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Die Welt ernähren, ohne den Planeten zu verschlingen

8. Mai 2022

Eigentlich hat Heidi diesen Artikel für Montag vorgesehen, aber gerade hat ihr jemand den Link zum Blick-Artikel von heute Um drohende weltweite Hungerkrise zu verhindern- Syngenta-Chef Fyrwald fordert Bio-Stopp geschickt. Es gibt viele, die vom Krieg in der Ukraine profitieren wollen. Aber die „Lösung“ des chinesischen Syngenta-Konzerns ist keine Lösung. Vielleicht will Erik Fyrwald gar in der Schweiz das Paraquat einführen, das weltweit noch immer häufig gespritzt wird, v.a. in Drittweltländern, oft ohne Schutzmassnahmen, keine Handschuhe, in Sandalen … Man kann das nicht „Dummheit“ nennen, sondern es geht ums Geld, um viel Geld, denn der Pestizideinsatz steigt weltweit ständig.

Regenesis: Feeding the World Without Devouring the Planet

George Monbiot ist Biologe, Autor und Kolumnist des Guardian. Mit der Landwirtschaft, den verfehlten Subventionen und den Umweltproblemen wie Wassermangel, Pestiziden, Dünger und Klimawandel beschäftigt er sich schon lange. Nun kommt Ende Mai ein neues Buch heraus mit dem Titel: Regenesis: Feeding the World Without Devouring the Planet.

Heidi weiss davon, weil sie seinen langen Artikel The secret world beneath our feet is mind-blowing – and the key to our planet’s future im Guardian von gestern (7.5.22) gelesen hat. Darin sind viele Zahlen, Probleme werden geschildert und er bietet Lösungen an. Am besten lesen Sie den ganzen Artikel hier, falls Sie nicht sattelfest im Englischen sind, dann können sie mit dem Gratis Übersetzungsprogramm DeepL jeweils 5’000 Zeichen auf ein Mal ins Deutsche übertragen.

Zitate aus dem Guardian, Reihenfolge von Heidi gewählt:

„Aktivisten, Köche und Lebensmittelautoren wettern gegen die intensive Landwirtschaft und den Schaden, den sie uns und der Welt zufügt. Aber das Problem ist nicht das Adjektiv: Es ist das Substantiv. Die Zerstörung der Erdsysteme wird nicht durch intensive oder extensive Landwirtschaft verursacht, sondern durch eine katastrophale Kombination von beiden.“

„In einer Studie wurde untersucht, was passieren würde, wenn jeder in den USA dem Rat von Starköchen folgen und von Getreide- auf Weidehaltung umstellen würde. Dabei wurde festgestellt, dass die Zahl der Rinder um 30% steigen müsste, weil sie auf Gras langsamer wachsen, während die zu ihrer Ernährung genutzte Fläche um 270% zunehmen würde. Selbst wenn die USA alle ihre Wälder abholzen, ihre Feuchtgebiete trockenlegen, ihre Wüsten bewässern und ihre Nationalparks auflösen würden, müssten sie immer noch den grössten Teil ihres Rindfleischs importieren.“

Zerstörerische Landwirtschaft

„Wir stehen vor dem vielleicht grössten Dilemma, das die Menschheit je erlebt hat: die Welt zu ernähren, ohne den Planeten zu verschlingen. Schon jetzt ist die Landwirtschaft die weltweit grösste Ursache für die Zerstörung von Lebensräumen, die grösste Ursache für den globalen Verlust an Wildtieren und die grösste Ursache für die globale Ausrottungskrise. Sie ist für etwa 80% der Entwaldung in diesem Jahrhundert verantwortlich. Von den 28’000 Arten, die bekanntermassen unmittelbar vom Aussterben bedroht sind, sind 24’000 durch die Landwirtschaft gefährdet. Nur 29% des Gewichts der Vögel auf der Erde besteht aus wilden Arten: der Rest ist Geflügel. Nur 4% des Gewichts der Säugetiere auf der Welt sind wildlebende Arten; 36% entfallen auf den Menschen und die restlichen 60% auf Nutztiere.“

Nährstoffreiche Lebensmittel

„Nicht nur die Quantität der Produktion ist in Gefahr, sondern auch ihre Qualität. Eine Kombination aus höheren Temperaturen und höheren CO2-Konzentrationen verringert den Gehalt an Mineralien, Proteinen und B-Vitaminen in den Pflanzen. Schon jetzt leidet allein der Zinkmangel bei mehr als einer Milliarde Menschen. Auch wenn wir nur selten darüber sprechen, werden die sinkenden Nährstoffkonzentrationen in einem Papier als „existenzielle Bedrohung“ bezeichnet.

