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Konventionelle und biologische Pestizide im Vergleich

13. März 2023
Quelle: Global 2000

Quelle: Global 2000

Heidi hat einen Hinweis auf folgenden Beitrag von Global 2000 erhalten: Konventionelle und biologische Pestizide im Vergleich, 23.2.23. Sie hatte schon am 7.12.22 über die wissenschaftliche Studie berichtet, die diesem Beitrag zugrunde liegt: Toxische Pestizide: So weit haben wir es gebracht! Weil das Thema so wichtig ist, zitiert Heidi im Folgenden aus dem Artikel von Global 2000:

„Die BefürworterInnen der industriellen Landwirtschaft behaupten, Bio-Bäuerinnen und -Bauern würden Gifte sprühen – und das nicht zu knapp. Ob Chemie oder Naturstoff spiele keine Rolle. Damit beschädigen sie den Ruf der Bio-Landwirtschaft. Zeit für einen Faktencheck!

Die negativen Auswirkungen des massenhaften Einsatzes von Pestiziden auf die biologische Vielfalt, das Klima und die Gesundheit nehmen stetig zu. Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, hat die EU-Kommission im Mai 2020 im Rahmen des European Green Deal die Farm to Fork-Strategie vorgestellt.

Damit soll der Übergang zu einem fairen, widerstandsfähigen und artenfreundlichen Landwirtschafts- und Lebensmittelsystem in Europa eingeleitet werden. Zu den wichtigsten Massnahmen gehören:

  • Schutz sensibler Gebiete vor negativen Pestizidwirkungen
  • Halbierung des Einsatzes und der Risiken von Pestiziden
  • Ausweitung der Bio-Landwirtschaft auf 25% der landwirtschaftlichen Nutzfläche bis 2030

Pestizide im Vergleich

BefürworterInnen der industriellen Landwirtschaft sind der Meinung, dass die biologische Landwirtschaft nicht das sei, was sie vorgibt zu sein. Dabei argumentieren sie vor allem mit zwei Behauptungen:

  • Bio-Bäuerinnen und -Bauern verwenden Pestizide, und zwar ähnlich häufig wie konventionelle.
  • Bio-konforme, natürliche Pestizid-Wirkstoffe sind ähnlich giftig wie synthetische.

Gemeinsam mit Prof. Dr. Johann Zaller von der BOKU (Universität für Bodenkultur Wien) haben wir im Auftrag von IFOAM Organics Europe, dem Europäischen Dachverband der Bio-Landwirtschaft, die Behauptungen einem Faktencheck unterzogen. Dabei wurde auch ein systematisch toxikologischer Vergleich durchgeführt.

Getestet wurden:

  • 256 Pestizide, die in der konventionellen Landwirtschaft zugelassen sind
  • 134 Pestizide, die auch in der biologischen Landwirtschaft erlaubt sind

Sind konventionelle und biologische Pestizide ähnlich giftig?

Um es gleich vorwegzunehmen: Die Antwort lautet: nein. Nimmt man die Gefahren-Klassifizierungen und gesundheitliche Richtwerte aus dem EU-Zulassungsverfahren als Massstab für die Bewertung der Giftigkeit von Pestiziden – dann sind die synthetischen deutlich gefährlicher als die natürlichen.

Stellt man die Pestizide anhand ihrer Gefahren-Klassifizierung gegenüber, so zeigen sich deutliche Unterschiede:

  • 55% der meist synthetischen Pestizid-Wirkstoffe, die in der konventionellen Landwirtschaft zugelassen sind, tragen zwischen 1 und 9 Gefahrenhinweise.
  • 3% der natürlichen Pestizid-Wirkstoffe, die auch in der biologischen Landwirtschaft erlaubt sind, tragen zwischen 1 und 5 Gefahrenhinweise.

Nach genauerer Untersuchung stellte sich heraus, dass sich in 16% der in der konventionellen Landwirtschaft verwendeten Pestizide Warnhinweise über mögliche Schäden für das ungeborene Kind, den Verdacht auf Karzinogenität oder akute tödliche Wirkungen finden, aber in keinem Pestizid mit Bio-Zulassung!

40% der synthetischen Pestizid-Wirkstoffe werden als sehr giftig für Wasserorganismen eingestuft, aber nur 1,5% der natürlichen Pestizid-Wirkstoffe.

