Posts Tagged ‘CO2-Zertifikate’

Irreführende Shell-Werbung

25. Oktober 2022

Quelle: Shell loses appeal against Dutch advertising watchdog. The claim that offsets “compensate” emissions is misleading. Chris Lang, REDD-Monitor 24.10.22

Shell hat seine Berufung gegen die Entscheidung der niederländischen Werbeaufsichtsbehörde verloren, wonach seine Anzeigen zur Kompensation von Kohlenstoffemissionen irreführend sind und zurückgezogen werden müssen.

Im Juni 2022 entschied die niederländische Kommission für den Werbekodex (zum vierten Mal im Jahr 2022!), dass die Anzeigen von Shell irreführend sind. In den Anzeigen wird erklärt, dass die Kunden beim Kauf von Benzin einen Aufpreis zahlen können, der angeblich die bei der Verbrennung des Benzins entstehenden Treibhausgase „kompensiert“.

Bei dieser jüngsten Werbekampagne handelt es sich um eine Neugestaltung einer „CO2-neutralen“ Kampagne, die von der Kommission für den Werbekodex ebenfalls als irreführend eingestuft wurde.

Im August 2021 entschied die niederländische Werbeaufsichtsbehörde, dass die „CO2-neutrale“ Werbung von Shell irreführend war. Die Kommission für den Werbekodex entschied, dass Shell nicht nachweisen konnte, dass es die Treibhausgasemissionen, die beim Autofahren entstehen, vollständig ausgleicht.

In einer Erklärung vom Juni 2022 erklärte der Ausschuss für den Werbekodex:

„Genau wie CO2-neutral ist die CO2-Kompensation eine absolute Umweltbehauptung, und absolute Umweltbehauptungen unterliegen einer strengen Beweislast. Shell hat keine Möglichkeit nachzuweisen, dass die CO2-Kompensation durch den Schutz von Wäldern oder das Pflanzen von Bäumen die Klimaschäden des Benzins beseitigt.“

Shell legte gegen die Entscheidung Berufung ein. Und verlor. Im Anschluss an das jüngste Urteil erklärte der Ausschuss für den Werbekodex:

„Es gibt keine oder nur unzureichende Beweise dafür, dass die Waldprojekte, in die Shell investiert, tatsächlich in der Lage sind, die durch die Kohlenstoffgutschriften umgewandelte Absorption von CO2 in einer Weise zu realisieren, die die CO2-Emissionen von Shells fossilem Treibstoff vollständig kompensiert.“

Zu den REDD-Ausgleichsprojekten von Shell gehören unter anderem das Cordillera Azul National Park REDD+ Project in Peru, das Southern Cardamon REDD+ Project in Kambodscha und das Katingan Peatland Restoration and Conservation Project in Indonesien.

Abgesehen von der Tatsache, dass Shell bei diesen Projekten Emissionszertifikate kauft, um seine anhaltende Umweltverschmutzung zu verschleiern, sind alle diese Projekte problematisch. Bei den ersten beiden Projekten werden die Rechte der indigenen Völker und lokalen Gemeinschaften, deren Wälder für den Verkauf an die Ölkonzerne genutzt werden, nicht respektiert. Bei beiden Projekten handelt es sich um eine Art von Festungsschutz.

Das dritte Projekt stützt sich, wie alle Kompensationsprojekte, auf eine kontrafaktische Ausgangssituation – eine Geschichte darüber, was ohne das Projekt geschehen wäre. Wie alle kontrafaktischen Ausgangssituationen kann auch diese Geschichte nicht verifiziert werden, da das Projekt tatsächlich durchgeführt wurde.

Shell-Werbung Schweiz

Heidi hat auf der Homepage von Shell Schweiz nachgeschaut und folgende Shell News vom 4.2.20 gefunden Shell macht Angebot für klimaneutrales Fahren; darin sind die gleichen Kompensationsprojekte aufgeführt, die von der niederländischen Werbeaufsichtsbehörde als irreführend bezeichnet wurden:

„… Kompensieren: Ab Frühjahr will Shell im Schweizer Markt ein CO2-Ausgleichs-Programm anbieten, damit jeder Autofahrer seinen persönlichen CO2-Ausstoss beim Fahren ausgleichen kann.

Hierfür hat Shell internationale Projekte der Erhaltung und Aufforstung von Flora und Fauna-Flächen ausgesucht, deren CO2-Kompensation unter strengen Auflagen geprüft und zertifiziert werden. Dazu zählen das Cordillera Azul National Park Project in Peru sowie das Katingan Peatland Restoration and Conservation Project in Indonesien.

Die Kosten der CO2-Kompensation pro Liter Treibstoff werden für den Kunden, der sich entschliesst mitzumachen, einen Rappen/Liter betragen. Wichtig ist: Der Kunde bezahlt nur die Kompensation des CO2, welches bei der Verbrennung des Treibstoffs entsteht. Shell übernimmt die Kompensation für die Herstellung, den Transport und den Vertrieb (Tankstelle) des Treibstoffs, dessen Fussabdruck kompensiert werden soll.“

Aus der Shell-Homepage – Kleiner Beitrag, grosse Wirkung: Jetzt gemeinsam CO₂ ausgleichen: Für nicht vermiedene CO₂-Emissionen bietet Shell den CO₂-Ausgleich an: Für 1 Rp. pro Liter getanktem Shell Benzin- oder Diesel-Treibstoff können Sie die CO₂-Emissionen, die bei der Fahrt mit dem Auto durchschnittlich entstehen, ausgleichen¹.

Hier finden Sie die „Shell-Kompensationsprojekte“. Sie werden als „Klimaschutzprojekte“ bezeichnet, was irreführend ist. Shell unterstützt auch Schweizer Waldprojekte. Greenwashing ist halt Mode!

Heidi meint: „In der Schweiz wird wohl kaum jemand gegen Shell klagen, basiert die Klimapolitik doch stark auf Kompensationen. Schaut man da wirklich genau hin?“

Lesen Sie den ausführlichen Bericht hier: Shell loses appeal against Dutch advertising watchdog. The claim that offsets “compensate” emissions is misleading. Chris Lang, REDD-Monitor 24.10.22

Realität: Wir können die Klimakrise nicht mit Kompensation lösen!

1. Oktober 2022

Für die Festtage muss das Fleisch besonders billig sein!

Für die Festtage muss das Fleisch besonders billig sein!

Der Geissenpeter hat gerade fluchtartig die Küche verlassen und springt mit hohen Sätzen im Regen heimwärts. Er will nichts mehr wissen von all den Problemen, die auf uns lasten. Doch der Alpöhi hört Heidi geduldig zu, denn sie hat schon wieder Informationen über Zerstörung und Greenwashing erhalten. Heidi hat sie – wie üblich – mit DeepL ins Deutsche übertragen.

Der Anbau von Bio-Palmöl ist nicht das einzige Problem, das „wir“ mit Brasilien haben. Gerade erst berichtete SRF: «Überall auf der Welt riskieren Indigene, Umweltaktivisten und Naturschützer ihr Leben im Kampf gegen den Klimawandel und den Verlust der biologischen Vielfalt», sagte eine Sprecherin von Global Witness, Shruti Suresh. Über drei Viertel aller tödlicher Angriffe wurden in Lateinamerika registriert. Das gefährlichste Land für Naturschützer war mit 54 Tötungen Mexiko, gefolgt von Kolumbien (33) und Brasilien (26).

Eigentlich wollte Heidi heute über den Import in die Schweiz von angeblich nachhaltigem Bio-Palmöl aus Kolumbien schreiben. Das ist zwar nichs Neues, denn bereits 2010 wurde darüber berichtet: Vertreibung für deutsche Bioprodukte: Die dubiosen Lieferanten der Biobranche in Kolumbien. SWR 23.3.10. Doch dann kam ein ausführlicher Bericht von Chris Lang, REDD-Monitor, über CO2-Zertifiate von easyJet mit vielen Informationen auch über Abholzung (nicht nur Brasilien), Soja, Landraub, Anbau von Pflanzen für Treibstoff, Fleischproduktion in Paraguay, Greenwashing…

Die Schweiz setzt zur „Bekämpfung“ der Klimarise stark auf „Kompensation“ im Ausland,  daher sollte Simonetta Sommaruga, der Gesamtbundesrat und das Parlament den REDD-Monitor abonnieren. Er informiert fundiert mit vielen Quellenangaben und ist LeserInnen-freundlich geschrieben. Ob sie dann ein realistischeres Bild von der Krise bzw. den Krisen gewinnen würden? Die Energiekrise hat sie etwas auf den Boden der Realität gebracht, aber was tun sie? Mit illegalen Mitteln alternative Energien fördern. Olivier Washington berichtete für SRF am 28.9.22 darüber: Dringliches Energiegesetz Umweltrechtler sieht forcierte Solaroffensive kritisch.

