Posts Tagged ‘Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen’

Mais-Saatbeizmittel: Gesundheitsrisiko für den Menschen?

27. März 2022
Gefahrenkennzeichnungen Mais-Saatbeizmittel Korit 420 FS mit dem Wirkstoff Ziram

Gefahrenkennzeichnungen Mais-Saatbeizmittel Korit 420 FS mit dem Wirkstoff Ziram, abgerufen im Pflanzenschutzmittelverzeichnis des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) am 27.3.22.

Das Mais-Saatbeizmittel Korit 420 FS mit dem Wirkstoff Ziram ist in der Schweiz und in Österreich zugelassen. Es erhielt in Deutschland für den Zeitraum vom 15.12.19 bis 12.4.20 eine Notfallzulassung.

Die European Chemicals Agency (ECHA) schreibt: „Auf der Grundlage der Bewertung aller zu Ziram vorgelegten relevanten Informationen und anderer Informationen kommt die ECHA zu dem Schluss, dass weitere Informationen erforderlich sind, damit die bewertende zuständige Behörde des Mitgliedstaats (Member State Competent Authority MSCA) in der Lage ist zu beurteilen, ob der Stoff ein Risiko für die menschliche Gesundheit und die Umwelt darstellt. Besonders zu klären sind die Bedenken betreffend
Entwicklungsneurotoxizität und/oder Parkinson-Erkrankungen.“

Was ist Entwicklungsneurotoxizität?

Die European Food Safety Authority (EFSA) führte im Oktober 2016 eine Workshop über Entwicklungsneurotoxizität durch und erklärt diese Störungen wie folgt: „In der frühen Phase der fötalen Entwicklung können Umweltsubstanzen Einfluss auf die Ausbildung und Differenzierung der verschiedenen Zelltypen bzw. auf die Verzögerung von Reifungsprozessen des Gehirns haben. Diese Störungen können dann in Form eines niedrigen IQs, von Autismus, Hyperaktivität, mangelnder Konzentrationsfähigkeit, beeinträchtigtem Erinnerungsvermögen oder Verhaltensstörungen in Erscheinung treten.

Amerikanische Wissenschaftler schätzen, dass 10 bis 15 Prozent der Kinder im vor- oder schulpflichtigen Alter von einer dieser Störungen betroffen sind. Die genauen Ursachen und Abläufe sind bislang noch weitgehend unbekannt, die Datenlage dürftig. Wissenschaftler nehmen an, dass Industriechemikalien, denen Frauen während der Schwangerschaft ausgesetzt waren, eine Rolle spielen. Eine werdende Mutter nimmt die Substanz über die Haut, die Luft oder oral (z.B. Pestizidrückstände) in ihren Körper auf und reicht sie oder eine verstoffwechselte Form dieser Substanz über die Planzenta an den Fötus weiter.“

Ziram und Krähen

Das Maissaatgut für die konventionellen Bauern war in der Schweiz 2021 mit dem Beizmittel Korit 420 FS (Ziram) ausgestattet. Das hat Heidi auf der Homepage der landwirtschaftlichen Schule Strickhof erfahren. Dieser Wirkstoff sei der Einzige, der noch eine Zulassung habe. Seine Wirkung gegen Krähen (Repellenteffekten) sei aber gemäss Firmenangaben deutlich schwächer als jene von Mesurol. Mesurol hat Ende Juni 2020 die Zulassung verloren. Laut Vogelwarte ist das tiefer Säen des Maises um Krähenschäden (fressen der Maiskörner) zu verhindern nicht geeignet. Die Krähen holen den Samen trotz tiefer Saat hervor. Was wirklich nützt ist, die Krähen nicht aufs Feld zu locken oder sie zu vergrämen.

Nach der Bodenbearbeitung wird etwa 2 Tage gewartet bis der Mais gesät wird. Denn die Krähen kommen auf frisch bearbeitete Felder, um Würmer, Käfer, Schnaken usw. zu fressen. Bei der Saat muss darauf geachtet werden, dass kein Maiskorn auf der Bodenoberfläche herumliegt wie dies Osmerus in Norddeutschland beobachtet hat, siehe Bericht vom 6.5.15: Wer färbt die Landschaft mit Mais rot? Herumliegende Körner locken die Krähen an. Weitere Massnahmen sind gemäss Strickhof: Akustische Abschreckgeräte wie der BirdAlert, der mit Vogelschreien arbeitet oder ein Knallapparat. Grosse mit Gas gefüllte Ballone zeigen auch Wirkung. Tote Krähen aufhängen bringt nichts als Ärger, stattdessen steckt man die Federn einer toten Krähe kreisförmig in den Boden. Dass das Aufhängen von toten Krähen nichts nützt, das kann man auch auf Heidis Mist nachlesen (28.7.12) Tote Krähen aufhängen nützt nichts!

Korit 420 FS giftig für Regenwürmer

Gemäss Kwizda Agro GmbH Wien, Zulassungsinhaber, für die Endkennzeichnung Verantwortlicher und Hersteller, ist das Beizmittel Korit 420 FS giftig für Regenwürmer. Aufgrund der Gefahrenkennzeichnungen vermutet Heidi, dass das Pestizide auch vielen weiteren Bodenlebewesen schadet.

Österreich: Was schreiben grüne Bauern?

Grünes Land, Zeitung für eine ökologische Agrarpolitik Nr 077, März 2022

Zum Vergrössern auf Bild klicken. Grünes Land, Zeitung für eine ökologische Agrarpolitik Nr 077, März 2022

Gesundheitliche Bedenken für Mensch und Tier müssten ernst genommen werden. Weshalb ist Korit 420 FS noch zugelassen?

Notfallzulassung nach Artikel 53 der Verordnung (EG) Nr. 1107/2009 für das Pflanzenschutzmittel: Korit 420 FS. Deutsches Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit

EUROPEAN CHEMICALS AGENCY (ECHA), 13.2.18, Substance name: Ziram, EC number: 205-2BB-3, CAS number: L37-3O-4:

EFSA/OECD-Workshop zur Entwicklungsneurotoxizität. 7.11.16

Pflanzenschutz aktuell im Feldbau 21. April 2021, Mais, Achtung Krähen. Landwirtschaftliche Schule Strickhof

Maisanbau: Mesurol-Beizmittel verliert seine Zulassung Ende Juni. Bauernzeitung 5.2.20

Grüne Bäuerinnen und Bauern. Die Maisaussaat steht vor der Tür. Grünes Land März 2022

Wer färbt die Landschaft mit Mais rot? Osmerus’s Blog 6.5.15

Korit 420 FS, Kwizda Agro GmbH Wien

Die richtige Beize für den Mais. Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen

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USA: Gerichtlich erzwungenes Verbot von Chlorpyrifos

19. August 2021
Medieninformation Pesticide Action Network Noth America vom 18.8.21 über das Verbot von Chlorpyrifos durch die EPA.

Medieninformation Pesticide Action Network Noth America vom 18.8.21 über das Verbot von Chlorpyrifos durch die EPA.

Medienmitteilung Pesticide Action Network North America vom 18.8.21:

WASHINGTON D.C. – Die Environmental Protection Agency (EPA) hat heute bekannt gegeben, dass sie alle Bewilligungen für die Verwendung von Chlorpyrifos in der Lebensmittelproduktion zurückzieht. Diese Ankündigung folgt der Anordnung des 9th Circuit Court vom Mai 2021, dass die Bewilligungen aller Verwendungen von Chlorpyrifos in der Lebensmittelproduktion, die nicht als sicher nachgewiesen werden können, zurückgezogen werden.

Kristin Schafer, Geschäftsführerin des Pestizid-Aktions-Netzwerks (PAN), gab als Reaktion auf die Entscheidung der EPA die folgende Erklärung ab:

„Gemeinsam mit Partnern im ganzen Land feiern wir diese Entscheidung, welche die Gesundheit von Millionen von Kindern, Landarbeitern und Familien in ländlichen Gebieten schützt – und die längst überfällig ist. Die wissenschaftlichen Belege für die Schädlichkeit dieser neurotoxischen Chemikalie sind seit Jahrzehnten eindeutig. Es bedurfte einer hartnäckigen Organisationsarbeit, einer Lobbyarbeit in den Parlamenten der Bundesstaaten und koordinierter rechtlicher Schritte, um die EPA endlich dazu zu zwingen, ihre Arbeit zu machen.

„Wir gehen davon aus, dass die heutigen Massnahmen auch zu einem Verbot des Einsatzes von Chlorpyrifos bei Nutzpflanzen führen werden, die als Futtermittel angebaut werden, und dass die EPA in den kommenden Monaten auch Massnahmen in Bezug auf alle anderen Verwendungszwecke von Chlorpyrifos (ausser für Lebensmittel) in Betracht ziehen wird. Wir fordern die Behörde auf, auch diese Verwendungen rasch zu verbieten, damit wir uns den 35 Ländern anschliessen können, die diese gefährliche Chemikalie bereits vollständig verboten haben.

