Ausser Atem stürmt der Geissenpeter in die Hütte, wo Heidi gerade Kräuter für den Kartoffelauflauf hackt.
Heidi: „Setz dich und trink ein Glas Wasser, du bist ja ganz verschwitzt!“
Eine Weile ist es ruhig drinnen, bis der Alpöhi eintritt und frägt:
Alpöhi: „Was ist denn los? Du bist aber früh heute, Geissenpeter!“
Geissenpeter: „Ich bin wütend, komme gerade von einer Alp im Kanton Schwyz. Der Tobeltoni hat mich mitgenommen und gesagt, ich müsse mir das einmal ansehen. Du kannst es kaum glauben. Eine Wiese, ein Wald: Alles umgepflügt. Da braucht es kein Glyphosat mehr. Toni sagt: „Sie halten viele Schweine, holen sehr wahrscheinlich vom Tal Kraftfutter für die Milchkühe und die Schweine.“ Du kannst dir denken wie überdüngt jetzt alles ist … und dann jammern sie über das Unkraut! Und was das Schlimme ist, es gibt viele solche Alpen, genau weiss er es nicht, aber es sind viele: Vom Genfersee bis zum St. Galler Rheintal. Das Fleisch ist bei COOP, Migros und einigen grossen Metzgereien erhältlich oder wird im Hofladen verkauft. Das Fleisch ist teurer als das normale Schweinefleisch und somit auch der Gewinn höher.“
Alpöhi: „Ich war früher einen Sommer lang auf einer Glarner Milchviehalp. Wir stellten Käse her und verfütterten die Schotte den Schweinen. Allerdings hielten wir nur drei Schweine. Diese frassen Schotte und Gras. Kraftfutter hatten wir auch: EINEN Sack. Diesen trugen wir auf dem Fussweg auf die Alp, Strassen gab es damals noch keine.“
Geissenpeter: „Der Toni ist ja auch kein Heiliger, aber er sagte: „Geissenpeter, melde das bitte Heidi, sie muss etwas dagegen machen!“ Die Schweine waren auch im Wald, zerstörten die Wurzeln und somit die Bäume. Das ist kriminell! Es wird nicht mehr lange gehen, dann fallen die Bäume um, einer nach dem andern und der Wald ist weg!“
Alpöhi: „Ich verstehe das nicht. Überhaupt habe ich das Gefühl, dass heute auf vielen Alpen Banausen am Werk sind. Sogar Dünger wird hinaufgekarrt … und dafür erhalten sie noch Steuergelder, sogar besonders viele, für die Alpbewirtschaftung … damit die Biodiversität erhalten bleibt! So ein Witz!“
Heidi: „Gerade habe ich eine Studie gelesen. Offenbar gibt es im Kanton Zürich immer weniger Futterpflanzen für Insekten. Dieser Rückgang erschwert Schmetterlingen, Bienen und Fliegen die Nahrungssuche. Diese traurige Erkenntnis sei auf ganz Mitteleuropa übertragbar. Ich meine, dass dies auch für unsere Alpen gilt. Man sieht ja bis weit oben fast nur noch Löwenzahn & Co.“
Alpöhi: „Es hat Jahrtausende gedauert bis da oben Boden entstand und Pflanzen wurzeln konnten. Und innert eines Sommers ist alles zerstört. Ich verstehe die Welt nicht mehr.“
Heidi: „Weisst du, Öhi, heute ist die Zerstörung nebensächlich. Es zählt, was Geld bringt.“
Artensterben in Zürich – Insekten finden immer weniger Nahrung. SRF vom 27.4.20
Auf grünen Fettwiesen verhungern Insekten, Eva Caflisch, Seniorenweb vom 28.4.20
28.4.20 HOME