EasyJet Beruhigungspillen

Wikipedia: easyJet ist eine britische Fluggesellschaft und Teil der easyGroup. Neben der in Luton bei London ansässigen easyJet Airline Company existieren die Tochtergesellschaften easyJet Switzerland mit Sitz im schweizerischen Meyrin und die easyJet Europe mit Sitz in Wien. easyJet ist die zweitgrösste europäische Billigfluggesellschaft nach der irischen Ryanair.

Chris Lang, REDD-Monitor 30.9.22: EasyJet announces it will stop buying carbon offsets. Good news? Well, it’s complicated. Lesen wir, was Chris schreibt:

„Ende 2019 unterzeichnete easyJet einen Vertrag zum Ausgleich aller CO2-Emissionen. EasyJet hat nun angekündigt, dass es sein Kompensationsprogramm Ende 2022 auslaufen lässt.

Das klingt nach einer guten Nachricht.

Sind es auch. Während des Dreijahreszeitraums hat easyJet insgesamt 8,7 Millionen CO2-Ausgleiche gekauft. easyJet hält sich zwar mit Angaben darüber zurück, wie viel es für die Kompensationen gezahlt hat, aber es ist alles Geld, das stattdessen in die tatsächliche Verringerung seiner Emissionen hätte fliessen können. Und natürlich hätte easyJet noch viel mehr Kompensationen kaufen müssen, wenn die COVID-19-Pandemie nicht zu einem massiven Rückgang der Zahl der Fluggäste geführt hätte.

Von welchen Projekten hat easyJet Kompensationen gekauft?

In den Jahren 2020 und 2021 kaufte easyJet Ausgleiche aus dem Bale Mountains Eco-Region REDD+ Projekt (Yedeni) in Äthiopien, dem Madre de Dios Amazon REDD+ Projekt in Peru und einer Reihe von Windkraftprojekten.

Ist Madre de Dios nicht schon ein paar Mal auf REDD-Monitor erschienen?

Oh ja. Es könnte das schlimmste REDD-Projekt der Welt sein.

Donnerwetter. Es gibt eine Menge Konkurrenz für diese Auszeichnung.“

Heidi hat einen Teil des Beitrags ausgeblendet und noch Folgendes aus dem Artikel herausgepickt:

Wäre es nicht interessant zu sehen, wie der EcoScore© das Madre de Dios Amazonas REDD+ Projekt bewertet?

Wäre es nicht einfach. Ich habe EcoAct um eine Kopie gebeten. Ich halte nicht den Atem an.

Wie ich schon sagte, ist es gut, dass easyJet keine Kompensationen mehr von diesem schrecklichen REDD-Projekt kauft, oder?

Ja.

Ich spüre ein „aber“ aufkommen…

Aber das macht easyJet noch lange nicht zu einer „grünen Fluggesellschaft“.

So berichtete die Financial Times über die Ankündigung:

Der Vorstandsvorsitzende Johan Lundgren sagte, dass das Geld besser in neue Technologien investiert werden sollte, von treibstoffeffizienteren Flugzeugen bis hin zur Umstellung auf umweltfreundlichere Kraftstoffe und eine noch nicht erprobte Technologie, die Wasserstoff für den Antrieb von Flugzeugen verwendet.

Anstatt also Kompensationen zu kaufen, wird EasyJet sein Geld in Technologien investieren, die tatsächlich Emissionen reduzieren.

Wirklich?

Nun, wahrscheinlich nicht. Mit „umweltfreundlicheren Kraftstoffen“ für die Luftfahrt sind oft Biokraftstoffe gemeint. Mit Biokraftstoffen gibt es mehrere Probleme, darunter die riesigen Anbauflächen, die für den Anbau der Pflanzen benötigt werden, die die Biokraftstoffe liefern.

Ein aktueller Bericht von HEÑÓI, Stay Grounded, Biofuelwatch und der Global Forest Coalition gibt ein gutes Beispiel dafür, was bei Biokraftstoffen falsch läuft. Der Bericht befasst sich mit dem geplanten Omega Green-Projekt in Paraguay. Nach seiner Fertigstellung wird es eine der grössten Biokraftstoffraffinerien der Welt sein und hauptsächlich Biokraftstoffe für die Luftfahrt produzieren.

Welche Pflanzen werden zur Versorgung der Biokraftstoffraffinerie verwendet?

Sojabohnenöl, tierische Fette aus der paraguayischen Rindfleischindustrie und Pongamiaöl.

Zweifellos werden Sie mir sagen, dass Sojaöl Monokulturen bedeutet, wie sie weite Teile des Amazonas-Regenwaldes zerstört haben.

Ja. Der industrielle Sojaanbau in Brasilien hat sich von 25 Millionen Hektar im Jahr 2012 auf fast 40 Millionen Hektar im Jahr 2022 ausgeweitet. Auch die Cerrado-Savanne ist bedroht, ebenso wie der Amazonas-Regenwald. Mehr als die Hälfte des Cerrado wurde bereits in Sojaplantagen umgewandelt.

In Paraguay stellt der Bericht von Omega Green fest:

Die Sojaproduktion hat zu Landraub, Abholzung und Vergiftung von Böden, Wasser und Luft geführt; sie führt zur Vertreibung von Menschen, zur Erkrankung und Tötung von Anwohnern und Nutztieren durch Pestizidvergiftungen und zur Zerstörung der Subsistenzpflanzenproduktion.“

Lesen Sie den vollständigen Beitrag! Der letzte Satz lautet: „The reality is that we cannot offset our way out of the climate crisis.“ EasyJet announces it will stop buying carbon offsets. Good news? Well, it’s complicated. Chris Lang, REDD-Monitor 30.9.22

Kampf für Umwelt und Klima 2021 sind weltweit 200 Umweltschützer getötet worden. SRF 29.9.22

Dringliches Energiegesetz Umweltrechtler sieht forcierte Solaroffensive kritisch. Olivier Washington, SRF 28.9.22.

Vertreibung für deutsche Bioprodukte: Die dubiosen Lieferanten der Biobranche in Kolumbien. SWR 23.3.10

Nationalpark Cordillera Azul in Peru: Indigene sagen Nein zu falschen Klimalösungen

26. Juni 2022

Quelle REDD-Monitor: Statement from Kichwa Indigenous communities about the Cordillera Azul National Park REDD (PNCAZ) project: “No to the false climate solutions offered as ‘Nature Based Solutions’ and ‘carbon neutrality’ by oil and mining companies that pollute in other regions of the world, such as Shell, Total, BHP, and others, who buy carbon from the PNCAZ.”
Übersetzt von Heidi mithilfe von DeepL.

Im Jahr 2018 schrieb REDD-Monitor (Reducing emissions from deforestation and forest degradation) über das REDD-Projekt im Cordillera-Azul-Nationalpark in Peru. Im Mittelpunkt des Artikels stand die Tatsache, dass Menschen, die in London Ben & Jerry’s Eiscreme kaufen, sich dafür entscheiden können, die Emissionen auszugleichen, die durch den Kauf der Eiscreme entstehen, indem sie für Kohlenstoffkompensationen aus Cordillera Azul bezahlen. Dank der Poseidon Foundation, die von einem Deutschen Investmentbanker namens László Giricz gegründet wurde, würde die Blockchain-Technologie dafür sorgen, dass die Transaktion in nur drei Sekunden abgewickelt wird. (Bemerkung von Heidi: Poseidon Foundation hat ihr Domizil in Singapur, László Giricz war in Zug ZG).