Technischer Fortschritt

„Was können wir also tun? Ein Teil der Antwort besteht darin, die Lebensmittelproduktion so weit wie möglich aus der Landwirtschaft herauszunehmen. Wie es der Zufall will, ist die entsprechende Technologie genau dann verfügbar, wenn wir sie brauchen. Die Präzisionsfermentation, bei der in Brauereien aus Bodenbakterien, die sich von Wasser, Wasserstoff, CO2 und Mineralien ernähren, Proteine und Fette hergestellt werden, hat das Potenzial, die gesamte Viehzucht, den gesamten Sojaanbau und einen Grossteil der Pflanzenölproduktion zu ersetzen und gleichzeitig die Flächennutzung und andere Umweltauswirkungen massiv zu verringern.“

Lebendige Böden

„Natürlich müssten wir weiterhin Getreide, Wurzeln, Obst und Gemüse produzieren. Wie können wir das also sicher und produktiv tun? Die Antwort könnte in unserem neuen Verständnis des Bodens liegen.“ Monbiot beschreibt am Anfang des Artikels den Boden, die Lebewesen und die Beziehungen zwischen ihnen und den Pflanzen. An einem Beispiel zeigt er ausführlich wie ein an der Landwirtschaft interessierter Mensch nur sehr schlechtes Land pachten konnte und daraus einen produktiven Betrieb machte, ohne Hilfsmittel, ohne Pestizid und Dünger.

Mehrjährige Pflanzen

„Wenn wir einjährige Pflanzen anbauen, müssen wir den Boden in einem katastrophalen Zustand halten. Würden wir mehrjährige Getreidepflanzen anbauen, wären wir weniger darauf angewiesen, lebende Systeme zu zerstören, um unsere Nahrung zu produzieren. Seit 40 Jahren sucht das Land Institute weltweit nach mehrjährigen Reissorten, welche die von uns angebauten einjährigen Sorten ersetzen könnten. In Zusammenarbeit mit Fengyi Hu (Video) und seinem Team an der Universität Yunnan in China hat es bereits eine mehrjährige Reissorte entwickelt, deren Erträge denen moderner einjähriger Sorten entsprechen und in einigen Fällen sogar übertreffen. Die Landwirte stehen für das Saatgut Schlange.“

Heidi meint: „Das meiste Saatgut wird von Weltkonzernen produziert. Diese haben kein Interesse an solchen Änderungen, denn dann könnten sie nicht Jahr für Jahr Saatgut verkaufen, wenn möglich zusammen mit Pestiziden.“

Zusammenfassung

George Monbiot zeigt uns in seinem neuesten Buch wie auf der Grundlage erstaunlicher Fortschritte in der Bodenökologie neue Erkenntnisse über die Welt unter unseren Füssen es uns ermöglichen könnten, mehr Lebensmittel mit weniger Landwirtschaft anzubauen und unsere Beziehung zum lebenden Planeten zu verändern. Er trifft die Menschen, die diese Methoden entwickeln, vom Obst- und Gemüsebauern, der unser Verständnis von Fruchtbarkeit revolutioniert, über die Züchter von mehrjährigem Getreide, die das Land von Pflügen und Giften befreien, bis hin zu den Wissenschaftlern, die neue Wege zum Anbau von Proteinen und Fetten beschreiten.

Gemeinsam zeigen sie, wie die kleinsten Lebensformen uns helfen könnten, unser grösstes Dilemma zu lösen: die Welt zu ernähren, ohne den Planeten zu verschlingen. Georges Monbiot präsentiert eine aufregende Vision von reichlich vorhandener, billiger und gesunder Nahrung, die einen ebenso tiefgreifenden Wandel auslösen könnte wie die Erfindung der Landwirtschaft. Hier ist eine neue Küche, die es uns ermöglichen würde, Frieden mit dem Planeten zu schliessen, seine lebenden Systeme wiederherzustellen und das Zeitalter des Aussterbens durch ein Zeitalter der Regeneration zu ersetzen.

Heidi hat das Buch bereits bestellt! Der Weg muss in der Schweiz Richtung Bio gehen und dann noch weiter. Eine wirkliche Erneuerung der Landwirtschaft muss kommen, welche auch die gesunde Ernährung integriert.

The secret world beneath our feet is mind-blowing – and the key to our planet’s future. George Monbiot, The Guardian 7.5.22

Regenesis: Feeding the World Without Devouring the Planet.

Autor:
EAN: 9780241563458
ISBN: 978-0-241-56345-8
Format: Kartonierter Einband
Herausgeber: Penguin Books UK
Veröffentlichung: 26.05.2022
Anzahl Seiten: 352

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Fleisch- und Milchprodukte exportieren statt die Produktion senken?

14. Januar 2022
Quelle: Agrarbericht 2021, Landwirtschaftlicher Aussenhandel

Quelle: Agrarbericht 2021, Landwirtschaftlicher Aussenhandel

Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 12.1.22 sein Interesse bekräftigt, mit Russland im Bereich der Landwirtschaft enger zusammenzuarbeiten. Das meldet er in einer Medienmitteilung. Mit der Unterzeichnung einer nicht rechtsverbindlichen Absichtserklärung wollen die Schweiz und Russland ihre Zusammenarbeit im Agrarbereich ausbauen.

Russland ist nach der EU, den USA, dem UK, Japan und Kanada der sechsgrösste Exportmarkt für Agrarprodukte aus der Schweiz.  Die Ausfuhren von landwirtschaftlichen Produkten nach Russland belaufen sich auf etwa 250 Millionen Franken pro Jahr.

