Posts Tagged ‘Bündnerland’

Wer denkt schon ans Grundwasser? Man sieht’s ja nicht!

3. März 2017
Kurt: "Nicht nur im Bündnerland sind sie zu finden, die Grüselbauern. Foto von der MOB Eisenbahn aus aufgenommen zwischen Château d'Oex VD und Saanen BE." Mist quillt über die Mauer auf die Bahnböschung, und der Sickersaft fliesst von diesem Platz vermutlich hindernisfrei in die angrenzende Wiese. Copyright: Kurt M.

Max: „Nicht nur im Bündnerland sind sie zu finden, die Grüselbauern. Foto von der MOB Eisenbahn aus aufgenommen zwischen Château d’Oex VD und Saanen BE.“ Mist quillt über die Mauer auf die Bahnböschung, und der Sickersaft fliesst von diesem Platz vermutlich hindernisfrei in die angrenzende Wiese.

Das Grundwasser ist fast nur negativ in den Schlagzeilen, dann nämlich, wenn verschmutztes Wasser irgendwo aus dem Hahnen fliesst. Hingegen ist die Vorsorge kaum ein Thema, obwohl ausreichende Trinkwassermengen und tadellose Qualität nicht selbstverständlich sind, auch in der Schweiz nicht. Folgende Geschichte hat kürzlich ein Kollege Heidi erzählt:

„Der Verantwortliche für die Trinkwasserversorgung der Gemeinde stellte Fäkalkeime im Grundwasser fest. Auf der Suche nach der Ursache kam unser Haus ins Visier. Sie gruben in unseren Garten. Die Überraschung war gross. Zwei Röhren der Abwasserleitung waren beim Bau nicht korrekt zusammengefügt worden. Ein Baumangel! Das Problem war schnell behoben. Doch wie kommt es, dass die Keime erst nach so vielen Jahren das Grundwasser erreichten?“

Stoffe, welche das Grundwasser verschmutzen können, versickern je nach ihren Eigenschaften und der Art und Mächtigkeit des Bodens unterschiedlich schnell. Probleme bemerkt man daher oft erst nach langer Zeit. Je nach Ausmass der Verschmutzung kann es nach dem Beheben der Ursachen Jahre oder gar Jahrzehnte dauern bis das Grundwasser wieder als Trinkwasser verwendet werden kann.

Trinkwasser zunehmend unter Druck

Der Schwerpunkt der Publikation umwelt 1/2017 des Bundesamts für Umwelt (Bafu) ist die Wasserqualität. Den drängendsten Herausforderungen der Trinkwasserversorgung ist der Artikel Trinkwasserinfrastruktur: «Wir fühlen uns um die Früchte unserer Arbeit gebracht» gewidmet. Wie lassen sich Trinkwasserressourcen und -infrastrukturen für die nachfolgenden Generationen sichern? Drei Experten diskutieren und schlagen Lösungen vor.

Michael Schärer, Sektionschef Gewässerschutz, Bafu, sieht grossen Handlungsbedarf bei der langfristigen Sicherung der Ressource Wasser. Durch das Siedlungswachstum seien viele Trinkwasserfassungen und ihre Schutzzonen aufgehoben worden, oder sie seien gefährdet, weil Verkehrsträger oder Abwasserleitungen den Schutzzonenbereich durchlaufen. Im Nationalen Forschungsprogramm NFP 61 Nachhaltige Wassernutzung sei aufgezeigt worden, dass die Nutzungskonflikte für die Zukunft der Trinkwasserversorgung der kommenden Jahrzehnte bedeutender seien als die Folgen des Klimawandels.

Dass die Nutzungskonflikte zunehmen, das bestätigt auch Martin Sager, Direktor des Schweizerischen Vereins des Gas- und Wasserfachs (SVGW): „Wo ökonomische Interessen überwiegen, wird auch mal eine Fassung geopfert. Das geht umso einfacher, wenn Schutzzonen nicht oder nicht rechtskräftig ausgeschieden sind.“

Besser planen und schützen

Wie so oft fehlt es nicht an Werkzeugen. Michael Schärer: „Planerische Instrumente zur Sicherung der Trinkwasserressourcen existieren in der Gewässerschutzgesetzgebung, nun müssen sie aber auch in die Raumplanung integriert werden.“

Die rechtlich-planerische Sicherung garantiere aber noch nicht, dass die Versorgung mit qualitativ hochwertigem Trinkwasser gewährleistet sei, sagt Martin Sager: „So fordert unser Verein beispielsweise ein Verbot von wassergefährdenden Stoffen in den beiden inneren Grundwasserschutzzonen. Betroffen wären davon lediglich 1,2% der landwirtschaftlichen Nutzfläche.“