Keine dieser Gefahren kann derzeit bei den natürlichen Pestizid-Wirkstoffen, die in der Bio-Landwirtschaft erlaubt sind, festgestellt werden.

Unterschiede zwischen den Pestiziden zeigen sich auch, wenn man die gesundheitsbezogenen Richtwerte als Massstab heranzieht: In 93% der meist synthetischen Pestizid-Wirkstoffe, die in der konventionellen Landwirtschaft zugelassen sind, aber nur in 7% der natürlichen Pestizid-Wirkstoffe, die auch in der biologischen Landwirtschaft erlaubt sind, wurde die Festlegung gesundheitsbezogener Richtwerte von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) als relevant erachtet.

Die Gegenüberstellung zeigt, dass den biologischen Pestiziden ein deutlich geringeres Risikopotenzial für die menschliche Gesundheit und die Umwelt zugeschrieben wird, als den konventionellen.

Eine Erklärung für den erheblichen Unterschied in der Giftigkeit liegt in der Art und Herkunft der jeweiligen Pestizid-Wirkstoffe. Fast 90% der 256 konventionellen Pestizide bestehen aus synthetisch hergestellten Substanzen der Erdölchemie.

Im Gegensatz dazu sind alle 134 biologischen Pestizide natürliche oder natürlich gewonnene Stoffe (wie in der EU-Öko-Verordnung (EU) 2018/848 gefordert).

Nun wissen wir, dass „natürlich“ nicht automatisch „ungiftig“ bedeutet. Denken Sie zum Beispiel an die tödlichen Gifte einiger Pflanzen oder Schlangen. Schaut man sich aber die in der EU-Pestiziddatenbank gelisteten biologischen Pestizide an, stellt man schnell fest, dass deren überwiegende Mehrheit aus Substanzen besteht, die als ungiftig gelten können. So sind 75 nicht einmal „Stoffe“ im eigentlichen Sinne, sondern lebende Mikroorganismen (z.B.: Bakterien oder Pilze).

Dieser signifikante Unterschied im Gefahrenprofil der biologischen und konventionellen Pestiziden hängt mit einer grundlegend anderen Wirkungsweise zusammen:

Fast alle synthetischen Pestizid-Wirkstoffe entfalten ihre Wirkung durch Beeinflussung biochemischer Prozesse in den jeweiligen Zielorganismen (z.B.: Schädlinge). Sie wirken als sogenannte „Single-Site“-Inhibitoren von Enzymen oder Rezeptoren. Diese sind für den Zellstoffwechsel und für die Kommunikation innerhalb der Zelle und zwischen verschiedenen Zellen wesentlich. Das grosse Problem daran ist, dass unerwünschte Nebenwirkungen in Nicht-Zielorganismen (z.B.: bei Nützlinge) auftreten können.

Unter den biologischen Pestiziden findet sich solch ein Wirkungsmodus nur bei den Insektiziden „Azadirachtin“, „Pyrethrinen“ und „Spinosad“. Das Insektizid „Azadirachtin“ hemmt die hormonell induzierte Häutung von Insektenlarven. Die Insektizide „Pyrethrine“ als auch „Spinosad“ drosseln die Übertragung von Nervenimpulsen bei Insekten.

Die anderen biologischen Pestizide wirken auf andere Weise, indem sie beispielsweise Schädlinge vertreiben oder die Abwehrkräfte der Pflanze stärken. Das ist auch der Hauptgrund dafür, dass in der biologischen Landwirtschaft nur selten eine Resistenzentwicklung beobachtet wird.

So wirken die biologischen Pestizide

Natürliche Pestizid-Wirkstoffe, wie Essig oder Seife, wirken auf physikalisch-chemische Weise, indem sie die Zellmembran schädigen. Backnatron (Kaliumhydrogencarbonat) oder Löschkalk (Kalziumhydroxid) verändern den pH-Wert und trocknen den Zielorganismus aus. Pflanzenöle bilden eine physische Barriere zwischen der Pflanze und den Schadinsekten.

Einsatz von Pestiziden in der Bio-Landwirtschaft

Die unwahre Behauptung, biologische Pestizide seien vergleichbar giftig wie konventionelle, ist oft mit einer anderen Unterstellung verbunden: Die Häufigkeit ihrer Verwendung in der Bio-Landwirtschaft sei mit jener von synthetischen Pestiziden in der konventionellen Landwirtschaft vergleichbar.

Der einfachste Weg, den Wahrheitsgehalt dieser Behauptung zu überprüfen, wäre ein Vergleich der Daten zum Pestizideinsatz. Doch leider ist dies nicht möglich. Denn obwohl die EU-Pestizidverordnung von den landwirtschaftlichen Betrieben verlangt, ihre Pestizidanwendungen detailliert und täglich zu dokumentieren, haben sich eine Gruppe von EU-Mitgliedstaaten sowie bis vor kurzem auch Bauernverbände erfolgreich gegen die Verwendung dieser Anwendungsdaten für statistische Zwecke gewehrt.

Im Juni 2022 einigten sich die EU-Mitgliedstaaten darauf, ab 2028 jährlich Daten zum Pestizideinsatz zu erheben und zu veröffentlichen. Doch bis dahin stehen nur die Verkaufsdaten zur Verfügung. Und genau auf diese Daten berufen sich die KritikerInnen der Bio-Landwirtschaft, wenn sie ihr vorwerfen, einen vergleichbaren oder sogar höheren Pestizidverbrauch zu haben als die konventionelle Landwirtschaft.

Grundlage solcher Behauptungen ist eine irreführende Interpretation der Pestizidverkaufsdaten, die die EU-Mitgliedsstaaten jährlich veröffentlichen müssen. In unserem Faktencheck haben wir für Sie ein konkretes Beispiel aus Österreich. Damit kann die Behauptung, der Pestizideinsatz in der biologischen Landwirtschaft sei mit dem in der konventionellen Landwirtschaft vergleichbar, erfolgreich widerlegt werden.

Was können KonsumentInnen tun?

Dass die in der Bio-Landwirtschaft verwendeten natürlichen Pestizid-Wirkstoffe eine ähnliche Giftigkeit aufweisen, wie die in der konventionellen Landwirtschaft verwendeten synthetischen Pestizid-Wirkstoffe, bestätigen die Ergebnisse der Studie nicht.

Daher empfehlen wir beim Einkauf auf saisonale und regionale Produkte zu achten, denn diese sind in der Regel weniger mit Pestiziden belastet. Wirklich sicher sind aber nur Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft, da hier gar keine synthetischen Pestizide eingesetzt werden dürfen.“

Den ausführlichen Bericht von Global 2000 lesen Sie hier: Konventionelle und biologische Pestizide im Vergleich. 23.2.23

Faktencheck

Toxicological Comparison of Pesticide Active Substances Approved for Conventional vs. Organic Agriculture in Europe. Helmut Burtscher-Schaden et al. Toxics 2022, 10(12), 753; https://doi.org/10.3390/toxics10120753 2.12.22

Toxische Pestizide: So weit haben wir es gebracht! Heidis Mist 7.12.22

Pestizidreduktion in Apfelplantagen und Einfluss des Klimawandels. Heidis Mist 5.3.23

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13.3.23 HOME

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Werden neue Gentech-Pflanzen den Pestizideinsatz verringern?

21. Mai 2022
GLOBAL 2000 und Friends of the Earth Europe

GLOBAL 2000 und Friends of the Earth Europe

Zitate aus der Medienmitteilung von GLOBAL 2000 Wien vom 12.5.22:

Die Konsultation zum EU-Gentechnikrecht läuft. In der Befragung schwingt der Wunschtraum der Pestizidreduktion durch Neue Gentechnik (NGT)-Pflanzen in der Landwirtschaft mit. Die österreichische Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 und Friends of the Earth Europe fassen in einem Report die Belege zusammen: Alte wie neue Gentechnik-Pflanzen werden den Pestizideinsatz nicht verringern.

“Ein Blick nach Südamerika zeigt: Der Herbizideinsatz vervielfachte sich in den letzten 25 Jahren auf den Gentechnik-Feldern und machte mittelfristig mehr und stärkere Pestizide notwendig. Aber auch gegen diese Herbizide entwickeln die ‘Super-Unkräuter’ Resistenzen und verbreiten sich weiter. So nimmt der Gentechnik-Pestizid-Teufelskreis seinen Lauf”, skizziert Brigitte Reisenberger, Gentechniksprecherin von GLOBAL 2000.