Die Absichtserklärung umfasst drei Themenschwerpunkte:

  • bilateraler Handel
  • die Zusammenarbeit im Pflanzengesundheitsbereich sowie
  • im Veterinärwesen.

Dabei werde einerseits der bilaterale Handel mit landwirtschaftlichen Gütern thematisiert, andererseits soll ein vermehrter Austausch zu den gesetzlichen Grundlagen und Zulassungsbedingungen für landwirtschaftliche Produkte in beiden Ländern stattfinden.

Mit der Absichtserklärung biete sich der Schweiz auch ein Instrument, andere Themen besser anzusprechen wie die Exportzulassung von neuen Betrieben im Milch- und Fleischbereich sowie der Schutz von geographischen Herkunftsangaben.

Russische Landwirtschaft – grüne Agrarprodukte

Russland stieg 2020 erstmals zum Nettoexporteur von landwirtschaftlichen Produkten und Lebensmitteln auf. Exportschlager waren vor allem Weizen, Schweinefleisch sowie Fette und Öle. Im Jahr 2020 verdrängte Russland Brasilien aus den TOP-5 der weltweit grössten Schweinefleischhersteller. Die Produktion stieg im Vergleich zum Vorjahr um 8,9 Prozent. Da der Inlandsmarkt gesättigt ist, wollen Russlands Fleischerzeuger verstärkt exportieren.

Die Aufsichtsbehörde Rosselchosnadsor untersagte Mitte Mai 2021 vorübergehend die Importe von Futtermitteln und Zusatzstoffen aus Deutschland. Grund hierfür seien mehrfache Fälle von nicht deklarierten gentechnisch veränderten Inhaltsstoffen. Der Grund dafür liegt in den neuen Regelungen der Regierung zum Anbau sogenannter grüner Produkte. Am 1.3.22 tritt ein Gesetz über grüne Agrarprodukte in Kraft. Hersteller dürfen keine Gentechnik verwenden, müssen Umweltauflagen einhalten und recycelbare oder biologisch abbaubare Verpackungen verwenden.

Grösster Milcherzeugen will wachsen

Ekoniva, Russlands grösster Milcherzeuger, möchte 2021 die Rohmilchproduktion um ein Fünftel auf 1,2 Millionen Tonnen steigern. Die Holding des deutschstämmigen Landwirts Stefan Dürr, die mittlerweile 40 Milchfarmen mit 105’000 Milchkühen umfasst, setzt verstärkt auf den Export von Milch und Milchprodukten nach China. Mit Stand 1.9.19 bewirtschaftete sein russisches Unternehmen Ekoniva mit 13’000 Angestellten 589’850 Hektar Land in der Oblast Woronesch. Der Viehbestand umfasst 170’712 Rinder, darunter 82’765 Milchkühe, die täglich 2’133 Tonnen Milch produzieren. Ekoniva ist des Weiteren Marktführer im Landmaschinenhandel.

Die Schweizer Top Export- und Import-Produkte

Der Handelsbilanzüberschuss fällt bei Kaffee, Tabak und Pflanzenextrakten besonders hoch aus, beträgt 2 Milliarden Franken. Dagegen ist der Importüberschuss von Früchten, Gemüse und lebenden Pflanzen mit 3 Milliarden Franken hoch.

Was bedeutet das?

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Grossverteiler geben sich gerne „grün“ oder gar „klimaneutral“, aber man darf nicht genau hinschauen!

Was hinter der engeren Zusammenarbeit mit Russland steckt, das wissen wir (noch) nicht so genau. Klar ist, dass die Versorgung mit Milch- und Fleischprodukten sowie deren Subventionierung hoch sind, hingegen viele Bereiche des Pflanzenbaus darben, ausser etwa der Anbau von Zuckerrüben, der besonders lukrativ ist für die Bauern.

Die Spatzen pfeifen es von den Dächern, dass wir den Konsum von Fleisch und Milchprodukten stark reduzieren müssten (Gesundheit, Klima, Umwelt). Aber die Rahmenbedingungen für die Produktion zeigen nicht in diese Richtung … man will wohl eher den Export fördern.

Der zwar sinkende, aber immer noch enorme Konsum von Fleisch- und Milchprodukten der Schweizer Bevökerung hat seine Wurzeln in der verfehlten Agrarpolitik. Zusätzlich wird er angeheizt durch die von uns subventionierte Werbung sowie die Aktionen des Detailhandels.

Die Schweiz und Russland wollen den Austausch im Agrarbereich intensivieren. Medieninformation Bundesrat 12.1.22

Agrarbericht 2021, Landwirtschaftlicher Aussenhandel

Russische Landwirtschaft fährt 2021 reiche Ernte ein. GTAI, Germany Trade and Invest

Stefan Dürr, Wikipedia

Russland, Wikipedia

Bedeutung von Verkaufsaktionen im Schweizer Fleischmarkt. Bundesamt für Landwirtschaft 18.11.21

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