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Antibiotikaeinsatz in der Landwirtschaft viel höher als berichtet wird

7. Februar 2023
ANTIBIOTIKAVERBRAUCH NACH LÄNDERN. Das Diagramm zeigt, dass China an der Spitze der Top 10 des Antibiotikaverbrauchs im Jahr 2020 nach Ländern steht. Copyright nature

ANTIBIOTIKAVERBRAUCH NACH LÄNDERN. Das Diagramm zeigt, dass China an der Spitze der Top 10 des Antibiotikaverbrauchs im Jahr 2020 nach Ländern steht. Copyright nature

Quelle: Antibiotic use in farming set to soar despite drug-resistance fears. Nature 6.2.23

Gemäss einer am 1.2.23 in PLOS Global Public Health veröffentlichten Studie von Wissenschaftlern der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETHZ) zusammen mit der Freien Universität Brüssel steigt der Antibiotikaeinsatz in der Landwirtschaft trotz der Befürchtung einer Resistenz gegen Medikamente weiter an. Eine Analyse zeigt, dass der Einsatz von antimikrobiellen Medikamenten in der Landwirtschaft viel höher ist als berichtet wird.

Sara Reardon hat die Studie für Nature zusammengefasst. Nachfolgend ein Auszug:

Laut der Studie wird der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung, der massgeblich zur Antibiotikaresistenz beiträgt, zwischen 2020 und 2030 voraussichtlich um 8% zunehmen – trotz der laufenden Bemühungen um eine Eindämmung des Einsatzes.

Es wird angenommen, dass der übermässige Einsatz von Antibiotika in der Landwirtschaft eine der Hauptursachen für die Zunahme von bakteriellen Infektionen beim Menschen ist, die nicht mit Antibiotika behandelt werden können. Obwohl Antibiotika zur Behandlung von Infektionen in der Viehzucht notwendig sein können, werden sie häufig eingesetzt, um das Wachstum der Tiere zu beschleunigen und Krankheiten bei Tieren in überfüllten, unhygienischen Ställen zu verhindern.

Viele Regierungen haben sich schwer getan, Vorschriften zur Verringerung des Antibiotikaeinsatzes zu erlassen oder durchzusetzen. Obwohl eine Reihe von Ländern, darunter die Vereinigten Staaten und grosse Teile Europas, die Verwendung von Antibiotika zur Wachstumsförderung verbieten, können die Hersteller beispielsweise einfach behaupten, dass sie die Medikamente zur Vorbeugung von Krankheiten einsetzen.

Unbrauchbare Daten

Forscher hatten auch Schwierigkeiten, die Menge der in bestimmten Ländern verwendeten Antibiotika zu berechnen, weil die meisten Länder ihre Daten über den Einsatz von Antibiotika in der Landwirtschaft nicht veröffentlichen, sagt der Mitautor der Studie, Thomas Van Boeckel, ein Raumepidemiologe an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH Zürich). Stattdessen geben viele die Daten an die Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH) weiter, die die Antibiotikadaten der Länder nach Kontinenten gruppiert, so dass die Forscher nur diese Daten einsehen können. Und etwa 40% der Länder melden ihren Antibiotikaeinsatz überhaupt nicht an die WOAH. „Die meisten Daten über den Antibiotikaeinsatz in der Welt sind unbrauchbar“, sagt van Boeckel.

Erhebung der Daten

Um den Antibiotikaeinsatz in 229 Ländern zu schätzen, arbeitete Van Boeckel mit Ranya Mulchandani, einer Epidemiologin an der ETH Zürich, und anderen Kollegen zusammen, um Daten von einzelnen Regierungen, Erhebungen in landwirtschaftlichen Betrieben und wissenschaftlichen Artikeln zu sammeln, die über den Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung berichteten. Diese Daten glichen sie mit Daten über den weltweiten Bestand an Nutztieren sowie über den Verkauf von Antibiotika in den 42 Ländern ab, die diese Daten veröffentlicht haben. Daraus extrapolierten sie die Trends für die übrigen 187 Länder.

Zunahme in Afrika am schnellsten

Das Team berechnete, dass der Antibiotikaverbrauch in Afrika wahrscheinlich doppelt so hoch ist wie von WOAH gemeldet, und dass der Verbrauch in Asien 50 % höher ist als gemeldet. Die Autoren führen dies auf die Tatsache zurück, dass viele Länder in diesen Regionen nicht auf die WOAH-Erhebungen antworten.

Unter Berücksichtigung dieser Faktoren schätzen die Autoren, dass bis zum Jahr 2030 weltweit etwa 107’500 Tonnen Antibiotika pro Jahr in der Tierhaltung eingesetzt werden, verglichen mit knapp 100’000 Tonnen im Jahr 2020. Der Antibiotikaverbrauch ist in Asien und insbesondere in China am höchsten – ein Trend, der sich bis 2030 fortsetzen dürfte. Die Forscher schätzen auch, dass der Antibiotikaverbrauch in Afrika am schnellsten zunehmen wird, und zwar um 25% zwischen 2020 und 2030, was auf die gestiegene Nachfrage nach Fleischprodukten zurückzuführen ist.

Mulchandani gibt jedoch zu bedenken, dass es sich bei den meisten der 42 Länder, die Daten zur Verfügung gestellt haben, um Länder mit hohem Einkommen handelt, was bedeutet, dass die Art und der Zweck des Antibiotikaeinsatzes möglicherweise nicht für alle Länder repräsentativ sind.

Lesen Sie die vollständige Zusammenfassung hier: Antibiotic use in farming set to soar despite drug-resistance fears. Nature 6.2.23

Originalpublikation: Global trends in antimicrobial use in food-producing animals: 2020 to 2030. Mulchandani, R., Wang, Y., Gilbert, M., & Van Boeckel, T. P. PLOS Glob. Public Health 3, e0001305 (2023).

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Marketing muss Begehrlichkeiten wecken

3. Februar 2023

Die Kunst des Verkaufens, das Marketing, verführt Menschen dazu, Güter und Lebensmittel zu kaufen, die sie gar nicht brauchen, die allenfalls zum Schuldenmachen verleiten oder gar ungesund sind. NaNa schickte Heidi vor einiger Zeit schon einen Link zu MARKTDING Das Ding mit dem Marketing und schrieb: „Darüber sollte man in der Familie reden und es auf Sekundarstufe durchnehmen!“

Dass dies wichtig ist, zeigt auch der Bericht im Kassensturz vom 31.1.23 Shein: Problem Billigstmode 75-Stunden-Woche, 1 Tag frei pro Monat – Ausbeutung für Shein. Die Billigmode von Shein begeistert die junge Kundschaft. Den Preis zahlen chinesische Arbeitskräfte und die Umwelt.

Und wie gehen die Fachleute vor? Der Beitrag Begehrlichkeiten wecken: sieben Wege für das Marketing von Christoph Ludewig zeigt wie man Leute zum Kaufen verfügt. Ludewig schreibt, dass Marketing viele Funktionen und Aufgaben haben könne, eine aber immer dazugehöre, nämlich Marketing muss Begehrlicheiten für die Produkte und Dienstleistungen wecken, die das Unternehmen herstellt und verkauft. Die Kunden sollen die Produkte nicht nur kaufen, sondern haben wollen.

Es gibt zahlreiche Methoden, um Begehrlichkeiten zu wecken, sie reichen von rational bis emotional. Nicht jede eignet sich für jedes Produkt.

  • Nutzen schaffen: Wenn das Produkt einen Nutzen bringt, dann spart man Zeit und Geld.
  • Kosten senken: Abwägen von Kosten und Nutzen.
  • Statussymbol haben wollen: Drückt etwas über den KundInnen aus.
  • Zeitdruck – Jetzt oder nie: Spielen mit Unsicherheit und Unwissenheit der KundInnen. Immerhin macht Ludewig darauf aufmerksam, dass das Wecken diese Art von Begehrlichkeit schnell ins Unethische abrutschen kann und daher mit Vorsicht zu geniessen sei.
  • Angst schüren – besser wäre das: Kann z.B. ein wohlgemeinter Ratschlag eines Handwerkers sein – oder auch nicht.
  • ‚Knappheit‘ – jetzt zugreifen: Je knapper ein Gut – desto begehrlicher und teurer ist es.
  • Neid – Haben müssen: Andere haben schon, was ich meine haben zu müssen.

