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Rückstände von Herbiziden auf Glyphosatbasis im Boden wirken sich negativ auf pflanzenfördernde Mikroben aus

15. April 2023
Copyright: Universität Turku, Finnland

Copyright: Universität Turku, Finnland

Medieninformation der Universität Turku vom 6.4.23: Residues of Glyphosate-based Herbicides in Soil Negatively Affect Plant-beneficial Microbes

Forscher der Universität Turku fanden heraus, dass selbst sehr geringe Rückstandsmengen von Herbiziden auf Glyphosatbasis negative Auswirkungen auf endophytische (im Innern der Pflanze lebende) Mikroben in Gartenerdbeeren haben.

In einer Feldstudie untersuchten Forscher der Universität Turku, Finnland, die Auswirkungen von Glyphosatrückständen im Boden auf die endophytischen Mikrobengemeinschaften von Gartenerdbeeren, wobei sie die üblichen landwirtschaftlichen Praktiken der Herbizidausbringung anwandten.

Proben von Erdbeerpflanzen, die auf dem Versuchsfeld wuchsen, zeigten, dass, obwohl die Gesamtzusammensetzung einer mikrobiellen Gemeinschaft und das Wachstum von Gartenerdbeeren nicht beeinträchtigt wurden, bestimmte endophytische Mikroben, die für ihre pflanzenfördernden Funktionen bekannt sind, in den Erdbeerpflanzen, die Herbizidrückständen im Boden ausgesetzt waren, relativ weniger häufig vorkamen.

„Diese pflanzenfreundlichen Mikroben sind endophytisch, das heisst, sie leben in den Blättern und Wurzeln der Pflanzen. Zu ihnen gehören Bakterien und Pilze, die in den Pflanzen mikrobielle Gemeinschaften bilden. Diese mikrobiellen Gemeinschaften fördern die Ernährung, Krankheitsresistenz und Stresstoleranz ihrer Wirtspflanzen. Diese endophytischen Mikroben sind also unverzichtbare Partner der Pflanzen, da die Pflanzen für ihre Gesundheit und ihr Überleben auf sie angewiesen sind“, erklärt Suni Mathew von der Fakultät für Biologie der Universität Turku.

Herbizide auf Glyphosatbasis werden zur Unkrautbekämpfung auf landwirtschaftlichen Feldern vor der Aussaat eingesetzt und bauen sich angeblich schnell im Boden ab, so dass Nutzpflanzen, die nach der zweiwöchigen Sicherheitsfrist gepflanzt werden, der Chemikalie nicht ausgesetzt sind. Andere Studien haben jedoch gezeigt, dass dies nicht der Fall ist und selbst nach zwei Wochen noch geringe Rückstände von Glyphosat im Boden zu finden sind.

In dieser Studie wurden die Herbizidparzellen des Versuchsfeldes mit der Standarddosis eines Herbizids auf Glyphosatbasis besprüht (Glyphosatkonzentration: 450 g L-1, CAS: 3864-194-0, Aufwandmenge: 6,4 l ha-1) und die Kontrollparzellen mit Leitungswasser besprüht. Nach dem Sprühen beobachteten die Forscher die zweiwöchige Sicherheitsphase vor dem Einpflanzen der Erdbeerpflanzen.

Forscher beginnen gerade erst, die Bedeutung der endophytischen Mikroben für die Pflanzengesundheit zu verstehen

Die Wirkung von Glyphosat beruht auf der Hemmung des Shikimat-Stoffwechselwegs, einem Stoffwechselweg für die Synthese von Aminosäuren, der in Pflanzen, nicht aber in Tieren vorkommt. Dieser Stoffwechselweg ist jedoch auch in vielen Mikroben vorhanden.

„Es wird oft übersehen, dass der Shikimat-Stoffwechselweg auch in Mikroben vorkommt. Wir wissen bereits, dass Herbizide auf Glyphosatbasis und ihre Rückstände einige freilebende Mikroben im Boden beeinträchtigen können. Insgesamt beginnen wir gerade erst, die Bedeutung der endophytischen Mikroben für die Pflanzengesundheit zu verstehen. Daher ist es wichtig zu untersuchen, ob diese Mikroben durch Glyphosatrückstände beeinträchtigt werden. Die nächste Frage ist, ob die Glyphosatrückstände, die zu Veränderungen bei den endophytischen Mikroben führen, auch die Ernährung, Gesundheit und Krankheitsresistenz der Pflanzen beeinflussen“, sagt Mathew.

