und schauen den Schmetterlingen zu

7. August 2022

Die Blüten des Origanos bieten Schmetterlingen, Bienen, Hummeln, Schwebfliegen ... Nahrung.

Die Blüten des Origanos bieten Schmetterlingen, Bienen, Hummeln, Schwebfliegen … Nahrung.

Robert ist ein gut informierter und erfolgreicher Bauer. Ich weiss nicht mehr, ob er biologisch oder konventionell wirtschaftet, aber er bestellt seine Felder sorgfältig und freut sich über all die Pflanzen und Tieren, welche im und um den Tümpel leben, den er vor vielen Jahren ausgehoben hatte. Er kennt zahlreiche Vögel und Insekten, die in seinen Hecken, Pufferstreifen und sonstigen extensiven Flächen Unterkunft und Futter finden. Zahlreich sind die Insekten, welche seine Kulturen bestäuben und ihm einen hohen Ertrag sichern.

Stolz zeigte er mir einmal sein Heft mit all den Naturschönheiten, auch den Pflanzen, denen er Raum bietet. Besonders wertvoll sind ihm jene Kräuter, welche die Gesundheit seiner Tiere fördern. Auch wenn an einem schönen Tag viel Arbeit ansteht, kommt es vor, dass Robert vom Traktor steigt, um dem Geschwirr von Insekten zuzuschauen, ihr Summen und den Gesang der Vögel zu hören. Wenn er dann noch einer Raupe die sichere Querung des Wegs ermöglichen kann, dann sind das für ihn glückliche Momente, die er nicht missen möchte.

Es ist wohl höchste Zeit, Robert wieder einmal zu besuchen.

Die Stimme eines „anderen“ Bauern: Was lassen wir uns noch alles bieten? Gastautor Sepp Sennhauser, Co-Präsident Bio Ostschweiz und St. Galler CVP-Kantonsrat, Bauernzeitung 4.8.22

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Die verwöhnte Gesellschaft im Jammertal

27. April 2022

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Schweizer Bauern und Artenvielfalt – ein schwieriges Thema

22. April 2022

Der Schweizer Bauernverband ist grundsätzlich für Freiheit, auch Freiheit, die Umwelt mit Pestiziden und Düngern zu verschmutzen.

Der Schweizer Bauernverband ist grundsätzlich für Freiheit, auch Freiheit, die Umwelt mit Pestiziden und Düngern zu verschmutzen.

Selten hat Heidi so viele Edelweiss-Hemden, -Blusen, -Kravatten … in Aktion gesehen wie im letzten Jahr vor der Abstimmung über die Pestizid-Initiativen. Dabei gibt es auf vielen Alpen viele Blacken, jedoch kaum noch Alpenblumen. Das Edelweiss hat auf und hinter Felsen überlebt. Mit Herbiziden versucht man sogar die Blacken loszuwerden, wo doch der Boden zu viel Dünger enthält und ein solches Unterfangen zum Scheitern verurteilt ist.

Im Vorfeld der Abstimmung wurde gelogen, betrogen und gedroht was das Zeug hält. Unter den 2x NEIN Bauern waren auch viele Bio-Bauern, auch prominente Tierschützer, denn Tiere schützen heisst nicht unbedingt auch die Umwelt schützen, kann sogar Umweltverschmutzung bedeuten.

Trotz Gegenvoranschlag 40% für Pestizid-Initiativen

Markus Ritter, der unermüdliche Biobauer, Politiker, Präsident des Schweizer Bauernverbands (SBV) und Kämpfer für bäuerliche Freiheiten, hat mit viel Elan im Parlament einen Vorstoss durchgebracht, der die Pestizid-Initiativen zu Fall bringen sollte … und der Vorstoss hat es auch getan. Immerhin stimmten trotzdem 40% für die Pestizid-Initiativen, was aufgrund der Diffamierungen, Fake News und Angstmacherei betreffend steigende Preise, Hungersnot usw. durchaus erstaunlich ist. Ein zwar etwas lauer Vorschlag des Bundesrats, aber immerhin besser als nichts.

Nun liegen die neuen Regelungen vor. Pro Natura, WWF Schweiz und BirdLife Schweiz sind teilweise zufrieden weil der Bundesrat sich an seine Versprechungen gehalten habe. Immerhin! Das ist nicht selbstverständlich!

