Die Zahlen über die Wasserqualität im Rhein, welche die Bauern in immer neuen Gestaltungsvarianten veröffentlichen, werden durch die Vielfalt weder wahrer noch relevanter. Heidi wird immer wieder gefragt, ob diese Zahlen richtig seien … NEIN sie sind eine unverschämte Lüge. Lesen Sie:
Heidi: „Was macht denn ihr hier bei diesem garstigen Wetter?“ Regenwurm: „Alle unsere Kinder sind tod, also müssen wir dringend für Nachwuchs sorgen, sonst sterben wir aus. Es sieht nicht gut aus!“ Heidi: „Was denn?“ Regenwurm: „Schau doch bei swiss-food.ch nach! Sie versuchen euch über den Tisch zu ziehen, auch zu unserem Schaden. Seid wachsam und denkt auch an uns, eure Helfer im Boden!“ Copyright: Sandra Walser
Wer ist swiss-food?
Heidi hat die folgende Einladung von swiss-food zugestellt erhalten.
Mit Schweizer Essen hat es nichts zu tun; swiss-food ist ein Internetauftritt der chinesischen Syngenta und der deutschen Bayer zur Bekämpfung der Trinkwasserinitiative und der Volksinitiative für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide. Heidi nennt sie „Volkswohl-Initiativen“, die Bauern „extreme Agrarinitiativen“. So steht denn auch in der Einladung zum swiss-food-talk:
„Am kommenden 13. Juni stimmt das Schweizer Stimmvolk über zwei Agrar-Initiativen ab. Eine Annahme der Initiativen hätte gravierende Folgen für die regionale Produktion. Die Versorgung der Schweiz mit regionalen und erschwinglichen Lebensmitteln würde verunmöglicht.
Am nächsten Swiss-Food-Talk werden drei Experten zu den künftigen Herausforderungen und Chancen auf dem Gebiet der nachhaltigen Landwirtschaft sprechen. Die Referenten beleuchten das Thema aus einer globalen Optik und stellen den Bezug zur Schweiz her. Einer der Schwerpunkte wird die Digitalisierung in der Landwirtschaft sein. Und warum biologische und nachhaltige Landwirtschaft keine Synonyme sind.“
Der Swiss-Food-Talk findet in Form einer Videokonferenz am Montag, 29. März 2021, von 09.30 bis 11.00 Uhr, statt.
Die folgenden drei Referenten werden aus ihrer Perspektive die Thematik beleuchten und beantworten im Anschluss gerne Ihre Fragen.
Bill Wirtz, Senior Policy Analyst des Consumer Choice Centers in Brüssel (eine Organisation, die in über 100 Ländern Konsumentenanliegen vertritt
Dr. Lutz Merbold, Leiter Agrarökologie und Umwelt bei Agroscope, dem Kompetenzzentrum der Schweiz für landwirtschaftliche Forschung
Prof. Dr. Achim Walter, Professor für Kulturpflanzenwissenschaften im Institut für Agrarwissenschaften der ETH Zürich
Wer steckt hinter dem Consumer Choice Center?
Das Consumer Choice Center (CCC) ist eine gemeinnützige Lobbyorganisation, die im Februar 2017 gegründet wurde und Büros in den USA, Kanada und der Europäischen Union (EU) unterhält.
Das CCC sagt, dass es Lobbyarbeit gegen „paternalistische“ staatliche Regulierungen in über 100 Ländern betreibt; sie umfassen „Lebensmittel- und Landwirtschaftspolitik, Fett-/Zuckersteuer, Soda-Steuer, Lebensmittelkennzeichnung, Gesundheitsversorgung und Schadensbegrenzung, Handelsinitiativen (TTIP /TTP), Transport- und Luftfahrtregulierungen.“
Die Wurzeln von CCC
Die Mutterorganisation des CCC ist Students For Liberty (SFL), eine amerikanische libertäre Studentenorganisation, die mit den rechtsgerichteten Milliardären Charles und David Koch verbunden ist. Die Inhaber Charles (* 1935) und David Koch (1940–2019) betätig(t)en sich über Koch Industries politisch im libertär-konservativen und rechtspopulistischen Lager als Unterstützer der Tea-Party-Bewegung.
Der CCC erhielt eine Anschubfinanzierung und weitere 210’296 Dollar von SFL. Er beschreibt sich selbst als „völlig offen“ für Spenden von Unternehmen. Laut EU-Transparenzregister meldete der CCC für das Geschäftsjahr 2016/17 ein Gesamteinkommen von 3’761’438 € aus nicht näher bezeichneten Spenden und 3’982’000 € im Jahr 2017/18. Für das Jahr 2019 meldete er 1’000’000 € an Finanzmitteln, ebenfalls aus nicht näher bezeichneten Quellen.