In der Studie wurde auch ein neuer bioinformatischer Ansatz verwendet, um herauszufinden, ob die Veränderungen in den mikrobiellen Gemeinschaften mit ihrer Empfindlichkeit gegenüber Glyphosat zusammenhängen. Die Ergebnisse zeigten, dass die mikrobielle Gemeinschaft in den Wurzeln der Pflanzen in den Herbizidparzellen mehr potenziell glyphosatresistente Bakterien aufwies als die Wurzeln der Pflanzen in den Kontrollparzellen. Diese Verschiebung der bakteriellen Gemeinschaft zugunsten potenziell glyphosatresistenter Bakterien könnte zu einem Rückgang der mikrobiellen Vielfalt führen.

„Unsere Studie zeigt, wie selbst sehr geringe Rückstände von Agrochemikalien pflanzenassoziierte Mikroben beeinflussen können. Veränderungen in der Häufigeit bestimmter pflanzenfreundlicher endophytischer Mikroben und die Dominanz potenziell glyphosatresistenter Bakterien können besorgniserregend sein, wenn sie sich langfristig auf die Pflanzengesundheit auswirken“, betont Mathew.

Residues of Glyphosate-based Herbicides in Soil Negatively Affect Plant-beneficial Microbes. Medieninformation University of Turku 6.4.23

Glyphosate-based herbicide use affects individual microbial taxa in strawberry endosphere but not the microbial community composition. Suni Anie Mathew et al. Journal of Applied Microbiology Volume 134, Issue 2, February 2023, lxad006, https://doi.org/10.1093/jambio/lxad006

Plastik im Salat, in den Erdbeeren …?

18. März 2018
Ein ganzer Acker voll von Plastikteilchen zwischen dem Schloss Marschlins und der Ganda! Bei diesem Anblick kam dem Spaziergänger Kurt Hartmann das Bauern-Plakat „Abfall macht uns krank“ in den Sinn. Er bat das landwirtschaftliche Bildungs- und Beratungszentrums Plantahof in Landquart um eine Stellungnahme. Zitat aus der Antwort: "... Gemäss Ihren Bildern sind auf dem Feld Schnüre, evtl. Elektrozaunstücke und Plastikfolien zu sehen. Es sind dies alles Sachen, welche - wie Sie richtig festgestellt haben - nicht auf einen Acker gehören. Ich gehe jedoch nicht davon aus, dass dies auf dem ganzen Acker so aussieht und bin überzeugt, dass der betreffende Bewirtschafter das Feld vor der nächsten Bearbeitung im Frühling, wie in der Landwirtschaft üblich, räumt. Das heisst, dass der Unrat zusammengelesen wird, bevor mit der Bearbeitung der Felder begonnen wird. Wie diese Plastikteile auf den Acker gekommen sind, kann ich nicht beurteilen..." <strong>Heidi meint: "Plastikfolien werden im Gartenbau und in der Landwirtschaft nicht selten einfach untergepflügt nach dem Motto: Aus den Augen aus dem Sinn. Das darf nicht sein, den der Boden ist eine unserer Lebensgrundlagen."</strong>

Ein ganzer Acker voll von Plastikteilchen zwischen dem Schloss Marschlins und der Ganda! Bei diesem Anblick kam dem Spaziergänger Kurt Hartmann das Bauern-Plakat „Abfall macht uns krank“ in den Sinn. Er bat das landwirtschaftliche Bildungs- und Beratungszentrums Plantahof in Landquart um eine Stellungnahme. Zitat aus der Antwort: „… Gemäss Ihren Bildern sind auf dem Feld Schnüre, evtl. Elektrozaunstücke und Plastikfolien zu sehen. Es sind dies alles Sachen, welche – wie Sie richtig festgestellt haben – nicht auf einen Acker gehören. Ich gehe jedoch nicht davon aus, dass dies auf dem ganzen Acker so aussieht und bin überzeugt, dass der betreffende Bewirtschafter das Feld vor der nächsten Bearbeitung im Frühling, wie in der Landwirtschaft üblich, räumt. Das heisst, dass der Unrat zusammengelesen wird, bevor mit der Bearbeitung der Felder begonnen wird. Wie diese Plastikteile auf den Acker gekommen sind, kann ich nicht beurteilen…“ Heidi meint: „Plastikfolien werden im Gartenbau und in der Landwirtschaft nicht selten einfach untergepflügt nach dem Motto: Aus den Augen aus dem Sinn. Das darf nicht sein, den der Boden ist eine unserer Lebensgrundlagen.“

