„Rötlicheres Kalbfleisch stammt meist von gesünderen Kälbern als weisses“, das sagte Prof. Adrian Steiner, Leiter der Nutztierklinik an der Berner Vetsuisse-Fakultät, am zweiten Kälbergipfel vom 21.3.12, siehe Sonntagszeitung vom 25.3.12. Zu diesem Gipfeltreffen in Bern lud der Schweizer Tierschutz (STS) Fachleute, die sich mit der Gesundheit von Kälbern befassen, sowie Vertreter der Kälbermäster, Grossverteiler, Metzger, Gastronomen und KonsumentInnen ein.
Ein wichtiger Diskussionspunkt war der Zusammenhang zwischen der Kalbfleischfarbe und dem Antibiotikaeinsatz. Bestimmte Label lehnen den standardmässigen Antibiotikaeinsatz in der Kälbermast ab. Sie verlangen von ihren Mästern, dass sie den Kälbern neben Milch auch etwas Gras oder Heu füttern. Das darin enthaltene Eisen ist nämlich wichtig für die Blutbildung und die Krankheitsabwehr. Die Gesundheit der Tiere wird so auf natürliche Weise gestärkt. Das Fleisch dieser Kälber ist rötlich, hat also eine „gesunde“ Farbe. Weil es angeblich immer noch KonsumentInnen gibt, die nur weisses Kalbfleisch verlangen, d.h. Fleisch von blutarmen Tieren, füttern viele Bauern den Kälbern weder Gras noch Heu. Folglich befürchten sie ein grösseres Krankheitsrisiko, das sie mit standardmässigem Antibiotikaeinsatz tief halten. Am Kälbergipfel bestätigten verschiedene Praktiker, dass Kälber, welche Gras und Heu fressen dürfen, wesentlich seltener mit Antibiotika behandelt werden, als die blutarmen Milchmastkälber.
Und wie steht es mit dem Genuss? Nach wissenschaftlichen Regeln durchgeführte Degustationen bestätigen, dass rötliches Kalbfleisch genauso zart ist und geschmacklich eher besser eingestuft wird als weisses, siehe Medienspiegel erster Kälbergipfel Juni 2011.
Es liegt also an uns KonsumentInnen, konsequent rötliches Kalbfleisch zu verlangen.
Je weniger weisses Kalbfleisch verlangt wird, desto mehr geht der Einsatz von Antibiotika zurück. Dadurch wird wiederum die Gefahr von lebensbedrohenden resistenten Krankheitserregern reduziert, siehe Antibiotika-Serie der Rundschau des Schweizer Fernsehens.
Coop und Migros verfolgen diese Strategie schon seit einiger Zeit: Sie bieten den KonsumentInnen u.a. rötliches Label-Kalbfleisch an, mit Erfolg! Bei KAGfreiland war das schon immer selbstverständlich! Auch viele Metzger haben die Zeichen der Zeit erkannt und bieten vermehrt rötliches Kalbfleisch an. Noch nicht so weit ist die Verbandsspitze der Metzger, die nach wie vor auf Preisabzügen für rötliches Kalbfleisch beharrt. Die Exponenten des Fleisch-Fachverbandes schützen damit jene Metzger, die dem Bauern einen Teil des Preises wegen angeblich rötlicher Fleischfarbe abziehen, den Preisabzug beim Fleischverkauf aber nicht weitergeben. So können pro Kalb bis zu 360 Franken abkassiert werden.
Kleine Geschichte des weissen Kalbfleisches und Fragen des STS an den Bundesrat auf foodaktuell.ch Tierschutz in Kälberhaltung und Kalbfleischfarbe vom 29.6.11, mit Hinweisen auf Tierschutzgesetz und Vergleich Tierwohl CH-EU
Spescha’s Dairy, Surcuolm GR, Kalbfleisch Terra-Suisse, Heu zur freien Verfügung.
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