Detailliert finden Sie diese Punkt unter Begehrlichkeiten wecken: sieben Wege für das Marketing von Christoph Ludewig

Wie funktioniert Marketing im Supermarkt? Schauen Sie sich dieses Video an.

How your supermarket could manipulate you for your own good. Video BBC

Und dann die schönen Cartoons und Beiträge zum Thema von NaNa:

Neues Zootier: Gemeiner Nimmmich. Heidis Mist 27.3.20

Sankt Marketin – Beschützer der Ökonomen! Heidis Mist 23.8.20

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Regional & verantwortungsvoll hergestellte Nahrungsmittel vom Produzenten nebenan …

15. Januar 2023
Farmy-Angebot gemäss Homepage: tiefgefrorene Mango-Würfel Alnatura

Farmy-Angebot gemäss Homepage: tiefgefrorene Mango-Würfel von Alnatura

Vielleicht hat ja Farmy vergessen, seine Homepage zu aktualisieren, aber da steht klipp und klar: „Farmy ist der Online-Markt für den transparenten Wocheneinkauf direkt vom Produzenten. Keine Zeit auf den Markt oder zum Bauern zu gehen? Kein Problem! Farmy bringt regional und verantwortungsvoll hergestellte Nahrungsmittel Vom Produzenten nebenan direkt zu dir nach Hause.“

Bio Mangowürfel von Alnatura

Farmy bietet AUCH z.B. an: Ungesüsste Bio-Mangowürfel, die sofort nach der Ernte verarbeitet und tiefgefroren werden – so bleibt der natürliche Geschmack weitgehend erhalten. Leicht portionierbar und ideal für Obstsalat und Co.

HINWEIS: Dieses Produkt wird als Tiefkühlprodukt mit Trockeneis versendet. Für diese Versandart wird ein Aufschlag von 5 CHF verrechnet.

Produzent: Alnatura
Produziert in: Deutschland
Herkunft: Burkina Faso
CHF 1.32 / 100g

Im Moment bei Farmy nicht verfügbar, jedoch bei Migros zum gleichen Preis erhältlich.

Die Deklaration ist verwirrend, der Produzent nicht „nebenan“. Burkino Faso ist etwa 5’500 km mit Auto und Fähre von Zürich entfernt. Offensichtlich muss die Tiefgefrierware energieverschleissend nach Deutschland, von dort in die Schweiz und dann mit Trockeneis zum Besteller transportiert werden.

Knospe Mangowürfel von Coop

Diese Umwelt-Bewertung (mittel) präsentiert Coop im online Shop.

Diese Umwelt-Bewertung (mittel) präsentiert Coop im online Shop.

Bio Mangowürfel gibt es auch bei Coop. Sie laufen unter dem Label Naturaplan und sind Knospe-zertifiziert. Der Preis ist leicht höher: 1.49/100g. Die Herkunft der Coop-Mangowürfel ist Indien, also 9’000 km (Fahrstrecke) entfernt. Über den Verarbeitungsort und den Transport schweigt sich Coop aus.

Auf der Riederalp gibt es Heidelbeeren aus Peru

Am 14.1.23 berichtete Marco Diener im Infosperber über nicht saisonale Früchte aus aller Welt. „Trauben aus Namibia, Heidelbeeren aus Chile, Limetten aus Kolumbien – das Angebot in unseren Supermärkten ist verstörend.“

Infosperber wollte wissen, warum die Detailhändler solche Produkte überhaupt verkaufen. Migros antwortete u.a. sie wolle «die Möglichkeit einer gesunden und ausgewogenen Ernährung bieten und die Kunden nicht bevormunden». Zitat aus der Antwort von Coop «Mit unserem Angebot richten wir uns nach den Bedürfnissen unserer Kundinnen und Kunden und bieten ihnen die Wahlfreiheit.» Aldi und Lidl argumentieren ähnlich. Immer schiebt man die Schuld uns KonsumentInnen in die Schuhe, Umweltkosten zählen nicht bei den angeblich „nachhaltigen“ Grossverteilern, wichtig sind Wachstum, Umsatz, Gewinn … Wenn ein Grossverteiler etwas einführt, dann ahmen die anderen das nach, auch wenn es noch so unsinnig ist.

Wie viele der heiklen Früchte verderben oder werden wegen Überschuss weggeworfen? Eine von vier Bewertungen für Bio Mango-Würfel von Coop lautet: «Geschmacklich oke, aber nicht mehr. Zuviele faule/überreife Würfel in der Packung. Schade.» Die süssen, saftigen Schnittflächen von Früchten sind ein gefundenes Fressen für allerlei Mikroorganismen!

Lesen Sie den ausführlichen Bericht im Infosperber: Auf der Riederalp gibt es Heidelbeeren aus Peru

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Unsere erfolgreichen Lobbyisten: Fonduefestival und Käseexport

23. November 2022

Heidi tischt ein- bis zweimal jährlich Fondue auf, denn es ist eine üppige Mahlzeit. Sie verrät ihr (variables) Rezept nicht. Es kann auch einmal Bündner Käse drin sein!

Heidi tischt ein- bis zweimal jährlich Fondue auf, denn es ist eine üppige Mahlzeit. Sie verrät ihr (variables) Rezept nicht. Es kann auch einmal Bündner Käse drin sein!

In der Freiburger Käseindustrie ist der Klimawandel noch nicht angekommen, erst die Energiekrise. Vom 17. bis 20.11.22 fand in Fribourg das erste Schweizer Fonduefestival statt. Es soll künftig alle zwei Jahre wiederholt werden. Der Erfolg war gross, gab es doch vor dem Eingang des riesigen Zelts lange Schlangen und die Wartezeit betrug bis zwei Stunden.

Kritik kommt nicht nur von den MarkthändlerInnen, welche seit einem Monat in die kleinen engen Seitenstrassen ausweichen mussten und Umsatzeinbussen bis 30% erleiden, sondern auch von der Politik, denn das Fonduezelt wird mit Öl beheizt. «Heizöl schadet der Umwelt. Das Zelt ist riesig. Es hat ein Volumen von mehreren Familienwohnungen», moniert der SP-Lokalpolitiker Marc Vonlanthen gegenüber SRF. «Wir sind mitten in einer Energiekrise. Wir sprechen ständig von Nachhaltigkeit. Aber so eine Infrastruktur ist definitiv nicht nachhaltig.»

Erstaunlich ist die Antwort des ehemalige Freiburger Stadtpräsidenten und Nationalrat, Dominique de Buman, der das Fonduefestival organisiert. Er sagte zu SRF: „Wir haben bereits vor vier Jahren mit der Planung des Festivals begonnen. Da war die Energiekrise noch kein Thema.“ Hallo, Herr Buman, aber die Folgen der Klimaerwärmung sind schon viel länger sichtbar.

40% des Schweizer Käses wird exportiert

Die Schweizer Bauern und die Milchindustrie produziert gerne Käse für den Export. Die Umweltkosten dieses nicht nachhaltigen Wirtschaftens bleiben in der Schweiz. Seit einiger Zeit bringt man sogar den Chinesen das Fondue-Essen bei. Für wen ist der Exportkäse? Für die Hungernden in aller Welt? Profitieren davon die ausgebeuteten und vom Auslöschen bedrohten Uiguren?

Interpellation zur Exportfinanzierung

Die Nationalrätin Ursula Schneider Schüttel reichte am 17.3.22 die Interpellation 22.3291 ein. Der Bundesrat wurde gebeten, Transparenz für die Steuerzahlenden bei der Finanzierung der Milchproduktion für den Käseexport, aber auch bei weiteren exportierten Produkten herzustellen.

Begründung: Der Selbstversorgungsgrad mit pflanzlichen Produkten liegt bei rund 40 Prozent, jener von Milch und Fleisch bei 100 Prozent. Das liegt daran, dass die Tierproduktion im Gegensatz zur Pflanzenproduktion stark gefördert wird. Heute werden rund 40 Prozent der Käseproduktion exportiert. Der Export nimmt zu und damit auch die Subventionen in Form von Direktzahlungen und Absatzförderungsmassnahmen, welche für eine exportorientierte Milchproduktion eingesetzt werden. Diese Subventionen durch die Schweizer Steuerzahlenden kommen schlussendlich gut situierten Personen in den Exportländern zugute.

