Posts Tagged ‘Fischereiverein Sarganserland’

Segen und Fluch des Düngers

21. Mai 2013
Üppiges Grün in einem Fluss in China. Auf intensiv bewirtschafteten Feldern wird 30 bis 60 Prozent mehr Stickstoffdünger eingesetzt als nötig wäre.

Üppiges Grün in einem Fluss in China. Auf intensiv bewirtschafteten Feldern wird 30 bis 60 Prozent mehr Stickstoffdünger eingesetzt als nötig wäre. Leserfoto.

Der Pufferstreifen am „Kleinen Seezli“ wird weiterhin gedüngt und somit das Wasser auch, das Richtung Nordsee fliesst. Fotos? Nein! Das kann jede/r von der SBB aus sehen, auch die Fischer an diesem Fischbach, siehe Fischereivereins Sarganserland und Pufferstreifen neben einem Bach mit kurzer steiler Böschung. Zuständig sind die Gemeinden, was schon alles sagt, denn die Gemeindebeamten schauen oft lieber weg.

Unsere gedüngte Welt

Das National Geographic Magazin hat in der Mai-Nummer einen Artikel über das weltweite Problem der Überdüngung veröffentlicht: Our Fertilized World. Wenn wir nicht aufpassten, schreibt Dan Charles, Nahrungs- und Landwirtschaftskorrespondent von National Public Radio (NPR), dann könnte die Landwirtschaft unseren Planeten zerstören. Er zeigt auf wie man Nahrungsmittel mit weniger Chemie produzieren kann.

Nahrung und Wasser

Das Editorial dazu von Chris Johns „Food and Water“ hat es Heidi besonders angetan:

„Auf meinem Grundstück in Rappahannock County, Virginia, gibt es einen Bach, der eigenwillig seinen Weg durch die Felder mäandert. Das Gewässer ist so schmal, dass ich darüber springen kann; ein bescheidenes Rinnsal im grossen Naturgefüge, aber ich nehme meine Verantwortung als Beschützer ernst. Ich halte weidendes Vieh vom Bach fern, denn ich weiss, dass ihr nährstoffreicher Kot das Wasser eutrophiert. Eutrophiert ist ein wissenschaftlicher Ausdruck für Wasser, das zuviele Nährstoffen enthält. Ich mähe das Gras entlang des Ufers nicht, ich lasse es gross werden. Die Pflanzen dienen als Puffer, nehmen allen Dünger auf, der von den Feldern wegfliesst, denn dieser würde sonst letztlich im Chesapeake Bay enden und dort der Fischerei schaden. Ich versuche ein guter Gewässerschützer zu sein. Der Bach mag mir gehören, aber das Wasser gehört allen.

In manchen Teilen der Erde ist gute landwirtschaftliche Praxis ein Luxus, bemerkt der Autor Dan Charles in seinem Artikel Our Fertilized World. Sie ist in den Vereinigten Staaten nicht besonders schwierig, aber nicht so einfach in Ländern wie China, wo die landwirtschaftliche Nutzfläche pro Einwohner kleiner ist. In Afrika ist Hunger Realität, daher hat die Hoffnung auf eine hohe Ernte durch Düngereinsatz oft mehr Gewicht als die Sorgen über Umweltverschmutzungen. Das Abwägen zwischen dem Ernähren der Weltbevölkerung und dem ökologischen Gleichgewicht ist heikel. Auf beiden Seiten gibt es Auswirkungen. Aber, wenn es um Wasser geht, dann müssen wir daran denken, dass alles zusammenhängt.

Der Naturforscher Aldo Leopold sagte, Flüsse seien rund. Ein Fluss oder Bach ist ein Energiekreislauf von der Sonne zu den Pflanzen zu den Insekten zu den Fischen. Es ist ein zusammenhängendes Ganzes, das nur durch Menschen gebrochen wird.

Chris Johns

Initiative Bauern

Übrigens einen mobilen Hühnerstall erfand auch Beat Waber vom 3-Familien-Betrieb «Les Sapins» im waadtländischen Colombier. Er erhielt dafür einen Förderpreis der Goldenen Lerche, siehe Der Eierkorb des Kolumbus (MUT-Stiftung). Ausgediente Baubaracken wurden in Hühnerställe mit Sitzstangen umgebaut. Der ideenreiche, inzwischen pensionierte Biobauer Beat Waber hat kürzlich seine Memoiren herausgegeben Redécouvrir la vie! Auf den Internetseiten der MUT-Stiftung gibt es viele Ideen, die es wert sind, weiterverbreitet zu werden.

Die mobilen Hühnerhäuser werden täglich verstellt. Daher "düngen die Hühner die Wiese regelmässig. Gewässerschutzprobleme gibt es somit keine.

