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Biodiversität: Setzen wir auf das falsche Pferd?

19. Juli 2013
Bläuling auf Teufelsabbiss in einem Moor, fotografiert von einer Heidis-Mist-Leserin

Bläuling auf Teufelsabbiss in einem Moor, fotografiert von einer Heidis-Mist-Leserin

20’000 Hektaren Moorland wurden im Kanton Zürich trockengelegt. Jetzt möchte man 3 Hektaren wiederherstellen. Wie kam es zu diesem Projekt? Der Acker ist häufig vernässt, erneute Drainage und Erdaufschüttung wären nötig. Weil das Land in einer Waldlichtung liegt und kein Wasser aus landwirtschaftlich bewirtschafteten Flächen zufliesst, ist es hervorragend dazu geeignet, in ein artenreiches Moor zurückverwandelt zu werden. Die Fachstelle für Naturschutz nahm diese seltene Gelegenheit wahr und schlug vor, die Ackererde abzutragen und damit ein gleich grosses Stück minderwertiges Kulturland zur Fruchtfolgefläche aufzuwerten. Der Bauer willigte gegen Entschädigung in den Handel ein, nicht gerne zwar, aber immerhin. Doch dem Zürcher Bauernverband gefiel das gar nicht, er mobilisierte Bauern gegen das Vorhaben: Mit Mistgabeln und Traktoren gegen die Baudirektion, Tagesanzeiger vom 16.7.13.

Wir wissen es, die Biodiversität nimmt in erschreckendem Mass ab: Biodiversität in der Abwärtsspirale, NZZ vom 15.5.13. Internationale Gremien schlagen eine neue Strategie vor: Rote Biotop-Liste statt Rote Arten-Liste. Solche Projekte haben also höchste Priorität. Fachleute warnten vor Jahrzehnten, dass das Ausschütten von Ökobeiträgen im Giesskannenprinzip den Artenschwund nicht aufhalten könne, man müsse gezielt dort Artenschutz betreiben, wo es sich lohne, und für Qualität zahlen, nicht für irgendwelche Flächen, denn das nütze wenig. Mit der neuen Agrarpolitik wird ein bisschen geschräubelt, aber nicht wirklich auf die Probleme eingegangen. Klar, die Bauern wehren sich, und wie! Häufig mit Erfolg im Parlament. Nicht ganz alle.

Zum Beispiel Thomas schwärmt von „seinen“ Schmetterlingen, richtet Nistgelegenheiten für Vögel ein und lässt die Blumenwiese mit Orchideen am Waldrand 5 m breit stehen. Er studiert zusammen mit Anna die neuesten Entwicklungen im ökologischen Landbau und optimiert die Produktion. Solche Bauern sollte man fördern und endlich mit dem Verschwenden von Steuergeldern für unwirksame Massnahmen aufhören.

Was man auch weiss: In den letzten zehn Jahren wurden im Kanton Zürich 1500 Hektaren neu überbaut. Die VertreterInnen des ZBVs im Kantonsrat stimmen regelmässig für die Bauvorhaben in der freien Landschaft (die Bauern profitieren vom Landverkauf). Sie beklagen den Verlust von Fruchtfolgefläche, leisten aber dem Landverschleiss Vorschub.

19.7.13 HOME


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