Poseidon Assets/Switzerland GmbH in Liquidation

Ergänzung von Heidi:

  • Businessmonitor: Das Unternehmen Poseidon Assets GmbH, gegründet 2018, ist eine GmbH in Liquidation mit Sitz in Zug ZG, ohne Domizil, UID-Nummer lautet CHE-458.876.299. Die Person, die heute eine Entscheidungsrolle innehat, ist László Giricz (Partner, Geschäftsführer und Liquidator). Die Firma ist in der Branche „Leasing von geistigem Eigentum und ähnlichen Produkten, mit Ausnahme von urheberrechtlich geschützten Werken“ tätig.
  • Schweizerisches Handelsamtsblatt SHAB: Mutation Poseidon Switzerland GmbH, Zug, neu Poseidon Switzerland GmbH in Liquidation, CHE-190.187.189, Gesellschaft mit beschränkter Haftung (SHAB Nr. 64 vom 01.04.2020, Publ. 1004863682). Die Gesellschaft wird in Anwendung von Artikel 153b HRegV von Amtes wegen als aufgelöst erklärt, weil die ihr zur Wiederherstellung des gesetzmässigen Zustandes in Bezug auf das Domizil angesetzte Frist fruchtlos abgelaufen ist. Eingetragene Personen neu oder mutierend: Giricz, László, deutscher Staatsangehöriger, in Zug, Gesellschafter und Geschäftsführer, mit Einzelunterschrift, Liquidator, mit Einzelunterschrift, mit 200 Stammanteilen zu je CHF 100.00 [bisher: Gesellschafter und Geschäftsführer, mit Einzelunterschrift].
  • László Giricz sagte in einem Video, dass es sein Ziel sei, jedem, von der Regierung bis zum Endverbraucher, einen sicheren und effizienten Zugang zu den Kohlenstoffmärkten zu ermöglichen und die Kontrolle über die eigenen Auswirkungen auf das Klima zu übernehmen. Laszlo war fast zwei Jahrzehnte lang als Geschäfts- und Technologieexperte für einige der grössten Investmentbanken der Welt tätig. Seine Kunden waren u.a. JP Morgan Chase, Deutsche Bank und UBS.
  • Blockchain: Der Energieverbrauch ist riesig … und damit will man das Klima retten? Der Experte für Kryptographie und Computersicherheit Bruce Schneier warnt vor falschem Vertrauen in Blockchain und dem Mangel an Anwendungsfällen. Er sehe bis jetzt keinen Einsatzzweck für die Blockchain. „Jedes Unternehmen, das heute auf die Blockchain setzt, könnte eigentlich auf sie verzichten. Niemand hatte jemals ein Problem, für das die Blockchain eine Lösung ist. Stattdessen nehmen die Leute die Technologie und machen sich auf die Suche nach Problemen.“
  • Zentralplus: „Die Stadt Zug ist das Zentrum der Crypto Valley in der Schweiz. Als Vorreiterin im Bereich Blockchain-Technologie kann bei der Stadt auch mit Kryptowährungen gezahlt werden. Doch diese Bezahlvariante ist gemeinhin als Klima-Killer bekannt. Dennoch will man in Zug daran festhalten. Auch wenn es in direktem Widerspruch von Zugs Image als Energiestadt steht.“

Zuerst Speiseeis, dann Öl und Bergbau

Der Verkauf von Speiseeis trug jedoch nur in geringem Masse zu den Kompensationsverkäufen im Rahmen des REDD-Projekts des Cordillera Azul Nationalparks bei. Viel, viel wichtiger waren die Verkäufe an grosse Umweltverschmutzer. Wie Öl- und Bergbauunternehmen.

Aus einer kürzlich veröffentlichten Erklärung von Organisationen des Kichwa-Volkes in der Region San Martin in Peru geht hervor, dass die Poseidon Foundation der sechstgrösste Käufer von Emissionszertifikaten aus Cordillera Azul war und zwischen Dezember 2013 und Januar 2021 200’000 Emissionszertifikate gekauft hat.

Die beiden grössten Käufer waren die Ölkonzerne Shell und Total, die zusammen mehr als 27 Millionen Emissionszertifikate kauften. Das sind etwa 87% aller im Rahmen des Projekts verkauften Emissionszertifikate.

Im Juli 2022 kündigte der peruanische Umweltminister Gabriel Quijandría den bisher grössten Verkauf von Kohlenstoffkompensationen aus Peru an. Die Kichwa-Organisationen geben an, dass Total NBS zwischen 2021 und 2028 16’880’000 Emissionszertifikate von Cordillera Azul für insgesamt 84,74 Millionen US-Dollar kaufen wird.

Es könnte nicht deutlicher sein. Ölkonzerne lieben REDD, natürliche Klimalösungen und Kohlenstoffausgleichssysteme im Allgemeinen, weil Ausgleichssysteme es den grossen Verschmutzern ermöglichen, den Eindruck zu erwecken, etwas gegen die Klimakrise zu tun, während sie wie gewohnt weiterarbeiten. Das bedeutet, dass mehr Öl gebohrt und die Klimakrise verschärft wird.

Erklärung der Kichwa-Gemeinschaften

Das Volk der Kichwa lehnt den ausgrenzenden Naturschutz und den undurchsichtigen Kohlenstoffhandel im Nationalpark Cordillera Azul ab. Es lebe das Volk der Kichwa und seine Territorien in der Region San Martin!

Wie der Ethnische Rat der Kichwa-Völker des Amazonas (CEPKA), die Föderation der indigenen Kichwa-Völker von Chazuta (FEPIKECHA) und die Föderation der indigenen Kichwa-Völker des Unteren Huallaga der Region San Martin (FEPIKBHSAM), der Basis des Koordinationskomitees für die Verteidigung und Entwicklung der indigenen Völker der Region San Martin (CODEPISAM) in Peru, lehnen wir das ausgrenzende Naturschutzmodell und den Kohlenstoffhandel auf unseren angestammten Gebieten ab, die unsere Grundrechte beeinträchtigen:

An die Internationale Union für die Erhaltung der Natur (IUCN)

  • Wir lehnen die Aufnahme des Nationalparks Cordillera Azul (PNCAZ) in die Grüne Liste der IUCN (International Union for Conservation of Nature) für 2018 als Beispiel für den weltweiten Naturschutz ab. Seine Gründung und Verwaltung respektiert nicht unsere Rechte und beeinträchtigt die Ziele der IUCN, gute Führung zu belohnen.
  • Im Juni 2021 haben wir die IUCN alarmiert. Es hat 11 Monate gedauert, bis sie mit Halbwahrheiten geantwortet und unsere konkrete Forderung ignoriert haben: die Streichung des PNCAZ von ihrer Grünen Liste. Erkennen sie unsere kollektiven Rechte auf Territorium und vorherige Konsultation mit Zustimmung an? Werden wir in vollem Umfang und wirksam an der Verwaltung der PNCAZ beteiligt?
  • Wir lehnen die Tatsache ab, dass die Expertengruppe (EAGL-Peru), die unsere Warnung bewertet hat, nie mit unseren Organisationen kommuniziert hat, wohl aber mit denjenigen, die unsere Rechte verletzen, wie dem Nationalen Dienst für staatlich geschützte Naturgebiete (SERNANP) und dem Zentrum für die Erhaltung, Erforschung und Verwaltung von Naturgebieten (CIMA), und damit denselben Fehler wiederholen, der bei der Bewertung der Aufnahme des PNCAZ in die Grüne Liste gemacht wurde.
  • Für die 30’778’542 Kohlenstoffgutschriften, die zwischen 2008 und 2022 gehandelt wurden, wurde nie Rechenschaft abgelegt, ebenso wenig wie für den Vorteilsausgleich für die 30’470’012.70 US-Dollar, die bis heute storniert wurden, von den insgesamt gehandelten 80’546’251.01 US-Dollar. Glaubt die IUCN an ihre lauwarme Empfehlung, Transparenz, Beteiligung und Rechenschaftspflicht mit einem interkulturellen Ansatz zu verbessern? 11 Monate nur, um zu „empfehlen“, die Gemeinschaften in den Governance-Mechanismus des REDD+-Projekts einzubeziehen?
  • Weiss die IUCN, dass die CIMA den Gemeinden ohne unser Wissen Brosamen des verkauften Kohlenstoffs zukommen liess? Sie haben uns weder zum REDD+-Projekt noch zur Verteilung der Gewinne konsultiert.
  • Wir bedauern, dass weder die Generaldirektion für Klimawandel und Wüstenbildung des Umweltministeriums (MINAM) noch SERNANP oder CIMA die Öffentlichkeit umfassend über das Kohlenstoffgeschäft von PNCAZ informiert haben, was wir Anfang dieses Jahres gefordert hatten. In Bezug auf den Verkauf an das französische Unternehmen Total Nature Based Solutions (Total NBS) wurde uns mitgeteilt, dass die angeforderten Informationen nicht verfügbar sind“, dass sie nicht in den Akten stehen“ oder dass es sich um eine private Einrichtung handelt“, um uns den Zugang zu diesen Informationen zu verwehren. Der grösste Verkauf von Kohlenstoff in der Geschichte Perus, und niemand wollte uns die Quittung geben. Wir mussten uns an das Gericht für Transparenz und Zugang zu Informationen wenden, um die CIMA zur Herausgabe der Informationen zu bewegen.
  • Wir lehnen es ab, dass die IUCN versucht, „unparteiisch“ einen Park zu empfehlen, der unsere Rechte verletzt, obwohl sie selbst im Jahr 2014 10’172 Emissionszertifikate gekauft hat.

