Posts Tagged ‘Hanspeter Guggenbühl’

Hanspeter Guggenbühl ist tot – wirken sollen weiterhin seine Texte!

1. August 2021
Heidis Velo-Ferien.

Heidis Velo-Ferien.

Die Texte von Hanspeter Guggenbühl, welche Heidi im INFOsperber las, waren allesamt realistisch, fundiert, lesenswert und hätten Anstoss geben können für politisches Handeln. Doch Warten auf die Politik ist „Warten auf Godot“. Den heutigen 1. August widmet Heidi Hanspeter Guggenbühl. Brief vom 15.8.19 an Heidi:

Liebe Heidi

Die Zeit ist auch für mich ein zentrales Thema. Das begann 1978, als die Eidgenössische Kommission für die schweizerische Gesamtverkehrskonzeption (GVK) Ihren Schlussbericht und x Begleitstudien veröffentlichte, inklusive Begleitstudien, etwa über die Zeit, die wir im Verkehr verbringen. Ich war der einzige, der sich zur Freude des GVK-Stabes für diese Zeitbudget-Studien interessiert, und ich habe diese Erkenntniss in den folgenden Jahren auch fleissig gemolken. Etwa: Rund eine Stunde pro Tag verbringt ein Automobilist im Auto und rund eine Stunde pro Tag muss er arbeiten, um das Geld zu verdienen, das ein Durchschnittsauto pro Jahr kostet, nämlich 10’000 Franken bei durchschnittlich 15’000 Kilometer Jahreskilometer-Konsum. Rechne: 2 Stunden pro Tag mal 365 Tag ergibt 730 Stunden. Dividiert man nun die 15’000 Kilometer durch 730 Stunden kommt man auf ein Durchschnittstempo von rund 20 km/h. Und darauf meine Erkenntnis und mein Standard-Satz: „Da kann ein rüstiger Velofahrer noch locker mithalten.“.

Aus solchen Zeitberechnungen leitete ich dann meinen Spott über die Unproduktivität des Automobilverkehrs ab und sagte künftig auf die Frage, ob ich Auto fahre: Würde ich gerne, aber solange ich nicht arbeitslos bin, habe ich dafür leider keine Zeit.

Später rechnete ich aus, wie viele Zeit ich spare, weil ich kein Auto (2 Stunden pro Tag) und kein Handy (mittlere Nutzungszeit mindestens zwei Stunden pro Tag habe). Und dabei frage ich mich heute, warum ich trotz vier Stunden „gewonnener“ Zeit pro Tag immer noch in Zeitnot gerate respektive wo ich die „gesparte“ Zeit verplempere.

Und das Fazit aus dieser Schreibe: Zeit ist ein unfassbares Thema.

Leicht selbstironisch grüsst

Hanspeter Guggenbühl ¨¨

P.S: Nutzen Sie trotzdem Ihre Zeit, um weiterhin Heidis Mist zu produzieren. Denn Sie erzeugen damit ein wichtiges (Landwirtschafts-)Produkt.

«Der Wachstumszwang» und seine absurden Folgen. INFOsperber vom 11.8.19

in memoriam hpg. Mit dieser Serie leisten mehrere Schweizer Autor:innen einen Beitrag zum Andenken an den Journalisten Hanspeter Guggenbühl (2. Februar 1949 – 26. Mai 2021). INFOsperber

Alle Artikel von Hanspeter Guggenbühl auf INFOsperber

Hanspeter Guggenbühl, Wikipedia

Honig und Nüsse. Heidis Mist vom 24.12.12

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Roman Hüppi: Selbstversorgungsgrad neu denken!

8. Juli 2021
Copyright: Roman Hüppi

Copyright: Roman Hüppi

Der Selbstversorgungsgrad, wie er heute verstanden wird, ist ein gern zitiertes Relikt aus früheren Zeiten und wird politisch missbraucht. Eigentlich keine ernst zu nehmende Zahl, meint Heidi. Zudem gehen die Bauern von der irrigen Meinung aus, dass sie agrarpolitisch im Zentrum sind; sie haben heute auch weitgehend das Sagen WAS WIE produziert wird. Die Bauern sind zwar wichtig, aber übergeordnet sind die Ernährung der in der Schweiz lebenden Bevölkerung und die Umwelt. Wir haben ein Bundesamt für Landwirtschaft statt ein Bundesamt für Ernährung.

Es ist höchste Zeit, das wenig aussagekräftige Mass „Selbstversorgungsgrad“ zu überdenken. Genau dies hat Roman Hüppi von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETHZ), Nachhaltige Agrarökosysteme, getan. Er sagt: „Der Selbstversorgungsgrad beurteilt die Leistung des Agrarsektors im Licht der Ernährungssicherheit. Den aktuellen Herausforderungen der Landwirtschaft wird er aber nicht gerecht.“

Ein Update für den Selbstversorgungsgrad

Roman Hüppi: „… Ernährungssicherheit ist in der Schweiz seit jeher ein wichtiges Ziel. Für aktuelle Krisen ist der klassische Selbstversorgungsgrad meiner Ansicht nach aber eine zweifelhafte Referenz: Im Kontext von Klimawandel, Artensterben und ernährungsbedingten Volkskrankheiten ist seine Aussagekraft beschränkt. Für die anstehende Debatte schlage ich vor, diesen wichtigen Gradmesser der Landwirtschaft an heutige Herausforderungen anzupassen.

