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Sind Ihre Erdbeeren fade? Pestizide könnten daran schuld sein!

4. März 2023
Gefahrenkennzeichnungen für das Fungizid Bogard im Pflanzenschutzmittelverzeichnis (Stand:02.03.2023) des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV)

Gefahrenkennzeichnungen für das Fungizid Bogard im Pflanzenschutzmittelverzeichnis (Stand:02.03.2023) des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV). Es enthält den Wirkstoff Difenoconazol. Beistoffe, zusätzlich zu deklarieren: Solvent naphtha (petroleum), heavy arom.; Kerosine – unspecified. Beistoffe, zusätzlich zu deklarieren: (Z)-9-Octadecen-1-ol ethoxylated.

Quelle: Are your strawberries bland? Pesticides could be to blame. ACS Chemistry for Life 27.2.23

Haben Sie schon einmal in eine pralle, rote Erdbeere gebissen und fanden sie dann fade und wässrig? Bestimmte Pestizide könnten dafür verantwortlich sein. Ein Team, das im ACS Journal of Agricultural and Food Chemistry berichtet, hat herausgefunden, dass zwei gängige Erdbeerfungizide zelluläre Mechanismen beeinträchtigen können, wodurch Beeren mit gedämpftem Geschmack und geringerer Süsse sowie einem niedrigeren Nährwert entstehen.

Das Geschmacksprofil eines jeden Erzeugnisses, einschliesslich Beeren, ist das Ergebnis von Geschmack und Geruch – die Süsse ergibt sich oft aus der Menge der gelösten Glukose oder Fruktose, und das einzigartige Aroma stammt von flüchtigen Verbindungen wie Estern und Terpenen. Darüber hinaus sind viele Früchte reich an Nährstoffen, darunter Vitamin C, Folsäure und Antioxidantien. Da Fungizide jedoch darauf ausgelegt sind, die zellulären Prozesse schädlicher Pilze zu stören, könnten sie versehentlich diese Prozesse in den Pflanzen beeinträchtigen und die Produktion dieser wichtigen Geschmacks- und Nährstoffverbindungen hemmen. Jinling Diao und Kollegen wollten daher untersuchen, wie sich zwei gängige Pestizide, die bei Erdbeeren eingesetzt werden – Boscalid (BOS) und Difenoconazol (DIF) – auf bestimmte molekulare Pfade in Beeren auswirken.

Die Fungizide Difenoconazol und Boscalid sind in der Schweiz für verschiedene Beeren, Stein- und Kernobst, Gemüse usw. zugelassen.

Die Forscher züchteten drei Gruppen von Erdbeeren (Fragaria x ananassa Duch) unter identischen Bedingungen und wendeten BOS oder DIF auf zwei der Gruppen an, als die Beeren noch grün waren. Selbst nach der Behandlung waren die ausgewachsenen Beeren in Grösse und Farbe identisch mit denen, die ohne Pestizid angebaut wurden. Unter der Oberfläche fand das Team jedoch eine Reihe chemischer Veränderungen, die durch die beiden Fungizide verursacht wurden:

  • Der Gehalt an löslichen Zuckern und Nährstoffen, wie Saccharose und Vitamin C, war verringert.
  • Zucker wurde in Säuren umgewandelt, was die Süsse weiter verringerte.
  • Die Menge der flüchtigen Verbindungen veränderte sich, was den Geschmack und das Aroma der Beeren dämpfte.

Bei näherer Betrachtung stellte das Team fest, dass BOS eine direkte Wirkung auf die Regulierung von Genen hatte, die an zellulären Stoffwechselwegen beteiligt sind, die mit der Produktion von Zucker, flüchtigen Verbindungen, Nährstoffen und Aminosäuren zusammenhängen. In einem blinden Geschmackstest bevorzugten die Teilnehmer schliesslich durchweg die unbehandelten Erdbeeren. Nach Ansicht der Forscher könnte diese Arbeit den Landwirten eine Orientierungshilfe für den Einsatz von Pestiziden bieten.

Are your strawberries bland? Pesticides could be to blame. ACS Chemistry for Life 27.2.23

Originalpublikation: Insights into the Mechanism of Flavor Loss in Strawberries Induced by Two Fungicides Integrating Transcriptome and Metabolome Analysis. J. Agric. Food Chem. 2023, 71, 8, 3906–3919, 14.2.23

https://doi.org/10.1021/acs.jafc.2c08157

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Palmöl: Argumente des Bundesrats auf wackligen Beinen

27. Juni 2016
All das Gerede um angeblich nachhaltiges Palmöl ändert nichts an der Tatsache, dass weiterhin hemmungslos Urwald abgeholzt wird. Copyright Astrid Walz.

All das Gerede um angeblich nachhaltiges Palmöl ändert nichts an der Tatsache, dass weiterhin hemmungslos Urwald abgeholzt wird. Copyright Astrid Walz.

„Der Bundesrat ist sich der ökologischen und sozialen Probleme im Zusammenhang mit der Palmölproduktion bewusst und engagiert sich in dieser Frage auf verschiedenen Ebenen. Er hebt in diesem Zusammenhang auch die Komplexität dieser Problematik hervor, insbesondere angesichts der grossen Bedeutung des Palmölanbaus für die Beschäftigung und die Armutsbekämpfung in den ländlichen Gebieten der Produktionsländer fest…“ So beginnt die ablehnende Stellungnahme des Bundesrats vom 22.6.16 zur Motion 16.3332 von SVP-National Jean-Pierre Grin, welche verlangt, dass der Bundesrat bei den Verhandlungen mit Malaysia Palmöl vom Freihandelsabkommen ausnimmt.

Es wäre ehrlicher, wenn der Bundesrat schriebe: „… insbesondere angesichts der grossen Bedeutung des Palmöls für unsere Lebensmittelindustrie, denn es ist billig (billiger als Schweizer Rapsöl) und lässt sich leicht verarbeiten. Diese Vorteile wiegen die Nachteile in den Produktionsgebieten bei Weitem auf, die da sind: Landgrabbing, Verdrängen der einheimischen Lebensmittelproduktion, Bodenzerstörung, Pestizide, Gewässerverschmutzung, Luftverschmutzung durch Brandrodung, Klimaveränderung, Urwaldzerstörung, Zerstörung des Lebensraums der Orang-Utan und zahlreicher weiterer vom Aussterben bedrohten Arten. Was die Schweizer KonsumentInnen anbetrifft, übernimmt der Bundesrat die volle Verantwortung für die gesundheitlichen Auswirkung des Palmöls …“

Die einheimische Bevölkerung leidet – nur wenige helfen ihr wirklich

Gefällter Meranti-Baum. Die Nüsse dieser Bäume liefern ein hochwertiges Öl. Copyright: Astrid Walz

Gefällter Meranti-Baum. Die Nüsse dieser Bäume liefern ein hochwertiges Öl. Copyright: Astrid Walz

Entgegen den Behauptungen des Bundesrates geht es der Bevölkerung gerade wegen des Palmöls schlecht. Astrid Walz (Name von der Redaktion geändert) schrieb Heidi kürzlich Folgendes:

Die grosse Überschwemmung ist vorbei, und die Baumaschinen fahren wieder auf. So wie es aussieht, wird die Regenzeit immer kürzer, dafür sind die Regenfälle heftiger. Der Boden kann wegen der Entwässerungsgräben in den Palmölplantagen immer weniger Wasser speichern. Die Trockenzeit wird immer länger, und es wird nicht mehr lange gehen, bis wir wieder von Busch-Wald und Torf-Bränden hören werden und die verschmutzte Luft uns krank macht.

Die Auswirkungen auf den verbleibenden Wald „Agroforest“ sind sichtbar, die letzten grossen Bäume können gefällt und abtransportiert werden, etwa ein Meranti-Baum (Foto), dessen Früchte ein wertvolles Öl enthalten, die vielseitig verwendbare Illipébutter, welche z.B. von Lush als Hautpflegemittel gepriesen wird.

Wir kämpfen weiter für unsere Zukunft, für unsere Lebensgrundlage.

Liebe Grüsse Astrid

In seinem Blog vom Januar 2014 schildert Willie Smits, wie es den Dajak bei ihrem Kampf gegen die Palmölfirmen geht und welche miesen Tricks die Palmöl-Gesellschaften anwenden. Willie Smits ist Tierschützer und Forstwissenschaftler. Auf Borneo (Indonesien) gründete er 1991 die Borneo Orangutan Survival Foundation (BOS), die weltweit grösste Organisation zum Schutz der unmittelbar vom Aussterben bedrohten Orang-Utans, Quelle Wikipedia. 2001 gründete Smits die Masarang Foundation zur Bekämpfung von Abholzung, Artensterben und Kinderarmut.

„… Aber trotz ständiger Erinnerungen und Besuchen bei vielen Regierungsstellen wurde keines der Versprechen gehalten und dann schickten die Firmen die Bulldozer zurück und fingen wieder an mit dem Abholzen, auch wieder in dem wunderschönen Wald, der von den Menschen geschützt wurde und auf Land, auf dem sie keinerlei Rechte hatten. Natürlich wird der RSPO, wenn er nachfragt, von den Firmen hören, dass die Arbeiter, die mit Kettensägen in diese Wälder eindringen, nur lokale Einheimische seien. Aber es kommen alle aus der Sambas-Region, einem Gebiet nahe der Küste, das bekannt ist für seine erfahrenen Kettensägen-Arbeiter, die von fast allen Palmöl-Firmen angeheuert werden, um die Drecksarbeit in West-Kalimantan zu machen! …

… Ich hörte wieder mal von so vielen schmutzigen Tricks, die diese Firmen routinemässig anwenden, dass es mich absolut wütend machte, dass es anscheinend keine Möglichkeit gibt, dass ein Aussenstehender einen wirklichen Umschwung für die lokalen Dajak bewerkstelligen kann, die nach dem Gesetz, sogar dem Grundrecht des Staates Indonesien, Rechte an ihren traditionellen Wäldern haben. Um diese Rechte zu zerstören, muss man ihre Kultur zerstören. Und genau das passiert gerade in grossem Stil.“

Palmöl: Der anhaltende Kampf der Seberuang Dajak, Netzfrauen, 18.2.14

Der Strassenbau fördert Erosion und Gewässerverschmutzung. Copyright: Astrid Walz.

Der Strassenbau fördert Erosion und Gewässerverschmutzung. Copyright: Astrid Walz.

Gegen die Korruption anzukommen, ist fast unmöglich.

Interview von Dagny Lüdemann mit dem Wissenschaftler Tampung Saman. Saman kämpft auf Borneo gegen die Zerstörung des Regenwalds. Er berichtet über Erfolge und Widerstände. Meine Heimat wurde vernichtet, ZEIT ONLINE, 20.11.9.

Gesundheitsrisiko Palmöl

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) warnt vor Palmöl: „Prozesskontaminanten auf Basis von Glycerin, die in Palmöl, aber auch anderen Pflanzenölen, Margarinen und einigen verarbeiteten Lebensmitteln enthalten sind, geben Anlass zu möglichen Gesundheitsbedenken für Verbraucher in jüngeren Altersgruppen, die durchschnittliche Mengen dieser Lebensmittel verzehren, sowie für sämtliche Altersgruppen bei grossen Verzehrmengen.“

Die in diesen Produkten enthaltenen Glycidyl-Fettsäureester (GE) sind genotoxisch und kanzerogen. „Die GE-Exposition von Säuglingen, die ausschliesslich Säuglingsanfangsnahrung zu sich nehmen, ist besonders besorgniserregend, da sie den für die öffentliche Gesundheit als unbedenklich geltenden Wert bis zum Zehnfachen übersteigt.“

„Für die meisten Menschen trägt Palmöl wesentlich zur Exposition gegenüber 3-MCPD und 2-MCPD bei … Die Schätzwerte für die durchschnittliche und hohe Exposition gegenüber 3-MCPD (beide Formen) bei jüngeren Altersgruppen einschliesslich Jugendlicher (bis 18 Jahre) überschreiten den TDI-Wert (tolerierbare tägliche Aufnahmemenge) und sind potenziell gesundheitsbedenklich …“

Unser Bundesrat schreibt in seiner Antwort auf die Motion Grin: „Zu den gesundheitlichen Bedenken hat sich der Bundesrat bereits geäussert (vgl. Interpellation Hausammann 15.4125). Er ist der Meinung, dass Palmöl für die Konsumentinnen und Konsumenten kein Gesundheitsrisiko darstellt, solange diese die Empfehlungen der Schweizer Lebensmittelpyramide berücksichtigen.“ Wenn es um’s Geld geht, wird ausgeklammert, was nicht ins Schema passt. Zudem klaffen die Schweizer Agrarpolitik und Lebensmittelpyramide weit auseinander, siehe Erfolgreiches EU-Projekt Mittelmeer-Diät, Heidis Mist, 29.1.15.

Tengkawang-Fabrik – schonende Nutzung des Urwalds bringt Mehrwert

Bild aus dem Video über die Tengkawang-Fabrik, Solutions from the Jungle: The Tengkawang Factory. Copyright: Willie Smits

Bild aus dem Video über die Tengkawang-Fabrik, Solutions from the Jungle: The Tengkawang Factory. Copyright: Willie Smits

Der Urwald ist für die Einheimischen ein grosser Supermarkt. Er liefert ihnen Materialien und Lebensmittel. Was die Palmölplantagen am meisten verändert haben, das ist das Klima. Willie Smits und die Masarang Foundation helfen den Einheimischen, Mehrwert aus dem Urwald zu holen, indem sie die Tengkawang-Nuss der Meranti-Bäume sammeln und verarbeiten. Diese Bäume wachsen nur in einem Mischwald. Mit dem Unterhalt der Nussbäume wird auch der Wald geschützt und automatisch das Wasser, die Biodiversität und das Klima.

Die Einheimischen profitieren so am meisten. Eine kleine Investition bringt ihnen eine hohe Rendite. Wer Nüsse abliefert, erhält nicht nur einen guten Kilopreis, sondern auch sofort das Geld. Die Öl-Presse arbeitet bei 90°C. Nichts wird weggeworfen. Die Pressrückstände dienen als Futter für Fische, Hühner, Schweine. Der ausgeklügelte Holzofen nutzt auch das aus dem Holz entweichende Gas und liefert als Rückstand Pflanzenkohle statt Asche. Diese dient als Dünger in den Pflanzgärten. „Wir schauen, dass die Palmölplantagen nicht zu uns kommen … Die Natur gehört nicht nur uns, sondern der ganzen Welt“, sagt ein Einheimischer.

Solutions from the Jungle: The Tengkawang Factory, youtube 13:38, Project by Willie Smits and the Masarang Foundation.

Bedrohte Pflanzen und Tiere

Wo Agroforstwirtschaft betrieben wird, ist die Artenvielfalt noch relativ hoch. Copyright: Astrid Walz.

Wo Agroforstwirtschaft betrieben wird, ist die Artenvielfalt noch relativ hoch. Copyright: Astrid Walz.

Die Vielfalt von Flora und Fauna in den Urwäldern ist ausserordentlich hoch. Es ist wahrscheinlich, dass noch längst nicht alle Arten entdeckt worden sind. Werden wir je von diesen Tieren und Pflanzen hören, bevor der Palmöl-Boom sie für immer ausgelöscht hat?

„166 Pflanzenarten kommen nur im Dschungel von Borneo vor. Auch 35 von mehr als 200 verschiedene Säugetieren leben ausschliesslich auf Borneo, genau wie 35 Arten von Fischen. Ganz zu schweigen von der unglaublichen Vielfalt an Insekten, Amphibien und Reptilien, die sich in dem feuchtwarmen Klima im dichten Regenwald wohlfühlen.“ Dagny Lüdemann, Leiterin der Ressorts Wissen, Studium und Digital der ZEIT ONLINE, hat eine eindrückliche Galerie zusammengestellt. Bedrohte Vielfalt im Dschungel von Borneo: Auf Borneo leben einzigartige Arten. Wie lange noch?

In den Regenwäldern wächst etwa die seltene, hoch spezialisierte Riesenrafflesie (Rafflesia Arnoldii), welche vom Aussterben bedroht ist. Sie lebt als Parasit vollständig im Inneren ihrer Wirtspflanze. Erst wenn die Blütenknospen das Gewebe des Wirts durchbrechen wird sie sichtbar. Die Blüten sind die grössten des Pflanzenreichs: 1 m Durchmesser, bis 11 kg schwer. Am häufigsten wird sie in den Tropen von Indonesien gefunden.

Ein Elefantenkalb betrauert seine vergiftete Mutter. Copyright: picture alliance/dpa.

Ein Elefantenkalb betrauert seine vergiftete Mutter. Copyright: picture alliance/dpa.

Im Bundesstaat Sabah auf der Insel Borneo wurden Anfang 2013 vierzehn Borneo-Zwergelefanten vergiftet. Arbeiter einer Ölpalmplantage sollen Rattengift ausgelegt haben, um die Elefanten daran zu hindern, die Früchte der Palmen zu fressen. Doch verantwortlich ist vor allem Sabahs Premierminister Musa Aman, der immer mehr Konzessionen in Regenwaldgebieten vergibt, damit dort Monokulturen aus Ölpalmen wachsen – nicht selten zu seinem eigenen Vorteil…“, Malaysia opfert seine Elefanten für Palmöl, Rettet den Regenwald, Petition bis 24.4.15. Die Zwergelefanten stammen ursprünglich aus Java. Die auf Borneo lebenden 1’500 Elefanten sind die letzten Überlebenden ihrer Art. Wie kamen die Zwerg-Elefanten auf die Insel Borneo? Andreas Moser, SRF, 7.2.13.

Düstere Zeiten gibt es auch für den nachtaktiven „Sonnenbär“. Wenig weiss man über die Lebensweise und Verbreitung dieses Einzelgängers und kann daher seine Bestandesgrösse und Gefährdung nur schätzen. Sicher ist jedoch, dass die Bestände in den letzten Jahren abgenommen haben. Schuld daran sind vor allem: Vernichtung seines Lebensraums, Wilderei und illegaler Tierhandel.

Und der RSPO? 1. Sanktion / 1. Austritt

Obwohl die Anforderungen für das RSPO-Labels (Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl) klein sind, werden sie oft nicht eingehalten. Bisher hatte der „Runde Tisch Palmöl“ noch nie sanktioniert. Auf Druck von Umwelt- und Gesellschaftsaktivisten wurde endlich zur Kenntnis genommen, dass der Grosskonzern IOI Urwälder zerstört, Torfland entwässert und in Borneo und Sarawak in Landkonflikte mit der lokalen Bevölkerung verwickelt ist (Landgrabbing). Per 4.4.16 nun wurde zum ersten Mal ein Konzern suspendiert: IOI. Dieser ist Lieferant von Nestle, Unilever, Mars, Kelloggs usw. und besitzt die grösste Palmöl-Raffinerie in Europa. Der Entscheid fiel Anfang April am Sitz des RSPO in Zürich. Top palm oil producer sues green group over deforestation allegations, The Guardian, 9.5.16.

Der Konzern ist weltweit tätig. Es ist daher nicht auszuschliessen, dass nicht nachhaltiges IOI-Palmöl als RSPO-zertifiziert auf Umwegen den Weltmarkt erreicht.

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Der RSPO hat 2’819 Mitglieder, nur 33 davon sind Non-Profit-Organisationen. Erstmals hat ein Mitglied den RSPO verlassen: Am 10.5.16 trat PanEco als Mitglied des RSPO zurück. „Wichtigster Treiber war ein neu eingeführter Artikel in der Resolution des RSPO, der, PanEco‘s Meinung nach, seine Mitglieder zwingt, den RSPO unhinterfragt als perfekten Service für die Gesellschaft zu bewerben. In der Realität bestehen jedoch viele Probleme: Einerseits verstiessen einige Mitglieder schwerwiegend gegen die RSPO-Richtlinien und Gründungsdokumente – Dies zeigen die zahlreichen Fälle, die im RSPO-Beschwerde-System dokumentiert sind. Andererseits wurden zahlreiche Berichte veröffentlicht, die ernsthafte Probleme innerhalb der Administration und in den internen Prozessen der Organisation aufzeigen…“ Nachhaltiges Palmöl, PanEco, 7.6.16.

Ein weiterer Grund ist die Untätigkeit des RSPO gegenüber Verstössen, dies auch im Falle der PT Sisirau (jetzt PT Ibris Palm), welche für schuldige befunden worden war, Orang-Utan-Lebensraum zerstört zu haben. Die Tiere verhungerten. PanEco resigns from RSPO over ‘sheer level of inaction’, Mongabay, 3.6.16.

Orang Utan Kaffee eignet sich bestens als Mitbringsel oder Geschenk.

Orang Utan Kaffee eignet sich bestens als Mitbringsel oder Geschenk.

Fazit

Es gibt nur wenig ECHT nachhaltiges Palmöl. Das sogenannt nachhaltige RSPO-Palmöl stammt im besten Fall von Urwaldflächen, welche bereits gerodet sind. Doch das möchten Bundesrat, Lebensmittelindustrie und Grossverteiler nicht wahrhaben. Mag sein, dass der Bumerang, den sie werfen, irgendwann zu uns zurückkehrt. Das schmutzige Geschäft geht weiter, ausser wir wehren uns energisch. Eine Sofortmassnahme ist: Wir meiden verarbeitete Lebensmittel und kaufen keine Artikel mit Palmöl drin! Palmöl muss seit 1.1.16 deklariert werden.

Heidis aktuelle Empfehlung

Selber gebackener Walliser-Aprikosen-Kuchen. Teig aus Schweizer Butter, Glyphosat-freiem Bio-Mehl, Salz und Wasser; das Kuchenteig-Rezept von swissmilk. Dazu schmeckt Orang Utan Kaffee wunderbar: „Unser Orang Utan Kaffee stammt von Kleinbauernfamilien, die ihre Kaffeegärten ökologisch bewirtschaften und sich verpflichten, den Regenwald und seine Tiere zu schützen. Im Gegenzug erhalten die Familien eine Prämie von EUR 0,50 pro kg Rohkaffee. Mit einer weiteren Prämie von EUR 0,50 pro kg Kaffee wird das Sumatra Orang-Utan-Schutzprogramm gefördert …“ Erhältlich online oder bei ViCafe Bellevue oder Goldbrunnenplatz, Zürich, oder in Eglisau.

Weitere Artikel zu Palmöl auf Heidis Mist:

Borneo: Palmöl und Kautschuk statt Lebensmittel

Von Cocain, Palmöl und Raps

Palmöl: Bundesrat argumentiert mit fragwürdigem RSPO-Label

Palmöl? RSPO? Eigentlich nichts Neues!

Warnung: Nichts Neues!

Heidi und der BFP-Osterhase

Nachtrag 3.7.16

Nach der Flucht vor den Flammen: Orang-Utans wieder in Freiheit, SRF 1.7.16

27.6.16 HOME

Borneo: Palmöl und Kautschuk statt Lebensmittel

8. Juli 2015
Herbizide sind in Kalimantan (Borneo) allgegenwärtig, auch rund ums Haus. Leserfoto

Herbizide sind in Kalimantan (Borneo) allgegenwärtig, auch rund ums Haus. Leserfoto

Ferienzeit – Reisezeit. Zeit zum Denken? Zeit zum Umdenken? Zum Beispiel Borneo, eine Trauminsel. Einsame Strände, bezaubernder Regenwald, Orang Utans, gastfreundliche Ureinwohner, Krokodile … locken Touristen in den Malaysichen Teil von Borneo. Wenige Touristen nur besuchen Kalimantan, den Indonesischen Teil. Dieser ist grösstenteils umgeben von Mangroven und Sumpfwäldern. Wo der Wald gerodet wurde, da entsteht kein Traumstrand, sondern meist lehmiger Sumpfboden. In Kalimantan leidet die Bevölkerung viel stärker unter Armut und mangelnden Infrastrukturen (Strassen, Strom- und Trinkwasserversorgung …) als im Malaysischen Norden.

Herbizide verschmutzen Wasser und Böden

In beiden Teilen Borneos zerstört Brandrodung Urwald für Weltmarkt-Plantagen. Der grosse Skandal ist: Unglaubliche Herbizid-Mengen verschmutzen Wasser und Böden. In den Dorfläden ist nur das Allerwichtigste erhältlich oder gegen Rohkautschuk tauschbar. 1 kg Kautschuk gegen 3 kg Reis ist gut, zurzeit gibt es weniger als 1 kg Reis. Wenn sich der Kautschukpreis nicht bald erholt, werden die Bäume durch Ölpalmen ersetzt.

Vermutlich wird in Kalimantan das Herbizid Glyphosat (von der WHO als wahrscheinlich krebserregend eingestuft) am meisten angewendet. Doch häufig eingesetzt wird auch das hochgiftige Paraquat, das bei uns nicht zugelassen ist (meist unter dem Markennamen Gramoxone erhältlich). Lindomin 2,4 Dimethyl, ein Breitblattherbizid, wird z.B. im Reisanbau eingesetzt.

Als die Herbizide noch nicht überall erhältlich waren, wurde Fleisch (Vieh, Wasserbüffel) produziert. Man baute zwischen den Kautschukbäumen und Ölpalmen Viehfutter an (Gründünger) oder nutzte lokale Gräser. Wegen der Pestizide und des Kunstdüngers ist das nicht mehr möglich, was aber ganz im Sinne der grossen Palmölkonzerne ist. Kurzfristiger Gewinn ist das Ziel!

Herbizide sind harmlos …

Erschreckend ist vor allem, dass die Leute glauben, Herbizide seien harmlos und deshalb ungeschützt mit ihnen arbeiten!!! Herbizide sind überall erhältlich. Hemmungslos werden sie auch vor Schulen, Spitälern und allgemein im öffentlichen Bereich angewendet. Hinzu kommt der allgegenwärtige Gestank nach verbranntem Plastik. Zwar gibt es in den Städten so etwas ähnliches wie Müllabfuhr. Wenn die privaten „Müllentsorger“ wissen, dass es im Müll auch noch Verkaufbares hat, dann holen sie ihn beim Haus oder an der Sammelstelle ab. Mit dem Rauch versucht man auch die Mücken zu vertreiben – eher erfolglos.

Eindrücklich sind die Bilder eines Lesers: Herbizide überall, Herbizide rund um Wasserfassung, auf dem Waldweg, ums Haus, unter Bäumen … Leute, Häuser, „Strassen“, Dorfladen, Kautschuk- und Palmöl-Pflanzung, Erosion, Dorfschmid, Plastik im Fluss, Waldgemüse, Schwalbennest-Produktion …

Paraquat und Menschenrechte

Die Palmöl-Produktion ist eine Goldgrube für die chemische Industrie. Häufig wird Paraquat eingesetzt, ein Herbizid, das in der EU seit 2007 verboten ist. In der Schweiz hat Syngenta in den 1980er Jahren versucht, Paraquat wieder auf den Markt zu bringen, doch erfolglos … eine interessante (Lügen-)Geschichte auf Wikipedia: Zulassung.

„Ein juristisches Gutachten,[23] welches im Auftrag des European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) und der Erklärung von Bern (EvB) erstellt wurde, kommt zum Schluss, dass Syngenta mit dem Verkauf seines Herbizids Paraquat in Entwicklungsländern elementare Menschenrechte missachtet. Grundlage für die brisante Beurteilung waren die UNO-Leitprinzipien für Unternehmen und Menschenrechte, welche im Juni 2011 vom Menschenrechtsrat in Genf einstimmig verabschiedet wurden. Insbesondere in Ländern, in denen Bestimmungen zum Schutz der Herbizidanwender nicht durchgesetzt werden und in welchen der Zugang zu adäquater Schutzkleidung für die Mehrheit unrealistisch ist, nimmt Syngenta seine Pflicht, die Menschenrechte zu respektieren, nicht wahr.“ Wikipedia über Paraquat.

Palmöl – Treibstoff der Sklaverei

Indonesien (44%) und Malaysia (43%) produzieren 87% des Palmöls, das auf dem Weltmarkt verkauft wird. „Das billige Pflanzenöl steckt in jedem zweiten Supermarktartikel und fliesst als Biodiesel in unsere Autotanks. Für Ölpalmen fallen die letzten Tropenwaldbäume, Regenwaldbewohner werden gewaltsam vertrieben. Doch auch auf den Plantagen gelten Menschenrechte wenig. Konzerne halten dort Arbeiter wie Sklaven. Das berichten jetzt Reporter der US-Zeitschrift Bloomberg-Businessweek“, Palmöl – Treibstoff der Sklaverei, Rettet den Regenwald e.V. Indonesia’s Palm Oil Industry Rife With Human-Rights Abuses, Bloomberg Businessweek, 18.7.13.

Palmöl – Ein Boom mit verheerenden Folgen! Netzfrauen, 7.12.13

Brandrodung, Borneo Orangutan Survival Schweiz (BOS)

Wann werden wir endlich lernen? Heidis Mist, 25.6.13

Neue Palmölpflanzung neben Kautschukpflanzung. Leserfoto.

Neue Palmölpflanzung neben Kautschukpflanzung. Leserfoto.

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