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Setzt! Endlich! Grenzen! Selbst Firmen wünschen sich radikalere Vorgaben

18. Juni 2018
Auch in der Schweizer Politik wird laufend GRÜN-gewaschen.

Auch in der Schweizer Politik wird laufend GRÜN-gewaschen.

Heidi hat einen Hinweis auf den folgenden Artikel der Süddeutschen Zeitung im Postfach gefunden. Danke, liebe Leserin! Er beginnt wie folgt:

  • Auf freiwilligen Verzicht zu setzen, ist naiv und fahrlässig.
  • Die Bereitschaft zu Veränderungen ist da, doch es fehlen Regeln.
  • Die Politik muss stärker eingreifen, nicht nur mit Verboten, sondern als Planer, Vermittler und Entscheider.

Wir wissen längst, dass wir über unseren Verhältnissen leben, aber die Politik, unsere BundesrätInnen und unsere Behörden tun so, als ob es ewig weitergehen könnte wie bisher. Und sie sind ausgesprochen gut im Grünwaschen. E-Autorennen mit Batterien, welche mittels Diesel aufgeladen werden, scheint sie mehr zu begeistern als der Schutz der Umwelt und unserer Gesundheit.

Zitat aus Setzt! Endlich! Grenzen: „… Für einen tief greifenden Wandel sind deutliche Signale aus Politik nötig. Doch die scheut sich, zu ordnen und zu regulieren. Sie schiebt Bürgern eine Verantwortung zu, der jeder für sich genommen nicht gerecht werden kann …

… Allzu oft drücken sich die Regierenden, allen voran die in Berlin, um diese Verantwortung. Vor allem dort, wo es weh tut, wie sich im Fall der deutschen Autoindustrie zeigt …

… Nicht wachsen, sondern Grenzen setzen und masshalten, muss daher das Motto der Zukunft lauten …

… Grundsätzlich zu niedrig kalkuliert sind auch die Preise für Lebensmittel und andere Agrarerzeugnisse. Kosten für überdüngte Böden, verschmutztes Wasser und der Verlust der Artenvielfalt bleiben unberücksichtigt … Mit den gerade vorgestellten Vorschlägen für die nächste Agrarreform verspielt die EU die grosse Chance, hier neue Anreize zu setzen. Anstatt Landwirte dafür zu belohnen, dass sie möglichst wenig Pestizide einsetzen, massvoll düngen und die Artenvielfalt fördern, soll das Geld weiterhin vor allem nach dem Giesskannenprinzip verteilt werden – von Ökoroutine kaum eine Spur.

Dabei wäre genau das dringend notwendig. Der regenerative Umgang mit Umwelt und Ressourcen muss in allen Bereichen der Wirtschaft zum Standard werden. Auch die Wissenschaft muss hier endlich ihren Beitrag leisten. Viele Ökonomen sind in alten Denkmustern gefangen. Wachstum gilt nach wie vor als Erfolgskriterium schlechthin, Umweltschutz wird dagegen als Störfaktor empfunden – geradeso, als könnten Volkswirtschaften und Firmen über unbegrenzte Ressourcen verfügen …

… Viel Zeit bleibt für diese Wende nicht mehr. „Wir steuern im Irrsinnstempo auf eine unbeherrschbare globale Situation zu“, warnt der bekannte deutsche Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber. „Wenn wir nicht radikal umsteuern, fahren wir die Zivilisation an die Wand.“ …

… All dies sind triftige Gründe, um endlich ein Wirtschaftsmodell zu etablieren, das den Planeten nicht zerstört. Nur wenn möglichst viele Menschen dieses Ziel verfolgen, kann aus gutem Willen auch eine gute Tat werden. Dafür braucht es Politiker, die rasch und beherzt entscheiden.“

Setzt! Endlich! Grenzen! Silvia Liebrich, Süddeutsche Zeitung vom 17.6.18.

18.6.18 HOME

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Biodiversität: Setzen wir auf das falsche Pferd?

19. Juli 2013
Bläuling auf Teufelsabbiss in einem Moor, fotografiert von einer Heidis-Mist-Leserin

Bläuling auf Teufelsabbiss in einem Moor, fotografiert von einer Heidis-Mist-Leserin

20’000 Hektaren Moorland wurden im Kanton Zürich trockengelegt. Jetzt möchte man 3 Hektaren wiederherstellen. Wie kam es zu diesem Projekt? Der Acker ist häufig vernässt, erneute Drainage und Erdaufschüttung wären nötig. Weil das Land in einer Waldlichtung liegt und kein Wasser aus landwirtschaftlich bewirtschafteten Flächen zufliesst, ist es hervorragend dazu geeignet, in ein artenreiches Moor zurückverwandelt zu werden. Die Fachstelle für Naturschutz nahm diese seltene Gelegenheit wahr und schlug vor, die Ackererde abzutragen und damit ein gleich grosses Stück minderwertiges Kulturland zur Fruchtfolgefläche aufzuwerten. Der Bauer willigte gegen Entschädigung in den Handel ein, nicht gerne zwar, aber immerhin. Doch dem Zürcher Bauernverband gefiel das gar nicht, er mobilisierte Bauern gegen das Vorhaben: Mit Mistgabeln und Traktoren gegen die Baudirektion, Tagesanzeiger vom 16.7.13.

Wir wissen es, die Biodiversität nimmt in erschreckendem Mass ab: Biodiversität in der Abwärtsspirale, NZZ vom 15.5.13. Internationale Gremien schlagen eine neue Strategie vor: Rote Biotop-Liste statt Rote Arten-Liste. Solche Projekte haben also höchste Priorität. Fachleute warnten vor Jahrzehnten, dass das Ausschütten von Ökobeiträgen im Giesskannenprinzip den Artenschwund nicht aufhalten könne, man müsse gezielt dort Artenschutz betreiben, wo es sich lohne, und für Qualität zahlen, nicht für irgendwelche Flächen, denn das nütze wenig. Mit der neuen Agrarpolitik wird ein bisschen geschräubelt, aber nicht wirklich auf die Probleme eingegangen. Klar, die Bauern wehren sich, und wie! Häufig mit Erfolg im Parlament. Nicht ganz alle.

Zum Beispiel Thomas schwärmt von „seinen“ Schmetterlingen, richtet Nistgelegenheiten für Vögel ein und lässt die Blumenwiese mit Orchideen am Waldrand 5 m breit stehen. Er studiert zusammen mit Anna die neuesten Entwicklungen im ökologischen Landbau und optimiert die Produktion. Solche Bauern sollte man fördern und endlich mit dem Verschwenden von Steuergeldern für unwirksame Massnahmen aufhören.

Was man auch weiss: In den letzten zehn Jahren wurden im Kanton Zürich 1500 Hektaren neu überbaut. Die VertreterInnen des ZBVs im Kantonsrat stimmen regelmässig für die Bauvorhaben in der freien Landschaft (die Bauern profitieren vom Landverkauf). Sie beklagen den Verlust von Fruchtfolgefläche, leisten aber dem Landverschleiss Vorschub.

19.7.13 HOME


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