„Wir hoffen, dass die heutige Entscheidung ein Zeichen dafür ist, dass diese Behörde Wissenschaft und Gerechtigkeit bei der Entscheidungsfindung über gefährliche Pestizide wieder in den Mittelpunkt stellt. Viel zu lange haben die Interessen der Pestizidindustrie Vorrang vor dem Schutz der Gesundheit von Kindern oder der Gesundheit derjenigen, die an der Front der industriellen Landwirtschaft stehen – Landarbeiter, Landwirte und Familien in ländlichen Gebieten. Es ist an der Zeit, dass sich das ändert.“

PAN und unsere Partner, darunter Wissenschaftler, Landarbeiter sowie kommunale und nationale Organisationen, setzen sich seit dem Jahr 2000 für ein bundesweites Verbot von Chlorpyrifos ein. Damals wurde die Verwendung im Haushalt verboten, weil bekannt war, dass die Exposition das sich entwickelnde Gehirn von Kindern schädigt. Im Jahr 2007 reichte PAN gemeinsam mit Partnern und dem Anwaltsteam von EarthJustice eine Petition bei der EPA ein, in der ein Verbot von chlorpyrifoshaltigen Produkten in der Landwirtschaft gefordert wurde. Erst 2015 schlug die EPA ein Chlorpyrifos-Verbot für Lebensmittel vor. Diese vorgesehene Bundesentscheidung wurde 2017 aufgehoben, eine Entscheidung, die PAN und unsere Partner 2018 erneut rechtlich anfochten. Daraufhin ordnete das Gericht im Mai 2021 an, dass alle Verwendungen von Chlorpyrifos in Lebensmitteln zu verbieten sind, sofern deren Unbedenklichkeit nicht erwiesen ist, worauf das heutige Verbot der Verwendung in Lebensmitteln folgte.

Als Reaktion auf die Verzögerung der Massnahmen auf Bundesebene im Jahr 2017 drängten die Befürworter auf Massnahmen zum Schutz von Kindern, Arbeitnehmern und Gemeinden auf staatlicher Ebene. Seit 2018 haben Hawai, Kalifornien, New York, Maryland und Maine alle Verwendungen von Chlorpyrifos verboten, und in mehreren anderen Bundesstaaten wurden ähnliche Massnahmen in die Wege geleitet.

EU und Schweiz, aber …

Trotz vieler Studien, welche die Schädlichkeit von Chlorpyrifos nachweisen, wurde dieser Wirkstoff in Europa erst gerade verboten: Aufbrauchfrist EU 16. April 2020, Schweiz 28. Mai 2021.

Syngenta exportierte 2018 37 Tonnen Profenophos (ein ähnlicher Wirkstoff) nach Brasilien. Seit 2021 ist der Export von Profenophos aus der Schweiz verboten.

Profenofos ist das in der Schweiz am häufigsten nachgewiesene, hierzulande verbotene Pestizid in Lebensmitteln. Dies hat eine Analyse von Public Eye aufgrund der detaillierten Daten des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) über Pestizidrückstände im Jahr 2017 gezeigt. Profenofos wurde in 41 Lebensmitteln nachgewiesen, vor allem in Gemüse sowie verschiedenen Früchten und Gewürzen aus Asien (Thailand, Vietnam, Indien und Sri Lanka).

Chlorpyrifos, Wikipedia

Profenophos, Wikipedia

In der Schweiz verbotenes Pestizid verschmutzt brasilianisches Trinkwasser. Public Eye vom 9.1.20

Nachruf Wirkstoff Chlorpyriphos. OhneGift vom 23.6.21

Eigentlich nichts Neues: Die schädliche Wirkung von Chlorpyrifos! Heidis Mist vom 17.11.18

Toxisches Chlorpyrifos: Neuer Anforderungswert löst das Problem nicht. Heidis Mist vom 13.2.18

Ein erster Schritt ist getan: Bund will schädliches Pestizid verbieten. Heidis Mist vom 12.6.19

Chlorpyrifos, Glyphosat, Paraquat: Thailand will sie verbieten. Heidis Mist vom 10.11.19

Amerikanisches Gericht ordnet Chlorpyrifos-Verbot an. Heidis Mist vom 31.8.18

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