Gleichzeitig ist die Auslandabhängigkeit für pflanzliche und besonders proteinreiche pflanzliche Lebensmittel besonders gross. Auch die Abhängigkeit von Butter hat durch die steigende Nachfrage nach Käse zugenommen. Tausende von Tonnen Butter wurden seit 2020 in die Schweiz importiert.

Der pro-Kopf-Fleischkonsum in der Bevölkerung ist seit Jahren rückläufig. Rund ein Viertel der Schweizer Bevölkerung isst heute sogar überwiegend (20,5%) oder ausschliesslich vegetarisch (4,1%) oder vegan (0,6%). Die Anzahl der Veganer hat sich im Jahr 2021 verdoppelt. Vor diesem Hintergrund würde die vermehrte Produktion von pflanzlichen (statt tierischen) Eiweissen einen wichtigen Beitrag an die Versorgungssicherheit in der Schweiz und zur Erreichung der Ziele des Absenkpfads Stickstoff leisten.

Der Bundesrat wird gebeten, Transparenz für die Steuerzahlenden bei der Finanzierung der Milchproduktion für den Käseexport, aber auch bei weiteren exportierten Produkten herzustellen. Ich bitte den Bundesrat, folgende Fragen zu beantworten:

1. Wie hoch ist die Gesamtsumme an Direktzahlungen, Absatzförderungen und weiteren Produktionsstützungsmassnahmen, welche in die Produktion und den Absatz des Export-Käses fliessen?

Antwort Bundesrat:

1. Der Bund richtet für sämtliche Verkehrsmilch eine Zulage von 5 Rp. pro Kilogramm vermarktete Milch aus. Für Milch, die zu Käse verarbeitet wird, wird zudem eine Zulage von 10 Rp. pro Kilogramm bezahlt. Die Zulage für verkäste Milch soll seit der Liberalisierung des Käsemarktes mit der EU die Milchpreisdifferenz zwischen der Schweiz und der EU ausgleichen. Wird die Milch ohne Fütterung von Silage produziert und zu Rohmilchkäse verarbeitet, kommt zusätzlich noch die Zulage für Fütterung ohne Silage von 3 Rp. pro Kilogramm hinzu. All diese Milchzulagen sind nicht an eine Exportleistung gebunden. Im 2021 hat der Bund die verkäste Milchmenge mit Zulagen in der Höhe von total 318,7 Mio. Fr. unterstützt.

In der Schweiz wurden 2021 rund 3,4 Millionen Tonnen Milch vermarktet. Knapp 47% dieser Milchmenge wurde zu total 207’155 Tonnen Käse verarbeitet. Davon wurden rund 77’779 Tonnen exportiert, was einem Exportanteil von 38% an der Käseproduktion entspricht. Aus der Exportstatistik lässt sich mit der Annahme einer Ausbeute von 10% bei der Käseherstellung und aufgrund des Anteils von Rohmilchkäse abschätzen, dass ca. 134 Mio. Fr. der Zulagen dem exportierten Käse zugekommen sind. Im 2021 hat die Schweiz auch 75’788 Tonnen Käse importiert. Mit den zunehmenden Importen konnte in den letzten Jahren ein grosser Teil des steigenden Käsekonsums in der Schweiz abgedeckt werden.

Für gemeinsame Marketingaktivitäten für Schweizer Käse im Ausland wurden 2021 im Rahmen der Absatzförderung 22,9 Mio. Fr. (inkl. Exportinitiativen) ausbezahlt.

Mit der Agrarpolitik 2014-2017 wurden die sogenannten Tierbeiträge grösstenteils in die Versorgungssicherheitsbeiträge umgelagert, weil sie zu einem Intensivierungsanreiz in der Tierhaltung führten. Die Direktzahlungen werden seither mit Ausnahme der Tierwohlbeiträge als flächenbezogene Zahlungen ausgerichtet. Betriebe mit Milchkühen würden somit für ihre Flächen auch Direktzahlungen erhalten, wenn sie aus der Milchproduktion aussteigen würden.

Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) hat die Daten zu den Direktzahlungen der Betriebe mit Milchkühen ausgewertet. Dabei wurden die Direktzahlungen dieser Betriebe für ihre Grünflächen und Maisflächen auf die von ihnen gehaltenen Milchkühe und die anderen Rauffutterverzehrer umgelegt. Daraus ergibt sich eine grobe Schätzung von rund 900 Mio. Fr. an Direktzahlungen (inkl. Sömmerungs- und Alpungsbeiträge), die 2021 an die Betriebe mit Milchkühen in der Schweiz ausgerichtet wurden. Die Summe an Direktzahlungen, die an Milchkühe mit Verkehrsmilchproduktion fliesst ist, wird damit jedoch überschätzt, da nicht alle Betriebe mit Milchkühen auch Verkehrsmilch abliefern. Für die weitere Zuordnung dieser Direktzahlungssumme auf die exportierte Käsemenge fehlen verlässliche Daten. Die resultierende Schätzung wäre aufgrund der Fehlerfortpflanzung kaum sinnvoll zu interpretieren.

2. Wie gross ist die für den Käseexport benötigte Nutzfläche in der Schweiz? Wie viel Fläche im Ausland kommt durch das importierte Kraftfutter für die Milchkühe, welche Milch für den Export-Käse produzieren, dazu?

Antwort Bundesrat:

2. Gemäss der Auswertung des BLW bewirtschafteten Betriebe mit Milchkühen 2021 eine Grünfläche von rund 520’000 Hektaren und bauten auf rund 30’000 Hektaren Mais an. Wie bei der Beantwortung der Frage 1 wird hier angenommen, dass die Erträge dieser Flächen hauptsächlich zur Fütterung der auf den Betrieben gehaltenen Milchkühe verwendet werden. Der gesamte Kraftfutterverbrauch beträgt in der Schweiz jährlich rund 1,6 Millionen Tonnen Trockenmasse, davon werden 60% importiert. Etwa 0,45 Millionen Tonnen werden an Rinder verfüttert. Bei unterstellten Anteilen von 70% Getreide und 30% eiweissreichen Produkten wie Sojaschrot (Nebenprodukt aus der Sojaölgewinnung) resultiert ein Bedarf an Getreide von rund 315’000 Tonnen und an Sojabohnen von rund 170’000 Tonnen. Dies entspricht bei mittleren Erträgen von 7 Tonnen Futtergetreide und 3 Tonnen Sojabohnen je Hektar einer Getreideanbaufläche von 45’000 Hektaren und einer Sojabohnenanbaufläche von 57’000 Hektaren im Ausland für die Rindviehfütterung. Schätzungsweise 75 % des importierten Kraftfutters für die Rindviehfütterung wird für Milchkühe verwendet. Für eine weitergehende Aufschlüsselung auf die exportierte Käsemenge fehlen verlässliche Daten.

3. Wie hoch sind die Umweltkosten wie Ammoniak-Emissionen, Stickstoffbelastung, Antibiotikaeinsatz, Biodiversitätsverlust etc. welche der Milchproduktion zugunsten des Käseexportes zugewiesen werden kann? Falls diese Kosten nicht bekannt sind, warum nicht und bis wann kann das Bundesamt für Landwirtschaft BLW diese Umweltkosten ausweisen?

Antwort Bundesrat:

3. In seiner Antwort auf die Interpellation Weibel 16.3512 hat der Bundesrat die Folgekosten von Stickstoffemissionen (N) für die Gesundheit und die Umwelt auf der Basis der Emissionen von 2014 im Bereich von 860-4300 Mio. Fr. pro Jahr geschätzt. Die umweltrelevanten Stickstoffemissionen der Landwirtschaft von ca. 80’000 Tonnen N pro Jahr tragen zu rund 60 % zu diesen Folgekosten bei. Davon sind ca. 50’000 Tonnen N auf Ammoniak- und Nitratemissionen zurückzuführen, die mit der Rindviehhaltung einschliesslich der Futterproduktion verbunden sind. Die externen Kosten, welche der Anbau von importiertem Futter im Ausland verursacht, müssen zusätzlich berücksichtigt werden. Einen verlässlichen und wissenschaftlich abgestützten Schlüssel zur Verteilung der externen Kosten auf die Produkte Milch und Fleisch aus der Schweizer Rindviehhaltung oder sogar auf die exportierte Käsemenge gibt es nicht. Zu den Umweltkosten des Antibiotikaeinsatzes liegen keine Studien vor.

