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Nitrat: Deutschland hat die EU im Nacken – die Schweiz hört auf die Bauern

16. Februar 2017
Diese Gülle blieb auf dem abgeernteten Maisacker bis zum Pflügen im nächsten Jahr.

Diese Gülle blieb auf dem abgeernteten Maisacker bis zum Pflügen im nächsten Jahr.

Das Deutsche Bundeskabinett beschloss am 15.2.17, die Novelle der Düngeverordnung. Heute hat der Bundestag das angepasste Düngegesetz verabschiedet, um die Verordnung in Kraft zu setzen. Im März dann muss noch der Bundesrat dem Paket zustimmen.

Mit einem neuen Düngerecht reagiert die Bundesregierung auch auf eine Klage der EU-Kommission. Diese hatte Deutschland im November vor dem Europäischen Gerichtshof wegen anhaltend hoher Nitratwerte im Grundwasser verklagt. Deutschland drohen Geldstrafen in Milliardenhöhe. Als Ursache für die Nitratbelastung gelten der übermässige Einsatz von Gülle und stickstoffhaltigem Dünger in der Landwirtschaft.

Mit der neuen Düngeverordnung sollen u.a.

  • die Sperrzeiten, in denen keine Düngemittel ausgebracht werden dürfen, verlängert (1. Oktober bis 31. Januar) und
  • die Abstände für die Düngung in der Nähe von Gewässern ausgeweitet werden.
  • Zusätzlich sollen Gärreste aus Biogasanlagen in die Berechnung der Stickstoffobergrenze (170 Kilogramm pro Hektar) einbezogen werden.
  • Zum Verringern von Ammoniak-Emissionen muss die Gülle in Zukunft innert vier Stunden in den Boden eingearbeitet werden; der Vorschlag „innert einer Stunde“ wurde gekippt.
  • Die neu eingeführte Stoffstrombilanz soll helfen zu prüfen, ob landwirtschaftliche Betriebe die Düngevorschriften einhalten oder nicht.
  • Darüber hinaus werden die Länder zum Erlass von zusätzlichen Massnahmen in Gebieten mit hohen Nitratwerten im Grundwasser verpflichtet. Dies gilt auch für Regionen, in denen stehende oder langsam fliessende oberirdische Gewässern insbesondere durch Phosphat zu stark belastet sind.

„Das Land Nordrhein-Westfalen fordert vom Bund seit mehr als fünf Jahren eine angepasste Düngerverordnung. Fünf Mal schon hat der Bundeslandwirtschaftsminister eine Vorlage angekündigt“, kritisiert der NRW-Umweltminister Johannes Remmel.

Umweltschützern gehen die Regelungen nicht weit genug. Auch herrscht Skepsis, dass Deutschland damit wieder den EU-Vorgaben entsprechen wird. Der Bauernverband sieht noch Nachbesserungsbedarf, wichtig sei jetzt Planungssicherheit für die Landwirte. Zu viele Ausnahmen gebe es immer noch, findet der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft, und er fordert einen absoluten Düngerstopp, wenn Grenzwerte im Grundwasser überschritten sind. In der Anhörung betonte Kirsten Tackmann, Die Linke, dass jedes Gesetz nur so gut sei wie der Vollzug. „Oh – wie wahr“, meint Heidi.

Und in der Schweiz?

  • Die Bauern wollten keine Sperrzeiten, obwohl gewisse Kantone damit gute Erfahrungen gemacht hatten. Also gibt es in der Schweiz keine Sperrzeiten, welche verlängert werden könnten!
  • Bei uns wurden die Pufferstreifen auf Wunsch der Bauern anlässlich der Revision der Gewässerschutzverordnung (GSchV) per 1.1.11 verkleinert, dies vor allem dort, wo die Kantone keinen Gewässerraum ausscheiden (Messung Pufferstreifen ab Uferlinie statt ab Böschungsoberkante). Und die Kantone bekommen laufend mehr Freiheit bei der Ausscheidung des Gewässerraums, z.B. kein Gewässerraum für „sehr kleine Gewässer“, wobei dies für den Innerschweizer Bauernbund Gewässer bis zu einer Gerinnesohle von 2 m sind, d.h. 80% der Gewässer wären betroffen, wenn man auf sie hören würde. Die definitive Version der neuen GSchV ist noch nicht veröffentlicht.
  • Pufferstreifen werden, nicht nur an Gewässern, vielerorts systematisch missachtet. Es mangelt an Vollzug!
  • Wenn die Gewässer arg verschmutzt sind, dann erhalten die Bauern Geld für standortgerechte Bewirtschaftung auf der Basis von Art. 62 des Gewässerschutzgesetzes.
  • Schweizer Unsitte: Im Herbst Gülle oder Mist auf Äcker, auch Maisfelder, ausbringen und erst im Frühling pflügen; keine Winterbegrünung.

Die reiche Schweiz ist kein Vorbild. Statt Vorsorge werden Probleme lieber auf die lange Bank geschoben, eine zweifelhafte Strategie!

Bundestag beschliesst Änderung des Dünge­gesetzes, Deutscher Bundestag, 16.2.17

Gülleflut gebremst? Bundeskabinett beschließt Novelle der Düngeverordnung, Lebensraum Wasser 15.2.16

Weg frei für neues Düngerecht, Medienmitteilung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit 12.1.17.

In NRW besonders viel Nitrat im Grundwasser, WDR 3.1.17.

Weitere Verwässerung des Gewässerschutzes verhindern! Heidis Mist 27.7.16.

Gewässerschutzprojekte: Sind sie nachhaltig? (4) TOTAL Bundesbeiträge bis Ende 2014, Heidis Mist 6.8.15.

Gülleausbringung: Diese Geräte sind seit 1. Januar 2016 verboten, agrarheute 31.1.17.

16.2.17 HOME

Deutschland: Systematischen Antibiotikamissbrauch bekämpfen!

1. März 2013
Niemand weiss so genau wie viele Antibiotika wo in der Nutztierhaltung eingesetzt werden. Dass es grosse Mengen sind, das wissen bald alle Steuerzahlenden. Detaillierte Zahlen fehlen auch in der Schweiz: Lange (teure) Diskussionen, aber gehandelt wird nicht.

Niemand weiss so genau wie viele Antibiotika wo in der Nutztierhaltung eingesetzt werden. Dass es grosse Mengen sind, das wissen bald alle Steuerzahlenden. Detaillierte Zahlen fehlen auch in der Schweiz: Lange (teure) Diskussionen, aber gehandelt wird nicht.

„… Wo ist Ministerin Aigner? …

  • verschleiern – so lange es geht
  • verharmlosen – so lange es geht
  • vertrösten – so lange es geht
  • verschieben – so lange es geht

Das ist die einzige Antwort, die Ministerin Aigner und Sie von Schwarz-Gelb den Menschen draussen auf ihre drängenden Frage sagen. Wir sagen: „Das ist überhaupt keine Antwort, das ist zutiefst verantwortungslos gegenüber unseren Nutztieren. Ausser Ankündigungen passiert nichts. Keine Verbesserung für Hähnchen und Schwein…“ Dies ein Auszug aus der Rede, welche Friedrich Ostendorff, Grüne, gestern 28.2.13 an der 225. Sitzung des Bundestags gehalten hat. Es lohnt sich, 4:48 Minuten zum Anhören der Forderungen einzusetzen:
Systematischen Antibiotikamissbrauch bekämpfen! Friedrich Ostendorff, 225. Sitzung des Bundestags

Christian Meyer: Vom Bauernschreck zum Hoffnungsträger. Die jüngsten Lebensmittelskandale in Deutschland haben das öffentliche Bild von Niedersachsens erstem grünen Agrarminister auf den Kopf gestellt. Jeder einzelne Skandal bedeutet Rückenwind für Meyers angekündigten Reformen. Proplanta 4.3.13

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Heidis Frage: Was geschieht eigentlich in der Schweiz? Von griffigen Massnahmen hat sie bisher nichts gehört.

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Die Skandale häufen sich. „Die Welt“ berichtet heute mittag (1.3.13): „Hochgiftiges Maisfutter auf 3500 Höfen entdeckt. Neuer Schock für die Agrarbranche: Im Tierfutter ist ein krebserregendes Schimmelpilzgift festgestellt worden. Zehntausende Tonnen verseuchter Mais sind aus Serbien nach Deutschland gelangt“. Medienmitteilung des Niedersäschsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Futtermittelkontamination mit Aflatoxin B1 festgestellt. Das Bundesverbraucherministerium hatte die Länder bereits im Herbst vor möglichen Belastungen von Mais mit dem Schimmelpilzgift gewarnt, wie Spiegel Online berichtet: Schimmelpilze im Mais: Die Spur des Giftfutters. Die Kontrollen versagten. Das Bundesinstitut für Risikobewertung rät zu Betriebsschließungen.

….Erst vor fünf Tagen berichtete Die Welt über die mangelnden Kontrollen bei den Lebensmitteln: „Deutschland fehlt das Geld für Bio-Eier-Kontrollen. Der Skandal um Bio-Eier deckt enorme Missstände auf: Es fehlen laut Bundesverband der Lebensmittelkontrolleure 1600 Prüfer – wegen Geldmangel: ‚Da wird gelogen und betrogen, was das Zeug hält‘.

Heidis Artikel zum Thema:

1.3.13 HOME


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