Die Landwirtschaft stehe ganz klar in der Pflicht, meint auch Heinz Habegger, Geschäftsführer und Inhaber von Water Excellence AG: „Wir Siedlungswasserwirtschaftler fühlen uns um die Früchte unserer Arbeit gebracht, wenn über die Oberflächengewässer Nährstoffe, Pflanzenschutzmittel und Antibiotika ins Grundwasser gelangen.“

Für kleine Trinkwasserversorger ist es nicht einfach, den Zustand ihres Leitungsnetzes präzis zu erfassen und eine saubere Planung zu erstellen. Handlungsbedarf gibt es daher bei einigen Gemeinden. Die Infrastruktur ist grösstenteils, unsichtbar für die EinwohnerInnen, im Untergrund. Politische Lorbeeren könne man sich auf diesem Terrain nicht holen, meint Heinz Habegger: „Insgesamt aber sind wir punkto Werterhaltung im internationalen Vergleich sehr gut aufgestellt.“

Grundwasser: öffentliche Diskussion nötig

Das Grundwasser wird durch viele menschliche Tätigkeiten bedroht. Wer weiss schon, was unter unseren Füssen mit dem Wasser geschieht? Martin Sager: „Es ist ein schleichender Prozess, was die Sache umso tückischer macht. In der Öffentlichkeit und der Politik ist das Thema Ressourcenschutz noch nicht angekommen.“ Dies gilt es zu ändern, meint Heidi.

Ausführliche Informationen siehe Trinkwasserinfrastruktur: «Wir fühlen uns um die Früchte unserer Arbeit gebracht», umwelt 1/2017, Bafu.

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Skiferien mit Mist

2. Februar 2017
Verregneter Mist. Copyright: Fränzi

Verregneter Mist. Copyright: Fränzi

Liebe Heidi

Wir machten einen Ausflug nach Chur. Das Wetter! Auf dem Weg sahen wir ein paar Misthaufen. Beiliegend ein Foto, mässige Qualität, da ich falsch eingestellt hatte. An den Rändern sieht man Mistwasser herausfliessen. Claudia fand das Foto gut. Und du?

Viele Grüsse aus dem schönen Bündnerland ins Bündnerland.

Fränzi

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Malanser und Zuger Misthaufen im Feld … und – jetzt güllen?

22. Dezember 2015
Schon wieder Mist auf einer Wiese auf der Langenegg (ZG), diesmal aber nicht am Waldrand, sondern mitten auf der Wiese mit bestem Ausblick. Copyright: Erika

Schon wieder Mist auf einer Wiese auf der Langenegg (ZG), diesmal aber nicht am Waldrand, sondern mitten auf der Wiese mit bestem Ausblick. Copyright: Erika

Alle Jahre wieder liegen bei Malans im Bündnerland riesige Misthaufen monatelang illegal im Feld, über dem Grundwasser (Versickern!), nachlässig hingeworfen, lausig gedeckt, echt BIO. Heidi hat 2010 erstmals einen fotografiert. Im Kanton Graubünden ist das Landwirtschaftsamt (ALG) für den Gewässerschutz in der Landwirtschaft zuständig (!!!), dieses sieht offensichtlich keinen Handlungsbedarf, denn die üble Situation ist dem ALG längst bekannt: In diesem Fall Stallbau ohne Mistlager! Solche Misthaufen, meist ungedeckt, liegen auch an anderen Orten in Graubünden monatelang im Feld.

Doch das rechtswidrige Lagern von Mist im Feld ist nicht auf Graubünden beschränkt, kommt in anderen Kantonen ebenfalls vor. Soeben sind Fotos aus dem Kanton Zug eingetroffen. Erika und Roland (Name von der Redaktion geändert) waren wieder einmal auf Wanderschaft in der Region Gottschalkenberg/Langenegg. Hat die Landeigentümerin der Wiese auf der Langenegg, die Korporation Oberägeri, zuviel versprochen, als sie Heidi schrieb: „Der Korporationsrat kann diesen Zustand nicht dulden und wird umgehend entsprechende Massnahmen einleiten.“?

Misthaufen: Weiser Entscheid der Korporation Oberägeri, Heidis Mist 30.10.15

Mist auf Wiesen und im Wald der Korporation Oberägeri, Heidis Mist 27.10.15

Mist neben einem Stall ohne Mistplatte in der Nähe des Gottschalkenbergs neben dem Wanderweg! Diese Liegenschaft gehört nicht der Korporation Oberägeri. Copyright: Erika

Mist neben einem Stall ohne Mistplatte in der Nähe des Gottschalkenbergs neben dem Wanderweg! Diese Liegenschaft gehört nicht der Korporation Oberägeri. Copyright: Erika

Jetzt neben Grundwasserfassung Gülle ausbringen?

