Posts Tagged ‘Forellen’

Weltwassertag 2023: „Business as usual“ reicht nicht

22. März 2023
Wie sauber ist unser Wasser?

Wie sauber ist unser Wasser?

Deutsches Patent- und Markenamt zum Weltwassertag 2023:

Probleme bei der Wasserversorgung untergraben den Fortschritt bei praktisch allen wichtigen globalen Themen: Gesundheit, Hungerbekämpfung, Gleichstellung der Geschlechter, Arbeitsplätzen, Katastrophenbekämpfung oder Friedenstiftung.

Im Moment sind wir weit davon entfernt, das für 2030 gesteckte Ziel zu erreichen, heisst es auf worldwaterday.org: „Milliarden von Menschen und zahllose Schulen, Unternehmen, Gesundheitszentren, landwirtschaftliche Betriebe und Fabriken werden behindert, weil ihr Menschenrecht auf Wasser und Sanitärversorgung noch nicht erfüllt ist. Wir müssen den Wandel beschleunigen – über das „business as usual“ hinausgehen.“

Die Regierungen müssten im Durchschnitt viermal schneller arbeiten, um das Ziel rechtzeitig zu erreichen, heisst es weiter. „Aber dieses Problem können die Regierungen nicht allein lösen. Wasser geht jeden an, also muss jeder etwas unternehmen.“

Was meint die Forelle?

Unser Lebensraum, das Wasser, ist an vielen Orten verschmutzt mit Chemikalien – besonders Pestiziden – und überdüngt. Das zeigt z.B. eine der vielen Studien. Sie wurde am 13.3.23 im Spektrum veröffentlicht: Pestizide in Deutschland: Zu viel, zu verbreitet und gefährlicher als gedacht.In rund der Hälfte der Kleingewässer liegt die Konzentration an Pestiziden über den Höchstwerten, 30 Prozent der Lebewesen reagieren extrem empfindlich darauf. Eine Studie zeigt: Die Grundannahmen zur Sicherheit von Pflanzenschutzmitteln sind womöglich falsch.“

Liebe Heidi: „In der Schweiz ist es auch nicht besser. Und – was meinst du – wann wird substantiell gehandelt?“

Wie steht es mit dem Chlorothalonil im Grundwasser?

Es herrscht Funkstille bei den Schweizer Behörden. Man wartet auf den Entscheid des Bundesgerichts zur Syngenta-Klage. Nur einzelne Trinkwasserversorger arbeiten an Lösungen und einzelne PolitikerInnen fragen nach.

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Was ist auf Schalen von konventionellen Zitronen?

20. März 2023
Copyright: Annette F.

Copyright: Annette F.

Wer die Schalen von Zitronen für Gerichte oder Gebäcke verwenden will, muss zwingend Bio-Zitronen kaufen. Ob das Berühren der Schalen behandelter Zitronen harmlos ist oder nicht, das weiss wohl niemand so genau und beim Auspressen könnten Stoffe in den Saft gelangen. Jedenfalls sollte man konventionelle Zitronen ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.

Weil bei Coop im Laden konventionelle und biologisch angebaute Zitronen direkt nebeneinander liegen, wissen die KundInnen oft nicht sicher, ob sie behandelte oder nicht behandelte Zitronen kaufen. Klar konventionell sind diejenigen im Netzli, die Annette für Heidi fotografiert hat.

Auf der Etikette der behandelten Zitronen sind die Stoffe aufgeführt mit welchen die reifen Früchte behandelt wurden. Eigentlich wäre es interessant, von allen Früchten und Gemüsen zu wissen, womit sie behandelt worden waren. Das dürfte aber etwas kompliziert sein, da es nicht selten viele Stoffe sind. Auf der Etikette von Annettes Zitronen sind sie für die Schale aufgeführt:

  • E 904: das ist Schellack:
    Verwendung als Überzugsmittel von Süsswaren, Obst, Nüssen, Kaffeebohnen und Snacks. Bestandteil von Kaugummi. Zitrusfrüchte glänzen dadurch schöner, fühlen sich in der Hand angenehmer an und trocknen langsamer aus.
    Bewertung: Der Lausextrakt gilt aufgrund seiner langen Tradition als harmlos, einmal abgesehen von ein paar Allergien, auch wenn eine differenzierte toxikologische Bewertung noch aussteht.
  • E 914: Polyethylenwachsoxidate:
    Polyethylen (Kunststoff), das in geschmolzenem Zustand mit Luft oxidiert wurde. Polyethylenwachsoxidate lassen sich gut emulgieren und zeichnen sich durch grosse Härte aus. Verwendung als Überzugsmittel für Orangen, Melonen, Mangos, Papayas, Avocados und Ananas – gewöhnlich in Kombination mit Netzmitteln und Schimmelschutz.
    Bewertung: Eine Einschätzung ist mangels toxikologischer Daten nicht möglich.
  • Imazalil: Fungizid Diabolo
    In der Schweiz ist der Wirkstoff Imazalil z.B. als Saatbeizmittel für Kartoffeln zugelassen. Folgende H-Gefahrenkennzeichnungen sind für das Produkt Diabolo aufgeführt:
    • H318Verursacht schwere Augenschäden.
    • H411Giftig für Wasserorganismen, mit langfristiger Wirkung.
  • Imazalil: Fungizid Diabolo Plus
    Interessant ist das Produkt Diabolo Plus. Es enthält Imazalil und Flutolanil. Das Mittel ist zugelassen für die Rhizoctonia-solani-Krankheit sowie Silberschorf. Während für das Fungizid mit dem Wirkstoff Flutolanil allein folgende Gefahrenkennzeichnungen aufgeführt sind H317Kann allergische Hautreaktionen verursachen und H411Giftig für Wasserorganismen, mit langfristiger Wirkung, scheint die Kombination von Imazalil und Flutolanil schädlicher zu sein, denn die Gefahrenkennzeichnungen lauten (Cocktaileffekt?):
    • H318Verursacht schwere Augenschäden.
    • H351Kann vermutlich Krebs erzeugen.
    • H410Sehr giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung.
  • Imazalil: Für Fische ist Imazalil giftig, die LC50 für Forellen liegt bei 2,5 mg/L. Die Halbwertszeit für den Abbau im Boden beträgt etwa ein halbes Jahr. Imazalil verbleibt im Boden und wird nicht ausgewaschen.

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Grosses Fischsterben: „Es zerreisst uns das Herz …“

12. August 2022

Medieninformation des Schweizerischen Fischerei-Verbands (SFV) vom 12.8.22.

In der Schweiz ist ein grosses Fischsterben im Gang!

Die Befürchtungen des Schweizerischen Fischerei-Verbandes (SFV) sind eingetreten: Aktuell findet ein Fischsterben historischen Ausmasses statt! Gewisse Arten sind lokal existenziell gefährdet. Umso vehementer wehrt sich der SFV dagegen, dass aus den Bächen auch noch der letzte Tropfen für die Wasserkraft genutzt wird.

Aus dem ganzen Mittelland, dem Jurasüdfuss und der Ostschweiz melden Fischerinnen, Fischer und Kantone in hoher Kadenz ausgetrocknete Gewässer und tote Fische. „Es ist die reinste Katastrophe, man kann es leider nicht anders sagen“, hält Roberto Zanetti als Zentralpräsident des Schweizerischen Fischerei-Verbandes fest. SFV-Geschäftsführer David Bittner ergänzt: „Es zerreisst uns das Herz, wenn wir zusehen müssen, wie die Fische nach Sauerstoff schnappen oder leblos in den ausgetrockneten Pfützen der Gewässer liegen.“

Politik ist gefordert

Der Schweizerische Fischerei-Verband muss feststellen, dass es um den qualitativen Zustand unserer Gewässer schlecht steht, auch wenn die blauen Seen und grünen Ufer der Tourismus-Werbung ein anderes Bild vermitteln. „Die Politik ist jetzt wirklich gefordert, und zwar auf nationaler, kantonaler und auch kommunaler Ebene“, erklärt SFV-Zentralpräsident und Ständerat Roberto Zanetti.

