Posts Tagged ‘Grenzwerte’

Luftverschmutzung: Es gibt keine sicheren Grenzwerte

9. Oktober 2021
Luftverschmutzung hat viele Quellen.

Luftverschmutzung hat viele Quellen.

„There are no safe levels of air pollution.“

Stephen Holgete, University of Southampton, UK

Millionen von Todesfällen könnten vermieden werden, wenn die Welt strenge neue Grenzwerte für die Luftverschmutzung annimmt, welche von der Weltgesundheitsorganisation soeben (WHO) festgelegt wurden.

In den Leitlinien werden deutlich niedrigere Tages- und Jahreswerte für die Belastung durch sechs Schadstoffe aus Autos, Kraftwerken und anderen Quellen gefordert. Dies ist die erste grössere Überarbeitung der Empfehlungen seit 16 Jahren. Die strengeren Grenzwerte sind auf die zunehmende Forschung über die gesundheitlichen Auswirkungen selbst geringer Schadstoffmengen zurückzuführen.

„Wir haben noch mehr Beweise als bisher für die Auswirkungen der Luftverschmutzung auf die Gesundheit. Früher war die Beweislage enorm, jetzt ist sie noch besser“, sagt Maria Neira von der WHO.

Luftqualität in der Schweiz

Hauptverursacher dieser Vorläuferschadstoffe sind vor allem der motorisierte Verkehr, aber auch Industrie und Gewerbe tragen zur Belastung bei.

Hauptverursacher dieser Vorläuferschadstoffe sind vor allem der motorisierte Verkehr, aber auch Industrie und Gewerbe tragen zur Belastung bei. Quelle: Bundesamt für Umwelt (BAFU)

Die Luftqualität der Schweiz wird seit Mitte der 1980er-Jahre stetig besser. Trotzdem überschreiten die Konzentrationen von Ozon (O3) die Immissionsgrenzwerte grossflächig, von Feinstaub PM10 und PM2.5 an mehreren Orten und von Stickstoffdioxid (NO2) an einzelnen verkehrsnahen Standorten. Auch Ammoniak (NH3) belastet die Umwelt in einem Ausmass, das deutlich über dem kritischen Belastungswert liegt.

Auch in der Schweiz besteht grosser Handlungsbedarf!

 

WHO calls for lower limits on air pollution to save millions of lives. Adam Vaughan, New Scientist 25.9.21

Verschärfte Empfehlungen Die WHO setzt ein Zeichen für saubere Luft. SRF 22.9.21

Luftqualität in der Schweiz. Bundesamt für Umwelt, 18.6.21

Synthetische Pestizide: Vortrag von Johann G. Zaller, Universtität für Bodenkultur Wien

25. Mai 2021
Mythen_Montage

Klicken Sie auf das Bild für Vergrösserung! Copyright: Johann G. Zaller, BOKU Wien

Dass synthetische Pestizide wirken, bezweifelt niemand. Was an der einen Stelle zum gewünschten Erfolg führt, bringt an der anderen Stelle jedoch unerwünschte Nebenwirkungen. «Es ist heutzutage praktisch unmöglich, nicht mit den Rückständen von Pestiziden in Berührung zu kommen», sagt Professor Zaller von der Wiener Universität für Bodenkultur. Darüber, dass synthetische Pestizide nicht so gut getestet sind, wie immer vorgegeben wird, und von deren Wirkung auf Boden, Wasser, Pflanzen, Tiere, Menschen, Umwelt und Klima spricht Prof. Dr. Johann Zaller in seinem Vortrag.

Synthetische Pestizide – Fluch oder Segen? Prof. Dr. Johann G. Zaller, Universtität für Bodenkultur. Video 1:12:29. Bio-Stiftung Schweiz

Heidi hat ein paar Vortrags-Folien kopiert. Die Reihenfolge entspricht nicht jener im Vortrag. Klicken Sie auf die Darstellungen für Vergrösserung.