4. Stimmt es, dass wegen den stark gestiegenen Käseexporten mehr Butter importiert werden muss, weil für die Butterproduktion aus Schweizer Milch die Milchmenge fehlt? Falls das stimmt, was sagt der Bundesrat dazu?

Antwort des Bundesrats:

4. In den vergangenen Jahren konnte ein stetiger Anstieg der Käseproduktion verzeichnet werden. Aufgrund der eher rückläufigen Milchproduktion stand somit weniger Milch für die Herstellung von Butter zur Verfügung. Die tiefere Produktionsmenge an Butter im Inland und die gleichzeitig höhere Nachfrage im Inland (u.a. wegen der Corona-Massnahmen) haben bereits in den Jahren 2020 und 2021 zu Butterknappheit und einem entsprechenden Importbedarf geführt. Die Butterimporte im 2020 und 2021 haben rund 14 % bzw. 6 % der in der Schweiz produzierten Buttermenge ausgemacht.

Mit einer leichten Zunahme der Milchproduktionsmenge wird erst mit Beginn der neuen Grünfuttersaison ab Mai 2022 gerechnet. Gleichzeitig geht die Branche von einem weiteren Wachstum bei der verkästen Milchmenge von 1,5 % im Vergleich zu 2021 aus. Somit fliesst momentan weniger Milch in die Butterherstellung als in den Vorjahren, was gegen Ende Jahr ohne Importe zu einer Butterknappheit führen würde. Die Wertschöpfung pro Kilogramm Milch ist höher, wenn daraus Käse hergestellt wird als wenn die Milch beispielsweise zu Butter oder Milchpulver verarbeitet wird. So gesehen kann die steigende Käseproduktion als positive Entwicklung gewertet werden.

5. Wie hoch sind die Exportfördermassnahmen und Anschubfinanzierungen des Bundes für weitere Schweizer Qualitätsprodukte wie Teigwaren mit Schweizer Freilandeiern, Bergkräuter, Früchte und weitere Schweizer Produkte?

Antwort des Bundesrats:

5. Im Rahmen von Exportinitiativen werden verschiedene Projekte bei Marketing-Kommunikationsmassnahmen unterstützt. Im 2020 waren es neben dem Käseexport Vorhaben in der Höhe von rund 0,24 Mio. Fr. in den Bereichen Rindergenetik, Marketinggrundrauschen China und Plattform Agrarexport. Für 2021 wurden Vorhaben in der Höhe von rund 0,8 Mio. Fr. in den Bereichen Fleisch, Rindergenetik und Plattform Agrarexport verfügt.

6. Sind diese Subventionen WTO-kompatibel?

Antwort des Bundesrats:

6. Die verschiedenen Milchzulagen sowie die Absatzförderung von Käse sind kompatibel mit dem WTO-Übereinkommen über die Landwirtschaft. Erstere bleiben unter dem rechtlich verbindlichen, jährlichen Maximalbetrag der Schweiz. Letztere sind aufgrund ihrer nicht-handelsverzerrenden Natur nicht eingeschränkt. Darüber hinaus verstossen die Zahlungen nicht gegen das Verbot von Exportsubventionen (insbesondere im WTO-Übereinkommen über Subventionen und Ausgleichsmassnahmen), da sie nicht von einer Ausfuhrleistung abhängig sind. Es gibt grundsätzlich die Möglichkeit für einen Handelspartner, diese internen Stützungsmassnahmen der Schweiz anzufechten und gegebenenfalls Ausgleichszölle zu erheben, falls er eine Schädigung seiner Produktionsbranche durch diese Zahlungen nachweisen kann. In jüngerer Zeit erhielt die Schweiz im WTO-Agrarausschuss Fragen zur WTO-Rechtmässigkeit dieser Zahlungen.

Heidis Frage: „Wollen wir die Reichen im Ausland subventionieren und den Selbstversorgungsgrad für pflanzliche Produkte weiterhin künstlich tief halten?“

Freiburger Käse Das erste Schweizer Fonduefestival sorgt für Ärger. SRF 18.11.22

Die Herkunft des Schweizer Käse-Fondues ist unklar. NZZ 11.12.17

22.3291 Interpellation Mehr Transparenz beim Lebensmittelexport und -import, eingereicht von: Schneider Schüttel Ursula

Ein Schweizer kreiert in Schanghai das Käsefondue à la chinoise. Matthias Müller, NZZ 26.1.21

Verbindung Covid-19 und Umwelt? Beispiel Landwirtschaft

27. September 2022

Tabelle 3. Liste der wichtigsten Coronaviren, die Tiere infizieren, welche für die Fleischproduktion gehalten werden.

Tabelle 3. Liste der wichtigsten Coronaviren, die Tiere infizieren, welche für die Fleischproduktion gehalten werden. Quelle: Khamassi Khbou et al., 202. Seite 24 des Berichts.

Die EU hat im Juli 2022 folgende Studie veröffentlicht: COVID-19 and the environment: Links, impacts and lessons learned. Zahlreiche wissenschaftliche Studien wurden einbezogen, siehe Liste der Originalpublikationen. Heidi hat die Einleitung und das Kapitel 2.2. Agriculture für Sie mithilfe von DeepL übersetzt.

Der Beitrag ist etwas lang. Doch Pandemien wurde von der Wissenschaft schon vor vielen Jahren angekündigt und – wir wissen – eine schwere hat weltweit bereits viel geschadet. Wann kommt die nächste? Die industrielle Landwirtschaft und die Massentierhaltung sind grosse Risiken, also lohnt sich ein Blick in diese EU-Studie. Lesen Sie mindestens die letzten, von Heidi fett markierten Abschnitte dieses Beitrags.

Einleitung

Seit Anfang 2020 hat die durch das Schwere Akute Respiratorische Syndrom Coronavirus 2 (SARS-CoV-2), bekannt als COVID-19 (erstmals Ende 2019 entdeckt), verursachte Krankheit die Gesellschaften weltweit schonungslos getroffen und massive Auswirkungen auf das Leben der Menschen: unsere Gesundheit, unsere Aktivitäten, unseren Lebensunterhalt, unsere Gesellschaften und Volkswirtschaften. Im Verlauf der Pandemie ist COVID-19 jedoch nicht die einzige Krise, mit der unsere menschlichen und planetarischen Systeme zu kämpfen haben.

Während sich die Pandemie ausbreitete, war die Welt gleichzeitig mit anderen Krisen konfrontiert: dem Verlust der biologischen Vielfalt, dem Verlust der Umweltgesundheit und dem raschen Klimawandel, der mit der Ressourcennutzung, der veränderten Flächennutzung und dem anhaltenden Ausstoss von Kohlenstoff in die Atmosphäre einhergeht. Die wachsende Weltbevölkerung und das Vordringen in Gebiete mit hoher biologischer und mikrobieller Vielfalt, oft auf der Suche nach Nahrungsmitteln, Mineralien oder für landwirtschaftliche Zwecke, haben dazu geführt, dass Lebensräume und Arten zunehmend unter Druck durch menschliche Aktivitäten geraten.

2.2 Landwirtschaft

Globales Bevölkerungswachstum, Urbanisierung und zunehmender Wohlstand in vielen Ländern haben zu einer Umstellung der Ernährung geführt – einschliesslich einer erhöhten Nachfrage nach tierischen Produkten und somit zu einer Ausweitung der Landwirtschaft, um diese Bedürfnisse zu befriedigen. Veränderungen in der Tierhaltung als Folge dieser gestiegenen Nachfrage gehen häufig auf Kosten der natürlichen Ökosysteme. Landnutzungsänderungen, die ein Eindringen in Lebensräume von Wildtieren bewirken, etwa durch die Anlage von Weiden, Plantagen oder Intensivtierhaltungen in der Nähe von Waldrändern, können den Erregerfluss von Wildtieren auf den Menschen direkt oder über andere Arten, wie z. B. Nutztiere, mit denen Menschen in engem Kontakt stehen, erhöhen; und die Viehzucht wurde in einigen Gebieten mit dem Auftreten von Infektionskrankheiten in Verbindung gebracht.