  • Kurzfristig müssen die (kantonalen) Behörden eine restriktive Praxis für Wasserentnahmen sowie einen respektvollen Umgang mit den Rückzugshabitaten der kältebedürftigen Fische umsetzen.
  • Der SFV pocht auf die schnellere Umsetzung des geltenden Gewässerschutzgesetzes. Dringend nötig sind Massnahmen zur Aufwertung der Gewässer und Wiederherstellung der freien Fischwanderung, damit die Fische in Trockenperioden selbständig kühlere und tiefere Bereiche auffinden können. Dafür braucht es an den Ufern Bäume zur Beschattung und Abkühlung sowie im Wasser Totholzstrukturen wie Wurzeln und Wurzelstöcke als Verstecke und Ruckzugsorte für die Fische.
  • Viel Potenzial liegt beim Lebenselixier Wasser selbst, Fische sowie alle Wassertiere und -pflanzen brauchen ganz einfach „Wasser zum Leben“.

Hände weg vom Restwasser!

Von grösster Bedeutung für das Wohl der Fische sind genügend Restwassermengen. Damit spricht SFV-Zentralpräsident Roberto Zanetti  den Druck gewisser Kreise auf die Lockerung der Restwasservorschriften und sagt: „Es darf und kann nicht sein, dass gerade in schwierigen Zeiten auch noch der letzte Tropfen aus den Gewässern für die Wasserkraft zur Energieerzeugung abgezogen werden soll und den Fischen noch mehr Wasser weggenommen wird.“ Zumal das Potential der Wasserkraft bereits zu über 95 Prozent ausgeschöpft sei. Der kurzfristige ökonomische Nutzen stünde schlicht und einfach in keinem Verhältnis zum unumkehrbaren ökologischen Schaden.

Forellen und Äschen sterben

Das Fischsterben durch die Hitze zerstört mit einem Schlag brutal das jahrelange Hegen und Pflegen der Gewässerabschnitte und der Fischbestände durch die lokalen Fischereivereine, Pachtgruppen und Fischereibehörden. Besonders stark vom Fischsterben betroffen sind die kältebedürftigen Arten, insbesondere Forellen und Äschen. Unter Druck geraten aber auch zunehmend Nasen, Barben, Groppen, Elritzen und Schmerlen. Bereits 20 Grad Wassertemperatur bedeutet für sie Stress, ab 23 Grad wird es kritisch und über 25 Grad lebensbedrohlich. Aktuell werden in Bächen und Flüssen vielerorts täglich neue Rekordtemperaturen gemeldet, oft deutlich über 25 Grad.

Noch mehr Arten könnten verschwinden

Der Schweizerische Fischerei-Verband ist hoch alarmiert, wenn er in die Zukunft schaut. Bereits heute sind drei Viertel aller einheimischen Fischarten gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben. „Wir müssen alles daransetzen, dass unsere Gewässer lebendig bleiben“, so Bittner. Er zitiert Modellrechnungen des Bundes, wonach es im Mittelland bis in einigen Jahrzehnten bei einem weiteren Anstieg der globalen Temperaturen gar keine Forellen und Äschen mehr geben wird, „falls Gesellschaft und Politik nicht endlich griffige Massnahmen gegen den Klimawandel und die Biodiversitätskrise ergreifen“. Flüsse und Bäche müssten schneller wieder in einen natürlicheren Zustand gebracht werden. Nur so seien Fische in der Lage, die hohen Temperaturen abzufedern.  

Heidis Beiträge zu Restwasser:

Im Artikel vom 17.6.17 (also vor mehr als fünf Jahren) mit dem Titel Wägitaler Aa: Restwasser saniert – aber wie! schrieb Heidi am Schluss:

„Es wird immer wärmer. Schnee und Eis für Wasser im Sommer werden rar. Regen ist „unzuverlässig“: Manchmal zu viel, dann wieder lange Trockenperioden. Wie wird sich dies auf das Restwasser auswirken? Je weniger Wasser in einem Gewässer fliesst, desto höher Schadstoffkonzentrationen.