Mikroplastikverschmutzung scheint weiter verbreitet zu sein, als man vermutet hat, und die Partikel werden weltweit regelmässig auch von Menschen aufgenommen. Beängstigend ist, wie wenig wir über ihre Wirkung auf die menschliche Gesundheit wissen (The Lancet).

Eine von unzähligen Schlagzeilen über Plastik: „Eine US-Studie liefert beunruhigende Neuigkeiten: Unser Mineralwasser ist teils voller winziger Plastikteilchen. Was sie im Körper bewirken, weiss leider kein Mensch.“

Was man aber weiss, ist, dass sich allerhand Schädliches an Plastik anlagert: Umweltgifte, Pestizide, Bakterien, Krankheitserreger, resistente Keime usw. Und schon früh erkannt wurde die Schädlichkeit von hormonell wirksamen Zusatzstoffen wie Bisphenol A oder Phthalaten.

Verschmutzung an Land grösser als im Meer

Plastik im Boden: Die Politik setzt auf Eigenverantwortung der Bauern!

Plastik im Boden: Die Politik setzt auf Eigenverantwortung der Bauern!

Je nach Umgebung wird die Plastik-Verschmutzung des Landes auf das Vier- bis 23-fache der Verschmutzung der Meere geschätzt. Der Tagesspiegel berichtete über die Forschung des Pflanzenökologen Matthias Rillig von der Freien Universität Berlin. Rillig: „Über die globale Verteilung von Mikroplastik in den Meeren und Küstenregionen gibt es bereits gute Untersuchungen. Über die Situation in terrestrischen Ökosystemen weiss man dagegen so gut wie nichts.“ Entstehung von Mikroplastik.

Aufnahme von Nanoplastik durch Pflanzen

Plastik im Wasser: Die Politik setzt auf Eigenverantwortung der Industrie.

Plastik im Wasser: Die Politik setzt auf Eigenverantwortung der Industrie.

Was Matthias Rillig beunruhigt, das ist, dass Mikroplastik im Laufe der Zeit immer weiter fragmentiert werden könnte, zu Nanoplastik. Die Wurzeln könnten Nanopartikel aufnehmen, so dass sie bis in die Blätter gelangen. „Damit würde Plastik nicht nur über Fisch und Meeresfrüchte in unsere Nahrungskette gelangen, sondern auch durch Agrarprodukte“, sagt Rillig. Ganz gleich, ob „bio“ oder nicht.

„Plastik hat in der Natur grundsätzlich nichts verloren. Je weniger hineingelangt, umso besser.“

Verlagerung in tiefere Bodenschichten

Plastik in der Luft: Die Politik setzt auf Eigenverantwortung der KonsumentInnen.

Plastik in der Luft: Die Politik setzt auf Eigenverantwortung der KonsumentInnen.

Matthias Rillig weiss aus eigenen Studien, dass Mikroplastik durch verschiedene Organismen, zum Beispiel Regenwürmer, im Boden nach unten transportiert wird. Im Gegensatz zum Wasser kann der Boden nicht gefiltert werden.

Plastik aus der Luft

Als feiner Staub könnte Nanoplastik auch eingeatmet werden, wie Asbest oder Blütenpollen. Es gibt Daten von Paris: 300 Partikel pro Quadratmeter und Tag. Es könnte also sein, dass auch diese Fasern, nicht nur sphärische Partikel, im Boden landen.

Wie kommt Plastik in den Boden?