Auslandabhängigkeit

Der SBV hingegen findet den vor einem Jahr erkämpften „Gegenvorschlag“ des Bundes, der nun zementiert ist, unverständlich. Der Krieg in der Ukraine ist für ihn ein guter Vorwand, wiederum Angst vor Preissteigerungen und steigenden Importen zu schüren, indem er die Förderung der Biodiversität auf Ackerflächen ablehnt, auch kritisiert er die Reduktion von Stickstoff und Phosphor.

Nie zur Sprache kommt beim SBV die Überversorgung mit tierischen Lebensmitteln, der Export von Käse, Milch- und Fleischprodukten. Mit der Anpassung der Landwirtschaft an eine vernünftige Ernährung wären zahlreiche Probleme gelöst. Es bliebe aber die riesige Import-Abhängigkeit der Schweizer Landwirtschaft bei den Produktionsmitteln wie Dünger, Kraftfutter, Saat- und Pflanzgut, Pestiziden usw.

Nitrat im Grundwasser

Nicht gelöst wird im Moment die Überdüngung des Grundwassers mit Nitrat, obwohl seit Jahrzehnten bekannt! Die Bauern überziehen die Nährstoffbilanz nicht „nur“ um 10%, was dummerweise immer noch erlaubt ist, sondern um mehr. Über diese Studie hatte das Bundesamt für Landwirtschaft im Agrarbericht 2021 informiert.

Beschleunigung Vollzug Gewässerschutz

Im erläuternden Bericht zur Änderung der Gewässerschutzverordnung (GSchV, SR 814.201) steht unter Punkt 5.2 Auswirkungen auf die Kantone und Gemeinden:

„Die Vorlage hat Auswirkungen auf die Kantone bei der Erfassung und Kontrolle der Befüll- und Waschplätze für Pflanzenschutzmittel-Spritzgeräte, der jährlichen Meldung der Ergebnisse der Gewässerbeobachtung an das BAFU sowie bei der Planung und Umsetzung der definitiven Ausscheidung der Grundwasserschutzzonen und des Vollzugs der erforderlichen Schutzbestimmungen.

All diese Aufgaben müssen die Kantone aber bereits nach geltendem Recht wahrnehmen. Es handelt sich lediglich um eine Beschleunigung des Vollzugs von Aufgaben, welche den Kantonen mehrheitlich seit 1972 obliegen. Für die jährliche Berichterstattung über die Kontrollen der Befüll- und Waschplätze auf Landwirtschaftsbetrieben kann das bestehende Informationssystem Acontrol verwendet werden, in welchem bereits heute die Ergebnisse der Kontrollen auf Landwirtschaftsbetrieben festgehalten werden. Ein Zusatzaufwand entsteht dadurch, dass neu auch für nicht landwirtschaftliche Betriebe diese Daten erfasst und gemeldet werden müssen.

Für Gemeinden bzw. Wasserversorgungen, die bis anhin noch nicht über rechtskräftige Grundwasserschutzzonen verfügen oder die erforderlichen Nutzungseinschränkungen und Schutzmassnahmen noch nicht vollumfänglich vollziehen, entsteht ebenfalls ein Mehraufwand. Diesen Aufwand hätten sie aber bereits gemäss geltendem Recht geleistet haben müssen. Je besser das Gewässerschutzrecht bis anhin durch die Kantone, Gemeinden und Wasserversorger vollzogen wurde, umso geringer fällt dementsprechend der Aufwand für die Umsetzung der Vorlage aus.“

Voilà! Vieles zum Schutze des Wassers ist eigentlich bereits in Gesetzen und Verordnungen niedergeschrieben nur hapert es beim Vollzug durch die Kantone. Also nicht jammern, sondern endlich handeln. Wir müssen weiterhin Druck aufsetzen für besseren Vollzug und auch für bessere Gesetze, denn alles ist noch nicht gut.

