Posts Tagged ‘Dioxin’

Poison Papers – Wir wollten einfach nur nicht vergiftet werden.

28. August 2017
Drei Tonnen Dokumente sammelte Carol Van Strum im Laufe von 50 Jahren und lagerte sie in ihrer Scheune. Sie zeugen davon, dass die chemische Industrie und die zuständigen amerikanischen Regulierungsbehörden die ausserordentliche Toxizität vieler chemischer Produkte kannten, trotz anders lautenden Beteuerungen. Sie zeigen auch wie eng die Parteien zusammenarbeiteten, um diese Informationen vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Copyright: Risa Scott Photography.

Drei Tonnen Dokumente sammelte Carol Van Strum im Laufe von 50 Jahren und lagerte sie in ihrer Scheune. Sie zeugen davon, dass die chemische Industrie und die zuständigen amerikanischen Regulierungsbehörden die ausserordentliche Toxizität vieler chemischer Produkte kannten, trotz anders lautenden Beteuerungen. Sie zeigen auch wie eng die Parteien zusammenarbeiteten, um diese Informationen vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Copyright: Risa Scott Photography.

Carol Van Strum sagt, die nackte Wahrheit sei, dass die gesamte Pestizidindustrie nicht existieren konnte ohne Lügen, Vertuschen, grassierenden Betrug und staatliche Helfer. Am 26.7.17 wurden diese „Poison Papers“ online gestellt, für ALLE einsehbar. Das Bioscience Resource Project und das Center for Media and Democracy haben dies möglich gemacht. Die meisten Dokumente hat Van Strum gesammelt.

Ziel der Veröffentlichung ist, dass die Gefahren, welche von Chemikalien ausgehen, besser wahrgenommen werden, denn das Ausmass des Betrugs, mit dem diese Stoffe marktfähig gemacht wurden, ist gross. Die Behörden haben die chemische Industrie massiv unterstützt, statt ihre Aufgabe wahrzunehmen, nämlich: Uns und die Umwelt schützen.

Bernd Schröter schreibt in Telepolis: „Die am häufigsten in den Dokumenten diskutierten Chemikalien betreffen Herbizide und Pestizide (zum Beispiel Dicamba, Permethrin, Atrazine und Agent Orange), Dioxine und PCBs. Einige dieser Stoffe gehören zu den giftigsten und in der Umwelt langlebigsten, die jemals hergestellt wurden.“

Einen der zwei Wirkstoffe von Agent Orange zog die US-Umweltschutzbehörde EPA 1985 zur Verwendung in den USA aus dem Verkehr (2,4,5-T). Die verwandte 2,4-Dichlorphenoxyessigsäure (2,4-D) war erst kürzlich von der EPA im Verbund mit Dows neuem GM-Soja-Saatgut zugelassen worden.

Der ausführliche Bericht von Bernd Schröter basiert auf der Medieninformation des Center for Media and Democracy vom 26.7.17. Schröter hat bemerkenswerte Links angebracht, auch zu Poison Papers.

Die Poison Papers bestehen aus über 20'000 Dokumenten, die über den Freedom of Information Act und durch Anfragen im Rahmen von Rechtsstreitigkeiten von den Bundesbehörden und Chemikalienherstellern eingeholt worden waren. Copyright: Risa Scott Photography.

Die Poison Papers bestehen aus über 20’000 Dokumenten, die über den Freedom of Information Act und durch Anfragen im Rahmen von Rechtsstreitigkeiten von den Bundesbehörden und Chemikalienherstellern eingeholt worden waren. Copyright: Risa Scott Photography.

Van Strum hält einen Vortrag über die Herbizid-Sprühflüge des Forstdienstes, die den Beginn ihrer Tätigkeit als Aktivistin markieren. Sie und ihre Nachbarn wollten einfach nur nicht vergiftet werden: "Der Forstdienst soll doch die eigenen Flächen behandeln, aber nicht die unseren und nicht uns."

Van Strum hält einen Vortrag über die Herbizid-Sprühflüge des Forstdienstes, die den Beginn ihrer Tätigkeit als Aktivistin markieren. Sie und ihre Nachbarn wollten einfach nur nicht vergiftet werden: „Der Forstdienst soll doch die eigenen Flächen behandeln, aber nicht die unseren und nicht uns.“

Van Strum war 1974 nach Oregon gezogen. Schon bald erfuhr sie, dass der Forstdienst ihre Gegend aus der Luft mit dem Herbizid 2,4,5-Trichlorphenoxyessigsäure (2,4,5-T) besprühte, einem der zwei Wirkstoffe von Agent Orange, dem in Vietnam eingesetzten Entlaubungsmittel, welches schwere Schäden an Mensch, Tier und Umwelt verursacht. Weil der Forstdienst sich weigerte, auf das Herbizid zu verzichten, gingen Van Strum und Nachbarn vor Gericht und erreichten 1977 einen zeitweisen Sprühstopp für ihre Gegend. Nach diesem Erfolg half Van Strum weiteren Betroffenen bei ähnlichen Prozessen.

Jedenfalls ist das Horrorszenario, das man Van Strum schilderte, nicht Wirklichkeit geworden: Der Wald wird sterben, viele Entlassungen bei der Chemiefabrik, welche für die Produktion von Agent Orange/Vietnamkrieg gebaut worden war und für die man jetzt zivile Anwendungen „brauchte“ …

Was können wir daraus lernen?

Wir müssen von den Behörden Transparenz einfordern im Sinne des Öffentlichkeitsrechts, etwa wenn es um die Bewilligung von Pflanzenschutzmitteln (PSM) geht. Auch bei uns wird nur allzu oft das Geld über unsere Zukunft gestellt.

In der Schweiz ist die Bewilligungsbehörde für PSM beim Bundesamt für Landwirtschaft angesiedelt. Diese Aufgabe muss einer unabhängigen Instanz übertragen werden.

Nicht zuletzt gilt es, beim Einkaufen von Chemikalien vorsichtig und zurückhaltend zu sein und die Etiketten von Produkten sorgfältig zu lesen.

Poison Papers: Schatztruhe voll toxischer Geheimnisse mit zahlreichen Links zu Dokumenten von Bernd Schröter, Telepolis/heise.de, 10.8.17.

Kapitulation vor der Agrarchemie-Industrie? Bernd Schröder, Telepolis/heise.de, 16.11.16

The Poison Papers

The Poison Papers Expose Decades of Collusion between Industry and Regulators over Hazardous Pesticides and Other Chemicals, Medieninformation Center for Media and Democracy, 26.7.17

Carol Van Strum schrieb das Buch: A Bitter Fog: Herbicides and Human Rights, 1983

Struggles with dioxin in rural Oregon. A bitter fog: herbicides and human rights by Carol Van Strum. New Scientist 29.9.83, Google Books

Carol Van Strum on Freedom from Aerially Spraying, vollständiger Film 43:24

Carol Van Strum Freedom from Aerially Pesticide Spraying, youtube, Kurzversion Video 4:43

 28.8.17 HOME

Verbandelung verhindert Risikowarnung

5. Januar 2014
Lachs, eine schöne Farbe! Weniger schön sind die Informationen zur Umweltsituation von Wild- und Zuchtlachs.

Lachs, eine schöne Farbe! Weniger schön sind die Informationen zur Umweltsituation von Wild- und Zuchtlachs.

So oder ähnlich verläuft es immer wieder, auch in der Schweiz: Schlüsselstellen sind von InteressenvertreterInnen besetzt. Wichtige Informationen werden schubladisiert, dringend nötige Massnahmen verhindert. In seiner Interpellation Ist norwegischer Zuchtlachs gesundheitsschädigend? schreibt Nationalrat Manuel Tornare : „… Die norwegische Fischereiministerin hält Anteilsscheine an Fischereiunternehmen in der Höhe von mehreren Millionen Euro und ernennt die Personen an der Spitze der drei öffentlichen Einrichtungen, welche die Fischzuchtindustrie eigentlich kontrollieren sollten.“

Seit mindestens zehn Jahren wird über die Gefahr von Giftstoffen wie Dioxine, PCBs und Methylquecksilber in Wild- und Zuchtlachs debattiert. Aber erst im Sommer 2013 warnten die norwegischen Behörden ihre eigene Bevölkerung vor den Gesundheitsrisiken. „… So berichtet das Norsk Telegramm Byra (NTB) – die leitende norwegische Presseagentur – am 17. Juni 2013, dass Forscher die norwegische Bevölkerung vor dem Verzehr von Farmlachsen warnen: Frauen, Kinder und Jugendliche sollten vermeiden, aus der Lachsaufzucht stammende Lachse zu essen. Dieser Meinung sind sowohl mehrere norwegische Ärzte, als auch internationale Experten. Die Ursache dafür ist das in den Lachsfarmen verwendete Lachsfutter, das schädliche Umweltgifte enthält, die sich dann im Lachs wiederfinden. Dieser Rat wurde bereits im Jahre 2006 erteilt, aber es wurde „vergessen“, ihn der Öffentlichkeit mitzuteilen! …“ Dieses Zitat stammt aus einer Pressemeldung des International Flyfischer Clubs vom 15.7.13: Offizielle Ernährungsempfehlungen warnen die eigene norwegische Bevölkerung vor dem Verzehr von Farmlachs und verschweigen dies gegenüber den Kunden in der EU.

Und so läuft es mit dem Grenzwerten: Ebenfalls letzten Sommer hat die EU den Grenzwert für das Pestizid Endosulfan in Zuchtlachs auf das zehnfache angehoben! Gift im Fisch: EU erlaubt mehr Pestizide im Lachs, Deutsche WirtschaftsNachrichten vom 26.6.13. Heidi hat bereits am 25.6.13 darüber berichtet: Wann werden wir endlich lernen?

Fisch nur als Festessen geniessen, das ist die Empfehlung von fair-fish, und zwar maximal einmal im Monat.