Eine Leserin hat Heidi geschrieben, dass der Bauer von nebenan Mitte Dezember direkt neben einer Grundwasserfassung Gülle ausgebracht hat. Das Ausbringen von Gülle ist in der Grundwasserschutzzone S2 allgemein verboten. Es besteht die Gefahr, dass Krankheitserreger ins Trinkwasser gelangen. Zudem ist in dieser Jahreszeit mit dem Auswaschen von Stoffen (Nitrat) ins Grundwasser zu rechnen. Das Foto möchte sie lieber nicht veröffentlicht haben wegen der nachbarschaftlichen Beziehung. Macht nichts, meint Heidi, man kann sich das gut vorstellen.

Grundwasserschutzzonen: Wer weiss Bescheid? Heidis Mist 19.11.12

22.12.15 HOME

Auf den Spuren von Heidis Mist

11. April 2015
Mist auf nacktem Maisfeld. Wahrscheinlich fliesst zwischen Stall und Feld ein Bächlein; das würde bedeuten, dass der Pufferstreifen zu schmal ist. Copyright Marius

Mist auf nacktem Maisfeld. Wahrscheinlich fliesst zwischen Stall und Feld ein Bächlein; das würde bedeuten, dass der Pufferstreifen zu schmal ist. Copyright Marius

Auch wenn der Regierungsrat des Kantons Graubünden zur Rechtfertigung des Sonntagsverkaufs argumentiert, dass im Designer Outlet in Landquart vorwiegend Ausländer einkauften, ist Graubünden immer noch ein beliebtes Ferienziel für SchweizerInnen, z.B. Marius schickte Heidi und dem Almöhi nicht nur herzliche Grüsse aus dem Bündnerland, sondern legte auch ein Foto bei mit der Bildlegende: Auf den Spuren von Heidis Mist. Mist bei Castrisch am 5. April vom Zug aus aufgenommen.

Wie lange der Mist schon liegt und wie lange er noch liegen wird, das weiss natürlich Marius nicht. Doch weil der Haufen sichtlich saftet, geht Heidi davon aus, dass die Lagerung illegal ist. Mit grösster Wahrscheinlichkeit fliesst zwischen Stall und Maisfeld ein Bächlein, d.h. der Pufferstreifen von 6 m Breite gemäss Direktzahlungsverordnung ist massiv unterschritten. Gewässerverschmutzungen wirken sich in kleinen Bächen der hohen Konzentration wegen besonders schädlich auf die Wasserlebewesen aus. Also zwei Zuwiderhandlungen gegen die Gewässerschutzgesetzgebung auf einem Foto.

Danke Marius!

11.4.15 HOME

Bündner Schaumbad für Vögel

21. März 2015

Für die Vögel ist fliessendes Wasser an vielen Orten ein begehrtes rares Gut: Getränk, Bad, Dusche. Wo es noch in kleinen Bächlein fliesst, da ist es häufig verschmutzt. So wissen Bündner Behörden, dass in diesem „privatisierten“ Bächlein auch „in Zukunft“ Hofabwässer fliessen werden, und sie haben recht. Wahrscheinlich amtlich bewilligt. Vermutlich Milchzimmerabwasser. Doch das geht niemanden etwas an. Die Meinungen von Bündner Behörden und Heidis Meinung klaffen bisweilen weit auseinander. Dilution is the solution here. Is it? Und das in einem Tourismus-Kanton!

Eine kleine Diaschau mit Fotos von Dezember 2014 bis März 2015. Krass war es heute Samstag, 21.3.15, zum Auftakt des Weltwassertags 2015: Mehr als zwei Stunden lang schäumte es ununterbrochen, und das Wasser war weisslich. Doch wen kümmert’s? Niemanden, ausser Heidi natürlich.