Suisse-Bilanz: Es war einmal ein 10%-Fehlerbereich … Heidis Mist 28.1.22

Wenn Bauern „Zuckerwasser“ spritzen. Heidis Mist 8.4.22

Erläuternder Bericht zur Änderung der Gewässerschutzverordnung (GSchV), SR 814.201). Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK, Bundesamt für Umwelt BAFU 13.4.22

Agrarpolitik: Bundesrat hält sein Versprechen. Pro Natura, WWF Schweiz, BirdLife Schweiz 13.4.22

SBV-News Nr. 15, Notiz­ der Woche. Schweizer Bauernverband (SBV)

Le débat sur les pesticides repart… mais à l’envers. Tribune de Genève 15.4.22

Bauern sind gegen bundesrätliche Nachhaltigkeits-Vorschläge. SRF Heute Morgen 22.4.22

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Heidis Kommentar zum Abstimmungssonntag

13. Juni 2021
An die UnterstützerInnen der Trinkwasserinitiative und der Pestizidverbotsinitiative: DANKE!

An die Aktiven und UnterstützerInnen der Trinkwasserinitiative und der Pestizidverbotsinitiative: DANKE!

Volksinitiative für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide

Trinkwasserinitiative

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Kanton Luzern: Pestizid-Konzentrationen in Fliessgewässern und Seen

2. Mai 2021

Der Sempachersee ist ein beliebtes Ausflugsziel.

Zuschrift eines Wasserfachmanns vom 2.5.21.

Die www.lebensmittelkontrolle.lu.ch meldet:

“Neuste Messungen vom März 2020 zeigen, dass der Sempacher- und Baldeggersee ebenfalls mit dem Abbauprodukt von Chlorothalonil (R471811) über dem Anforderungswert für Organische Pestizide (0,1 µg/l je Einzelstoff) belastet sind (Baldeggersee um 0,5 µg/l, Sempachersee um 0,3 µg/l).”

Das Seewasserwerk der Korporation Sempach-Stadt musste bereits Ende der 1990-er Jahre wegen zu hohen Atrazin-Konzentrationen in der Trinkwasseraufbereitung zusätzlich einen Aktivkohlenfilter einbauen.

Untersuchung Zuflüsse Sempachersee:

Die Abteilung Oberflächengewässer der kantonalen  Gewässerschutzfachstelle (uwe) zeigte im Jahr 2005 in einer Tabelle auf, dass drei Zuflüsse und der Abfluss des Sempachersees ein- bis zehnmal bezüglich Pestizide über dem Grenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter (μg/l) liegen.

 Zentralplus vom 12.12.2019 publiziert:

“Acht Wasserwerke nach wie vor ausser Betrieb: Man habe acht Wasserwerken in den Gemeinden Nottwil, Sempach und Oberkirch «vorsorglich» vom Netz genommen. Das kommunizierte Aquaregio Sursee-Mittelland Ende Oktober. Der Grund: Unabhängige Wasseruntersuchungen haben ergeben, dass die erlaubten Pestizidwerte (namentlich von Chlorothalonil und seinen Abbauprodukten) bei den besagten Werken teilweise deutlich überschritten oder aber fast erreicht worden seien.”

Die gemeinsame Untersuchung 2002 – 2007 der Pestizide in Aargauer und Luzerner Fliessgewässern stellt fest:

“Die höchste Konzentration wurde mit 7,2 μg/l für Glyphosat gemessen. Die Pestizid-Grundbelastung ist hoch und gibt zur Besorgnis Anlass … An allen 46 Messstellen wurden Pestizide nachgewiesen, bei 36 sogar Überschreitungen der gesetzlichen Anforderung.“

Die Öffentlichkeit wird zu wenig informiert

Die Faktenlage der Pestizid-Anreicherung in den Gewässern und den Trinkwasserversorgungen – auch im Kanton Luzern – ist somit schon lange bekannt. Offensichtlich herrscht bei der kantonalen Lebensmittelkontrolle und bei der zuständigen kantonalen Gewässerschutzfachstelle (uwe) Stillschweigen.

Dabei müsste die Öffentlichkeit darüber vorsorglich auch im Zusammenhang mit beiden Pestizid-Initiativen besser informiert werden.