Die industrielle Landwirtschaft stellt ein besonderes Risiko für die Tierhaltung dar, weil die Nutztiere anfällig für Erreger von Wildtieren sind, die auf sie übertragen werden; nach jahrzehntelanger Zucht können Teile des Genoms der Tiere sehr homogen sein, so dass ganze Herden betroffen sein können (die genetische Vielfalt der Wirte bietet Schutz vor Krankheitserregern, da einige Individuen eine natürliche Resistenz aufweisen können). Intensive Nutztierhaltung bedeutet oft, dass eine grosse Anzahl immunsupprimierter Tiere in enger Nachbarschaft zueinander nahe beieinander gehalten werden, was die Anfälligkeit für das Auftreten und die Ausbreitung von Epidemien begünstigt. Industrielle landwirtschaftliche Praktiken, sowie der Transport von Schlachttieren – manchmal über weite Entfernungen – können dazu führen, dass von Wildtieren stammende Krankheitserreger sich recht schnell über grosse räumliche Distanzen ausbreiten.

Die Rolle von Haustieren bei der Übertragung von Coronaviren auf den Menschen bleibt unklar. Allerdings, während des SARS-CoV-Ausbruchs 2002-2003, wurde das Virus vermutlich von Fledermäusen über Zwischenwirte auf den Menschen übertragen. Obwohl dieser Zwischenwirt noch nicht identifiziert wurde, wurde festgestellt, dass auch Nutztiere infiziert waren und die Krankheit beim Umgang mit Tieren in landwirtschaftlichen Betrieben und bei der Fleischverarbeitung auf den Menschen übertragen wurde. Der Mensch kann SARS-CoV auch auf Tiere, einschliesslich Schweine, übertragen. In ähnlicher Weise zeigte der Erreger beim Ausbruch von 2017 des tödlichen akuten Schweinedurchfall-Syndroms, verursacht durch ein neuartiges Coronavirus – HKU2 – der in China 24’693 Ferkel in demselben Gebiet wie der SARS-Ausbruch tötete, bemerkenswerte Ähnlichkeit mit Coronavirus-Varianten, die in Abstrichen von Fledermäusen in dieser Region gefunden wurden.

Dies legt nahe, dass Fledermäuse Coronaviren auf Schweine übertragen, die dann möglicherweise Menschen infizieren könnten, die mit ihnen in Kontakt sind. Diese Studie unterstreicht die Bedeutung der Identifizierung der Coronavirus-Diversität und Verbreitung in Fledermäusen, um künftige Ausbrüche einzudämmen, die den Viehbestand, die öffentliche Gesundheit und das Wirtschaftswachstum bedrohen könnten.

Ein Merkmal von Coronaviren ist, dass sie, obwohl im Vergleich zu vielen RNA-Viren kleiner, eine relativ hohe Mutations- und Rekombinationsrate aufweisen, was bedeutet, dass sie auf andere Wirte und Arten übergehen können und anschliesssende Wirtsanpassung möglich ist. Wie bereits erwähnt, können Hufeisenfledermäuse als Reservoir für die meisten SARSr-CoVs  dienen (die Coronavirus-Typen, die zu SARS und COVID-19 beim Menschen führten). Andere Wildtierarten, wie z. B. Schuppentiere, könnten als Reservoir dienen und die Coronavirus-Stämme auf eine andere Art und Weise vermehren – diese sind jedoch weniger gut erforscht.

Rulli et al. (2021) untersuchten Hufeisenfledermäuse als Reservoir-Wirt für SARSr-CoVs, wobei die Verbreitung von Nutztieren in die Analyse einbezogen wurde. Die Wissenschaftler erforschten Schweine, aber nicht Geflügel, da das Coronavirus, das für das Syndrom der akuten Schweinediarrhöe verantwortlich ist, Schweine infiziert hat, aber es gibt bisher keine Hinweise dafür, dass diese Art von Coronaviren Vögel infizieren. SADS tauchte 2017 in China (Provinz Guangdong) auf; es wurde festgestellt, dass es genetisch dem Fledermaus-CoV HKU2 ähnlich ist. Die hohe Dichte an Schweinefarmen und Schlachthöfen in der Region Guangdong und die weite Verbreitung von Fledermausarten, erklären die artenübergreifende Übertragung.

Da Schweinefleisch ein weit verbreitetes Lebensmittel in nicht-muslimischen Ländern ist, können Schweine Zwischenwirt für das Auftreten neuer CoVs sein und somit in Zukunft ein grosses Problem für die öffentliche Gesundheit darstellen. Der enge Kontakt zwischen Menschen und Schweinen führte auch zum Ausbreitung der Schweinegrippeviren (H1N1 und H1N2) und des Nipah-Virus.

Die Zahl der Tiere, die von Menschen als Fleisch verzehrt und mit einem der vielen Coronaviren infiziert waren, ist recht umfangreich: Rinder, Büffel, Kamele, Pferde, Kaninchen, Schweine, Hühner, Delphine, Wale und Seehunde. Der europäische Viehbestand ist nicht von Coronavirus-Infektionen verschont geblieben: Bei Büffeln in Bulgarien und Italien wurde das bubalische Coronavirus festgestellt und das porcine epidemische Diarrhöe Virus bei Schweinen in Belgien und dem Vereinigten Königreich 1983 bzw. 1971. Nerzfarmen für Pelz in Dänemark, den Niederlanden und Spanien waren von COVID-19 betroffen.

Das Übergreifen von Infektionskrankheiten wie SARS, COVID-19 und SADS von Wildtieren auf Menschen erfordert wahrscheinlich die Koexistenz eines Wildtierreservoirs und des Menschen in der gleichen Umgebung – neben Zwischenwirten, insbesondere das Halten von Wildtieren als Nutztiere und Nutztieren, da sie in engerem Kontakt mit dem Menschen stehen. Ausserdem ist wahrscheinlich auch eine hohe Dichte der Wirte in den Regionen erforderlich – wie dies in Teilen Chinas der Fall ist.

Es ist möglich, dass mit dem Wachstum der menschlichen Bevölkerung und des Fleischkonsums die Gefahr der Übertragung neuartiger Viren zunimmt, wenn nicht Massnahmen ergriffen werden, um die Risiken in Hotspot-Gebieten zu verringern.

Obwohl kein eindeutiger Zusammenhang zwischen der Verbreitung von COVID-19 und landwirtschaftlichen Praktiken besteht, weist die Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES) darauf hin, dass ein grundlegender Wandel erforderlich ist, um die Arten von Produktion und Handel zu reduzieren, die zur Verbreitung des Virus und zur Übertragung über Zwischenwirte (z. B. nicht nachhaltiges Palmöl, exotische Holzernte, Produkte, die Minenabbau erfordern, Fleisch und andere Produkte der globalisierten Viehzucht).

Steuern oder Abgaben auf den Fleischkonsum, die Tierproduktion oder andere Formen des Konsums, die mit Spillover-Risiken verbunden sind, könnten eingeführt werden.

COVID-19 and the environment: Links, impacts and lessons learned. EU Commission Juli 2022

Gerangel um Energie hier, Dürre oder Flut dort

31. August 2022

Wir, hier in der Schweiz, jammern auf sehr hohem Niveau über allfällige Energieknappheit, wo doch viele sehr viel Energie verschwenden. Wir tragen zudem überdurchschnittlich zum Klimawandel bei, müssten daher auch viel Gegensteuer geben, u.a. zum Schutze der landwirtschaftlichen Produktion, die ihrerseits wesentlich zur Klimaveränderung beiträgt.