Diaschau Bündner Schaumbad für Vögel

 21.3.15 HOME

Bündner Misthaufen, fotografiert von Paul

8. März 2015
Bauernhof-Idylle mit Mist zwischen Chur und Haldenstein. Copyright Paul

Bauernhof-Idylle mit Mist zwischen Chur und Haldenstein. Copyright Paul

Hallo Heidi

Sonja sah bei Maienfeld Mist auf Feldern herumliegen und dachte sofort an dich: „Wie ärgerlich! Die Kamera ist im Koffer“. Ich zörgerte nicht lange, holte ihn herunter und fand rasch das Gewünschte. Weil Haldenstein erst kurz vor Chur liegt, hatte ich Zeit zum Testen, nach Landquart sogar am richtigen Objekt. Die ersten Mistfotos sind unbrauchbar. Ich habe noch nie zuvor vom fahrenden Zug aus geknipst. Kurz vor Chur sahen wir noch einen Miststock. Ich schicke dir die zwei besten Fotos, leider etwas verschwommen. Wir freuen uns auf die sonnigen Tage in den Bergen…

Grüsse aus Arosa
Paul und Sonja

Heidi meint: Dieser Mist wurde erst kürzlich an den jetzigen Ort gebracht. Erfahrungsgemäss liegen die Haufen aber monatelang ungedeckt auf abgeernteten Feldern oder Wiesen, was verboten ist, da der Sickersaft das Grundwasser verschmutzen kann.

Max kommentierte den Artikel Stallbau ohne Mistlager (2): „… Öffentliches ‘name and shame’, die Sünder beim Namen nennen, ist wohl immer noch zu viel verlangt in der toleranten Schweiz, wenn es um die Landwirtschaft geht …“ Es sind die Behörden, welche die Bauern gewähren lassen; sie müssten einschreiten! Aber sie verteilen den Bauern lieber unser Geld, auch wenn die Voraussetzungen dafür nicht erfüllt sind.

Danke Sonja und Paul … und viel Spass beim Skifahren.

Misthaufen beim Bahnhof Haldenstein mit BTS-Stall (besonders tierfreundlich, mehr Subventionen) und lukrativer Fotovoltaik. Im Hintergrund Burg und Dorf. Copyright Paul

Misthaufen beim Bahnhof Haldenstein mit BTS-Stall (besonders tierfreundlich, mehr Subventionen) und lukrativer Fotovoltaik. Im Hintergrund Burg und Dorf. Copyright Paul

8.3.15 HOME

Wo bleibt der Bündner Mist?

13. Januar 2015
Wie lange liegt dieser Mist schon hier über dem Grundwasser?  Vermutlich schon monatelang.

Wie lange liegt dieser Mist schon hier über dem Grundwasser? Vermutlich schon monatelang.

Jemand fragte Heidi, ob die eidgenössischen Vorschriften für die Lagerung von Mist im Bündnerland endlich respektiert würden. Obwohl die „Mist-im-Feld-Saison“ erst angefangen hat und somit eine klare Aussage nicht möglich ist, zweifelt Heidi daran. Die Direktzahlungen sind hoch, die Abzüge für Zuwiderhandlungen klein, die Steuergelder aus Bern fliessen so oder so. Es besteht somit kein „Anreiz“, die traditionelle (illegale) Praxis zu ändern.

Heidi stinkt es, jedem Misthaufen mit dem Fotoapparat nachzurennen, etwa dem Bio-Misthaufen in Malans (neuer Stall ohne Mistplatte, siehe Stallbau ohne Mistlager) oder jenem direkt am Gleis der Rhätischen Bahn, ebenfalls in Malans, denn die Haufen sehen Jahr für Jahr ähnlich aus. Auch das Engadin bietet Mist-Foto-Sujets an. Aber Heidi freut sich über das Foto, das ihr ein Schweizer Tourist aus einer anderen Bündner Gegend geschickt hat. Danke!

13.1.15 HOME

Laufhofschacht, eine Bündner Spezialität

5. Februar 2014
Wenn die Tiere im Laufhof sind, muss die Rohrkrümmung im Laufhofschacht so gerichtet sein, dass das Abwasser in das Güllelager fliesst. Nach dem Abtransport der Tiere auf die Alp und der Reinigung des Laufhofs wird die Rohrkrümmung verstellt, damit das Niederschlagswasser in den Bach fliesst, direkt oder auf Umwegen. So wenigstens will es die Theorie. 3 verschiedene Bau-Varianten Bündner Laufhofschacht.

Wenn die Tiere im Laufhof sind, muss die Rohrkrümmung im Laufhofschacht so gerichtet sein, dass das Abwasser in das Güllelager fliesst. Nach dem Abtransport der Tiere auf die Alp und der Reinigung des Laufhofs wird die Rohrkrümmung verstellt, damit das Niederschlagswasser in den Bach fliesst, direkt oder auf Umwegen. So wenigstens will es die Theorie. 3 verschiedene Bau-Varianten Bündner Laufhofschacht.

