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Chinas Massnahmen gegen Erosion und Überschwemmungen fördern globalen Kahlschlag

3. August 2021
Das Schweizer Fernsehen brachte heute einen interessanten Beitrag über Aufforstung von Wüste. Heidi hat daher nachgeschaut wie es sonst mit dem Wald in China steht.

Das Schweizer Fernsehen brachte am 2.8.21 einen interessanten Beitrag über Aufforstung von Wüste, denn Sandstürme sind ein grosses Problem für die betroffenen Städte. Heidi hat nachgeschaut wie es sonst um den Wald in China steht.

Vorwiegend in Berggebieten Chinas wurden Mitte des 20. Jahrhunderts Wälder systematisch gerodet, um das Holz für den wirtschaftlichen Aufbau zu nutzen und landwirtschaftliche Anbauflächen für die wachsende Bevölkerung zu schaffen. Dies führte zu einer Zunahme des Oberflächenabflusses und der Bodenerosion. Die Folge sind höhere Sedimentfrachten und Hochwasserspitzen in den Flüssen, welche Menschen, Infrastrukturen und Trinkwasserversorgung gefährden.

Die zunehmenden Überschwemmungen führten zu einer Änderung der chinesischen Landnutzungspolitik. Die landwirtschaftliche Nutzung auf Hängen steiler als 30 Grad wurde landesweit verboten, die weitere Rodung von Wäldern am Hang untersagt, die ungeregelte Holznutzung beschränkt und Aufforstungsprogramme gestartet. Gerodet wird aber immer noch, etwa von 2002 bis 2020  76’000 Hektar an Primärwald, dessen Fläche in diesem Zeitraum um 4,4% zurückging.

China fördert den globalen Kahlschlag

Um Flutkatastrophen vorzubeugen, hat China das Bäumefällen in seinen eigenen Forsten gestoppt. Stattdessen werden nun gigantische Holzmengen aus den übrigen Ländern Südostasiens und aus Russland importiert, auch der Schwarzmarkt blüht. Seit drei Jahrzehnten beutet Asiens grösster Holzverbraucher Japan systematisch die Urwälder Südostasiens aus. Nun wird befürchtet, dass Chinas extrem gewachsener Einfuhrbedarf auch noch den Rest der grünen Wildnis in der Region vernichtet.

Auch Schweizer Holz wird nach China exportiert. Michael Gautschi, Direktor von Holzindustrie Schweiz, sagte 2018, es werde rund ein Prozent des Schweizer Holzes nach China exportiert. Ökologisch seien solche Transporte nicht so schlimm: «Das Holz wird in die Container geladen, mit denen Waren aus China in die Schweiz verschifft werden.» Oder sollte man eher sagen: „Holz kommt verarbeitet in Containern zurück?“ Zum Beispiel Bau- und Möbelholz, Tischplatten, Balken, Bretter, Geländer, Fournier landen auf den Weltmarkt und werden auch in die Schweiz vertrieben. Vor Weihnachten 2020 verkaufte die Migros Wallhölzer aus Buchenholz made in China und Alibaba und Made-in-China bieten zahlreiche Holzprodukte an.

Wenn ein Geschäft ökonomisch aufgeht, dann lässt sich ökologisch Absurdes durch schöne Worte rechtfertigen.

Aufforstungen in China. Waldwissen.net, Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft

Global Forest Watch, China.

China befördert den globalen Kahlschlag. GEO

Holz-Export nach China empört Naturschützer. Pressereader vom 17.10.18

Schweizer Rohstoff-Export Asiaten wollen mehr Schweizer Holz. Matthias Heim, SRF vom 6.5.17

Made-in-China

Alibaba

Holz bleibt das Material der Wahl für zukunftsfähige Bauten. Lignum vom 5.4.21

Grossauftrag in China geht an Häring AG. späne

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Hungrige Mühlen und ihre Rolle in Indonesiens Palmölindustrie

3. Februar 2021

Nachfolgend ein Bericht von Gaby Allheilig, Centre for Development and Environment (CDE), Universität Bern, über die Masterarbeit von Cristina Joss. Unter dem Link am Schluss dieses Beitrags finden Sie zahlreiche Fotos, die jedoch nicht für die Medien zur Verfügung stehen.

In Indonesien geht rund ein Viertel der Waldrodungen direkt auf Ölpalmen zurück. Wenig beleuchtet dabei: die Rolle der Ölmühlen. Viele produzieren heute deutlich unter ihrer Kapazität – und sind hungrig nach noch mehr Palmölfrüchten. Damit steigt das Risiko für weitere Entwaldungen.

In welchem Mass die Mühlen diese vorantreiben und welche Rolle sie für eine nachhaltigere Produktion spielen könnten, hat eine Masterarbeit am Centre for Development and Environment (CDE) und dem Geographischen Institut der Universität Bern unter die Lupe genommen.

Zentralkalimantan

Die Provinz im indonesischen Teil Borneos ist bekannt für die letzten Borneo-Orang-Utans – und dafür, ein Hotspot der Palmölindustrie zu sein. Laut Global Forest Watch hat sie zwischen 2000 und 2019 rund einen Viertel ihrer Wälder verloren. Nicht nur, aber vor allem wegen der Palmölindustrie.