In manchen Branchen wird Kunststoff sogar bewusst in die Erde gemischt, etwa kleine Styroporkügelchen als Lockerungsmittel für Böden, damit die Pflanzen besser wachsen. Immer mehr Plastik wird in der Landwirtschaft und im Gartenbau verwendet. Folien und Folientunnels prägen die Landschaft.

Feldrandkompostierung mit Plastikteilchen

Feldrandkompostierung mit Plastikteilchen

Bereits zu Beginn der Feldrandkompostierung vor Jahrzehnten wurde klar, dass viel Unrat wie Plastik mit dem Grüngut auf die Kompostmieten gelangt. Detailhändler werfen Waren mit abgelaufenem Verkaufsdatum mitsamt der Verpackung, meist Plastik, in die Behälter für die Kompostier- und Biogasanlagen. Einzig die Biomarke Demeter verlangt, dass ihre Bauern keinen Kompost oder kein Gärgut aus solchen Anlagen beziehen.

„Biologisch abbaubare Kunststoffe“

Eine Verbesserung der biologischen Abbaubarkeit bedeutet fast immer eine Verschlechterung der Werkstoffeigenschaften. Die Weltproduktion an Standardkunststoff betrug 2016 335 Millionen Tonnen, jene von biologisch abbaubaren Kunststoffen macht etwa 1% davon aus.

Merkblatt Forschungsinstitut für biologischen Landbau 2017/Agrokunststoffe:

Problematisch ist nach wie vor, dass die Kompostierbarkeit auch bei biologisch abbaubaren Kunststoffen, egal ob sie aus fossilen oder nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wurden, nicht immer gegeben ist. Viele dieser Kunststoffe sind nur in industriellen Anlagen kompostierbar und auch nur mit sehr langen Abbauraten. Im Haushaltkompost sind die meisten kaum innert nützlicher Frist abgebaut. Mulchfolien aus Stärke-Mischungen z.B. werden angepriesen, dass sie in 10 bis 12 Wochen zu 100 Prozent abgebaut sein sollen.

Durch Agrokunststoffe ebenfalls nicht gelöst wird das Problem der Migration unerwünschter Stoffe in die Produkte. Agrokunststoffe benötigen dieselben Zusätze wie Kunststoffe aus fossilen Rohstoffen. Die eingesetzten Weichmacher, Farben und anderen Additive können ins Lebensmittel eindringen oder im Fall der Mulchfolie in den Boden wandern.

Littering

Abfall gehört nicht in die Umwelt. Die Bauern machen darauf aufmerksam, dass er den Tieren schadet. Doch auch sie sollten Plastik meiden und v.a. nicht in den Boden einbringen. Von dort kann Plastik zudem durch Abschwemmung in Gewässer gelangen.

Recyclieren nur teilweise möglich

Plastik ist nicht gleich Plastik und nur in Ausnahmefällen ist es möglich, den Abfall sauber zu trennen. Je nach den Zusatzstoffen ist der „neue“ Rohstoff nicht für Folien, Lebensmittel usw. geeignet. Und der Transport verschleisst Energie!

Was tun unsere Gesetzgeber?

Es herrscht die freie Marktwirtschaft. In der Schweiz ist nicht einmal die Abgabe von Einwegplastiksäckchen verboten, die Motion Dominique de Buman wurde vom Parlament abgelehnt. Wenigstens ist bei uns das Ausbringen von Klärschlamm durch die Bauern seit 2006 verboten.

Weil China Plastikabfälle aus Europa nicht mehr entsorgen will, haben einige Länder Probleme. So bemüht sich England, den Verbrauch einzuschränken.

Private und eine Bio-Ladenkette sind Pioniere

Doch Private sind aktiv, es gibt immer mehr Unverpacktläden. Hier finden Sie die Schweizer Läden. Und hier ist die Karte unverpackt einkaufen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

In den Niederlanden eröffnet die Bio-Supermarktkette Ekplaza in Amsterdam eine plastikfreie Abteilung mit 700 nicht verpackten Produkten (Fleisch, Reis, Milch…). Bis Ende Jahr sollen alle 74 Filialen über eine solche Abteilung verfügen.