Copyright: Augler et al. 2018, Universität Augsburg

Copyright: Augler et al. 2018, Universität Augsburg

Copyright: Johann G. Zaller, BOKU Wien

Klicken Sie auf das Bild für Vergrösserung

Rote Balken = normale Dosierung. Von Links nach rechts: Fungizid Headline (Pyraclostrobin), Fungizid BAS 500 18 F (Pyraclostrobin), Herbizid Curol B (Bromoxyniloctanoate), Fungizid Captan Omya (Captan), Herbizid Dicomil (Fenoxaprop-P-ethyl, Fungizid Prosper (Spiroxamine), Insektizid Roxion (Dimethoate). Brühl et al. 2013. Sci Rep. Terrestrial pesticide exposure of amphibians: An underestimated cause of global decline? https://www.nature.com/articles/srep01135

Copyright: Gaupp-Berghausen et al. 2015, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26243044/

Copyright: Gaupp-Berghausen et al. 2015, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26243044/

Copyright: Katzmann & Schrom 1986

Copyright: Katzmann & Schrom 1986

Copyright: Johann G. Zaller, BOKU Wien

Copyright: Johann G. Zaller, BOKU Wien

Arch. Toxicol.

Mostafalou & Abdullahi 2017. Arch Toxicol. https://link.springer.com/article/10.1007/s00204-016-1849-x

agrarheute

agrarheute

Copyright: Johann G. Zaller, BOKU Wien

Copyright: Johann G. Zaller, BOKU Wien

Copyright: Klaus Staeck 1983

Copyright: Klaus Staeck 1983

Synthetische Pestizide – Fluch oder Segen? Prof. Dr. Johann G. Zaller, Universtität für Bodenkultur. Video 1:12:29. Bio-Stiftung Schweiz

Unser täglich Gift. Johann G. Zaller

Daily Poison- Pesticides an Underestimated Danger, erweiterte Ausgabe von „Unser täglich Gift“. Johann G. Zaller

Johann G. Zaller auf Twitter: Laufend interessante Meldungen aus der Wissenschaft.

Weitere Webseiten der Bio-Stiftung Schweiz:

Bodenfruchtbarkeitsfonds 

Pestizidmythen 

Das Gift und wir

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Heidis alte Forderung wird neu von Kantonschemikern unterstützt

17. November 2019

„Einige Spritzmittel sind für die Umwelt besonders gefährlich. Der Bund möchte deren Grenzwert senken. Experten sind für komplette Verbote.“ steht in der Sonntagszeitung von heute 17.11.19. Dasselbe hat Heidi schon vor 1 Jahr, 8 Monaten und 16 Tagen gefordert! Und noch mehr …

Zu den neuen Anforderungswerten für Oberflächengewässer (Gewässerschutzverordnung GSchV) gab’s das folgende Bild:

Heidi findet ihren Vorschlag vom 1.3.18 immer noch gut, nämlich:

Das Vorsorgeprinzip muss hochgehalten und das Ziel der GSchV respektiert werden. Weil Oberflächengewässer Menschen und Tieren als Trinkwasserquelle dienen, zur Bewässerung von Kulturpflanzen verwendet werden und sie das Grundwasser speisen, soll für alle Pestizide der allgemeine Anforderungswert von 0,1 µg/l gelten. Zusätzlich ist ein Summenwert von 0,5 µg/l einzuführen. Höchst schädliche Pestizide wie Chlorpyrifos und Cypermethrin sind aus dem Verkehr zu nehmen statt neue Anforderungswerte von 0,0044 bzw. 0,00044 µg/l festzuschreiben, denn – so meint Heidi – sie bewirken kaum etwas.

Unglaublich wie viel über Pestizide mit Steuergeldern geforscht wird. Basis der in der Vernehmlassung GSchV vorgeschlagenen Werte sind riesige Datensammlungen mit bis zu 70 Seiten Tabellen, Einschätzungen, Literaturhinweisen usw.

Heidi meint: Besser würde man dieses Geld in die Forschung für umweltschonenden Anbau investieren.