In China und Pakistan wird der „doppelte Hammer“ durch den Klimawandel verstärkt. Grid zeigt diese Welt in Bildern: Klimawandel bringt extreme Überschwemmungen in Pakistan und Dürre in China zur gleichen Zeit: „Der Klimawandel bringt völlig unterschiedliche Traumata mit sich – manchmal für Menschen in denselben Teilen der Welt.“

Es sei manchmal schwer zu begreifen, wie der Planet Menschen in benachbarten Staaten oder Ländern auf so unterschiedliche Weise bestrafen kann. Manchmal könne auf eine Dürre kurz darauf eine Überschwemmung folgen – und das in derselben Region. Dave Levitan und Lili Pike von Grid berichteten diese Woche über dieses Phänomen: „Was wie ein Paradoxon erscheinen mag, ist, dass diese sehr unterschiedlichen Wetterextreme durch den Klimawandel verstärkt werden … Es wird heisser und trockener, und dann wird es plötzlich viel nasser – ein Klimawandel-Doppelschlag, der immer häufiger auftreten wird und potenzielle Katastrophen mit sich bringt.“

Diese Fotos sind ein globales Beispiel für diesen „doppelten Hammer“ aus zwei asiatischen Ländern: kolossale, tödliche Überschwemmungen in Pakistan – und ein gefährlicher Mangel an Wasser in China.

Lesen Sie den vollständigen Artikel oder betrachten Sie mindestens die eindrücklichen Bilder hier: World In Photos: Climate change brings extreme flooding to Pakistan and drought to China at the same time. 

Pestizide in Argentinien: „Wir wurden vergiftet und wir werden weiterkämpfen.“

30. Mai 2022

Der Deutschlandfunk berichtet: „Während in Europa immer mehr Pestizide verboten werden, machen deutsche Firmen mit ihnen in Argentinien gute Geschäfte. Als Kinder an Krebs starben, haben sich die Mütter des Ortes Ituzaingó zusammengeschlossen, um gegen die Anbaumethoden zu kämpfen.“ Nach einem jahrelangen Kampf erreichten die Frauen vor Gericht, dass Pestizide nur zweieinhalb Kilometer entfernt von Wohnhäusern eingesetzt werden dürfen.

In der Schweiz ist kein Abstand zu Wohnzonen vorgeschrieben. Aus dem Helikopter dürfen die meisten Pestizide bis 30 m an Wohnzonen versprüht werden, für einzelne besonders gefährliche sind lächerliche 60 m Pufferstreifen Pflicht.

Jährlich werden in Argentinien über 200  Millionen Liter Glyphosat versprüht, das ist der höchste Verbrauch pro Einwohner weltweit. 84 Prozent der Soja-Produktion gehen in den Export: als Bohne, Schrot, Öl oder Biodiesel. Während Sojabohnen und Soyaöl nach China exportiert werden, landet der Sojaschrot in Europa in den Futtertrögen der Massentierhaltung.

Marcos Filardi, Menschenrechtsanwalt und Mitglied des Lehrstuhls für Ernährungssouveränität der Universität von Buenos Aires kritisiert diese Landwirtschaft, die sich seit den 1990er Jahren in Argentinien etabliert hat. Sie hängt von genmanipuliertem Saatgut und Pestiziden ab und begann mit zwei Versprechen:

  1. Diese Technologie sei notwendig, um den Hunger in der Welt zu bekämpfen und Argentinien müsse dazu einen Beitrag leisten. Das sei ein Mythos, denn der Hunger hat weltweit zugenommen.
  2. Der Einsatz von Pestiziden würde abnehmen. Aber er habe seit 1996 um 1’500 Prozent zugenommen.

Lesen Sie den vollständigen Beitrag hier: Sojaanbau in Argentinien: „Wir wurden vergiftet“. Deutschlandfunk Kultur 24.5.22

30.5.22 HOME

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Werden neue Gentech-Pflanzen den Pestizideinsatz verringern?

21. Mai 2022

GLOBAL 2000 und Friends of the Earth Europe

GLOBAL 2000 und Friends of the Earth Europe

Zitate aus der Medienmitteilung von GLOBAL 2000 Wien vom 12.5.22:

Die Konsultation zum EU-Gentechnikrecht läuft. In der Befragung schwingt der Wunschtraum der Pestizidreduktion durch Neue Gentechnik (NGT)-Pflanzen in der Landwirtschaft mit. Die österreichische Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 und Friends of the Earth Europe fassen in einem Report die Belege zusammen: Alte wie neue Gentechnik-Pflanzen werden den Pestizideinsatz nicht verringern.

“Ein Blick nach Südamerika zeigt: Der Herbizideinsatz vervielfachte sich in den letzten 25 Jahren auf den Gentechnik-Feldern und machte mittelfristig mehr und stärkere Pestizide notwendig. Aber auch gegen diese Herbizide entwickeln die ‘Super-Unkräuter’ Resistenzen und verbreiten sich weiter. So nimmt der Gentechnik-Pestizid-Teufelskreis seinen Lauf”, skizziert Brigitte Reisenberger, Gentechniksprecherin von GLOBAL 2000.

Geschäftsmodell: patentiertes Saatgut + Pestizid

Die grossen Biotech-Konzerne und Gentechnik-Lobbyisten geben an, dass sich die neuen gentechnisch veränderten Pflanzen von denen der ersten Generation unterscheiden und sie den Einsatz von Pestiziden verringern werden. Aber auch hier deuten die Belege in eine andere Richtung. Viele Neue Gentechnik-Pflanzen, die sich derzeit in der Entwicklungspipeline befinden, zielen genau wie die alte Gentechnik auf Herbizidtoleranz ab.

Eine Untersuchung des JRC (Joint Research Center) der EU auf Grundlage von Informationen der Gentechnik-EntwicklerInnen ergab: Herbizidtoleranz ist mit 6 von 16 Pflanzen die grösste Merkmalsgruppe Neuer Gentechnik-Pflanzen, die kurz vor der Kommerzialisierung stehen. ”Dies ist nicht überraschend, da das Geschäftsmodell vieler Saatgut- und Chemieunternehmen ist, patentiertes Gentechnik-Saatgut von herbizidtoleranten Pflanzen und die dazugehörigen Pestizide gleich im Doppelpack zu verkaufen. Vor allem grosse Konzerne profitieren davon, wenn LandwirtInnen in diesem Teufelskreis der Pestizide verbleiben – denn Bayer, Corteva, Syngenta und BASF sind nicht nur grosse Gentechnik-Produzenten, sondern beherrschen zugleich auch die globalen Pestizidmärkte“, so Brigitte Reisenberger.

Mangelhafte Konsultation zu EU-Gentechnikrecht

In der öffentlichen Konsultation zum EU-Gentechnikrecht suggeriert die Europäische Kommission, dass Neue Gentechnik-Pflanzen zur Reduktion von Pestiziden beitragen würden. “Belege liefert die Europäische Kommission hierfür nicht, sondern wiederholt im Fragebogen vage Nachhaltigkeitsversprechungen der Biotech-Industrie, ohne diese systematisch zu überprüfen”, kritisiert Brigitte Reisenberger. Die Verfolgung der Gentechnik zur Pestizidreduktion lenkt von zukunftsweisenden umwelt- und biodiversitätsfreundlichen Ansätzen ab. Agrarökologische und biologische Landwirtschaft sind systembasiert, nicht auf isolierte genetische Merkmale ausgerichtet und halten die Bäuerinnen und Bauern nicht in der Abhängigkeit von chemisch-synthetischen Pestiziden.

Entwicklungsstadien Gentechnik-Pflanzen

Heidi hat aus dem Bericht der EU Current and future market applications of new genomic techniques. Joint Research Centre (European Commission) zwei Abbildungen kopiert, um die Bedeutung der Entwicklung und der Techniken zu veranschaulichen sowie die Schlussfolgerungen.

Abbildung 3. NGTs, die in den in der Datenbank identifizierten Pflanzen verwendet werden.

Copyright: Joint Research Centre (European Commission)

Copyright: Joint Research Centre (European Commission)

Abbildung 6. NGT-produzierte Pflanzen in den vier Entwicklungsstadien (kommerziell, vorkommerziell, fortgeschrittene Forschung und Entwicklung und frühe Forschung und Entwicklung), nach Pflanzengruppen.