Lesen Sie hier weiter über die Forderungen an den Peruanischen Staat und an nationale und internationale Käufer von Emissionsgutschriften aus der PNCAZ:

REDD-Monitor Statement from Kichwa Indigenous communities about the Cordillera Azul National Park REDD (PNCAZ) project: “No to the false climate solutions offered as ‘Nature Based Solutions’ and ‘carbon neutrality’ by oil and mining companies that pollute in other regions of the world, such as Shell, Total, BHP, and others, who buy carbon from the PNCAZ.” Chris Lang, REDD-Monitor 24.6.22

A propos de Poseidon Assets GmbH in Liquidation. Businessmonitor

Mutation Poseidon Switzerland GmbH, Zug, neu Poseidon Switzerland GmbH in Liquidation. Handelsregistereintrag CHE-190.187.189, Schweizerisches Handelsamtsblatt

Poseidon with Laszlo Giricz. Video Beyond Enterprise, youtube

Crypto-Valley-Pionierin Zug ist unter Zugzwang – pfeift aber aufs Klima. Zentralplus 17.5.21

Blockchain – Kritik, Wikipedia

26.6.22 HOME

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Kompensationen stoppen den Klimawandel nicht

9. Juni 2022

Chris Lang von REDD-Monitor verweist in seinem neuesten Beitrag auf das Statement von Amazon Watch und 170+ weiteren Organisationen, das am 6.10.21 veröffentlicht wurde. Heidi hat es mithilfe von DeepL übersetzt.

Kompensationen stoppen den Klimawandel nicht

Klimabedingte Waldbrände, Überschwemmungen, Dürren und andere extreme Wetterereignisse betreffen täglich jeden Winkel der Erde.

Doch die Industrie für fossile Brennstoffe, die grossen Energieversorger, die grosse Landwirtschaft, die grosse Finanzwelt – und ihre politischen Verbündeten – drängen auf Kompensationsprogramme, die es ihnen ermöglichen, weiterhin die Treibhausgase freizusetzen, welche die Klimakrise verursachen, indigenen, schwarzen und anderen bereits marginalisierten Gemeinschaften zu schaden und nachhaltige land- und forstwirtschaftliche Verfahren zu untergraben.

Die Wissenschaft ist eindeutig: Wir müssen rasch aus fossilen Brennstoffen und emissionsintensiven landwirtschaftlichen Praktiken wie der Massentierhaltung aussteigen und gleichzeitig Wälder, Feuchtgebiete und andere natürliche Kohlenstoffsenken schützen. Jede Verzögerung bedeutet grössere Auswirkungen auf unser Klima und mehr Verschmutzung in historisch überlasteten Gemeinwesen[1].

Wir rufen führende Politiker auf der ganzen Welt auf, sich uns anzuschliessen und Kompensationsprogramme abzulehnen, da diese „Pay-to-pollute“-Praktiken nichts anderes als falsche und schädliche Lösungen für die Klimakrise sind.

  • Naturbasierte Kompensationen können die Verbrennung fossiler Brennstoffe nicht „ausgleichen“. Die Unternehmen, die fossile Brennstoffe herstellen, und andere Verschmutzer würden fossilen Kohlenstoff und biologischen Kohlenstoff gerne völlig austauschbar machen, doch dies entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage:[2] Fossile Kohlenstoffemissionen sind praktisch permanent, da sie aus Reservoiren tief in der Erde stammen, wo sie seit Millionen von Jahren gespeichert sind. Wenn sie verbrannt werden, verbleibt die Kohlenstoffverschmutzung für Hunderte bis Tausende von Jahren in der Atmosphäre. Im Gegensatz dazu sind Pflanzen, Böden, Ozeane und Wälder „schnell austauschbare“ Kohlenstoffspeicher, die nur eine begrenzte Speicherkapazität haben und den Kohlenstoff im Laufe einiger Jahrzehnte oder manchmal sogar innerhalb weniger Tage wieder an die Atmosphäre abgeben können[3] Ausgleiche bringen diese grundlegende Wissenschaft durcheinander, indem sie die Biosphäre der Erde fälschlicherweise als endlose Quelle potenzieller Speicher für fossile Kohlenstoffemissionen behandeln.
  • Kompensationsgeschäfte jeglicher Art halten die Umweltungerechtigkeit aufrecht. Treibhausgasemittierende Industrien sind unverhältnismässig häufig in armen und farbigen Gemeinschaften angesiedelt, wodurch sie die Hauptlast der Verschmutzung tragen. Ausgleichsregelungen erhöhen die Umweltverschmutzung in diesen Gemeinwesen und verschärfen die Umweltungerechtigkeit.[4] Ausserdem verlagern Ausgleichsregelungen häufig die Last der Emissionsreduzierung vom globalen Norden in den globalen Süden, indem sie die Fortsetzung der Verschmutzung im Austausch gegen Landnahme an anderer Stelle ermöglichen.[5]
  • Die Verwendung von Kompensationsmassnahmen führt wahrscheinlich zu einem Anstieg der Treibhausgasemissionen. Verursacher kaufen häufig Kompensationen für emissionsmindernde Massnahmen eines Unternehmens, damit sie ihre eigenen Emissionen fortführen können. In diesem Fall gelangen die Emissionen weiterhin in die Atmosphäre, so dass die globale Erwärmung weiter anhält. Verursacher kaufen auch Kompensationen für Praktiken, die der Atmosphäre Kohlenstoff entziehen könnten, z. B. durch das Anpflanzen von Wäldern oder den Schutz bestehender Wälder. Die Speicherung von Kohlenstoff in natürlichen Ökosystemen ist jedoch von Natur aus vorübergehend und in hohem Masse reversibel, wie die tragischen Waldbrände im Westen der USA in den letzten Jahren deutlich gezeigt haben.[6] Der gesamte Kohlenstoff kann sehr schnell wieder in die Atmosphäre freigesetzt werden, was wiederum die Emissionen erhöht.
  • Kompensationsgeschäfte können zu Verletzungen der Rechte indigener und in Stämmen lebender Völker führen. Um die Marktnachfrage nach Kompensationsmassnahmen zu befriedigen, ist der Zugang zu riesigen Land- und Waldflächen erforderlich, die bereits von indigenen Völkern, Bauern und lokalen Gemeinschaften genutzt werden. Die Entwickler von Waldkompensationsprojekten haben es daher zunehmend auf indigenes Land abgesehen, was zu Druck und Spaltung in den indigenen Gemeinschaften führt[7].
  • Offsets untergraben die nachhaltige Landwirtschaft und fördern die Konsolidierung in der Landwirtschaft. CO2-Ausgleichsprogramme verleihen bereits mächtigen Unternehmen, einschliesslich Agrarunternehmen und Fabrikfarmen, die seit langem das Einkommen der Landwirte drücken und die ländliche Wirtschaft ausbluten lassen, während sie die Umweltverschmutzung erhöhen, einen zusätzlichen Hebel.[8] Unternehmen und Grossgrundbesitzer sind am besten positioniert, um Offset-Projekte zu entwickeln, die das monokulturelle Modell der Fabrikfarmen mit Mais/Sojabohnen auf Kosten der Kleinbauern, einschliesslich schwarzer und indigener Bauern und Stammesnationen, weiter verankern. Anstatt das industrielle Landwirtschaftsmodell durch den Verkauf von Kompensationen an industrielle Umweltverschmutzer weiter gedeihen zu lassen, sollten politische Entscheidungsträger traditionelle und ökologisch regenerative landwirtschaftliche Praktiken unterstützen.
  • Kompensationsmärkte schaffen mehr Bedingungen für Betrug und Glücksspiel als für Klimaschutzmassnahmen. Bestehende Kompensationsregelungen haben sich bereits als leicht betrugsanfällig erwiesen[9], und der spekulative Handel mit Kompensationsderivaten und anderen Finanzprodukten hat bereits begonnen, wobei das Gewinnstreben von Händlern und Spekulanten Vorrang vor wirtschaftlicher und klimatischer Gerechtigkeit hat[10].