Gemäss Bund beträgt der Schweizer Brutto-​Selbstversorgungsgrad der letzten Jahre etwa 60 Prozent.1 Berücksichtigt man, dass rund ein Viertel der Tierproduktion auf importierten Futtermitteln (jährlich 1.4 Millionen Tonnen) beruht, sinkt der Netto-​Wert auf 50 Prozent. Die andere Hälfte importieren wir. Hoch selbstversorgend sind wir bei tierischen Nahrungsmitteln (Milchprodukte 115 %, Fleisch 80 %). Bei pflanzlichen Produkten ist die Schweiz mit 40 Prozent hingegen eher selbst-​unterversorgt. Gerechnet wird in Nahrungsenergie.

Diese Metrik entstand in der Not der Weltkriege und ist eindimensional auf die Produktion von Kalorien getrimmt. Aus Sicht der Versorgung macht es Sinn, möglichst viele Nahrungsmittel im Inland zu produzieren. Bis heute lässt sich jede weitere Intensivierung der Landwirtschaft mit dem steigenden Selbstversorgungsgrad legitimieren.“

Weitere Informationen und die folgenden Kapitel finden Sie im Zukunftsblog der ETH:

  • Auf Kalorienproduktion getrimmt
  • Selbstversorgend – dank importierter Energie
  • Wir ernähren uns nicht nur von Kalorien

Im Folgenden noch das letzte Kapitel:

Welche Landwirtschaft wollen wir?

„Für mich ist klar: Die Landwirtschaft von morgen muss nachhaltig sein und mehrere Funktionen erfüllen. Sie muss die Menschen sicher mit gesunden Nahrungsmitteln versorgen, das Klima und das Kulturland schützen und die Biodiversität bewahren.

Wir sollten den Selbstversorgungsgrad für diese multifunktionale Landwirtschaft neu denken. Damit wäre diese zentrale Kennzahl auch für heutige Krisen relevant. Und könnte helfen, produktive und ökologische Interessen in der Agrarpolitik zu vereinen.“

Referenzen

1 Agrarbericht 2020: Selbstversorgungsgrad https://www.agrarbericht.ch/de/markt/marktentwicklungen/selbstversorgungsgrad

2 Vision Landwirtschaft: Faktenblatt Nr. 5 (2015): Multifunktionale Landwirtschaft.

3 Guggenbühl 2017: https://www.infosperber.ch/wirtschaft/landwirtschaft/die-​minus-kalorien-der-schweizer-landwirtschaft/

Ein Update für den Selbstversorgungsgrad. Roman Hüppi, Zukunftsblog ETHZ vom 16.6.21

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Die Linke und die Rechte – Bio oder nicht Bio?

26. Oktober 2020

NaNa und Heidi haben in der NZZ vom 23.10.20 den Kommentar von Angelika Hardegger Warum niemand Bioäpfel kaufen muss gelesen: „Die Doppelmoral der Konsumenten steht am Pranger. Bio predigen und dann doch das billigere Produkt kaufen – das sei falsch, heisst es. Über ein scheinheiliges Argument …

Einige Konsumenten kaufen aus Idealismus Bioäpfel, andere aus der Überzeugung, sie seien gesünder. Den meisten Konsumenten ergeht es allerdings wie den Bauern mit dem Schleppschlauch: Sie würden Bioäpfel kaufen, wenn die anderen es auch täten. Aber sie wissen: Solange die meisten Konsumenten die günstigeren, dutzendfach pestizidbehandelten Äpfel kaufen, ist der Nutzen für die Umwelt minimal.

Darum wird der Konsument das Umweltproblem der Landwirtschaft nicht lösen. Darum darf man es nicht auf ihn abwälzen. Nicht in einer Branche, in der so vieles vom Staat geregelt wird. Nicht in einer Branche, die vom Staat so massgeblich mitfinanziert wird.“

Lesen Sie den vollständigen Beitrag, denn er ist spannend! Nichtabonnenten müssen sich registrieren oder den Artikel über „teilen“ bei Heidi anfragen: heidismist at bluewin.ch.

NaNa liess sich für einen Cartoon inspirieren und recherchierte. Das hat sie gefunden!

Bio-Konsum der Schweizer Bevölkerung

Im Rahmen der Open Data-Übung des Instituts für Wirtschaftsinformatik und in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Landwirtschaft haben sich Anushan Nallathamby und Jan Schwob, beide Master of Science in Business Administration der Universität Bern, mit dem Biokonsum der Schweizer Bevölkerung auseinandergesetzt und mit den zur Verfügung gestellten Daten zu den Jahren 2017 bis 2019 eine Visualisierung ausgearbeitet. Übersichtlich abrufbar sind acht Produktegruppen (von Brot- und Backwaren … Milch und Milchprodukte) verknüpft mit sieben Faktoren (von Sprachgebiet … Anzahl Kinder).