Mehr dazu:

Neue Pestizid-Anforderungswerte für Oberflächengewässer: Rechnen mit Heidi, Heidis Mist 1.3.18

Kantonschemiker fordern Verbot gefährlicher Pestizide, Sonntagszeitung 16.11.19

Lösung Grenzwert-Überschreitungen: Grenzwert erhöhen!

9. Dezember 2017

Pestizide? Pestizide sind unsichtbar und Analysen teuer.

Pestizide? Pestizide sind unsichtbar und Analysen teuer.

Was tun, wenn Grenz- bzw. Anforderungswerte regelmässig überschritten werden? Sie erhöhen! Das hat nicht nur in der Schweiz Tradition. Und eine (fadenscheinige) Erklärung dafür gibt es immer. Aktuell: Das Bundesamt für Umwelt schlägt eine Erhöhung des Anforderungswertes von Glyphosat in Gewässern um das 3’600-fache vor. Richtig geschrieben? Richtig gelesen? Ja! Andere Länder handeln zugunsten ihrer Bevölkerung und erwägen ein Verbot von Glyphosat.

„Von der Neuerung ist nicht allein Glyphosat betroffen. Für insgesamt 38 Pestizide soll in oberirdischen Gewässern der aktuelle allgemeine Grenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter nicht mehr gelten.“ Tagesanzeiger vom 9.12.17, Bald ist in Gewässern 3600-mal mehr Glyphosat erlaubt, Stefan Häne.

Umfrage zum Artikel von Stefan Häne, Tagesanzeiger vom 9.12.17, 20.30 Uhr.

Umfrage zum Artikel von Stefan Häne, Tagesanzeiger vom 9.12.17, 20.30 Uhr.

Es gibt eine einfache Lösung für das Problem

Heidis Lösungsvorschlag: Essen Sie nur noch Bio! Und unterschreiben Sie die Volksinitiative Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide von Future 3.0. Die Trinkwasser-Initiative ist zwar schon zustande gekommen, sammelt aber noch bis Ende Dezember Unterschriften; eingereicht wird sie am 18.1.18.

Denn, auf die Behörden, welche wir dafür bezahlen, dass sie uns schützen, ist kein Verlass. Das schrieb schon der Klimawandelforscher der ersten Stunde, James Hansen, in seinem Buch Storms of My Grandchildren.

Verordnung des UVEK über die Änderung von Anhang 2 Ziffer 11 Absatz 3 der Gewässerschutzverordnung (GSchV)

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Grundwasser: Gefährden neue Grenzwerte das Vorsorgeprinzip?

10. März 2013

Die Gesetzeslage ist klar: Die Qualität des Grundwassers soll so beschaffen sein, dass im Wasser keine künstlichen, langlebigen Stoffe enthalten sind …, Gewässerschutzverordnung (GSchV Anh.1 Ziff. 2 Abs. 3 Bst b und c). Grundwasser, das als Trinkwasser genutzt wird, muss nach einfacher Aufbereitung den Anforderungen des Lebensmittelrechts (Fremd- und Inhaltsstoffverordnung FIV) genügen. Für Pflanzenschutzmittel und deren Abbauprodukte ist in der Regel ein Grenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter je Einzelstoff einzuhalten.

Grundwasserschutz ist auch Trinkwasserschutz. Brunnen am Landsgemeindeplatz Trogen.

Grundwasserschutz ist auch Trinkwasserschutz. Brunnen am Landsgemeindeplatz Trogen.

Das TTC-Konzept

Dank moderner Untersuchungsmethoden finden die Wasserversorger immer mehr Fremdstoffe im Trinkwasser, die Mehrzahl stammt aus der Landwirtschaft. Wie schädlich sind sie? Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat zusammen mit dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) einen Leitfaden für den Umgang mit nicht geregelten Fremdstoffen im Trinkwasser ausgearbeitet. Im Rahmen der Revision des Lebensmittelrechts (Anpassung an EU-Recht und an den Stand von Wissenschaft und Technik), werden Höchstkonzentrationen festgelegt, dies mit hilfe des TTC-Konzepts (Threshold of Toxicological Concern). Das TTC-Konzept funktioniert nicht, wenn ein Stoff ein hohes toxisches Potenzial hat, wenn die Gefahr von Allergien besteht, zudem werden nicht alle Expositionspfade berücksichtigt, desgleichen wird z.B. das Entstehen von Umwandlungsprodukten und Mischungen nicht einbezogen. Die Vernehmlassung läuft bis 15.3.13.

