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58% zollfreier Import von Palmöl schon heute

12. Februar 2021

Der Import von Palmöl hat in den Jahren 2013 bis 2019 um einen Drittel abgenommen. Während 2013 noch 2,7 Prozent der Gesamtimportmenge aus Indonesien in die Schweiz kamen, sind es heute noch 0,15%. Der Schweizer Anteil am gesamten Palmölexport aus Indonesien beträgt vernachlässigbare 0,003%. Niemand weiss wie gross dieses Geschäft in Zukunft sein wird, Prognosen sind schwierig. Deshalb ist auch die Behauptung, dass das Handelsabkommen mit Indonesien ein Nachhaltigkeits-Stern am Himmel der Handelsabkommen sei, masslos übertrieben.

Es könnte durchaus sein, dass die Nachhaltigkeitsversprechen im Sande verlaufen, indem der Import von Palmöl aus Indonesien auch in Zukunft unbedeutend sein wird. Indonesien forciert für den Inlandgebrauch Palmöl-Treibstoff als Ersatz von Erdöl und grosse Länder greifen nach dem billigen Rohstoff. Das Abkommen dürfte jedoch ganz einfach für die Schweizer Konzerne interessant sein.

Woher kommt also der grösste Teil des importierten Palmöls? Der Agrarbericht 2020 des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW) gibt Auskunft:

Palmöl- und Palmkernöleinfuhr in die Schweiz

Agrarbericht 2020: „Der Schweizer Importmarkt für Palm- und Palmkernöl hat sich im Zeitraum 2013 – 2019 stark verändert. Die Importe verringerten sich von etwa 38’000 Tonnen im Jahr 2013 auf 24’000 Tonnen im Jahr 2019, was einem Rückgang um 37% entspricht. Auch die Herkunftsländer sind nicht mehr die gleichen. Während die Schweiz 2013 noch rund 1’000 Tonnen aus Indonesien importierte, ist diese Menge 2019 vernachlässigbar (35 Tonnen). Die Importe aus Malaysia sind ebenfalls rückläufig, jedoch weniger drastisch.

Demgegenüber haben die Importe aus den am wenigsten entwickelten Ländern (LDC) deutlich zugenommen, insbesondere dank des zollfreien Zugangs, den die Schweiz im Rahmen ihrer Entwicklungszusammenarbeitspolitik gewährt. Im Jahr 2019 machten die Importe aus den LDC 58% der Gesamtmenge aus.“

Welches sind die Palmöl-LDC?

Der grösste Teil des 2019 aus LDC-Ländern importierten Palmöls stammte aus den Salomoninseln, gefolgt von Kambodscha und der Côte d’Ivoire. Ausser Myanmar sind dies alles Länder mit hohem Bevölkerungswachstum im Vergleich zum durchschnittlichen Wachstum der Weltbevölkerung von 1,23%. Die Korruption ist, ausser in den Salomoninseln, in diesen Ländern sogar noch höher als in Indonesien. In der nachfolgenden Tabelle ist der Korruptionsindex gemäss Transparency International Deutschland e.V. aufgeführt.

Die RSPO-Palmöl-Nachhaltigkeitsklausel des Handelsabkommens mit Indonesien dürfte also ins Leere zielen. Es sind denn auch andere Punkte, welche der Industrie am Geld-Herzen liegen: Investitionen, Kontrolle über Märkte, Rohstoffe usw. Wirtschaftliche Vorteile für die indonesische Bevölkerung dürfte es kaum geben, dafür Abhängigkeiten, Verschlechterung der Arbeitsbedingungen, Zerstörung von Lebensräumen der indogenen Bevölkerung und der Orang-Utans, Förderung des Klimawandes, Umweltvandalismus.

Heidi meint: Wer A sagt, muss auch B sagen, d.h. wer für die Konzernverantwortungsinitiative gestimmt hat, muss auch gegen das Freihandelsabkommen sein. Betroffen sind besonders stark die indonesischen Bauern, also müssen die Schweizer Bauern aus Solidarität für ihre BerufskollegInnen in Indonesien NEIN stimmen, auch wenn das Leitschaf Feuer und Flamme für das Abkommen ist.

Was wäre, wenn man Markus Ritter, Erich von Siebenthal, Urs Brändli … das Land wegnähme und darauf Ölpalmen für den Export anpflanzen würde? Oder – standortgerechter – Christbäume?

 

Am wenigsten entwickelte Länder, Wikipedia


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