Copyright: Joint Research Centre (European Commission)

Copyright: Joint Research Centre (European Commission)

Vergleich Kulturen NGT-Forschung / Pestizideinsatz in der Schweizer Landwirtschaft

Im Agrarbericht 2020 werden die in der Schweizer Landwirtschaft eingesetzten Pestizidmengen und Anwendungen pro Kultur 2009-2018 aufgeführt. Ein Vergleich der NGT-Forschung, siehe Figure 6 oben im Bericht des Joint Research Centre (European Commission), und des Pestizideinsatzes pro Kultur in der Schweiz zeigt, dass die aktuelle NGT-Forschung, zumindest im nächsten Jahrzehnt unser Pestizidproblem nicht lösen kann. Weitaus am meisten geforscht wird für neue NGT-Getreidesorten. In der Schweiz ist der Pestizideinsatz in Getreide gering, dies trotz nicht optimalen Klimabedingungen für Getreide. Hingegen kaum NGT-Forschung gibt es für Bäume, wo doch der schweizerische Kernobstbau Spitzenreiter ist im Einsatz von Pestiziden zusammen mit den Reben. Auch im Steinobstanbau wird viel gespritzt.

Das Spritzproblem im Rebberg haben innovative Weinbauern mit den Piwi-Sorten gelöst. Bundesrat Parmelin und seine MitarbeiterInnen haben denn auch den Betrieb Lenz am 29.3.22 besucht. Offensichtlich interessiert sich zumindest das Bundesamt für Landwirtschaft für diese Rebsorten, die keine Pestizide benötigen. Noch immer werden bei Neupflanzungen anfällige alte Sorten gesetzt, wo man doch im Weinbau den Pestizid-Einsatz auf Null senken könnte. Das Pestizidproblem im Rebbau ist uralt, Piwi-Sorten gibt es schon lange, aber was der Bauer nicht kennt … Schade eigentlich für die Umwelt und unsere Gesundheit!

Für die gesunde Ernährung besonders wichtig sind Früchte und Gemüse; hier wird nur wenig geforscht auf der Ebene der NGTs. Für die grossen Züchter dürften sie nicht interessant sein wegen der Vielfalt. Kommerziell gewinnbringend sind wohl eher die eintönigen riesigen Getreidemonokulturen und Maisfelder.

Agrarbericht 2020, Kapitel Umwelt

Agrarbericht 2020, Kapitel Umwelt

Schlussfolgerungen Joint Research Centre

Die NGT der Gruppe 1, insbesondere die auf CRISPR basierenden, werden in der Agrar- und Ernährungswirtschaft aktiv und zunehmend eingesetzt, Industrie und Medizin bei allen untersuchten Organismen (Pflanzen, Pilze, Tiere, Mikroorganismen und menschliche Zellen). Dank seiner Flexibilität, Erschwinglichkeit und einfachen Anwendung eröffnet CRISPR zahlreiche neue Möglichkeiten in Bezug auf die Organismen, in denen es eingesetzt werden kann, und die Eigenschaften, die damit erzielt werden können, und es erreicht auch viele Akteure weltweit.

Für diese Studie wurde ein umfangreicher Datensatz gesammelt, der einen sehr guten Überblick über die  derzeitige und potenzielle Nutzung von NGTs für kommerzielle Zwecke. Derzeit werden weltweit nur wenige Anwendungen vermarktet (ein Pflanzenprodukt, ein Mikroorganismus für die Freisetzung in die Umwelt und mehrere Mikroorganismen für die geschlossene Produktion kommerzieller Moleküle), aber es gibt etwa 30 identifizierte Anwendungen (bei Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen), die sich in einem vorkommerziellen Stadium befinden und kurzfristig (innerhalb von 5 Jahren) auf den Markt kommen könnten.

Wenn die in dieser Studie identifizierten Anwendungen, die sich in einem fortgeschrittenen FuE-Stadium befinden in einem Jahrzehnt kommerziell werden, könnten bis 2030 über hundert Pflanzen und mehrere Dutzend Tiere und medizinische Anwendungen auf dem Markt sein. Man kann mit Sicherheit sagen, dass die meisten dieser bis 2030 kommerzialisierten Anwendungen auf Techniken der Gruppe 1 (CRISPR) und einige auf Techniken der Gruppe 2 beruhen. Der Reifegrad von Anwendungen der Gruppen 3 und 4 sind im Hinblick auf die kommerzielle Freigabe weniger ausgereift.

Ein Sektor von besonderem Interesse ist die Nutzung von Mikroorganismen für industrielle Zwecke, wo NGT-Anwendungen nicht ausgesondert werden können (wie bei Pflanzen, Tieren oder klinischen Versuchen), weil die NGTs bereits aufgegriffen werden und in den routinemässigen genetischen Werkzeugkasten zur Stammesverbesserung aufgenommen und eingebettet werden. Es scheint, dass die Verwendung von NGTs bereits in vielen Fällen eine Realität sind, was wahrscheinlich durch die Verwendung von Mikroorganismen in geschlossenen Systemen und die Tatsache erleichtert wird, dass das Endprodukt nicht das Ziel ist. In der Bioökonomie ist es sehr wahrscheinlich, dass sich NGTs schneller durchsetzen werden als Mikroorganismen, die industrielle biobasierte Moleküle (z. B. Biokraftstoffe) produzieren.

Der Bereich der pharmazeutischen und kosmetischen Produkte, die aus Mikroorganismen gewonnen werden, stellt eine Datenlücke in dieser Studie dar, aber wir glauben, dass es sich auch um einen ein sehr wichtiger Anwendungsbereich für NGTs in Produkten handelt, die möglicherweise bereits auf dem Markt sind. Im medizinischen Bereich gibt es vielversprechende Anwendungen von CRISPR-gestützten Techniken und anderen NGTs zur Bekämpfung von Krankheiten zu bekämpfen, und in vielen Fällen haben die Anwendungen bereits Patienten erreicht, in Phase I und Phase I/II der klinischen Versuche. Dank der Flexibilität von CRISPR/Cas, sowohl in Bezug auf die Sequenzspezifität als auch in Bezug auf verschiedene Verwendungszwecke wird es bereits bei der Suche nach Lösungen für den schnellen Nachweis von COVID-19 und auch bei einigen therapeutischen Optionen gegen diese Krankheit eingesetzt.

Unsere Datenbank der NGT-Anwendungen weist auf die Vereinigten Staaten und China als die häufigsten Herkunftsländer, insbesondere in den marktnahen Phasen. Die EU, insbesondere Deutschland und Frankreich, ist ebenfalls aktiv. Dank der Flexibilität und Erschwinglichkeit von NGTs (insbesondere CRISPR) sind auch mehrere Entwicklungsländer in diesem Bereich aktiv, vor allem im Agrarsektor.

Hier finden Sie die ausführlichen Informationen:

Report analysiert Gentechnik-Pestizid-Teufelskreis in Landwirtschaft – GLOBAL 2000: Neue Gentechnik-Pflanzen werden Pestizideinsatz nicht verringern. GLOBAL 2000 12.5.21

Der Gentechnik-Pestizid-Teufelskreis. Friends of the Earth Europe, GLOBAL 2000, Mai 2022

Neue Gentechnik: Echter Klimaschutz sieht anders aus! GLOBAL 2000, 14.3.22

Neue Gentechnik-Pflanzen in der Entwicklungs-Pipeline. GLOBAL 2000 7.4.22

Current and future market applications of new genomic techniques. Joint Research Centre (European Commission) 19.4.21

Agrarbericht 2020, Umwelt, Pflanzenschutzmittel

Gelassene Stimmung mit Bundesrat Parmelin. Weingut Lenz 29.3.22

Laute Lobby für einen stillen Frühling. Heidis Mist 15.5.22

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E-Auto … Kobalt … COP26 … Glencore … Sklaven …

10. November 2021

Autobahnraststätte Heidiland, Maienfeld GR

Autobahnraststätte Heidiland, Maienfeld GR

Wir wissen es: Die Politik kurbelt die E-* an wie wild. Wie wenn wir genügend Strom hätten für all die Autos, die Geräte, die Maschinen, die Lichtinstallationen …! Gerade hat man gemerkt, dass die Versorgung langfristig unter Umständen nicht sichergestellt ist, denn nicht nur die Schweiz will unendlich viel Strom, wo doch sonst alles mehr oder weniger beim Alten bleiben soll nach dem Motto „Wir müssen uns nicht einschränken!“

Quelle: The Guardian 8.11.21

Ein paar Zitate aus dem Artikel (Battery life Africa) ‘Like slave and master’: DRC miners toil for 30p an hour to fuel electric cars.

