
Grundlage für Jims Würfelspiel ist die Durchschnittstemperatur der Jahre 1951-1980, rot = wärmer als der Durchschnitt, blau = kälter als der Durchschnitt, gelb = Durchschnitt
James Hansen, Direktor des NASA Goddard Institute for Space Studies, hat am 10. November 2011 eine Arbeit zur Klimaerwärmung veröffentlicht mit dem Titel „Climate Variability and Climate Change: The New Climate Dice“; sie ist auf seiner Internetseite bei der Columbia University, New York, abrufbar. Heidi hat sich seinen Klimawürfel genauer angeschaut. Als Grundlage für Jims Würfelspiel dient das Klima von 1951-1980, genauer die Durchschnittstemperatur Juni-August. Man nimmt einen Würfel, färbt je 2 Seiten rot, blau und gelb und würfelt. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Temperatur im Juni, Juli oder August in diesen 30 Jahren wärmer oder kälter als der Durchschnitt war oder dem Durchschnitt entsprach ist gleich gross, d.h. ein Drittel.

Temperatur am Anfang unseres Jahrhunderts im Vergleich zu 1951-1980. Wir brauchen einen neuen Würfel mit 4 roten Seiten, denn es ist deutlich wärmer geworden.
Im Jahre 1988 hat Jim mit einem Team das Klima für den Anfang des 21. Jahrhundert simuliert (Global climate changes as forecast by Goddard Institute for Space Studies three-dimensional model). Eines der drei damals veröffentlichten Treibhausgas-Szenarien ist Wirklichkeit geworden. Wenn wir mit Jims Grundlagen-Würfel der Jahre 1951-1980 würfeln, dann stimmen die Ergebnisse im Durchschnitt nicht mit den am Anfang dieses Jahrhunderts gemessenen Temperaturen überein, denn es war deutlich wärmer als in jenen 30 Jahren. Wir brauchen für den Vergleich mit damals also einen neuen Würfel. Er hat 4 rote Seiten, 1 blaue und 1 gelbe Seite.

Würfelspiel für 2020? Wenn Jims Voraussagen stimmen, dann brauchen wir einen dritten Würfel, denn es wird 2020 vermutlich noch sehr viel wärmer sein als 1951-1980.
Wie warm wird es 2020 sein? Jim hat für die Nordhalbkugel die Temperatur vorausgesagt. Heidi will wissen, wie warm es am 1. August 2020, dem Nationalfeiertag, sein wird. Dafür muss sie schon wieder einen neuen Würfel basteln, einen mit 5 roten Seiten, wobei 2 Seiten dunkelrot sind (viel wärmer) und 1 Seite noch dunkler rot ist (extrem heiss), d.h. es wird vermutlich sehr bald sehr viel wärmer sein als in den Jahren 1951-1980. Extreme Hitzeperioden, wie wir sie 2003 erlebten oder wie sie 2011 in Texas, 2010 in Moskau auftraten, gab es in den 30 Vergleichsjahren nie.
Haben wir noch Zeit zum Handeln? Genügen „grünes Wachstum“, Energieeffizienz, subventionierte Schleppschläuche zum Güllen und lukrative Fotovoltaik auf den Scheunendächern, um eine Wende herbeizuführen? Die Landwirtschaft ist besonders gefordert, Heidi hat schon früher darüber geschrieben. Wenn weniger oder kein Fleisch gegessen würde, dann wären die Emissionen von Klima-verändernden Gasen geringer. Aber das stark subventionierte Fleisch ist ja so billig! Die Schweizer Landwirte setzten immer schon auf Tierhaltung und produzierten Milchseen, Butter- und Fleischberge. Die Idee der Direktzahlungen ist aus den Überschussproblemen geboren worden. Nun sind wir wieder am gleichen Ort mit Milchüberschüssen und hoher Fleischproduktion, die das bäuerliche Einkommen schmälern und zu einer weiteren Aufstockung der Direktzahlungen führen. Der Bauernverband fordert lautstark eine produzierende Landwirtschaft statt ökologische Ausgleichsflächen und meint damit Tierproduktion. So dreht sich das Karussell immer schneller, die Kasse klingelt trotz der Misstöne einiger Musikanten.
In der NZZ vom 31. Dezember 2011 zu lesen von Thomas Macho, Professor an der Humboldt-Universität Berlin, in „Vom Glücksversprechen der Linsensuppe. Über Silvesteressen, Haustiere und Mythologien“: „… Seit Gründung der ersten Schlachthöfe – die als modernitätskonstitutive Institutionen an die Seite der Klinik oder des Gefängnisses gestellt werden müssten – ist Fleisch kein Luxusgut mehr, sondern wird geradezu verschwendet und verschleudert. Die Folgekosten dieser Praxis sind inzwischen bekannt: Safran Foer hat sie in seinem erschütternden Plädoyer für eine vegetarische Lebensweise – <Eating Animals> von 2009 – in zahlreichen Details benannt. <Fast ein Drittel der Landoberfläche unseres Planeten wird für die Viehzucht genutzt> … <Die Nutztierhaltung ist die Ursache Nummer eins für den Klimawandel>…“.
Hans Rudolf Herren, der Gründer und Präsident der Biovision, schrieb in der NZZ vom 4.1.12, dass der Anteil der Landwirtschaft an den globalen Treibhausgas-Emissionen ein Drittel betrage; wenn man die gesamte Kette der industriellen Nahrungsmittelproduktion dazu rechnet, dann sei es die Hälfte. Er verweist auf den IAASTD-Weltagrarbericht (International Assessment of Agricultural Knowledge, Science and Technology for Development), der 2008 im Auftrage verschiedener Uno-Organisationen erstellt worden war. Danach könnten 9 Milliarden Menschen im Jahre 2050 ernährt werden, und dies ohne Netto-Treibhausgas-Emissionen. Vorausgesetzt wird ein fundamentaler Kurswechsel in der globalen Agrarpolitik, hin zu einer nachhaltigen ökologischen Landwirtschaft. „Der Trend, dass immer mehr Leute auch Fleisch und andere tierische Produkte essen, muss gestoppt werden.“ sagt Herren.
Gemäss Bundesamt für Umwelt beträgt in der Schweiz der Anteil der landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen an den Gesamtemissionen 12%. Hauptverursacher ist mit 32% der motorisierte Strassenverkehr, gefolgt von Industrie und Dienstleistungen mit 29% und den Haushalten mit 20%. Im Agrarbericht 2011 des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW) liest Heidi im Fazit des Kapitels über Klima, dass ackerfähige Standorte für die menschliche Ernährung genutzt werden sollten, nicht für die Rindviehhaltung. Das ist ein frommer Wunsch, denn die Agrarpolitik geht andere Wege. Bericht Klimastrategie Landwirtschaft BLW.
Es ist nie zu spät für gute Vorsätze! Heidi wünscht Ihren LeserInnen alles Gute im 2012 und vor allem Zeit zum Nachdenken.
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