Einer der wichtigen Akteure dabei sind die Verarbeiter der Früchte. Denn um eine gute Ölqualität zu erzielen, müssen die frisch geernteten Früchte rasch an die Mühlen geliefert werden – idealerweise innerhalb von 24 Stunden. Dort werden sie gepresst und als rohes Palmöl oder als Palmkernöl an die Raffinerien zur Weiterverarbeitung transportiert.

Die Folge des nötigen Tempos: In den Anbaugebieten sind Palmölmühlen wie Pilze aus dem Boden geschossen. Die derzeit vollständigste Übersicht bietet die Universal Mill List des Gobal Forest Watch und World Resources Institute.

Verbindung Ölmühlen und Entwaldungspotenzial untersucht

In den letzten Jahren hat das Wissen zwar zugenommen, wie sich Palmöl nachhaltiger produzieren lässt – und welche technischen Verbesserungen seitens der Mühlen dazu beitragen können. Doch welche Rolle die Mühlen in der Lieferkette und bei der Entwaldung spielen, ist noch kaum untersucht. Eine Lücke, die umso mehr ins Gewicht fällt, als die Mühlen beträchtliche Auswirkungen auf ihr Umfeld haben – inklusive dem Risiko weiterer Entwaldungen.

An diesem Punkt hat eine Masterarbeit am CDE und dem Geographischen Institut der Universität Bern in Partnerschaft mit der Earthworm Foundation, einer Nonprofit-Organisation, die sich für nachhaltige Wertschöpfungsketten engagiert, angesetzt. Ziel der Arbeit: die vorhandenen Palmölmühlen in Zentralkalimantan zu analysieren und davon ausgehend das Risiko weiterer Entwaldungen abzuschätzen.

Im untersuchten Gebiet sind derzeit 110 Palmölmühlen in Betrieb, die meisten davon im westlichen Teil der Provinz. Sie verarbeiten jährlich fast 30 Mio Tonnen an frischen Früchten, angebaut auf einer Gesamtfläche von rund 1,5 Mio Hektar Land.

Doch längst nicht alle Mühlen schöpfen ihr Verarbeitungspotenzial aus. Um jene ausfindig zu machen, die unter ihren Möglichkeiten betrieben werden – die hungrigen Mühlen – wurde für jede ein individuelles Einzugsgebiet errechnet und mit ihrer Kapazität verglichen. Das Resultat: rund 20 Prozent der 110 Mühlen arbeiten unter der Leistung, auf die sie ausgerichtet sind.

Will man diese voll ausschöpfen, fehlt in Zentralkalimantan momentan ein Drittel der dafür nötigen Anbauflächen.

Die Untersuchungen zeigten zudem, dass die meisten hungrigen Mühlen im Norden und Nordosten der Provinz anzutreffen sind – einem Randgebiet, in dem die Ölpalmplantagen (noch) nicht dicht an dicht stehen.

RSPO-Zertifizierung ohne grossen Einfluss auf Überkapazitäten

Die Zertifizierung eines Teils der Mühlen durch den Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO) – die auf eine nachhaltigere Entwicklung des Sektors zielt – scheint in Zentralkalimantan auf die Überkapazitäten keinen grossen Einfluss zu haben.

Die Gründe dafür: Einerseits haben nur 34 der 110 Mühlen das RSPO-Label. Andererseits ist unter den zertifizierten Mühlen der Anteil an hungrigen zwar deutlich kleiner als unter den nichtzertifizierten – aber dafür liegt ihre durchschnittliche Überkapazität um zwei Drittel höher als bei den Nichtzertifizierten. Sie sind also weniger zahlreich, dafür umso «hungriger».

«Mühlen sind Risiko für Regenwälder»

«Die verschiedenen Analysen in der Masterarbeit haben ergeben, dass die Nachfrage nach mehr Plantagenfläche in Zentralkalimantan seitens der bestehenden Mühlen sehr hoch ist», fasst CDE-Wissenschaftlerin Cornelia Hett, welche die Arbeit betreute, zusammen.

«Damit ist klar, dass sie wegen ihres ‘Hungers’ praktisch keine nachhaltigen Anbaumethoden zulassen, die den Flächenertrag senken würden – aber auch dass sie für die verbliebenen Regenwälder ein ernst zu nehmendes Risiko darstellen.»

Abgesehen von staatlichen Regulierungen und ihrer tatsächlichen Durchsetzung auf Provinzebene hängt es also vor allem auch von den Mühlenbesitzern, sprich Konzernen, ab, ob sich die Industrie nachhaltiger aufgleisen lässt: Sie gehören zu den mächtigen Akteuren in der Wertschöpfungskette, zumal sie die angewandten Standards und Praktiken gestalten können, vor- und nachgelagerte Prozesse steuern, sowie beeinflussen, wo und wie neue Infrastruktur für die Palmölindustrie entsteht.

Cornelia Hett ist daher der Meinung: «Es wäre wichtig, vertieft der Frage nachzugehen, wer hinter der Finanzierung der Mühlen steht – gerade auch im Hinblick auf allfällige Verbindungen zu internationalen Grossinvestoren. Denn erst wenn dies geklärt ist, dürfte es gelingen, wirklich nachhaltige Wertschöpfungsketten aufzubauen.»

Rob Mc William, Direktor Forschung und Innovation der Earthworm Foundation, würdigt die Untersuchungen hinsichtlich ihres Nutzens für die Praxis: «Die Identifizierung hungriger Mühlen eröffnet neue Möglichkeiten in der Zusammenarbeit mit wichtigen Akteuren. Solche Informationen können zum Beispiel unsere Arbeit mit den Regierungsbehörden bei der Landnutzungsplanung unterstützen. Die Resultate sind auch hinsichtlich der Massnahmen des Privatsektors nützlich. Denn sie helfen herauszufinden, wo ein Engagement mit Produzenten höhere Priorität hat, um bei der Ausweitung von Palmölplantagen Abholzungen zu verhindern.»

Heidis 52 Artikel über Palmöl

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Indonesien: Regenwald-Zerstörung geht unvermindert weiter trotz Moratorium

26. März 2018

Abholzung (Flächen in Pink) in Indonesien von 2001 bis 2016. Copyright: <a href="http://www.globalforestwatch.org/" target="_blank" rel="noopener">Global Forest Watch</a>. Karte vergrössern durch Klick auf Bild.

Abholzung (Flächen in Pink) in Indonesien von 2001 bis 2016. Copyright: Global Forest Watch. Karte vergrössern durch Klick auf Bild.

Trotz der Versprechungen der Regierung geht die Zerstörung der indonesischen Wälder weiter. Sieben Jahre nachdem indonesische Beamte ein Moratorium für die Abholzung von Urwäldern ausgerufen hatten, sind die Holz- und Palmöl-Interessenten in unvermindertem Tempo daran, tropischen Regenwald zu fällen. Die Auswirkungen auf Biodiversität und Treibhausgasemissionen sind gross.
  • Seit dem Moratorium sind mindestens 25’000 km² an Primärwald und Torfmoor zerstört worden. Das entspricht 60% der Fläche der Schweiz.
  • 2015 wurden 1’750 Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre abgegeben. Indonesien gehört zu den Top 5 bezüglich Treibhausgasemissionen.
  • Eine kürzlich durchgeführte Studie ergab, dass in Borneo von 1999 bis 2015 die Orang-Utan-Population um fast 150’000 abnahm, hauptsächlich aufgrund des Verlustes von Lebensräumen.
  • Die Biodiversität ist stark gefährdet. Das ist umsomehr erschreckend, als Indonesien weltweit führend ist, was endemische Vögel und Säugetiere betrifft: 1,3% der Landfläche der Welt – 17% der Wildtiere. Die Population des stark gefährdeten Sumatra-Nashorns wird auf 100 Exemplare geschätzt.
  • Im indonesischen Papua, einer der wenigen Regionen des Landes, in denen noch keine massive Entwaldung stattgefunden hat, sind 1,2 Millionen Hektaren Zucker- und Ölpalmplantagen geplant.

Einer Meldung des Ministeriums für Forstwirtschaft zufolge war die Entwaldung in den letzten zwei Jahren rückgängig. Ein Blick in die Daten zeigt aber, dass auch Faserholz-Plantagen als „Wälder“ gezählt wurden. Schönfärberei ist überall! Oder soll man das eher „Lüge“ nennen?

Ein Kernproblem ist das Fehlen von Anreizen für Entwicklungsländer, ihre Wälder zu schützen, wollen sie doch auch am „Fortschritt“ teilhaben.

Quelle: Despite Government Pledges, Ravaging of Indonesia’s Forests Continues. YaleEnvironment360 vom 22.3.18


Ein hoher Politiker in Malaysia steht unter Verdacht, aus der Abholzung des Regenwaldes Millionen veruntreut zu haben. Eine Geschichte über Korruption, Macht, einen toten Staatsanwalt, Geldwäscherei – und die Rolle der UBS…

… Es dauert eine Weile, bis die Ohren und Augen realisieren, dass etwas nicht in Ordnung ist. In den Palmenhainen herrscht absolute Stille. Keine Insektengeräusche, kein Vogelgezwitscher, kein Lärm, wie er in tropischen Regenwäldern üblich ist. Ein einzelner, dicker, schwarzer Käfer liegt rücklings auf dem roten Boden und strampelt mit den Beinen.

Die Plantage ist ökologisch tot. Der Dschungel ist nicht mehr. Er existiert bald nur noch in der Welt der Politiker und Banker.

Die UBS im Dschungel, Mark Dittli, Republik vom 23.3.18


 Scientists considered climate change and indiscriminate use of fire to calculate that deforestation rates ranging from 20% to 25% could turn Amazon’s hydrological cycle unable to support its ecosystem.
Amazon deforestation is close to tipping point. EurekAlert vom 19.3.18


The Environmental Status of Borneo, WWF Report 2016, WWF-Indonesia, WWF-Malaysia, 2017, ISBN 978-602-19901-0-0

26.3.18 HOME


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