Die Namen Tesla, Renault und Volvo sagen Pierre* nichts. Er hat noch nie etwas von einem Elektroauto gehört. Aber wenn er sich jeden Morgen in der geschäftigen, staubigen Stadt Fungurume im südlichen Bergbaugürtel der Demokratischen Republik Kongo auf den Weg zur Arbeit macht, ist er das erste Glied in einer Lieferkette, die die Revolution der Elektrofahrzeuge und ihr Versprechen einer kohlenstofffreien Zukunft vorantreibt.

Pierre baut Kobalt ab, eines der begehrtesten Mineralien der Welt und ein Hauptbestandteil der Batterien, welche die meisten Elektrofahrzeuge antreiben.

Er sagt, sein Grundlohn betrage umgerechnet 2,60 £ (3,50 $) pro Tag, aber wenn er die Mittagspause durcharbeitet und Überstunden macht, kann er bis zu 3,70 £ verdienen. Das Warten auf das Mittagessen lohnt sich nicht: Er sagt, er bekomme nur zwei kleine Brötchen und einen Karton Saft.

„Der Lohn ist sehr, sehr gering. Das bereitet mir Kopfschmerzen … In der Mine wird so viel verdient und wir verdienen so wenig“, sagt er.

Schlechte Behandlung in Chinesischen Unternehmen

… Er ist über einen Subunternehmer in der Tenke Fungurume Mine (TFM) beschäftigt, einer der grössten Industrieminen des Landes, die zu 80% dem chinesischen Unternehmen China Molybdenum (CMOC) gehört.

… In einer Reihe von Minen, die von chinesischen Unternehmen betrieben werden, erhoben Arbeiter Vorwürfe der Diskriminierung und des Rassismus, die an die Kolonialzeit erinnerten.

… The Guardian hat die Kobalt-Lieferkette von TFM und anderen industriellen Minen über eine Reihe von Raffinerien und Batterieherstellern bis hin zu einigen der weltweit führenden Elektroautohersteller, darunter Tesla, VW, Volvo, Renault und Mercedes-Benz, verfolgt.

… Obwohl einige Batterie- und Automobilhersteller den Kobaltanteil in ihren Batterien reduziert haben, wird das Verkaufsvolumen von Kobalt in diesem Sektor in den kommenden zehn Jahren um das Vier- bis Fünffache steigen.

… Im Laufe der Untersuchung sagten die vom Guardian befragten Arbeitnehmer, dass sie die Art und Weise, wie sie behandelt werden, zutiefst verärgert, sich aber machtlos fühlen, dagegen zu protestieren. „Es ist eine schockierende Situation, aber ich kann den Job nicht aufgeben, weil ich keine andere Wahl habe“, sagt einer. „Wo kann ich einen anderen Job finden?“

Subunternehmen

… In einigen Bergwerken wird jedoch die Mehrheit der Arbeiter – beispielsweise fast 70% bei TFM – über Subunternehmer angestellt. Der Einsatz von Subunternehmern kann dazu führen, dass sich die Arbeitnehmer in einer äusserst prekären Lage befinden: Sie werden häufig mit Kurzzeitverträgen oder gar ohne Vertrag eingestellt, haben nur begrenzte Sozialleistungen, niedrige Löhne und müssen ständig mit einer Kündigung rechnen.

Schweizer Konzern wäscht grün

… In einigen Bergwerken wird jedoch die Mehrheit der Arbeiter – beispielsweise fast 70% bei TFM – über Subunternehmer angestellt. In seinem kleinen Büro in Kolwezi zeigt Kashal dem Guardian eine Liste von angeblich mehr als 50 Subunternehmern, die von der Kamoto Copper Company (KCC) Mine, die dem Schweizer Rohstoff- und Bergbaugiganten Glencore gehört, eingesetzt wurden.

„Glencore setzt viele Subunternehmer ein, so dass die Beschäftigten vom Subunternehmer und nicht von Glencore abhängig sind. Auf diese Weise tragen sie keine Verantwortung und können einen Vertrag jederzeit beenden“, sagt Kashal.

Lesen Sie hier weiter:

‘Like slave and master’: DRC miners toil for 30p an hour to fuel electric cars. Pete Pattisson, The Guardian 8.11.21

10.11.21 HOME

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Chinas Massnahmen gegen Erosion und Überschwemmungen fördern globalen Kahlschlag

3. August 2021
Das Schweizer Fernsehen brachte heute einen interessanten Beitrag über Aufforstung von Wüste. Heidi hat daher nachgeschaut wie es sonst mit dem Wald in China steht.

Das Schweizer Fernsehen brachte am 2.8.21 einen interessanten Beitrag über Aufforstung von Wüste, denn Sandstürme sind ein grosses Problem für die betroffenen Städte. Heidi hat nachgeschaut wie es sonst um den Wald in China steht.

Vorwiegend in Berggebieten Chinas wurden Mitte des 20. Jahrhunderts Wälder systematisch gerodet, um das Holz für den wirtschaftlichen Aufbau zu nutzen und landwirtschaftliche Anbauflächen für die wachsende Bevölkerung zu schaffen. Dies führte zu einer Zunahme des Oberflächenabflusses und der Bodenerosion. Die Folge sind höhere Sedimentfrachten und Hochwasserspitzen in den Flüssen, welche Menschen, Infrastrukturen und Trinkwasserversorgung gefährden.

Die zunehmenden Überschwemmungen führten zu einer Änderung der chinesischen Landnutzungspolitik. Die landwirtschaftliche Nutzung auf Hängen steiler als 30 Grad wurde landesweit verboten, die weitere Rodung von Wäldern am Hang untersagt, die ungeregelte Holznutzung beschränkt und Aufforstungsprogramme gestartet. Gerodet wird aber immer noch, etwa von 2002 bis 2020  76’000 Hektar an Primärwald, dessen Fläche in diesem Zeitraum um 4,4% zurückging.

China fördert den globalen Kahlschlag

Um Flutkatastrophen vorzubeugen, hat China das Bäumefällen in seinen eigenen Forsten gestoppt. Stattdessen werden nun gigantische Holzmengen aus den übrigen Ländern Südostasiens und aus Russland importiert, auch der Schwarzmarkt blüht. Seit drei Jahrzehnten beutet Asiens grösster Holzverbraucher Japan systematisch die Urwälder Südostasiens aus. Nun wird befürchtet, dass Chinas extrem gewachsener Einfuhrbedarf auch noch den Rest der grünen Wildnis in der Region vernichtet.

Auch Schweizer Holz wird nach China exportiert. Michael Gautschi, Direktor von Holzindustrie Schweiz, sagte 2018, es werde rund ein Prozent des Schweizer Holzes nach China exportiert. Ökologisch seien solche Transporte nicht so schlimm: «Das Holz wird in die Container geladen, mit denen Waren aus China in die Schweiz verschifft werden.» Oder sollte man eher sagen: „Holz kommt verarbeitet in Containern zurück?“ Zum Beispiel Bau- und Möbelholz, Tischplatten, Balken, Bretter, Geländer, Fournier landen auf den Weltmarkt und werden auch in die Schweiz vertrieben. Vor Weihnachten 2020 verkaufte die Migros Wallhölzer aus Buchenholz made in China und Alibaba und Made-in-China bieten zahlreiche Holzprodukte an.

Wenn ein Geschäft ökonomisch aufgeht, dann lässt sich ökologisch Absurdes durch schöne Worte rechtfertigen.

Aufforstungen in China. Waldwissen.net, Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft

Global Forest Watch, China.

China befördert den globalen Kahlschlag. GEO

Holz-Export nach China empört Naturschützer. Pressereader vom 17.10.18

Schweizer Rohstoff-Export Asiaten wollen mehr Schweizer Holz. Matthias Heim, SRF vom 6.5.17

Made-in-China

Alibaba

Holz bleibt das Material der Wahl für zukunftsfähige Bauten. Lignum vom 5.4.21

Grossauftrag in China geht an Häring AG. späne

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