Wir fordern die politischen Entscheidungsträger weltweit auf, Kompensationsprogramme abzulehnen und echte Lösungen für das Klima anzustreben, die fossile Brennstoffe im Boden belassen, nachhaltige Nahrungsmittelsysteme unterstützen, die Abholzung beenden und gleichzeitig die Umweltverschmutzung in den Gemeinschaften an vorderster Front beseitigen.

[1] IPCC, Global Warming of 1.5°C. International Energy Agency, Net Zero by 2050. IPCC, AR6 Climate Change 2021.

[2] Carton et al. “Undoing Equivalence: Rethinking Carbon Accounting for Just Carbon Removal,” Frontiers in Climate, 16 April 2021.

[3] Anderegg, W. et al., Climate-driven risks to the climate mitigation potential of forests, Science 368 (6947) 2020. Mackey, B. et al. 2013., “Untangling the confusion around land carbon science and climate change mitigation policy,” Nature Climate Change, 3(6),pp.552-557, 2013.

[4] Food & Water Watch, “Cap and trade: More pollution for the poor and people of color,” November 2019 at 1 to 2.

[5] Gilbertson, Tamara, Carbon Pricing: A Critical Perspective for Community Resistance, Indigenous Environment Network and Climate Justice Alliance, 2017.

[6] Anderegg, W., “Gambling with the climate: how risky of a bet are natural climate solutions?,” AGU Advances, 2021. Coffield, S.R. et al., “Climate-driven limits to future carbon storage in California’s wildland ecosystems,” AGU Advances, 2021.

[7] Ahmend, N., “World Bank and UN carbon offset scheme ‘complicit in genocidal land grabs – NGOs,” The Guardian, 3 July 2014. Forest Peoples Programme, The Reality of REDD in Peru: Between Theory and Practice, November 2011.

[8] Institute for Agriculture and Trade Policy, “Why carbon markets won’t work for agriculture,” January 2020 at 2.

[9] Elgin, B., “A Top U.S. Seller of Carbon Offsets Starts Investigating Its Own Projects,” Bloomberg. 5 April 2021.

[10] Hache, F., Shades of Green: The Rise of Natural Capital Markets and Sustainable Finance, Green Finance Observatory, March 2019.

Offsets don’t stop climate change. Chris Lang, REDD-Monitor vom 7.6.22

Die Schweiz setzt stark auf Kompensation und Technologie. Die Technologien sind aufwändig (Material, Energie …), deren Funkionieren, Effizienz und Preis grösstenteils noch vage, Speicher ungewiss und möglicherweise mit Auslandabhängigkeit und Bau von Leitungen verbunden.

Von Sparen, Mobilität usw. redet unser Bundesrat nicht. Das wäre unpopulär. Die aktuell sieben bilateralen Abkommen für Klimaschutz-Projekte sind – so meint Heidi – eigentlich so etwas wie Klima-Kolonialismus.

Medieninformation des Bundesrats vom 3.6.22: Bundesrat genehmigt Abkommen mit Thailand für den Klimaschutz:

„An seiner Sitzung vom 3. Juni 2022 hat der Bundesrat ein bilaterales Abkommen mit Thailand genehmigt, das dem Klimaschutz dient. Der Vertrag schafft die Rahmenbedingungen, damit die Schweiz in Thailand Klimaschutz-Projekte zur Verminderung der CO2-Emissionen umsetzen kann. Die erreichten Emissionsverminderungen kann sie an ihr Reduktionsziel anrechnen. Die Schweiz hat bereits ähnliche Abkommen mit Peru, Ghana, Senegal, Georgien, Vanuatu und Dominica abgeschlossen“

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Artenvielfalt: Schutz von 30% der weltweiten Land- und Meeresflächen weckt Hoffnung und Widerstand

9. April 2022

„Naturland“ ist gefragt, dient zunehmend auch als Investition. Hauptverwendungen sind: landwirtschaftliche Produktion, Naturschutzgebiet zum Erhalt der Artenvielfalt, CO2-Zertifikate und Tourismus.

UN-Konvention über die biologische Vielfalt

Finanzierungsstreitigkeiten behindern den ehrgeizigen Plan zum Schutz der weltweiten Artenvielfalt. Wissenschaftler sind frustriert über die Fortschritte der Länder bei der Unterzeichnung eines neuen Abkommens zum Schutz der natürlichen Welt.

Regierungsvertreter aus aller Welt trafen sich vom 14. bis 29. März in Genf, um eine gemeinsame Basis für einen Entwurf des Abkommens zu finden, das als globaler Biodiversitätsrahmen für die Zeit nach 2020 dienen soll, aber die Diskussionen kamen ins Stocken, vor allem wegen der Finanzierung. Die Unterhändler sagen, dass sie sich nun vor dem mit Spannung erwarteten Biodiversitätsgipfel der Vereinten Nationen später im 2022, auf dem das Abkommen unterzeichnet werden sollte, erneut treffen müssen.

Der Rahmen sieht bisher vier allgemeine Ziele vor, darunter die Verlangsamung des Artensterbens, sowie 21 meist quantitative Ziele, wie etwa den Schutz von mindestens 30% der weltweiten Land- und Meeresflächen. Er ist Teil eines internationalen Vertrags, der als UN-Konvention über die biologische Vielfalt bekannt ist, und zielt darauf ab, die globale Krise der biologischen Vielfalt zu bewältigen, die dazu führen könnte, dass in den nächsten Jahrzehnten eine Million Pflanzen- und Tierarten aufgrund von Faktoren wie dem Klimawandel, menschliche Aktivität und Krankheiten aussterben.

Landrechte der Indogenen in Gefahr

Wenn Naturland für Projekte ausgeschieden wird, dann oft ohne Rücksicht auf jene Menschen, die in und von diesem Naturland leben. „Ein rassistisches und koloniales Naturschutzmodell, das Menschen und ihre Rechte als entbehrlich ansieht, wird niemals seine Ziele erreichen,“ schreibt Caroline Pearce, Direktorin von Survival International. „Staatliche und nichtstaatliche Geldgeber müssen sofort alle Finanzierungen für diese Festungsschutzprojekte einstellen – einschliesslich des Plans, 30% der Erde bis 2030 als „geschützt“ auszuweisen – und stattdessen die Landrechte indigener Völker anerkennen, was ein weitaus wirksamerer Weg zum Schutz der Umwelt ist. Andernfalls werden sie sich weiterhin an solchen Gräueltaten mitschuldig machen.“

Mit „solchen Gräueltaten“ meint Pearce die Vorkommnisse im Kahuzi-Biega-Nationalpark in der Demokratischen Republik Kongo, die da sind Gruppenvergewaltigung, Folter und Mord durch Parkwächter und Soldaten. Ein neuer Bericht der Minority Rights Group dokumentiert eine dreijährige Kampagne der gewaltsamen Zwangsvertreibung der indigenen Batwa von Kahuzi-Biega. Der Bericht, To Purge the Forest by Force: Organized violence against Batwa in Kahuzi-Biega National Park wurde vom investigativen Journalisten Robert Flummerfelt, Pulitzer Center, verfasst.

Das Forschungsteam der Minority Rights Group hat die Aussagen von mehr als 550 Personen zusammengetragen. Sie berichten, dass die paramilitärischen Wächter des Kahuzi-Biega-Nationalparks zusammen mit Soldaten der kongolesischen Armee gross angelegte Angriffe auf die im Park lebenden Batwa-Gemeinschaften verübt haben. Die Kampagne umfasste drei Wellen gewalttätiger Angriffe: im Juli bis August 2019, im Juli 2021 und im November bis Dezember 2021.

Die kolonialen Wurzeln des Kahuzi-Biega-Nationalparks

Der Kahuzi-Biega-Nationalpark liegt im Osten der Demokratischen Republik Kongo und wurde 1970 von Adrien Deschryver, einem belgischen Naturschützer und Sohn des letzten belgischen Kolonialministers, gegründet. Deschryver bat die Batwa-Gemeinschaften, ihn bei der Erforschung der dort lebenden Gorillas durch den Wald zu führen.