Weitere Informationen:

Opinion of the Scientific Panel on contaminants in the food chain [CONTAM] related to the safety assessment of wild and farmed fish, European Food Safety Authority, 1.7.05

Dioxine in Wildlachs aus der Ostsee, Stellungnahme des Bundesinstituts für Risikobewertung, 23.04.04

Wie die Farbe in den (Zucht-)Lachs kommt, FARBIMPULS, Das Online Magazin für Farbe in Wissenschaft und Praxis, 24.9.08

5.1.14 Home

Illegales Abfallverbrennen

11. November 2013
Es wird kälter, Kamine rauchen. Aus manchen entweichen Giftstoffe in grossen Mengen.

Es wird kälter, Kamine rauchen. Aus manchen entweichen Giftstoffe in grossen Mengen.

Angehäuftes Wissen, angehäufter Abfall. Geizhalsiges Handeln verstreut Giftstoffe in die Umwelt.

„Je nach Art des Abfalls und der Verbrennungsbedingungen sind im Abgas neben Kohlenmonoxid, Stickoxid, Schwefeldioxid so gefährliche Substanzen wie Salzsäuregas, Formaldehyd, Schwermetalle sowie Dioxine und Furane zu finden.“ heisst es im Merkblatt der Polizeischule Ostschweiz, Verbrennen von Abfällen in dafür nicht geeigneten Anlagen.

Dioxine lagern sich an Oberflächen wie Staubpartikel, Pflanzen und Böden an und gelangen so in die Nahrungskette. Mehr als 80 Prozent der Dioxinbelastung des Menschen stammen aus tierischen Nahrungsmitteln wie Fleisch, Fisch, Eier, Milch und Milchprodukten. Dioxine reichern sich im Fettgewebe an und werden nur sehr langsam abgebaut. Unter der Umweltverschmutzung durch illegales Abfallverbrennen leiden nicht zuletzt die Bauern, falls ihre Produkte hohe Giftstoffwerte aufweisen.

Die Weltgesundheits­organisation (WHO) hat das Dioxin 2,3,7,8 TCDD im Februar 1997 als krebserzeugend für den Menschen eingestuft. Das Sevesounglück war zwar ein Chemieunfall, aber es zeigt drastisch die Wirkung dieses Gifts, Sevesounglück 1976, Wikipedia.

Vorbildliche Gemeinde Trimmis:

13.11.13 HOME

Wer zahlt die Kontrollen?

4. März 2013
Viele Vorschriften. mangelnde Kontrolle. Noch nie war die Menschheit so reich, noch nie hatte sie anteilmässig so wenig Geld für das wesentliche. Oder ist das Gespür für das wesentliche abhanden gekommen, etwa die Lebensmittel?

Viele Vorschriften. mangelnde Kontrolle. Noch nie war die Menschheit so reich, noch nie hatte sie anteilmässig so wenig Geld für das wesentliche. Oder ist das Gespür für das wesentliche abhanden gekommen, etwa die Lebensmittel?

Es gibt die Direktzahlungskontrolle, die Bio-Kontrolle; beide zahlt der Bauer. Wer zahlt eigentlich all die übrigen Kontrollen: Tierschutz, Tierarzneimittel, verarbeitete Lebensmittel, frische Lebensmittel … ? Wir Steuerzahlenden oder die Industrie? die Grossverteiler? die Bauern? Vieles dürfte der Einfachheit halber über die chronisch leeren Kassen der öffentlichen Hand abgerechnet werden, wenn überhaupt kontrolliert wird, vermutet Heidi. Hingegen zahlt Heidi ja die Kontrolle der Heizung selber, und im Umweltschutz gilt das Verursacherprinzip. Mangels Geld wird die Tierarzneimittelkontrolle nur im Kanton Neuenburg nach Vorschrift erledigt, Kantone versagen bei Heilmittelkontrolle, SRF 19.2.13. Der Ruf nach mehr Kontrollen für Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie ist unüberhörbar. Übrigens ein neuer Lebensmittel-Skandal, diesmal USA: Giftiger Fisch in Thunfisch-Dosen, Deutsche Wirtschafts Nachrichten, 4.3.13.

In Deutschland sagte der Landwirtschaftsminister von Schleswig-Holstein, Robert Habeck: „Wenn der Staat da mit mehr Kontrollen rein muss, weil die Privaten es nicht auf die Reihe kriegen, dann ist die Industrie bei der Finanzierung in der Pflicht.“ Die Eigenkontrollen der Futtermittelindustrie hätten offensichtlich nicht gegriffen. Die Sprecherin des Landesverbandes Deutscher Milchviehhalter Schleswig-Holstein, forderte den Minister auf, „alles dafür zu tun, dass sich die Futtermittelunternehmen nicht wie beim Dioxinskandal durch Insolvenz aus der Affäre ziehen können.“

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Heidis Frage: Wer zahlt die Kontrollen in der Schweiz? Lebensmittelkontrollen? Oder die fast inexistente Kontrolle des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln, die dringend massiv verstärkt werden sollte? Tierschutz…?

4.3.13 HOME


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