Geschäftsmodell: patentiertes Saatgut + Pestizid

Die grossen Biotech-Konzerne und Gentechnik-Lobbyisten geben an, dass sich die neuen gentechnisch veränderten Pflanzen von denen der ersten Generation unterscheiden und sie den Einsatz von Pestiziden verringern werden. Aber auch hier deuten die Belege in eine andere Richtung. Viele Neue Gentechnik-Pflanzen, die sich derzeit in der Entwicklungspipeline befinden, zielen genau wie die alte Gentechnik auf Herbizidtoleranz ab.

Eine Untersuchung des JRC (Joint Research Center) der EU auf Grundlage von Informationen der Gentechnik-EntwicklerInnen ergab: Herbizidtoleranz ist mit 6 von 16 Pflanzen die grösste Merkmalsgruppe Neuer Gentechnik-Pflanzen, die kurz vor der Kommerzialisierung stehen. ”Dies ist nicht überraschend, da das Geschäftsmodell vieler Saatgut- und Chemieunternehmen ist, patentiertes Gentechnik-Saatgut von herbizidtoleranten Pflanzen und die dazugehörigen Pestizide gleich im Doppelpack zu verkaufen. Vor allem grosse Konzerne profitieren davon, wenn LandwirtInnen in diesem Teufelskreis der Pestizide verbleiben – denn Bayer, Corteva, Syngenta und BASF sind nicht nur grosse Gentechnik-Produzenten, sondern beherrschen zugleich auch die globalen Pestizidmärkte“, so Brigitte Reisenberger.

Mangelhafte Konsultation zu EU-Gentechnikrecht

In der öffentlichen Konsultation zum EU-Gentechnikrecht suggeriert die Europäische Kommission, dass Neue Gentechnik-Pflanzen zur Reduktion von Pestiziden beitragen würden. “Belege liefert die Europäische Kommission hierfür nicht, sondern wiederholt im Fragebogen vage Nachhaltigkeitsversprechungen der Biotech-Industrie, ohne diese systematisch zu überprüfen”, kritisiert Brigitte Reisenberger. Die Verfolgung der Gentechnik zur Pestizidreduktion lenkt von zukunftsweisenden umwelt- und biodiversitätsfreundlichen Ansätzen ab. Agrarökologische und biologische Landwirtschaft sind systembasiert, nicht auf isolierte genetische Merkmale ausgerichtet und halten die Bäuerinnen und Bauern nicht in der Abhängigkeit von chemisch-synthetischen Pestiziden.

Entwicklungsstadien Gentechnik-Pflanzen

Heidi hat aus dem Bericht der EU Current and future market applications of new genomic techniques. Joint Research Centre (European Commission) zwei Abbildungen kopiert, um die Bedeutung der Entwicklung und der Techniken zu veranschaulichen sowie die Schlussfolgerungen.

Abbildung 3. NGTs, die in den in der Datenbank identifizierten Pflanzen verwendet werden.

Copyright: Joint Research Centre (European Commission)

Copyright: Joint Research Centre (European Commission)

Abbildung 6. NGT-produzierte Pflanzen in den vier Entwicklungsstadien (kommerziell, vorkommerziell, fortgeschrittene Forschung und Entwicklung und frühe Forschung und Entwicklung), nach Pflanzengruppen.

Copyright: Joint Research Centre (European Commission)

Copyright: Joint Research Centre (European Commission)

Vergleich Kulturen NGT-Forschung / Pestizideinsatz in der Schweizer Landwirtschaft

Im Agrarbericht 2020 werden die in der Schweizer Landwirtschaft eingesetzten Pestizidmengen und Anwendungen pro Kultur 2009-2018 aufgeführt. Ein Vergleich der NGT-Forschung, siehe Figure 6 oben im Bericht des Joint Research Centre (European Commission), und des Pestizideinsatzes pro Kultur in der Schweiz zeigt, dass die aktuelle NGT-Forschung, zumindest im nächsten Jahrzehnt unser Pestizidproblem nicht lösen kann. Weitaus am meisten geforscht wird für neue NGT-Getreidesorten. In der Schweiz ist der Pestizideinsatz in Getreide gering, dies trotz nicht optimalen Klimabedingungen für Getreide. Hingegen kaum NGT-Forschung gibt es für Bäume, wo doch der schweizerische Kernobstbau Spitzenreiter ist im Einsatz von Pestiziden zusammen mit den Reben. Auch im Steinobstanbau wird viel gespritzt.