Das Forschungsteam der Minority Rights Group sprach mit einem älteren Mutwa-Mann (Mutwa ist die Singularform von Batwa), der ein Kind war, als Deschryver in den Wald kam. Der Älteste sagte,

„Dieser weisse Mann kam und bat uns um Hilfe: Er wollte die Tiere sehen; er wollte, dass wir ihm verschiedene Orte im Wald zeigen. Er tat so, als sei er ein Freund der Gemeinschaft, und wir vertrauten ihm. Dann ging er weg, kehrte nach Europa zurück und nutzte die Informationen, die wir ihm gegeben hatten, um zu planen, uns zu vertreiben. Als er in den Wald zurückkehrte, kam er mit Soldaten und sagte uns, dass unser Haus jetzt dem Staat gehöre und wir es verlassen müssten. Wir weinten und sagten zu ihm: Wir waren es, die euch diesen Wald gezeigt haben! Aber die Soldaten zwangen uns hinaus.“

Projekte müssen die Rechte der Indigenen respektieren

Häufig wird indigenen Völkern Land für landwirtschaftliche Nutzung weggenommen. Heute sind es vermehrt auch Natur- und Klimaschutzprojekte. CO2-Zertifikate werden für Urwälder verkauft, ohne dass die Bewohner davon etwas wissen. Sie werden dann aus ihrem Gebiet vertrieben oder gezwungen die festgeschriebenen Regelungen einzuhalten, was ein Überleben im Urwald schwierig gestalten kann.

Indigene gehören genauso zu einem Gebiet wie die Pflanzen und Tiere, die darin gedeihen. Sie bewirtschaften etwa einen Urwald seit Generationen so, dass er heute als schützenswert eingestuft wird. Nur ist das Land, auf dem sie leben, meist in keinem Grundbruch festgeschrieben, weshalb man es ihnen so einfach wegnehmen kann. Vielerorts beginnen die Indogenen aber sich zu wehren.

Funding battles stymie ambitious plan to protect global biodiversity. Nature 31.3.22

Gang rape, torture, and murder by park guards and soldiers at Kahuzi-Biega National Park in the Democratic Republic of Congo. Chris Lang, REDD-Monitor

Dank Aktivisten geplatzt: Sabah-Kohlenstoff-Cowboy-Deal. Heidis Mist 19.2.22

Der neue Goldrausch: Emissionshandel. Heidis Mist 27.1.22

Papua-Neuguinea: Illegale CO2-Zertifikate. Heidis Mist 26.10.21

7.4.22

9.4.22 HOME

Eigentlich würde 1 Label genügen

23. Februar 2022

Spargeln aus Mexiko. Copyright: Ferdinand

Spargeln aus Mexiko. Copyright: Ferdinand

Der Label-Salat wird immer grösser. Wie soll man sich da zurechtfinden? Heidi hat eine Idee: Nur 1 Label bitte! Alle sagen ja, was sie verkaufen sei nachhaltig. Grossverteiler erhalten sogar Auszeichnungen für Nachhaltigkeit. Auch die Bauernschaft besteht darauf, dass ihre Produkte nachhaltig seien.

Also nehmen wir sie alle doch beim Wort, schaffen wir ein einziges Label, eines, das ECHT Nachhaltigkeit zertifiziert, ECHT zertifiziert! Natürlich müssten dann auch die importierten Waren ECHT nachhaltig sein. So könnte man mit dem Label einfach unterscheiden was aus der Schweiz kommt und was importiert wird. Also Transparenz und keine Qual der Wahl. 1 Label und 1 WIRKSAME Kontrolle.

Die neueste Schnapsidee∗ stammt von Agroscope: Ein Klima-Label! Das heisst, wir KonsumentInnen wüssten endlich, wie stark wir mit unserem Kaufverhalten das Klima und somit uns selber schädigen, sofern die Bewertung korrekt ist. Dann hätten wir die Wahl, Produkte, die mehr oder weniger schlecht für das Klima sind, zu wählen und das bei mehreren Produktionsarten wie Bio oder Bio-Knospe oder IP Suisse oder konventionell oder Demeter usw., denn die Produktionsart sagt zu wenig aus über die Klimawirkung.

Die viel gelobte, nicht funktionierende Eigenverantwortung müsste in erster Linie für Händler gelten, besonders für unsere Grossverteiler, die z.B. im Winter viele klimaschädlichen Gemüse und Früchte aus aller Welt verkaufen. Dann würden die Spargeln aus Peru, die Heidelbeeren aus Südafrika, die Himbeeren aus Spanien usw. rasch aus den Ladengestellen verschwinden – vielleicht.

Doch Halt! Was macht Ferdinand künftig? Er ernährt sich jetzt fast ausschliesslich von all den 50-Prozent-Aktionen „VERWENDEN statt VERSCHWENDEN“ für leicht verderbliche Produkte, die meist mit dem Flugzeug transportiert werden; ob mit oder ohne CO2-Kompensation spielt keine Rolle, denn die Zertifikate bringen in der Regel dem Klima wenig oder sogar nichts, nur den Verkäufern viel Geld. Armer Ferdinand! Er müsste einen fairen Preis für Saisongerechtes zahlen.

∗ Schnapsidee war Heidi gerade zuvorderst, weil SRF am Morgen in 100 Sekunden Wissen die Entstehung der Schnapsidee erklärte.

Nachtrag 23.2.22 – oder vom Humbug von Bewertungen!

Im saldo 3/2022 vom 15.2.21: «M-Check»-Sterne der Migros sagen wenig aus. „… Laut Migros mache der «M-Check» ­transparent, «wie nachhaltig das  ­bezeichnete Produkt ist». Ausschlaggebend sei, wie viel CO2 durch Herstellung, Transport und Verpackung ausgestossen werde … Mangos, Bananen, Erdbeeren und anderes Obst und Gemüse erhalten im «M-Check» die Bestnote von 5 Sternen – egal, wo und wie sie hergestellt, verpackt und transportiert wurden. Nur eingeflogene Produkte erhalten lediglich zwei Sterne … Die Migros bewertet die Produkte nicht einzeln, sondern fasst sie zu Gruppen wie «Äpfel» oder «Schokolade» zusammen. Deren Durchschnittswerte vergleicht sie dann mit der Klimabilanz des restlichen Sortiments. Es sei zu aufwendig, jedes Produkt einzeln zu bewerten, schreibt die Migros.“

Spargeln aus Peru«Muss Gemüse von so weither in die Schweiz importiert werden?» 20minuten 22.2.22

Spargeln aus Mexiko. Margreth Rinderknecht

Eingeflogen: Erdbeeren aus Spanien, Spargel aus Mexiko. Kochwerte

Warum sind Spargeln so teuer? Juckerfarm 18.4.17

23.2.22 HOME

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Dank Aktivisten geplatzt: Sabah-Kohlenstoff-Cowboy-Deal

19. Februar 2022

Pressemitteilung des obersten Staatsanwalts von Sabah vom 9.2.22

Pressemitteilung des obersten Staatsanwalts von Sabah vom 9.2.22

Malaysische Gemeinden in Borneo sind in einen 2-Millionen-Hektar-Kohlenstoff-Deal verwickelt, von dem sie nichts wissen. Mongabay hatte am 9.11.21 darüber berichtet: Bornean communities locked into 2-million-hectare carbon deal they don’t know about.

Klare Worte der Generalstaatsanwältin

Wie Sarawak Report nun am 14.2.21 berichtete, wird das Naturschutzabkommen in der Pressemitteilung der Generalstaatsanwältin vom 9.2.21  als „unvollständig“, „illegal“, „ungerecht“, „absurd“ und „unfair“ bezeichnet. Sabahs Naturschutzabkommen sei „rechtlich unwirksam“, sagt die Generalstaatsanwältin.

Sarawak Report: „Dieser erstaunliche Rückzieher des obersten Justizbeamten von Sabah kann nur als überwältigende Rechtfertigung und Sieg für die Informanten, NGO-Aktivisten und Journalisten bezeichnet werden, die diesen Ressourcenraub durch mächtige Entscheidungsträger aufgedeckt und sich dagegen gewehrt hatten.

Ebenso ist es eine Anerkennung des ungeheuerlichen Betrugs an der Bevölkerung von Sabah, die gemäss den Bedingungen dieses Abkommens für Dutzende von Milliarden Dollar gegenüber einem privaten Unternehmen (Hoch Standard Pty Limited HSPL) haftbar gemacht werden sollte. HSPL war heimlich als Zwischenhändler eingesetzt worden.“

Die Aktionäre der in Singapur ansässigen Zweckgesellschaft sind eine mysteriöse Gesellschaft namens Lionsgate. Lionsgate ist auf den Britischen Jungferninseln registriert.

Australische Universität als Drehscheibe?

Jeffrey Kitingan, Landwirtschafts- und Fischereiminister von Sabah, der das Abkommen angeführt und verteidigt hat, bis hin zu der Drohung, Journalisten und Kritiker zu verklagen, wird nun von seiner eigenen Justizbeamtin im Stich gelassen. Wenn er zu einer juristischen Keule greifen wolle, müsse er zuerst gegen seine eigene Landesregierung vorgehen, bevor er Privatpersonen verklagen kann, die auf den Betrug hingewiesen haben.