Der Druck auf die Gewässer steigt. Vergoldung – Geld vor Wasserleben.“

Seither hat sich wenig geändert, ausser das Ausmass der Schäden. Die „Katastrophe“ hat sich längst angemeldet, nur will niemand die Türe für Lösungen öffnen!

Heidis Beiträge mit dem Stichwort „Restwasser“

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12.8.22 HOME

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Die Schweiz – ein Land der Einlaufschächte

24. September 2012

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Strassenschächte nehmen auf, was Ihnen das Regenwasser, die Schneeschmelze oder die Menschen zuführen, auch Schadstoffe.

Wenn der Regen entlang von entwässerten Strassen Gülle, Mistwasser, Pflanzenschutzmittel (PSM) oder Erde abschwemmt, gelangen diese Stoffe über Schächte und Entwässerungsrohre in Bäche und Seen. Heidi hat keine Vorschrift gefunden, die das Ausbringen von Düngern oder PSM in der Nähe von entwässerten Strassen einschränken würde. Einzig von den Bauern, welche Direktzahlungen beziehen, wird ein mindestens 50 cm breiter Grasstreifen entlang von Wegen verlangt. Demzufolge gilt die allgemeine Sorgfaltspflicht. Sinnvoll wäre es, auch hier einen Pufferstreifen vorzuschreiben. In diesem Falle wären Bauern und Hausbesitzer gefordert.

Entwässerungsschächte werden immer wieder als Abwasserschächte benutzt. Am 8.9.12 hatten Arbeiter in Zumikon ZH Abfallcontainer gereinigt und das Dreckwasser in einen Meteorschacht geschüttet. Was geschah weiter? 1103 tote Bach- und Seeforellen trieben im Rietbach durch die idyllische Landschaft beim Golfplatz. Gemäss dem kantonalen Fischereiaufseher wird es sechs Jahre dauern bis sich der Fischbestand erholt hat. Sein Appell lautet: Jegliche Abwässer und Chemikalien fachgerecht entsorgen und keinesfalls in Abläufe an der Strasse schütten. Diese führen nicht in die Kläranlage. «Das wissen leider viele Leute nicht.», Zürichsee-Zeitung: Fische mit Putzmittel vergiftet.

Der Kanton Luzern gehört zu den wenigen, welche eine Statistik über Gülle-Unfälle führt und das Problem mit den Einlaufschächten auf Landwirtschaftsbetrieben angeht: „…Konkret bedeutet dies, dass bei den Kontrollen für den ökologischen Leistungsnachweis auf den Landwirtschaftsbetrieben auch auf Schwachstellen beim Jauche-Ausbringen geachtet wird. «Gibt es Einlaufschächte in der Nähe der Güllepumpe?»…“, Kanton Luzern: Die Gülleunfälle werden weniger, aber es gibt noch viel zu tun, Wochen-Zeitung für das Emmental und Entlebuch, 9.2.12.

Zwei Beispiele zeigen, dass immer wieder Gülle in Einlaufschächte geschwemmt wird. Zum Beispiel in der Gemeinde Horrwil im Wasseramt SO. Im Protokoll des Gemeinderats vom 11.7.12, Punkt 7, wurde festgehalten, dass das nächste Mal Anzeige erstattet würde. Der Schweizer Bauer berichtete am 20.11.12 über Gülle, die aus einem Maisacker via Einlaufschacht in den Gordastbach bei Gurmels FR geschwemmt worden war.

Was viele ebenfalls nicht wissen oder einfach ignorieren: Es ist verboten, Unkrautvertilgungsmitteln auf Wegen und Plätzen einzusetzen. Von dort gelangen sie oft auch über die Meteorwasserschächte – von denen es in der Schweiz unzählige gibt – in die Gewässer, Medieninformation BAFU: Herbizidverbot auf Wegen und Plätzen ist bei Gartenbesitzern weitgehend unbekannt, 22.10.10.

24.9.12 HOME


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