Das Spritzproblem im Rebberg haben innovative Weinbauern mit den Piwi-Sorten gelöst. Bundesrat Parmelin und seine MitarbeiterInnen haben denn auch den Betrieb Lenz am 29.3.22 besucht. Offensichtlich interessiert sich zumindest das Bundesamt für Landwirtschaft für diese Rebsorten, die keine Pestizide benötigen. Noch immer werden bei Neupflanzungen anfällige alte Sorten gesetzt, wo man doch im Weinbau den Pestizid-Einsatz auf Null senken könnte. Das Pestizidproblem im Rebbau ist uralt, Piwi-Sorten gibt es schon lange, aber was der Bauer nicht kennt … Schade eigentlich für die Umwelt und unsere Gesundheit!

Für die gesunde Ernährung besonders wichtig sind Früchte und Gemüse; hier wird nur wenig geforscht auf der Ebene der NGTs. Für die grossen Züchter dürften sie nicht interessant sein wegen der Vielfalt. Kommerziell gewinnbringend sind wohl eher die eintönigen riesigen Getreidemonokulturen und Maisfelder.

Agrarbericht 2020, Kapitel Umwelt

Agrarbericht 2020, Kapitel Umwelt

Schlussfolgerungen Joint Research Centre

Die NGT der Gruppe 1, insbesondere die auf CRISPR basierenden, werden in der Agrar- und Ernährungswirtschaft aktiv und zunehmend eingesetzt, Industrie und Medizin bei allen untersuchten Organismen (Pflanzen, Pilze, Tiere, Mikroorganismen und menschliche Zellen). Dank seiner Flexibilität, Erschwinglichkeit und einfachen Anwendung eröffnet CRISPR zahlreiche neue Möglichkeiten in Bezug auf die Organismen, in denen es eingesetzt werden kann, und die Eigenschaften, die damit erzielt werden können, und es erreicht auch viele Akteure weltweit.

Für diese Studie wurde ein umfangreicher Datensatz gesammelt, der einen sehr guten Überblick über die  derzeitige und potenzielle Nutzung von NGTs für kommerzielle Zwecke. Derzeit werden weltweit nur wenige Anwendungen vermarktet (ein Pflanzenprodukt, ein Mikroorganismus für die Freisetzung in die Umwelt und mehrere Mikroorganismen für die geschlossene Produktion kommerzieller Moleküle), aber es gibt etwa 30 identifizierte Anwendungen (bei Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen), die sich in einem vorkommerziellen Stadium befinden und kurzfristig (innerhalb von 5 Jahren) auf den Markt kommen könnten.

Wenn die in dieser Studie identifizierten Anwendungen, die sich in einem fortgeschrittenen FuE-Stadium befinden in einem Jahrzehnt kommerziell werden, könnten bis 2030 über hundert Pflanzen und mehrere Dutzend Tiere und medizinische Anwendungen auf dem Markt sein. Man kann mit Sicherheit sagen, dass die meisten dieser bis 2030 kommerzialisierten Anwendungen auf Techniken der Gruppe 1 (CRISPR) und einige auf Techniken der Gruppe 2 beruhen. Der Reifegrad von Anwendungen der Gruppen 3 und 4 sind im Hinblick auf die kommerzielle Freigabe weniger ausgereift.

Ein Sektor von besonderem Interesse ist die Nutzung von Mikroorganismen für industrielle Zwecke, wo NGT-Anwendungen nicht ausgesondert werden können (wie bei Pflanzen, Tieren oder klinischen Versuchen), weil die NGTs bereits aufgegriffen werden und in den routinemässigen genetischen Werkzeugkasten zur Stammesverbesserung aufgenommen und eingebettet werden. Es scheint, dass die Verwendung von NGTs bereits in vielen Fällen eine Realität sind, was wahrscheinlich durch die Verwendung von Mikroorganismen in geschlossenen Systemen und die Tatsache erleichtert wird, dass das Endprodukt nicht das Ziel ist. In der Bioökonomie ist es sehr wahrscheinlich, dass sich NGTs schneller durchsetzen werden als Mikroorganismen, die industrielle biobasierte Moleküle (z. B. Biokraftstoffe) produzieren.