Kitingan, hat an der australischen Curtin Universität studiert, welche u.a. in Malaysia und Singapur eine Hochschule betreibt. Der CEO der Projekt-Beratungsfirma Tierra Australia, Peter Burgess, ist auch Mitglied des Science and Engineering Faculty Advisory Council der Curtin Universität (ehemals Technische Universität) in Perth. Diese hat Niederlassungen in Dubai, Mauritius, Malaysia (Sarawak) und Singapur. Die Vermutung liegt nahe, dass man sich über die Curtin Universität kennt.

Gemäss Informationen von Mongabay (9.11.21) unterzeichneten die Verantwortlichen in Sabah am 28.10.21 ein Naturschutzabkommen mit einer Gruppe ausländischer Unternehmen – offenbar ohne die massgebliche Beteiligung der indigenen Gemeinschaften. Das Abkommen mit der Beratungsfirma Tierra Australia und einem privaten Kapitalgeber aus Singapur sieht die Vermarktung von Kohlenstoff- und anderen Ökosystemleistungen an Unternehmen vor, die beispielsweise Gutschriften zum Ausgleich ihrer Emissionen kaufen wollen.

30 Prozent des Gewinns an Tierra Australia …

Das Abkommen umfasst mehr als 2 Millionen Hektar Wald, der wiederhergestellt und für die nächsten 100 bis 200 Jahre vor Bergbau, Abholzung und industrieller Landwirtschaft geschützt werden soll. Dies ohne die Landrechte der in diesen Wäldern lebenden Gemeinschaften bei den Verhandlungen zu berücksichtigen.

Tierra Australia und seine Partner erhalten 30 Prozent der Gewinne aus den Gutschriften für das verkaufte Naturkapital für die nächsten 100 bis 200 Jahre. Die verbleibenden 70 Prozent würden an die Regierung des Bundesstaates Sabah gehen, um die wirtschaftliche Entwicklung der in und um die Wälder lebenden Menschen zu finanzieren.

Kampf um das letzte „Naturland“

Der Wille zur notwendigen Einschränkung der im „Luxus“ lebenden Staaten – wie die Schweiz – ist fast inexistent, also werden die letzten noch nicht „eroberten“ Flächen entweder für Kohlenstoff-Zertifikate (Ablass-Handel), Ökotourismus usw. missbraucht oder für die landwirtschaftliche Nutzung abgeholzt bzw. bewirtschaftbar gemacht oder für die Ausbeutung von Rohstoffen „freigegeben“.

Diese Entwicklung hilft langfristig weder dem Klima noch uns Menschen.

Sabah’s Nature Conservation Agreement “legally impotent” says Attorney General. REDD-Monitor 16.2.21

Blame The Media! – Sabah State Government Launches Cover-Up Over Carbon Cowboy Deal. Sawarak Report 14.2.21

Bornean communities locked into 2-million-hectare carbon deal they don’t know about. Mongabay 9.11.21

Leaked: Sabah’s Nature Conservation Agreement. REDD-Monitor 16.12.21

Details emerge surrounding closed-door carbon deal in Malaysian Borneo. Eco-Business 25.11.21

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Der neue Goldrausch: Emissionshandel

27. Januar 2022

George Monbot, The Guardian 26.1.21

George Monbot, The Guardian 26.1.21

Heidis Beitrag von gestern, 26.1.21, Brasilien: Verkauf von CO2-Zertifikaten trotz Abholzung, passt zum neuesten Artikel von George Monbiot im Guardian: Wohlhabende Unternehmen nutzen die Fassade „naturbasierter Lösungen“, um in grossem Ausmass Kohlenstoff-Landraub zu betreiben. Heidi hat ein paar Zitate mithilfe von DeepL übersetzt.

George Monbiot: „Es gibt nichts, was nicht korrumpiert werden könnte, nichts Gutes, das nicht in etwas Schlechtes verwandelt werden könnte. Und es gibt kein deutlicheres Beispiel als den grossen Klima-Landraub.

Die bei weitem wirksamsten Mittel sind „naturbasierte Lösungen“: die Wiederherstellung lebender Systeme wie Wälder, Salzwiesen, Torfmoore und des Meeresbodens, um Kohlendioxid aus der Luft zu extrahieren und zu binden, meist in Bäumen oder wassergesättigten Böden und Schlamm.

Vor drei Jahren hat eine kleine Gruppe von uns die Kampagne für natürliche Klimalösungen ins Leben gerufen, um auf das enorme Potenzial aufmerksam zu machen, das darin besteht, den Zusammenbruch des Klimas und ein sechstes Massenaussterben durch eine massive Wiederbelebung der Ökosysteme aufzuhalten.

Obwohl es schwer vorstellbar ist, dass eine Klima- oder Umweltkatastrophe ohne eine solche gross angelegte Wiederbelebung verhindert werden kann, warnten wir davor, sie als Ersatz für die Dekarbonisierung des Wirtschaftslebens zu verwenden oder es Unternehmen zu ermöglichen, Treibhausgase auszugleichen, die gar nicht erst produziert werden sollten. Wir sahen uns gezwungen, uns von zahlreichen Partnerorganisationen zu trennen, weil sie Geschäfte mit Kompensationsunternehmen gemacht hatten.

Aber unsere Warnungen und die vieler anderer blieben ungehört. Etwas, das eine grosse Kraft für das Gute sein sollte, hat sich in einen unternehmerischen Goldrausch verwandelt: den Handel mit Emissionsgutschriften. Eine Emissionsgutschrift steht für eine Tonne Treibhausgase, die vermieden oder aus der Atmosphäre entfernt wurden. In den letzten Monaten hat der Markt für diese Gutschriften einen regelrechten Boom erlebt.

… Und dann ist da noch ein kleines Problem mit dem Land. Es gibt einfach nicht genug Land auf der Erde, um die Treibhausgasemissionen der Unternehmen zu absorbieren. Oxfam schätzt, dass das Land, das benötigt wird, um die Kohlenstoffabbaupläne der Unternehmen zu erfüllen, fünfmal so gross sein könnte wie Indien – mehr als die gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche der Erde. Und ein Grossteil davon gehört rechtmässig den Ureinwohnern und anderen Einheimischen, die in vielen Fällen nicht zugestimmt haben. Dieser Prozess hat einen Namen: Kohlenstoff-Kolonialismus …“

Lesen Sie hier weiter: Wealthy companies are using the facade of ‘nature-based solutions’ to enact a great carbon land grab. George Monbiot, The Guardian 26.1.21

Brasilien: Verkauf von CO2-Zertifikaten trotz Abholzung

27.1.22 HOME

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Papua-Neuguinea: Illegale CO2-Zertifikate

26. Oktober 2021

CEO von NIHT Inc. gemäss REDD-Monitor

CEO von NIHT Inc. gemäss REDD-Monitor

Quelle REDD-Monitor vom 25.10.21

„Im August 2021 mietete das in den USA ansässige Unternehmen NIHT Inc. einen Hubschrauber und versuchte zusammen mit Sicherheitskräften von Alpha 6 International, 200 Kina (etwa 55 US-Dollar) an alle Personen über 15 Jahren im Gebiet der lokalen Regierung von Konoagil, Papua-Neuguinea (PNG), zu verteilen. Phil Baquie, der CEO von NIHT Inc, ist auch Direktor von Alpha 6 International.“

Barquie hat bei der Graduate Theological Foundation mit Doctor of Psychology abgeschlossen und an der Liberty University ein Master’s Degree Professional Counseling abgeschlossen mit Summa Cum Laude.

Auf der Homepage von NIHT Inc. wird ein „NIHT Topaiyo REDD+ Project“ (Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation) genannt und gemeldet, dass sie bereits 1’327’440 verifizierte „Credits“ (CO2-Zertifikate) produziert hätten. Das Potenzial, während der Laufzeit des Projekts sei, insgesamt 55’090’789 Credits zu generieren.