Klick auf Bild führt zur allen Bilder des Artikels im National Geographic Magazin.
Pennsylvania: Die mobilen Hühnerhäuser werden täglich verstellt. Daher „düngen die Hühner die Wiese regelmässig. Gewässerschutzprobleme gibt es somit keine. Foto: Peter Essick, http://photography.nationalgeographic.com/photography/photographers/photographer-peter-essick/

Stickstoff-Weltkarte: Grün: zuviel Stickstoff

Klick auf die Karte führt zum grossen Bild im National Geopgraphic Magazin.
Stickstoff-Weltkarte: Grün: zuviel Stickstoff auf den Feldern

24.5.13 HOME

Pufferstreifen neben einem Bach mit kurzer steiler Böschung

12. August 2012
DSC04086MastenWieseBachK

Das Kleine Seezli, ein Kanal neben der Eisenbahnlinie Mels – Walenstadt. Sattgrüne Wiesen bis an die Böschung, die kurz und steil ist.

DSC04036GuelleBachK

Verschwommenes Bild, vom Zug aus aufgenommen. Frisch gegüllte Wiese bis etwa einen halben Meter an die Böschung des Kleines Seezlis. Im ersten Foto ist im Hintergrund der gleiche Leitungsmast zu sehen, was bestätigt, dass Gülle sehr nahe am Bach ausgebracht wurde. Ein weiteres Indiz ist das homogene Grün der Wiesen bis zur Böschung im ersten Bild.

Seit Jahren sieht Heidi immer wieder, dass Gülle bis nahe an die Böschung des Kleinen Seezli auf Wiesen ausgebracht wird; der Pufferstreifen ist etwa 50 cm breit. Gleich schmal ist jeweils der Pufferstreifen zum Maisfeld. Das Kleine Seezli hat seinen Ursprung in der Nähe von Mels SG. Mehrere Bäche aus dem Alviergebirge münden in den Kanal, der in den Walensee fliesst. Das Kleine Seezli ist ein Fischpachtbach des Fischereivereins Sarganserland. Es führt meist wenig Wasser. Wenn es aber regnet und sich das Wasser von den stotzigen Bergen ins Tal ergiesst, dann steigt der Wasserspiegel rasch, manchmal tritt es über die Ufer und überschwemmt Wiesen und Felder. Im Sommer 2011 hat Heidi grosse Acker-, Wiesen- und Riedflächen gesehen, die mit Wasser bedeckt waren.

Zum Schutze des Wassers vor Verschmutzungen ist es verboten, innerhalb eines Streifens von 3 m Breite entlang von oberirdischen Gewässern Dünger und Pflanzenschutzmittel auszubringen, dies gemäss Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung (ChemRRV) Anhang 2.5 und 2.6. Ein Landwirt, der keine Direktzahlungen bezieht, das sind wenige, darf den Acker zwar bis zum Bach anlegen (hohe Erosionsgefahr!), aber in den ersten 3 Metern weder Dünger noch Pflanzenschutzmittel einsetzen. Als Ausnahme zugelassen ist das einzelstockweise Bekämpfen von Unkräutern, wenn dies mit anderen Massnahmen nicht möglich ist (ausser Biolandbau). Das dritte Foto zeigt einen Maisacker. Der Mais ist bis zum Feldrand gleich hoch gewachsen, was klar zeigt, dass der Acker widerrechtlich bis fast zum Bach gedüngt worden war. Wurden Pflanzenschutzmittel eingesetzt? Heidi weiss es nicht.

Mit grosser Wahrscheinlichkeit bezieht der Bauer Direktzahlungen. Also müsste entlang des Kleinen Seezlis ein 6 m breiter ganzjährig begrünter Gras- oder Krautstreifen sein, gemessen ab Böschungsoberkante; in diesem Pufferstreifen dürfen keine Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, ausser Einzelstockbehandlung auf den zweiten 3 Metern, wenn die Unkräuter mit anderen Methoden nicht bekämpfbar sind (Biolandbau ausgeschlossen). Das Düngeverbot gilt auf den ersten 3 Metern.

Am Kleinen Seezli wird also Jahr für Jahr massiv gegen die Gesetze verstossen: Direktzahlungsverordnung und ChemRRV. Kennt der Bauer die Vorschriften nicht oder weiss er, dass er nichts zu befürchten hat? Wo bleibt die Kontrolle? Unzählige Zugreisende sehen es, niemanden stört’s offenbar, ausser Heidi natürlich!

Pufferstreifen richtig messen und bewirtschaften, Agridea

DSC04099BachMaisHochK

Die Böschung des Kleinen Seezlis ist grösstenteils mit Goldrute und Springkraut bewachsen, beides Neophyten. Der Pufferstreifen ist nur 50 cm breit.

DSC04118FlumsBergeK

Mehrere Bäche münden in das Kleine Seezli. Wenn es regnet bilden sich oft Wasserfälle, welche die grossen Wassermassen aus den Bergen ins Tal fallen lassen.

12.8.12 HOME


%d Bloggern gefällt das: