Am Ostermontag, 17. April 2006, stand der landwirtschaftliche Klosterhof in Disentis in Flammen. Die Gluten wurden hoch in die Luft getragen, bis zum Kloster hinauf regnete es Asche. Von den Betriebsgebäuden blieb nur Schutt und Asche übrig (Der verheerende Brand). Wie weiter? Viele Diskussionen wurden geführt bis der Neuanfang beschlossen und dann realisiert war, dies im Rahmen eines Pilotprojekts des Bundes zur regionalen Entwicklung im Agrarbereich (Projekte zur regionalen Entwicklung im Agrarbereich, PDF 15 MB).
Heute, 19. Juni 2011, wird gefeiert: Eröffnungfest der Käserei Sennaria Surselva SA und Wanderausstellung umsicht regards sguardi 11 des SIA. In der Ausstellung werden acht vom SIA gewürdigte Arbeiten für eine zukunftsfähige Gestaltung des Lebensraums vorgestellt. Das Benediktinerkloster und die Landwirtschaft haben die Auszeichnung für den Klosterstall, das Mädcheninternat des Kloster Disentis und die Käserei der Sennaria Surselva SA erhalten, Architektur: Gion A. Caminada, Vrin. Der neu gegründete Verein Center sursilvan d’agricultura fördert die Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Tourismus und bietet viele Dienstleistungen an: Tagungsräume, Kurse und Infoveranstaltungen rund um die Landwirtschaft, Aufbau einer Logistikdrehscheibe für Spezialitäten der Surselva, Feste und Märkte, die Gelegenheit bieten, den Bergbäuerinnen und Bergbauern in der Surselva zu begegnen.
Pater Niklaus, Benediktinermönch im Kloster Disentis, hatte die Fäden während der ganzen Entstehungsgeschichte umsichtig in der Hand. Vielleicht war es ein Vorteil, dass er am Anfang nichts von Landwirtschaft verstanden hat. Er hinterfragte, was früher war, und strebte beharrlich eine Lösung mit Wertschöpfung in der Region an, umweltverträglich sollte sie sein sowie menschen- und tiergerecht. Heute stehten Tiere im Klosterstall bzw. jetzt auf der Alp, welche in die Bergwelt passen: Schweizer Original Braunvieh. Heidi hat gelernt, dass Hörner nicht nur für Direktzahlungen gut sind, sondern für das Sozialverhalten der Tiere; sie bringen Ruhe in den Stall (FiBL, Mit Hörnern im Laufstall). Die Gestaltung des Stalls ermöglicht es den schwächeren Kühen jederzeit, vor ranghöheren zu fliehen (FiBL, Milchkühe können im Laufstall leben und ihre Hörner behalten). Natürlich wird auch die Sonnenenergie genutzt.
Weitere Institutionen beteiligen sich an der Aktivität des Klosterhofs, wie die Genossenschaft Amarenda, welche seit 2005 besteht. Acht Bergbauernfamilien der Gemeinde Sumvitg bieten gemeinsam regionale Produkte und Agrotourismus an. La Destillaria, unter diesem Namen führen Anna Maria und Gion Candinas in Surrein neben dem Bauernbetrieb die traditionelle Familien-Lohnbrennerei. Der Bau einer Mosterei und eines Degustationsraums für Betriebsbesichtigungen eröffnen neue Perspektiven. Also, es gibt viel zu sehen in der Surselva, das Center sursilvan d’agricultura organisiert und koordiniert Führungen!
Nachtrag 15.7.11: Übrigens sowohl der Pächter des Klosterhofs wie auch der Käser der Sennaria stammen aus dem Schweizer Unterland, denn Bündner waren offenbar auch mit Mühe keine zu finden. Wie Heidi schon unter Eine gute Kuh frisst alles! geschrieben hat, wird der Bündner Bergkäse traditionell vorwiegend von Ausländern gemacht, gemäss Schweizer Fernsehen, 10 vor 10 vom 14.7.11, Deutsche machen Schweizer Käse, ist jeder dritte Bündner-Käse-Käser ein Deutscher.
Schweinestall des Klosters Disentis stillgelegt, VgT 2003.
19.6.11 HOME