Die Kamlapar Incorporated Land Group (ILG)wandte sich erstmals im Oktober 2020 schriftlich an die PNG-Behörde für Klimawandel und Entwicklung, Climate Change and Development Authority (CCDA), mit der Forderung, die Auszahlung von Kohlenstoffzertifikaten aus dem NIHT REDD-Projekt dringend zu stoppen. Sie unternahm aber nichts. Nun haben NGOs der CCDA einen langen Brief geschrieben mit den folgenden Forderungen am Schluss:

„Wir fordern nachdrücklich, dass die CCDA als nationale designierte Behörde für REDD+ schnell und entschlossen handelt, indem sie alle neuen freiwilligen Kohlenstoffprojekte in PNG sofort und vorübergehend stoppt, bis alle PNG REDD+ Schutzrichtlinien und -vorschriften fertiggestellt und zur Umsetzung und Durchsetzung genehmigt sind. Eine Ausnahme sollte für Projekte gemacht werden, die von in PNG ansässigen Nichtregierungsorganisationen verwaltet werden und im Einklang mit dem CCMA und dem Entwurf der REDD+-Vorschriften und -Leitlinien entwickelt wurden. Darüber hinaus fordern wir, dass die CCDA die dringend erforderlichen Massnahmen für das NIHT Topaiyo REDD+ Projekt wie oben beschrieben umsetzt.“

Das Schreiben war auch an David Antonioli, den Vorstandsvorsitzenden von Verra, gerichtet. Die Kamlapar ILG forderte, dass „Verra alle Kreditverkäufe im Rahmen des Projekts stoppt“. Seit der Versendung des Briefes hat das NIHT Topaiyo REDD+ Projekt 503’440 Kohlenstoffzertifikate verkauft, wie aus den Emissionsaufzeichnungen von Verra für das Projekt hervorgeht.

Papua New Guinea NGO letter: NIHT Inc “is a big concern for its breaches of legal and proper process”. Chris Lang, REDD-Monitor 25.10.21

26.10.21 HOME

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Bevölkerungswachstum, Wirtschaftswachstum, Ernährung der Weltbevölkerung …

28. Juli 2021
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Viel wird geschrieben und spekuliert über die Ernährung der Weltbevölkerung. Wie? Wo? Was? Das sind Fragen, die je nach Interesse sehr unterschiedlich beantwortet werden. Die Vorschläge sind aber keine wirklich nachhaltigen Lösungen, wenn man weitere Entwicklungen berücksichtigt wie Bevölkerungswachstum, Wirtschaftswachstum, Klimaveränderung, Bodendegradierung usw.

Urs P. Gasche schrieb am 23.7.21 im INFOsperber unter dem Titel Treiber der Erwärmung: Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum:

«Die Entwicklung der Treibhausgasemissionen muss vor dem Hintergrund der zwei hauptsächlichen Antriebskräfte, dem Bevölkerungswachstum und dem Wirtschaftswachstum betrachtet werden.» Das schreibt Stephan Buhofer in seinem neuen Buch «Treibhausgasemissionen verstehen». Das Buch ist eine Analyse des Klimawandels im Kontext von Wissenschaft und Politik und enthält in kompakter Form die heutigen Erkenntnisse über Ursachen und Auswirkungen.

Erschienen ist das Buch im oekom-Verlag, begleitet von folgender Medieninformation: „Der Bedrohung der Erderwärmung steht das immense Wissen gegenüber, welches die Menschheit darüber besitzt. Ein gutes Verständnis der Zusammenhänge sollte aber nicht nur bei den Experten in Wissenschaft und Politik vorhanden sein – sondern auch bei den einzelnen Menschen als den Verursachern. Denn diese haben einen grossen Spielraum, Treibhausgasemissionen im persönlichen Handlungsbereich zu reduzieren. Voraussetzung dafür ist eine eigene Überzeugung.

Stephan Buhofer erläutert die klimawissenschaftlichen Grundlagen, analysiert den Ausstoss von Treibhausgasen und untersucht die weltweiten Anstrengungen zu deren Reduktion. Im Sinne eines Leitfadens bietet das Buch einen umfassenden Einblick in die technischen Aspekte des Themas – für alle, die sich eingehend informieren möchten.

„Treibhausgasemissionen verstehen“ ist also ein wichtiges Buch, das wir lesen sollten; es eignet sich auch als Ferienlektüre.

Stephan Buhofer
Treibhausgasemissionen verstehen – Der Klimawandel im Kontext von Wissenschaft und Politik
184 Seiten, Hardcover, ISBN 978-3-96238-311-4, 26,00 € (D). Auch als E-Book erhältlich.

Ernährung der Weltbevölkerung

Umwandlung der Biosphäre über 8000 Jahre. Copyright: United Nations Convention to Combat Desertification (UNCCD)

Wirtschaft und Bevölkerung beanspruchen beide Platz. Mit deren Wachstum vergrössert sich in der Regel auch die beanspruchte Fläche. Dies geht auf Kosten von Natur- und/oder Landwirtschaftsflächen. Vernetztes Denken ist gefragt, um all die ebenfalls wachsenden und miteinander verflochtenen Probleme zu lösen. Noch sind Zauberwörter wie CO2-Zertifikate, globales Einkaufen, Kreislaufwirtschaft beliebt. Wer aber die Abfallberge von nahe betrachtet, sieht rasch, dass der angebliche Kreis nie geschlossen ist, z.T. weit davon entfernt ist. Und das Sammeln, Transportieren und Wiederverwerten braucht auch Energie.

Die Entropie schieben wir nicht einfach mit Worten in den Müll. Sie bleibt. Und wenn wir den Wikipedia-Eintrag zu Entropie anschauen, dann wird klar, dass dies ein komplexes Thema ist, aber berücksichtigt werden muss. Und etwa die zunehmenden Transporte zur Effizienzsteigerung der Produktion, zur global saisonalen Lebensmittelversorgung und zur „ökologischeren“ Produktion am anderen Ende der Welt werden wie viele weitere „Kleinigkeiten“ einfach weggesteckt, oft durch irgendwelche „Ökobilanzen“ gerechtfertigt, die von Interessenvertretern bezahlt wurden.

Wirtschaftswachstum 6%

Der Internationale Währungsfonds IWF prognostiziert auch für 2022 ein starkes Wachstum der Weltwirtschaft. Damit werde sich die Erholung von der Corona-Krise weiter fortsetzen. Laut der Prognose rechnet der IWF für dieses Jahr weiterhin mit einem Wachstum von sechs Prozent, für das kommende Jahr erwartet er ein Wachstum von 4,9 Prozent. Das sind 0,5 Prozent mehr, als noch im April erwartet worden waren.

Bevölkerungswachstum 1,2%

Die Weltbevölkerung hat dieses Jahr bis heute um 55 Millionen Personen auf 7,9 Milliarden zugenommen. Für 2021 wird mit einem Wachstum von 1,2 Prozent gerechnet. Das Bevölkerungswachstum der Schweiz ist Durchschnitt, d.h. wächst ebenso schnell wie die Weltbevölkerung. Jeden Tag leben 277 Personen mehr in unserem Land.

Abnahme landwirtschaftliche Nutzfläche

Etwa 37 Prozent der weltweiten Landfläche werden durch die Landwirtschaft genutzt. Mit dem Bevölkerungswachstum hat die Ackerfläche stark zugenommen, v.a. in den Tropen. Damit verbunden ist ein dramatischer Verlust an Biodiversität und Ökosystemleistungen wie etwa die Speicherung von Wasser oder CO2. Hinzu kommt der Flächenbedarf für Siedlungen, Freizeitanlagen und Infrastrukturen.

So werden auch in der Schweiz die besten Fruchtfolgeflächen zu Industrie- und Wohnzonen sowie Strassen. Jede Sekunde wird fast ein Quadratmeter neu verbaut. Und dies seit Jahrzehnten.

Gemäss dem Global Land Outlook Report 2017 des Übereinkommens der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung (United Nations Convention to Combat Desertification UNCCD) zeigten von 1998 bis 2013 etwa 20 Prozent der bewachsenen Landfläche der Erde einen anhaltenden Trend zur Abnahme der Produktivität. Dieser manifestiert sich bei 20 Prozent der Ackerflächen, 16 Prozent der Waldflächen, 19 Prozent des Graslands und 27 Prozent des Weidelands. Diese Trends sind besonders besorgniserregend in Anbetracht der steigenden Nachfrage nach flächenintensiven Nutzpflanzen und Viehzucht.

Mit Vollgas in die nächste Krise? Oder Denk-Halt?

Treiber der Erwärmung: Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum. Urs. P. Gasche, INFOsperber vom 23.7.21

Treibhausgasemissionen verstehen – Der Klimawandel im Kontext von Wissenschaft und Politik.  Stephan Buhofer, oekom-Verlag 2021

Reiche Länder erholen sich laut IWF schneller von der Krise. Zeit online vom 27.7.21

countrymeter Weltbevölkerung

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