Bedeutung der Grenzwerte

Grenzwerte sind allgemein eine unsichere Sache. Sie steigen oft mit zunehmender Verschmutzung! Das Risiko wird nach EU-Modellszenarien bewertet; kaum berücksichtigt werden dabei das Schweizer Klima und unsere Böden. Toxikologisch begründet sind weder der Anforderungswert der GSchV für organische Pflanzenschutzmittel noch der für sämtliche Pflanzenschutzmittel und deren Abbauprodukte einheitliche Toleranzwert im Lebensmittelrecht; wo doch die Stoffe so verschieden wirken! Bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln stützt sich das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) auf die Angaben der Industrie und auf international übliche Regeln. Eigeninitiative und -verantwortung haben hier keinen Platz. Besteht die offensichtliche Gefahr, dass der Grenzwert im Wasser +/- erreicht wird (aber nicht massiv überschritten), verhängt das BLW eine Verbot für den Einsatz in der Grundwasserschutzzone S2, siehe Liste der 11 verbotenen PSM. Bei der Anwendung wird vorschriftsgemässer Umgang vorausgesetzt.

Vorsorgen ist besser …

Vertreter der Wasserversorgung kritisieren die vom BAG festgesetzten sehr hohen Grenzwerte für bisher „nicht geregelte Fremdstoffe“ und befürchten, dass dem intensiven Einsatz von Pflanzenschutzmitteln Tür und Tor geöffnet werden könnte. Sie fordern die betroffenen Bundesämter auf, sich klar zum Vorsorgeprinzip zu bekennen. Und die Kantone sollen die Gewässerschutzgesetzgebung konsequent umsetzen und bei Überschreiten der Grenzwerte griffige Massnahmen ergreifen. „Auch wenn einige Pestizide und Herbizide keine direkte Gesundheitsgefährdung darstellen, sie gehören definitiv nicht ins Trinkwasser“, so die Meinung des Branchenverbands der Schweizerischen Trinkwasserversorger (SVGW), siehe Wasserfachtagung über den Umgang mit nicht geregelten Fremdstoffen im Trinkwasser vom 9.3.12. Eine enge Zusammenarbeit pflegen, das ist ein Vorsatz, den sich alle zu Herzen nehmen wollten. Hoffentlich wird man sich daran erinnern in Zeiten zunehmender Arbeitsbelastung.
Zusammenfassung Fachtagung: Umgang mit nicht geregelten Fremdstoffen im Trinkwasser
Folien der Vorträge, 7,4 MB

Was ist zu tun? Vorsorge, Vorsorge, Vorsorge! Pflanzenschutzmittel (PSM), die ins Grundwasser gelangen können, sind zu verbieten, meint Heidi, und das unter Bauern-Druck gestrichene Verbot des Einsatzes von PSM in der Grundwasserschutzzone S2 ist wieder einzuführen. Hinterfragt werden soll der gedankenlose Einsatz von PSM; oft gibt es auch andere Lösungen.

Und so sprach kürzlich ein energischer Mitmensch zu den Bauern seiner Gemeinde: „Ihr Bauern seid zwar die „Feldherren“, aber das Grundwasser gehört allen Menschen!“ Papierener steht es als Grundsatz im Gewässerschutzgesetz: Es ist untersagt, Stoffe, die Wasser verunreinigen können … versickern zu lassen.

Heidis Artikel zum Thema:

Das Grundwasser lebt

Bundesrat gewichtet Freiheit der Bauern höher als Trinkwasserqualität

Der Gewässerraum und die Bauern

Grundwasserschutzzonen: Wer weiss Bescheid?

10.3.13 HOME


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