 

Diver swims through 'horrifying plastic cloud' The Indonesian island of Bali is popular with tourists and known for its beautiful beaches. British diver Rich Horner lives on a nearby island, and filmed himself swimming through rubbish in the sea. BBC 7.3.18. Auf Bild klicken, um Video anzuschauen.

Diver swims through ‚horrifying plastic cloud‘
The Indonesian island of Bali is popular with tourists and known for its beautiful beaches.
British diver Rich Horner lives on a nearby island, and filmed himself swimming through rubbish in the sea. BBC 7.3.18.
Auf Bild klicken, um Video anzuschauen.

Microplastics and human health—an urgent problem, The Lancet vom Oktober 2017

Mikroplastik im Acker, Der Tagesspiegel vom 21.2.17

Mikroplastik im Boden: „Die Verunreinigung auf den Kontinenten ist noch nicht auskartiert“, Deutschlandfunk vom 7.2.18

Mikroplastik auf den Feldern, Klimaretter.Info vom 5.3.18

Von wegen rein: Forscher finden Mikroplastic in Flaschenwasser, NZZ vom 15.3.18

Microplastic pollution in oceans is far worse than feared, say scientists, The Guardian, 15.3.18

MikrOMIK: Microplastics as vector for microbial populations in the ecosystem of the Baltic Sea, Leibniz-Institut für Ostseeforschung, Warnemünde

Zieht Mikroplastik schädliche Keime an? Ärzte Zeitung vom 26.2.18

Scientist warns we could be breathing in microplastic particles laden with chemicals, Independent, 9.5.16

700 Produkte ganz ohne Plastik: Erster Supermarkt der Welt führt revolutionären Gang ein, Chip vom 2.3.18

Twitter: #microplastics

18.3.18 HOME

Grundwasser: Widersprüchliche Politik

19. April 2014
Das meiste Wasser, welches wir trinken oder das unsere Brunnen speist, stammt aus dem Grundwasser.

Das meiste Wasser, welches wir trinken oder das unsere Brunnen speist, stammt aus dem Grundwasser.

Das Grundwasser lebt. Kleinstlebewesen – wie Bakterien und Krebse – bilden Lebensgemeinschaften, welche noch wenig erforscht sind. Ihre Vielfalt ist gross und typisch für einen Standort. Die Tierchen gelangen bei der Entnahme von Grundwasser in die Trinkwasserversorgung. Wer sie kennt, kann aufgrund der Artenzusammensetzung und Dichte auf die Qualität des Trinkwassers schliessen. Die Grundwasser-Lebensgemeinschaften sind auch Frühwarnsysteme für Veränderungen des Wasserhaushalts in Feuchtgebieten, denn wenn man feststellt, dass sich die oberirdischen Lebensgemeinschaften verändert haben, dann sind die Feuchtgebiete bereits nachhaltig geschädigt. Am 22. Mai 2014 findet das Landauer Fachtreffen Tiere im Trinkwasser statt, Universität Koblenz-Landau, Institut für Grundwasserökologie IGÖ GmbH; es richtet sich an Vertreter der Wasserwirtschaft, mehr über Grundwasserökologie.

Der Brunnenkrebs „Parabathynella badenwuerttembergensis“ lebt im Grundwasser; ein uraltes Tier aus einer Zeit, die über 200 Millionen Jahre zurückliegt. Foto: PD

Der Brunnenkrebs „Parabathynella badenwuerttembergensis“ lebt im Grundwasser; ein uraltes Tier aus einer Zeit, die über 200 Millionen Jahre zurückliegt. Foto: PD

Es ist daher nicht verwunderlich, dass in der Gewässerschutzverordnung (GSchV SR 814.201) nicht nur Vorschriften zum Schutz des Grundwassers enthalten sind, sondern in Anhang 1 (Art. 2) auch ökologische Ziele für unterirdische Gewässer formuliert wurden: Die Biozönose (der Lebensraum) unterirdischer Gewässer soll naturnah und standortgerecht sein sowie typisch für nicht oder nur schwach belastete Gewässer.

Der Druck auf das Grundwasser ist heute gross. Weil die Lebewesen im Grundwasser rasch auf Veränderungen ihres Lebensraums reagieren, stellt sich die Frage nach der Erreichbarkeit der Ziele bzw. der künftigen Qualität unseres Trinkwassers.

