
Auf dieser Alpweide wurde ein selektives Herbizid gespritzt: Nur Gräser überleben. Copyright Ruedi A.
Fräulein Rottenmeier und Klara Sesemann haben in Maienfeld ein Hotel bezogen, denn sie verbringen die Ferien zusammen mit Heidi. Heute rasselte der Wecker früh, denn Peter wird ihnen ein paar Schweizer Alpen zeigen. Mit Bahn und Postauto geht’s los zur ersten. Bei der Ausfahrt Maienfeld zeigt Heidi den Gästen den Acker mit dem fehlenden Pufferstreifen zum Malanser Mühlbach. Jahr für Jahr! Dieses Jahr ist’s ein Kartoffelacker. Dann verlassen sie den Kanton Graubünden.
Auf der Alp „Zum Blumentod“
Klara: „Wo sind die Glockenblumen? Heidi, das ist doch deine Lieblingsblume. Ich sehe nur Gras!“
Heidi: „Die sind längst verschwunden. Zu intensiv bewirtschaftet!“
Peter: „Ich zeig‘ dir dann schon noch Blumen. Dort drüben im Naturschutzgebiet. Du wirst staunen über die Farbenpracht. Hier wurde grossflächig ein selektives Herbizid gespritzt. Das tötet alle Pflanzen, ausser die Gräser.“
Fräulein Rottenmeier: „Das ist ja unglaublich! Werden DIE bestraft? Ich esse keinen Alpkäse mehr!“
Heidi: „Fräulein Rottenmeier, es ist nicht überall so schlimm. Peter zeigt uns später auch Weiden von vernünftigen Älplern.“
Peter: „Es ist eben so: Auf vielen Alpen wurden die Problempflanzen seit Jahrzehnten nicht mehr bekämpft. Deshalb breiteten sie sich aus, besonders dort, wo die Bewirtschaftung nicht den natürlichen Gegebenheiten angepasst ist. Es gibt regelrecht degenerierte Weiden.“
Klara: „Das ist aber schade! Früher waren die Alpweiden sooo schön.“
Heidi: „Ja, und jetzt gibt’s neu eben mehr Geld für’s Alpen. Doch wenn die Weiden verunkrautet sind, dann kürzen die Kontrolleure die Beiträge. Zusätzlich zu diesen Alpungsbeiträgen gibt es noch Sömmerungsbeiträge. Der Bund will wohl in erster Linie den Tourismus fördern, nicht die Biodiversität! Beim Downhill sieht man die Blumen sowieso nicht. Sie fördern eben v.a. die im Sommer schlecht ausgelasteten Bergbahnen.“
Peter: „Es gibt sehr strenge Alpkontrolleure!“
Klara: „Und dann darf jeder einfach Herbizid spritzen?“
Peter: „Einzelne Pflanzen totspritzen, das ist allgemein erlaubt, ausser auf Bio-Alpen. Für eine grossflächige Behandlung braucht es jedoch eine Bewilligung, aber diese werden grosszügig erteilt. Kein Problem!“
Heidi: „Das Hauptproblem ist, dass immer wieder Herbizide gespritzt werden müssen, wenn nicht gleichzeitig die Bewirtschaftung verbessert wird.“
Fräulein Rottenmeier: „Wer bildet diese Giftspritzer aus?“
Peter: „Jeder Löli darf spritzen. Es braucht keine Ausbildung. Die einen sind zurückhaltend, andere bespritzen alles, was ihnen nicht passt. Gespritzt wird meist, wenn man Zeit hat, nicht dann, wenn es der ideale Zeitpunkt wäre zur Vernichtung des Unkrauts.“
Im Postauto

Weisser Enzian auf einer Schweizer Alp. Copyright Ruedi A.
Peter: „Liebe Klara, hier sieh! Ich habe letztes Jahr einen Weissen Enzian fotografiert. Enziane gibt’s in höheren Lagen noch viele.“
Mittagessen auf der Alp „Bio-Milch und -Kräuter“

Wenn Alpweiden standortgerecht genutzt und Problemunkräuter regelmässig mit der Sense gemäht werden, dann entsteht kein Unkrautproblem. Copyright Sandro L.
Peter: „Diese Alp wird biologisch bewirtschaftet, das Unkraut mit der Sense gemäht.“
Fräulein Rottenmeier: „Kann man hier Käse kaufen?“
Heidi: „Natürlich! Und Alpbutter. Wir essen hier. Die Älpler sammeln auch Kräuter; das gibt einen wunderbaren Tee. Oder trinken Sie doch frische Milch, heiss mit Alp-Honig.“
Wanderung zur Alp „Pflanzenfreund“

Die Älpler mähen den Weissen Germer und sammeln das Pflanzenmaterial ein. Copyright Sandro L.
Peter: „Wir wandern jetzt noch zur Milchkuhalp dort oben. Nicht Bio, aber sie schneiden z.B. den Germer und sammeln ihn ein. Es gibt sie noch, die Vernünftigen!“
Abstecher zur Alp „Herbizid auch gegen Brennesseln“

Mit Herbizid totgespritzte Brennesseln. „Als Frühjahrsgemüse werden die jungen Brennnesseltriebe wegen ihres hohen Gehalts an Flavonoiden, Mineralstoffen wie Magnesium, Kalzium und Silizium, Vitamin A und C (ca. 2x mehr Vitamin C als Orangen), Eisen, aber auch wegen ihres hohen Eiweißgehalts geschätzt. Die Brennnessel enthält in der Trockenmasse etwa 30 % Eiweißanteil.“ Wikipedia. Copyright Sandro L.
Peter: „Ich begreife das nicht. Hier haben sie sogar die Brennesseln mit Herbizid bespritzt.
Klara: „Das ist echt krass!“
Fräulein Rottenmeier: „Als Heidi in Frankfurt krank war, hat ihr der Doktor Brennesseltee verschrieben. Sebastian sammelte sogar selber welche und achtete darauf, dass Heidi den Tee auch trank! Nicht wahr, Heidi?“
Heidi: „Ja. Auch Grossvater sagt immer, das sei gesund und stärke. Ein wertvolles Futter! Er lagert getrocknete Brennesseln separat auf dem Heustock und verfüttert sie dann im Winter kranken Geissen. Die Tiere fressen sie auch angewelkt auf der Weide gerne, übrigens auch Distelarten. Weil der Grossvater die Brennesseln schneidet und sammelt, sind sie nie zum Unkraut geworden. Als ich noch klein war, zeigte er mir die Raupen und die Schmetterlinge, welche daraus entstehen.“
Peter: „Ich muss der Grossmutter jeweils zwei verschiedene Brennessel-Jauchen für den Garten ansetzen. Eine als Dünger, die andere zum Stärken der Pflanzen.
Es ist schon unverständlich, was gewisse Älpler mit den Herbiziden anrichten. einige wissen nicht einmal, dass man das Jakobskreuzkraut schneiden muss, damit diese giftige Pflanze nicht versamt.“
Fräulein Rottenmeier: „Was wird Herr Sesemann dazu sagen? Ich habe viele Fotos gemacht; die werde ich ihm gleich mailen.“
Drucken, E-Mail senden und teilen:
Gefällt mir:
Gefällt mir Wird geladen …