Die Organisation hat finanzielle Unterstützung erhalten aus der Konsumgüter-, Energie-, Fertigungs-, Digital-, Gesundheits-, Kryptowährungs- und FinTech-Industrie. Sie hat auch Gelder vom Atlas Network erhalten, das dem Neoliberalismus bzw. dem Libertarismus zugeordnet wird, ebenfalls vom Geneva Network sowie von transnationalen Tabakunternehmen.
Mitarbeiter hatten früher oder haben derzeit Funktionen bei SFL inne.
Beziehung zur Tabakindustrie
Die CCC hat finanzielle Unterstützung von Japan Tobacco International (JTI) erhalten, einem international tätigen Tabakkonzern mit Sitz in Carouge im Kanton Genf in der Schweiz. JTI war 2017 Mitglied der CCC. Auf Anfrage lehnte JTI es ab, offenzulegen, was diese Mitgliedschaft beinhaltete und wie viel finanzielle Unterstützung damit verbunden war.
Darüber hinaus trug Frederik Roeder von CCC zu „Regulating Consumers?“ bei, einem Euractiv Special Report, der von JTI für 10’000 € gesponsert wurde. Im Jahr 2018 gab CCC an, dass es von Philip Morris International finanziert wurde. Im selben Jahr spendete Altria (Philip Morris) einen nicht näher bezeichneten Geldbetrag an CCC. Im Jahr 2020 gab CCC auf seiner Website an, dass es von British American Tobacco (BAT) Gelder zur Unterstützung von CCCs „tobacco harm reduction advocacy“ erhalten hat.
Versuch, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und IARC zu diskreditieren
Im September 2018 setzte der CCC drei Rundtischgespräche an, um „die Unzulänglichkeiten der WHO bei der Arbeit für eine bessere globale Volksgesundheit und die aktive Blockade gesünderer Technologien im Bereich der Schadensbegrenzung“ zu erörtern. Die Veranstaltungen verurteilten auch die Bewertung des Pestizids Glyphosat durch die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der WHO als wahrscheinliches karzinogen für den Menschen. Keiner der eingeladenen Redner hatte eine Qualifikation im Bereich der öffentlichen Gesundheit.
Der Agroscope-Referent, Lutz Merbold ist erst seit 1.1.20 Leiter des Forschungsbereichs Agrarökologie und Umwelt. Die Leiterin von Agroscope, Eva Reinhard, war an verschiedenen Universitäten tätig und auch bei Sandoz Österreich. Von 2008 bis 2014 leitete sie als Vize-Präsidentin den «Direktionsbereich Produktionssysteme und natürliche Ressourcen» des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW), dem auch die Zulassung von Pflanzenschutzmittel angehört. Seit 1.4.18 leitet sie Agroscope, die Forschungsanstalt des BLW.
Die BLW-Forschungsanstalt bekämpft mit zwei Studien die Volkswohl-Initiativen.
Der dritte Referent ist Achim Walter, Professor für Kulturpflanzenwissenschaften im Institut für Agrarwissenschaften der ETH Zürich. Er sehnt das Ende der chemischen Unkrautbekämpfung herbei. Die Zukunft sieht er vor allem in elektrisierten Lösungen.
So entstand der Beitrag Bauerntaktik: Lügen und ablenken auf Nichtrelevantes …! Vor ein paar Tagen schickte ein ökologisch wirtschaftender Bauer Heidi dieses Plakat der Gegner der Volkswohl-Initiativen. Heidi legte es in ihren 2x NEIN-Kurositäten-Sammelordner, denn sie will eigentlich „informieren“ nicht „reagieren“.
Doch dann schickte sie dieses Bild einem Bekannten, einfach so – zum Zeigen wie Fakten verdreht werden, indem man Irrelevantes hervorstreicht und dadurch von den wirklichen Problemen ablenkt. Die Antwort kam prompt: „Ja, die Pflanzenschutzmittel-Problematik betrifft v.a. die kleinsten Gewässer, nicht zwingend den Rhein … wird gerne vergessen.“ Nach kurzem Zögern machte sich Heidi ans Schreiben.
Im ersten Entwurf stand „Heidi hat die Zahlen nicht kontrolliert, diese werden wohl stimmen.“ Als der Beitrag fertig geschrieben war und Heidi beinahe schon den „Veröffentlichen-Knopf“ gedrückt hätte, ging es ihr durch den Kopf … „vielleicht sollte ich doch noch die Zahlen im Bundesratsbericht vom 16.6.17 kontrollieren“. Und so kam dieser Schwindel mit den Zahlen ans Licht. Also nicht nur ABLENKEN, sondern auch noch LÜGEN.
Der Alpöhi war entsetzt: „Haarsträubend!“ Heidi meint: „Das ist ein zu harmloses Wort für Betrug!“