Die Politik fördert Wasserkraftwerke ... längst nicht alle Projekte sind sinnvoll. Historisches Wasserrad beim Rheinfall

Die Politik fördert Wasserkraftwerke … längst nicht alle Projekte sind sinnvoll. Historisches Wasserrad beim Rheinfall.

Zum Beispiel: Damit die wachsende Nachfrage nach Energie befriedigt werden kann (Wirtschaftswachstum und Energiewende!), wird der Ausbau der Wasserkraftwerke gefördert. Wenn Wasser in Druckstollen, statt in Gewässern fliesst, dann sickert auch weniger Wasser in den betreffenden Grundwasserstrom; das Niveau sinkt. Dies wiederum bewirkt weniger Wasser im Boden und, je nach Standort, leiden die darauf wachsenden Pflanzen an Wassermangel, d.h. landwirtschaftliche Kulturen oder Golfrasen … müssen (mit Grundwasser) bewässert werden, was die Kosten und den Wasserverbrauch erhöht sowie den Grundwasserspiegel weiter senkt. Der Klimaerwärmung wegen (Vermindern der Emission von Treibhausgasen) fördert die Politik den Stromverbrauch, z.B. durch Elektroautos. Auch Energieministerin Doris Leuthard, ist elektromobil. Und: Kommt das Fracking, eine weitere Gefahr für das Grundwasser? Schiefergas – Wissenswertes zum Hydraulic Fracturing (Fracking), EAWAG, April 2013. Am 22.11.13 wurde die Initiative „Keine Vergiftung unserer Böden durch Erdgasförderung“ lanciert: Stopp Fracking.

Mehr Einwohner - mehr Bauten. Höhere Ansprüche - grössere Wohn- und versiegelte Aussenflächen. Zunehmender Grundwasserverbrauch.

Mehr Einwohner – mehr Bauten. Höhere Ansprüche – grössere Wohn- und versiegelte Aussenflächen. Zunehmender Grundwasserverbrauch.

Weitere Beispiele der Veränderung des Grundwassers durch die Politik: Der Wasserverbrauch und somit das Heraufpumpen von Grundwasser nimmt mit dem Bevölkerungswachstum zu, auch mit der intensiven Tourismusförderung durch das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) und die Kantone. Durch den grassierenden Bau von Häusern und Strassen (4,20 m breite Kantonsstrassen in die entlegendsten Berggebiete) fliesst mehr Niederschlagswasser direkt in Fliessgewässer statt über den Boden ins Grundwasser (wenn Land für den Gewässerraum benötigt wird, dann schreien die Bauern Zeter und Mordio, wenn es um Verbreiterung der Strassen für den Transport von Baumaterial, Futter, Vieh und Touristen geht, dann herrscht Stille; eine Stille wie man sie sonst kaum mehr in der Schweiz erleben kann). Allgemein sind Massnahmen gegen die Klimaerwärmung stark auf grünes Wirtschaftswachstum (Fotovoltaik, Gebäudeisolation, Energieeffizienz, Biogas usw.) und Freiwilligkeit ausgerichtet; Aufrufe zum Sparen bringen kaum Wählerstimmen.

Auch Coca Cola hat das Geschäft mit dem Leitungswasser entdeckt: Wasserdispenser und Cola-Kapseln.http://lebensraumwasser.com/2014/02/11/coca-cola-plant-den-vertrieb-von-wasserspendern/

Auch Coca Cola hat das Geschäft mit dem Leitungswasser entdeckt: Wasserdispenser und Cola-Kapseln. http://lebensraumwasser.com/2014/02/11/coca-cola-plant-den-vertrieb-von-wasserspendern/

Klimaerwärmung und Grundwasser? Wenn Gletscher schmelzen, die Schneefallgrenze in höhere Lagen klettert, weniger Schnee und Regen fällt, mehr Wasser verdunstet, mehr Wasser für Bewässerung, zum Durstlöschen, für wohltuendes Duschen … gebraucht wird, dann sinkt der Grundwasserspiegel und, nicht zu vergessen, auch das Grundwasser wird wärmer. Gelangt weiterhin die gleiche Menge an Schadstoffen ins Grundwasser, so nimmt ihre Konzentration zu, d.h. dort, wo die Verschmutzung heute schon hoch ist, müssen Trinkwasserfassungen geschlossen werden oder zumindest fallen hohe Aufbereitungskosten an.