Hier erfährt man z.B. über Früchte: In der Westschweiz werden mehr Bio-Früchte gegessen als in der Deutschschweiz, der Bio-Anteil ist am höchsten in Haushalten mit drei und mehr Kindern und bei über 65-Jährigen, die Unterschiede zwischen den Einkommensklassen sind klein. Rufen Sie doch einige Kombinationen ab, denn das ist aufschlussreich!

Wie die Bevölkerung ihren Bio-Konsum überschätzt

Auch Hanspeter Guggenbühl nahm den Biomarkt unter die Lupe. Am 17.2.16 schrieb er für den Infosperber: „Glaubt man Umfragen, ist der Schweizer Biomarkt riesengross. Doch die Befragten färben sich viel grüner als sie sind.“ Am höchsten ist der Bio-Anteil bei den Eiern; bei Milch, Brot, Gemüse und Früchten liegt er ebenfalls über dem Mittelwert. Deutlich unter dem Durchschnitt liegt der Bio-Anteil bei Süsswaren, Getränken, Käse und Fleisch. Beim Fleisch ist der geringe Bio-Anteil deshalb relevant, weil die Produktion von Fleisch die Umwelt besonders stark belastet.

Neues Testament der Bibel, Matthäus 6,3

Wenn du aber Almosen gibst, so lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut.

Heidi meint: „Häufig sind Produkte, die man kaufen möchte, gar nicht in Bio-Qualität erhältlich, z.B. in VOLG-Dorfläden (dem Laden der Bauern), aber auch bei COOP und Migros.“

26.10.20 HOME

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Wirtschaftswachstum: Abspecken zugunsten der Natur!

25. Oktober 2019

NaNa hat Heidi diese Informationen geliefert.

„Unterliegen wir einem Naturausbeutungszwang?

… Die Folgerung aus dieser langjährigen Entwicklung liegt damit nahe: Soll die Ausbeutung von natürlichen Ressourcen sinken und der Klimawandel gestoppt werden, darf die Wirtschaft nicht mehr wachsen. Diese Erkenntnis kollidiert aber mit den Theorien der Ökonomen Hans Christoph und Mathias Binswanger, die Infosperber in früheren Berichten hier und hier vorstellte. Demnach unterliege unsere kapitalistische Wirtschaft einem Wachstumszwang.

Sollte diese Theorie zutreffen, und sollte es uns nicht gelingen, die Wirtschaft von diesem Wachstumszwang zu befreien, dann sind die Aussichten zur Erhaltung der Natur und zur Begrenzung des Klimawandels düster. Denn in diesem Fall gibt es neben dem Wachstumszwang der Wirtschaft auch einen Zwang zur Naturausbeutung.“

Quelle: Zwang zum Wirtschaftswachstum erzwingt Ausbeutung der Natur, Hanspeter Guggenbühl, Infosperber vom 18.819.


„Ist es denn eigentlich angesichts der Einsicht der Beschränktheit unserer Ressourcen, der mit dem Abbau und der Nutzung derselben verbundenen Umweltzerstörung und dem ungebremsten Produktions- und Konsumwahnsinn, der sich im Bedauern, dass weniger konsumiert als produziert würde, ausdrückt, nicht wünschenswert, dass der heiligen Kuh ‘Wirtschaftswachstum’ gleichsam ‘das Futter knapp wird’?

… Wirtschaftsgesundschrumpfung!

… In den Naturwissenschaften haben in der Vergangenheit Paradigmenwechsel jeweils den Aufbruch zu ganz neuen Ufern ermöglicht.Warum sollte dies nicht auch in den Sozialwissenschaften möglich sein?“

Quelle: Beiträge zu «Das Ende der Zinsillusion», Hansruedi Baetschmann, Republik vom 12.8.19; Das Ende der Zins­illusion, Simon Schmid, Republik vom 12.8.19

Wikipedia: Erdüberlastungstag oder Earth Overshoot Day
Das jeweilige Datum wird berechnet, indem der globale ökologische Fussabdruck (die menschliche Nachfrage an biologischen Ressourcen innerhalb des betreffenden Jahres) in ein Verhältnis zur gesamten globalen Biokapazität (die Menge der weltweiten Regeneration von biologischen Ressourcen innerhalb desselben Jahres) gesetzt wird; analog wird die jeweilige jährliche Ressourceninanspruchnahme auf eine entsprechende Anzahl Erden hochgerechnet.

Heidis Frage: Werden unsere PolitikerInnen weiterhin dem Wachstumszwang unterliegen oder vielmehr naturwissenschaftlichen Fakten den dringend notwendigen Platz einräumen?

25.10.19 HOME

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