Bei den öffentlichen Trinkwasserbezugsorten aus Grundwasser und Seewasser zeigt die Auflistung die ganze Problematik mit teilweise massiver Verunreinigung von Pestiziden auch im Kanton Luzern auf. Dies hat negative Folgen für die Wasserlebensräume mit Pflanzen und Tieren und auf die Trinkwasserqualität. Auch ältere Sportfischer Fliegenfischer stellen bei der Ausübung der Fliegenfischerei eine starke Verminderung von Wasserinsekten fest, einhergehend mit deutlichem Rückgang der Forellenfangerträge.

Wenn nach der Gewässerschutzverordnung des Bundes Grenzwert-Konzentrationen für Nitrate und Pestizide im Wasser überschritten werden, müssten Massnahmen mit Ursachenbekämpfung eingeleitet werden. Zu diesem gesetzlichen Vollzug sind die Kantone gemäss Art. 28 des Gewässerschutzgesetzes verantwortlich:

Art. 28 Massnahmen am Gewässer

Reichen bei einem Gewässer die Massnahmen nach den Artikeln 7–27 nicht aus, um die Anforderungen an die Wasserqualität (Art. 9 Abs. 1) zu erfüllen, so sorgt der Kanton dafür, dass zusätzlich Massnahmen am Gewässer selbst getroffen werden.

Von den landwirtschaftlichen Kreisen wird leider kein Lösungsansatz für die Pestizid-Problematik angeboten, obwohl viele Bauern aus ihren eigenen Quellwasserbezugsorten mit Fremdstoffen verunreinigtes Wasser trinken.

In der Diskussion um die Trinkwasserinitiative sprechen Wortführer aus den Landwirtschaftskreisen verharmlosend statt von Pestiziden von Pflanzenschutzmittel, die sogar „Medizin“ für die Nutzpflanzen  sind. Ich bin einverstanden, dass die Bauern vieles befolgten, was die Agrarwissenschaften, Landwirtschaftliche Schulen, Berater von Agrochemie empfahlen. Dies erfolgte auch mit Förderbeiträgen von biodiversitätsschädigenden Bundessubventionen.

Wir befinden uns in einer Sinnkrise, dieses Problem wird von der Politik verkannt.

An der Frühlingsession 2021 hat nach dem Ständerat auch der Nationalrat unter Unterstützung der Bauernverbände beschlossen, die Beratung über die Agrarpolitik (AP22+) zu sistieren.

Heidi meint: Das Problem „Gewässerverschmutzung“ wird seit Jahrzehnten auf die Seite geschoben. Wir müssen es gezielt und energisch angehen, denn es wird lange dauern bis Grundwasser und Bäche wieder sauber sind! Jetzt den KonsumentInnen den Schwarzen Peter zuzuschieben – wie man das immer wieder lesen kann – ist eine Frechheit!

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Tierwohl – Menschenwohl: Was zählt?

23. April 2021

Agrarbericht 2020 des Bundesamts für Landwirtschaft

Die Bauern befürchten mehr Fleischimporte aus unökologischer Produktion und schlechter Tierhaltung, wenn die Trinkwasserinitiative angenommen wird. Wie stehen die Bauern zum Tierwohl? Ein Bauer sagte Heidi: „Mir kommt kein Tierschützer in den Stall.“ Es ist auch so, dass immer noch Milchkühe und Rinder den ganzen Winter über im dunklen Stall sind, bisher (23.4.21) noch NIE auch nur kurze Zeit ins Freie durften, desgleichen Schafe. Wie reagierten Bauern und Tierärzte bei der Einführung des Tierschutzgesetzes? Heidi hat darüber berichtet. Weil dies schon acht Jahre her ist, hier die Wiederholung eines Teils von Die täglichen Lügen vom 8.11.12:

Wieso hat die Schweiz mehrheitlich tierfreundliche Ställe? Weil KAG und Schweizer Tierschutz (STS) über Jahrzehnte massiv Druck aufsetzten und die Bevölkerung über die misslichen Zustände wie Käfighaltung der Hühner informierten. Auch heute ist Druck durchaus nötig, siehe Heidis Bericht Kalbfleisch: rosarot ohne Antibiotika. Mit 84 Prozent JA-Stimmen war das Schweizer Volk 1973 für einen umfassenden Tierschutz. Acht Jahre später traten Tierschutzgesetz und -verordnung in Kraft mit langen Übergangsfristen. Doch der Vollzug liess auf sich warten, die Fristen verstrichen weitgehend ungenutzt. Warum? Zitat aus dem Schwarzbuch „Vollzugs-Notstand im Tierschutz“ des STS: „Für die Durchsetzung des Gesetzes sind die Kantone verantwortlich. Der Bund hat zwar die Oberaufsicht, aber die Hände sind ihm weitgehend gebunden…“ Das kommt Heidi irgendwie bekannt vor! Der damalige freiburgische Kantonstierarzt brachte es auf den Punkt: Er denke nicht daran, das Gesetz zu vollziehen. Diesen Unsinn mache er nicht mit. Glücklicherweise seien die Kantone ihre eigenen Herren. Die Tierschutzvertreter seien halt Fanatiker. Tatsächlich? Im Schwarzbuch beginnen vier Titel mit „Unwahrheit Nr.“.

Obige Grafik aus dem Agrarbericht 2020 des Bundesamts für Landwirtschaft zeigt, dass der Selbstversorgungsgrad der tierischen Nahrungsmittel konstant bei 100% liegt, jener von pflanzlichen Nahrungsmitteln ist konstant tief, 2018 etwa 40%. Es stört die Bauern offensichtlich nicht, dass wir uns zum grössten Teil aus importierten pflanzlichen Lebensmitteln ernähren müssen. Wie ökologisch wurden diese produziert und welche Umweltschäden verursacht der Transport? Welche Pestizide, auch bei uns verbotene wie Paraquat, sind in Importprodukten? Unter welchen Arbeitsbedingungen wurden sie produziert? Steckt drin allenfalls auch Kinderarbeit? Darf man hier bei Bio genau hinschauen? Viele Fragen!

Besonders betroffen ist die steigende Zahl von Leuten, die sich zukunftsorientiert ernähren, weniger oder gar kein Fleisch essen. Gerade unter den Jungen, welche von unserer Überflussgesellschaft besonders betroffen sein werden, stellen immer mehr auf vegan um. Mit dem heutigen Selbstversorgungsgrad und der Subventionierungspolitik sind wir KonsumentInnen die Dummen.

Aus ökologischen Gründen müssen Fleischproduktion und -konsum massiv sinken, also wird viel mehr Fläche für Pflanzenproduktion zur Verfügung stehen, so dass der totale Selbstversorgungsgrad sogar zunehmen könnte.

Heidi meint: Plötzlich liegt den Bauern das Tierwohl am Herzen! Und das Menschenwohl?

Agrarbericht 2020, Selbstversorgungsgrad

Die täglichen Lügen. Heidis Mist vom 8.11.12

20.4.21 HOME

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Mythos Milch

18. April 2021

Diese Kuh bringt eine hohe Milchleistung.

Eigentlich weiss man vieles, aber die Werbung sieht oft anders aus, etwa bei der Milch. Heidis Frage: „Welches Säugetier, ausser dem Menschen, trinkt im Erwachsenenalter Milch?“

Radiosendung vom 23.7.14 – Mythos Milch: „Die Milch als ein Lebenselixier der reinen Natur. Diese Sendung hinterfragt die Werbebotschaften der Milchlobby und fördert Erstaunliches zutage.

Milch die Muntermacherin der Nation, der Saft, der uns die Kraft der reinen Natur schenkt. Die Milchwerbung verkauft uns Kuhmilchprodukte fantasievoll mit Versprechen der gesündesten Art. Aber die Medizin sagt etwas anderes. So gehört Milch zu den wichtigsten Allergenen und der Konsum von zu vielen Milchprodukten wird sogar mit gewissen Krebsarten in Verbindung gebracht. Zu viel Milch ist auch für sehr viele Kühe ungesund. Sie sind zu reinen Milchmaschinen, zu so genannten Turbokühen degradiert worden. Das bedeutet ein kürzeres Leben, oft ein lebenslängliches Angebundensein im Stall und bedeutet eine mindere Milchqualität. Die Sendung von Peter Jaeggi beleuchtet die schwarzen Seiten des weissen Saftes.“

Hören Sie sich die Fakten an: Mythos Milch, Peter Jaeggi, SRF vom 23.7.14

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