Der Bereich der pharmazeutischen und kosmetischen Produkte, die aus Mikroorganismen gewonnen werden, stellt eine Datenlücke in dieser Studie dar, aber wir glauben, dass es sich auch um einen ein sehr wichtiger Anwendungsbereich für NGTs in Produkten handelt, die möglicherweise bereits auf dem Markt sind. Im medizinischen Bereich gibt es vielversprechende Anwendungen von CRISPR-gestützten Techniken und anderen NGTs zur Bekämpfung von Krankheiten zu bekämpfen, und in vielen Fällen haben die Anwendungen bereits Patienten erreicht, in Phase I und Phase I/II der klinischen Versuche. Dank der Flexibilität von CRISPR/Cas, sowohl in Bezug auf die Sequenzspezifität als auch in Bezug auf verschiedene Verwendungszwecke wird es bereits bei der Suche nach Lösungen für den schnellen Nachweis von COVID-19 und auch bei einigen therapeutischen Optionen gegen diese Krankheit eingesetzt.

Unsere Datenbank der NGT-Anwendungen weist auf die Vereinigten Staaten und China als die häufigsten Herkunftsländer, insbesondere in den marktnahen Phasen. Die EU, insbesondere Deutschland und Frankreich, ist ebenfalls aktiv. Dank der Flexibilität und Erschwinglichkeit von NGTs (insbesondere CRISPR) sind auch mehrere Entwicklungsländer in diesem Bereich aktiv, vor allem im Agrarsektor.

Hier finden Sie die ausführlichen Informationen:

Report analysiert Gentechnik-Pestizid-Teufelskreis in Landwirtschaft – GLOBAL 2000: Neue Gentechnik-Pflanzen werden Pestizideinsatz nicht verringern. GLOBAL 2000 12.5.21

Der Gentechnik-Pestizid-Teufelskreis. Friends of the Earth Europe, GLOBAL 2000, Mai 2022

Neue Gentechnik: Echter Klimaschutz sieht anders aus! GLOBAL 2000, 14.3.22

Neue Gentechnik-Pflanzen in der Entwicklungs-Pipeline. GLOBAL 2000 7.4.22

Current and future market applications of new genomic techniques. Joint Research Centre (European Commission) 19.4.21

Agrarbericht 2020, Umwelt, Pflanzenschutzmittel

Gelassene Stimmung mit Bundesrat Parmelin. Weingut Lenz 29.3.22

Laute Lobby für einen stillen Frühling. Heidis Mist 15.5.22

21.5.22 HOME

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Glyphosat-Zulassung EU: Umweltorganisationen erstatten Anzeige

2. März 2016

Heute, am 2. März 2016, erstatten sechs Umweltorganisationen aus fünf europäischen Ländern Strafanzeigen gegen die Verantwortlichen im Genehmigungsprozess von Glyphosat wegen deren Leugnung der krebserregenden Wirkung des Wirkstoffs. Es sind dies: Global 2000, Natur et Progrès Belgique, Générations Futures, PAN UK, PAN Europe und Wemove.EU. Die Klage richtet sich gegen Monsanto, das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) und die Europäische Lebensmittelbehörde (EFSA).

Im März 2015 stufte die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend ein. Das Europäische Pestizidrecht (EU Verordnung 1107/2009) schließt die Zulassung von nachweislich krebserregenden Wirkstoffen aus. Doch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), in seiner Rolle als Berichterstatter für die EU-weite Wiedergenehmigung von Glyphosat, und die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), haben den Wirkstoff als „nicht krebserregend“ bewertet und stimmen somit einer erneuten Zulassung von Glyphosat zu.

Glyphosat-Zulassung: Wir zeigen Monsanto, BfR und EFSA an, Industrie-Studien verschleiern Krebseffekte – BfR und EFSA liefern irreführende Bewertungen, Medieninformation, Global 2000, 2.3.16

2.3.16 HOME


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