Wer im Internet „Laufhofschacht“ sucht, der/die landet bestenfalls auf Heidis Mist, denn das ist eine echte Bündner Spezialität, nirgendwo sonst zu finden. Der dauernd zugängliche Laufhof bietet den Tieren frische Luft und Sonnenschein, was zu ihrem Wohlbefinden wesentlich beiträgt. Florence Nightingale erkannte diese positive Wirkung auf die Gesundheit bzw. auf ihre Kranken. In Zeiten der Antibiotika-Resistenz von Krankheitskeimen erinnern sich Fachleute neuerdings an ihre Entdeckung. Der Energiesparmassnahmen wegen sind die Empfehlungen von Florence Nightingale nicht einfach umzusetzen, etwa häufiges Lüften der Krankenzimmer. Ein Teil der Schweizer Nutztiere hat das Privileg Laufhof: Die Tiere können jederzeit an die frische Luft.

Zurück zu den Bündner Laufhofschächten! In der übrigen Schweiz entwässert der Laufhof in die Güllegrube oder, wenn längere Zeit keine Tiere im Stall sind, nach der Reinigung flächig in die angrenzende Wiese.

Nicht so in Graubünden! Es gibt die Laufhofschächte mit Weiche „Güllegrube“ oder „Bach“, siehe Fotomontage. Sie sind gang und gäbe, das weiss der Geissenpeter zu berichten, und er muss es ja wissen, denn er ist Kontrolleur, siehe Das  BLW verteilt jedes Jahr fast 3 Milliarden Franken Steuergelder gutgläubig an die Bauern. Er sieht kein Problem, denn neun Zehntel der Bauern würden sich an die Regeln halten und die Weiche lediglich im Sommer auf Bach stellen, wenn die Tiere auf der Alp sind. „Das sind nur die offiziell entdeckten Widerhandlungen!“ meint Heidi, denn wer sieht schon, wenn die Weiche „aus Versehen“ in die falsche Richtung weist? In langen Wintern ist die Versuchung gross, der Weiche einen Schubs Richtung Bach zu geben, desgleichen wenn die Güllegrube zu klein ist (in Graubünden gibt es noch keine Kontrolle der Hofdüngeranlagen).

Die Integration des Laufhofschachts in die Hofentwässerung ist vielfältig. Nicht immer führt der Ablauf direkt zum Bach (Variante 1 Fotomontage). Der Bauer plant die Ableitung z.B. zusammen mit Dachabwasser, also führt das Rohr zum Meteorwasserschacht; von dort gelangt das Laufhofabwasser zusammen mit dem Dachabwasser in den Bach (Variante 2 Fotomontage). Im Herbst, nach der Rückkehr der Tiere von der Alp, gibt es plötzlich viel Arbeit, wer denkt da zuerst ans Umstellen des Laufhofschachts. Wenn es regnet, wird das Laufhofabwasser mit dem Dachabwasser verdünnt und hinterlässt kaum Spuren. Sollte es trotzdem ein bisschen schäumen, dann fällt der Verdacht zuerst auf andere Quellen, etwa Lärchennadeln. Denn „Lärchenbächlein“ schäumen, das hat Heidi im Zusammenhang mit Hofabwässern gelernt; dummerweise auch dann, wenn weit und breit keine Lärche wächst. Bevor der Verdacht auf allfällige andere Verschmutzungsquellen fällt, ist das Ganze vergessen.

Eine weitere Variante ist das Ableiten des Sommer-Laufhofabwassers (statt direkt in den Bach oder über einen Meteorwasserschacht) in den Mistsickerschacht, von dort in den Meteorwasserschacht und dann in den Bach, frei nach dem Motto „The solution to pollution is dilution“. Diese Variante ist gar nicht so abwegig, wenn man bedenkt, dass das direkte Ableiten von Mistsickerwasser in Bäche immer noch einigermassen (wie stark?) verbreitet ist. Es dürfte die kostensparendste Variante sein, siehe Variante 3 auf der Fotomontage. Aber Achtung: heute offiziell verboten. Doch wer erwischt wird kann sich meist herausreden, kommt mit einer kleinen Busse auf Bewährung weg.

Zu hoffen ist, dass die tierfreundlichen Laufhöfe wegen der Laufhofschächte nicht in Verruf geraten. Obwohl diese Bündner Spezialität relativ neu ist, wäre es für den Schutz der Gewässer und den Ruf des Tierschutzes besser, wenn die Laufhofschächte der gewässerschutzkonformen Lösung der „übrigen Schweiz“ weichen müssten, bevor sie definitiv zur Tradition werden. Traditionen sind schwer zu bekämpfen, davon kann Heidi ein Liedlein singen: Misthaufen im Feld, Misthaufen im Feld … !

6.2.14 HOME


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