Auch die Agrarpolitik hilft fleissig beim Anheizen des Klimas, indem sie einseitig die Tierproduktion mit den entsprechenden Treibhausgasen fördert; daran ändert auch die Abschaffung der Tierhalterbeiträge wenig. Gegen verbesserten Schutz des Trinkwassers vor Pestiziden haben sich die Bauern 1999 erfolgreich gewehrt, und beim Bundesamt für Landwirtschaft ist niemand bereit, dieses heisse Eisen aufzunehmen. So dürfen in der Grundwasserschutzzone S2, welche fast bis zur Entnahmestelle für Trinkwasser reicht, weiterhin Pestizide ausgebracht werden, obwohl der Bundesrat einmal die gute Absicht hatte, dies zu verbieten, siehe Bundesrat gewichtet Freiheit der Bauern höher als Trinkwasserqualität, Heidis Mist, 6.2.13. Brachliegende Felder im Winter bergen weitere Gefahren sowie Ausbringen von Düngern und Pflanzenschutzmitteln, vor allem wenn die Menge hoch ist oder der Zeitpunkt schlecht gewählt (z.B. im Kanton Graubünden werden regelmässig abgeerntete Felder, etwa Maisfelder, im Herbst mit Mist und/oder Gülle gedüngt, obwohl keine Pflanzen den Dünger aufnehmen können und der Mais erst im darauffolgenden Sommer die Nährstoffe aufnehmen könnte, ja könnte, denn dann ist ein grosser Teil ausgewaschen). Die Berglandwirtschaft wird noch stärker als bisher gefördert, obwohl die Energieffizienz sehr schlecht ist.

Gefahr der Grundwasserverschmutzung durch monatelange Lagerung von ungedecktem Mist im Feld in Graubünden, und zwar durch die Behörden offiziell toleriert!

Gefahr der Grundwasserverschmutzung durch monatelange Lagerung von ungedecktem Mist im Feld in Graubünden, und zwar durch die Behörden offiziell toleriert!

Weitere Gefahren sind Verkehr, Industrie, alte Deponien, Schadstoffe aus der Luft, welche durch den Boden sickern, Abwasser aus lecken Leitungen oder ungenügender Abwasserreinigung, undichten Güllegruben und nicht ordnungsgemäss gelagerter Mist (z.B. in den Kantonen Graubünden und Tessin werden die Hofdüngeranlagen auch heute noch nicht von Amtes wegen kontrolliert, obwohl das Gesetz dies schon lange vorschreibt), Abbau von Kies und Sand, unsachgemässe Tiefenbohrungen usw.

Gewisse Behörden sind – trotz der allgegenwärtigen Gefahren für das Grundwasser – offensichtlich nicht bereit, im Interesse der Bevölkerung und der Grundwasserlebewesen die Probleme zu lösen. Gesetze sind zum Teil vorhanden, doch der Vollzug funktioniert oft nicht. So gaukeln uns die Regierenden und ihre VerwalterInnen vor, dass sie den Durchblick hätten und uns vor Gefahren schützen wollten, doch in Tat und Wahrheit ziehen sie an jenen Fäden unseres vernetzten Systems besonders stark, die den Faktor Geld näher bringen, ohne allzu viele Gedanken an die allfälligen Folgen ihres Tuns zu verschwenden. Völlig überrascht stehen sie dann vor der Kamera, wenn „unerwartete“ Nebeneffekte „zuschlagen“, selbst dann, wenn vorausschauende Geister in den Ämtern davor gewarnt hatten. Was, wenn es ihnen mit dem herbeigewünschten Geld so erginge wie Midas mit dem Gold? Alles, was sie berühren wird zu Geld, auch das Essen …

Pete Seeger, Folksänger und Aktivist sang an seinem letzten Auftritt im vergangenen Herbst 2013 beim Farm Aid Festival zugunsten der amerikanischen bäuerlichen Familienbetriebe zusammen mit Wille Nelson und Neil Young das Lied von Woody Guthrie  This Land is Your Land; am Schluss des Lieds (2:25) sang er eine neue Strophe gegen die Fracking-Vorhaben im Bundesstaat New York:
New York is my home,
New York is your home
From the upstate highway to the ocean foam
With all kinds of people
Yes, we’re polychrome
New York was meant to be frack free.

Was Switzerland meant to be frack free?

Seien wir wachsam und aktiv, denn auf jene, die wir dafür bezahlen, dass sie uns schützen, ist kein Verlass! Heidi jedenfalls wird sich weiterhin für die Lebewesen im Grundwasser einsetzen.

Schema Grundwasserbildung, aus Wegleitung Grundwasserschutz BAFU

Schema Grundwasserbildung, aus Wegleitung Grundwasserschutz BAFU

Grundwasserschutz, Bundesamt für Umwelt (BAFU)

Gefahren für das Grundwasser, BAFU

Wegleitung Grundwasserschutz

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Das Grundwasser lebt

22. Februar 2013
Der Brunnenkrebs „Parabathynella badenwuerttembergensis“, ist ein sehr altes, urtümlich und skurril anmutendes Tier aus einer Zeit, die über 200 Millionen Jahre zurückliegt.  Foto A. Fuchs IGÖ

Der Brunnenkrebs „Parabathynella badenwuerttembergensis“, ist ein sehr altes, urtümlich und skurril anmutendes Tier aus einer Zeit, die über 200 Millionen Jahre zurückliegt. Foto A. Fuchs IGÖ

„Ich begrüsse den neu entdeckten Mitbewohner im Land, den Brunnenkrebs Parabathynella badenwuerttembergensis“, sagte der Umweltminister von Baden-Württemberg, Franz Untersteller, anlässlich des Symposiums zur Grundwasserökologie, das heute, 22.2.13, im Naturkundemuseum Karlsruhe stattfindet. Es sei das erste Tier überhaupt, das nach Baden-Württemberg benannt sei. „Die gute Qualität des Grundwassers hat für mich eine sehr grosse Bedeutung, denn bei uns werden 72% des Trinkwassers aus Grund- und Quellwasser gewonnen“, heisst es in der gemeinsamen Medienmitteilung der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, der Universität Koblenz-Landau und des Instituts für Grundwasser Ökologie GmbH (IGÖ).

Sie sind klein, die Lebewesen im Grundwasser. Nie sehen sie die Sonne oder spüren ihre Wärme. Karg ist meist die Nahrung. Kein Wunder, dass sie eher träge sind und meist keine grossen Ansammlungen bilden. Bakterien sind es, Urbakterien, Urtierchen und verschiedene Kleinsttiere wie der Brunnenkrebs Parabathynella badenwuerttembergensis.

Das langsame Leben beschert ihnen ein beträchtliches Alter. Viele Arten haben sich im Verlauf von Millionen von Jahren kaum verändert, sind lebende Fossilien. Manche sind vielleicht die einzigen ihrer Art in einer kleinen Nische des Grundwasser; wenn sie sterben, ist die Art ausgestorben. Die Vielfalt der Bakterien und Tierchen ist gewaltige und widerspiegelt die Vielfalt der Grundwasser-Lebensräume. Unzählige Kleinstlebewesen bauen im dunklen Untergrund Stoffe ab, die eingetragen wurden, etwa ausgewaschene organische Substanz aus Ackerböden; sie reinigen das Wasser.

Die Schweizer Grundwasserschützer haben die Bedeutung dieser unscheinbaren Helfer erkannt; sie sind sich auch der Gefahren bewusst, denen sie ausgesetzt sind: Schadstoffe aus Industrie, Haushalt und Landwirtschaft. Daher sind in der Gewässerschutzverordnung (GSchV SR 814.201) nicht nur Vorschriften für den Schutz des Grundwassers enthalten, sondern in Anhang 1 (Art. 1) auch ökologische Ziele für unterirdische Gewässer: Die Biozönose (Lebensraum) unterirdischer Gewässer soll naturnah und standortgerecht sein sowie typisch für nicht oder nur schwach belastete Gewässer.

Biozönosen im Grundwasser, Bundesamt für Umwelt, 2006

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