Posts Tagged ‘Höchstwert’

Kanton Solothurn: Limpacher Mysterienspiele

26. April 2021
.

.

Zitat aus der Solothurner Zeitung vom 14.7.16: „Wasserqualität. Der Limpach – Prototyp für ein schlechtes Gewässer – Das Bundesamt für Umwelt zeigt am Beispiel des Limpachs, wo die Probleme liegen … Der Limpach ist auf weiten Strecken künstlich begradigt und sein Wasser weist grosse Mikroverunreinigungen auf. Kein guter Lebensraum für Kleintiere, Fische und Pflanzen. Sprich: Ein Negativbeispiel für viele Schweizer Gewässer.“

Das Bundesamt für Umwelt veröffentlichte am 13.7.16 den ersten Bericht über den Zustand der Schweizer Fliessgewässer. 111 Flüsse und Bäche wurden in der Untersuchung berücksichtigt. Viele Schweizer Gewässer leiden unter Mikroverunreinigungen, nicht alle, aber die meisten stammen aus der Landwirtschaft.

38 Herbizide, 22 Fungizide, 9 Insektizide …

Die Untersuchungsresultate des Limpach-Wassers: 38 Unkrautvernichtungsmittel, 22 Pilzbekämpfungsmittel und 9 verschiedene Insektenbekämpfungsstoffe. Die hohe Pestizidmenge überrasche nicht, denn 34 Prozent der Flächen neben dem Limpach werden intensiv bewirtschaftet.

Mikroverunreinigungen beeinträchtigen die Fortpflanzung von Fischen und gefährden die Artenvielfalt in den Schweizer Gewässer. «Fische reagieren empfindlich auf die Veränderung der Wasserqualität», sagte Stephan Müller, Leiter der Abteilung Wasser des Bundesamts für Umwelt (BAFU). «Nur in einem Drittel der untersuchten Gewässer ist die Wasserqualität für Fische ‹gut› oder ‹sehr gut›.»

15 Pestizide über dem Höchstwert

Fünf Jahre danach steht in der Sonntagszeitung (17.4.21): „Das Amt für Umwelt des Kantons Solothurn richtet sich in einer ungewöhnlichen Form an die Bauern der Region Limpachtal. «Wir bitten Sie, in dieser Saison beim Einsatz dieser Stoffe besondere Vorsicht walten zu lassen», fleht das Amt in einem Brief. Beigelegt ist eine Tabelle mit 15 verschiedenen Pflanzenschutzmitteln. Erhalten haben das freundliche Schreiben die Bauern aus acht Gemeinden in der Region Limpachtal.“

Das Amt für Umwelt untersucht seit einem Jahr laufend das Wasser im Limpach (auf Kosten der Steuerzahlenden!). Die Messungen 2020 zeigten im Bach einen regelrechten Pestizidcocktail. Die Konzentrationen von 15 verschiedenen Spritzmitteln lagen über dem gesetzlichen Höchstwert, im Jahr zuvor waren es 10. Acht davon werden ausschliesslich in der Landwirtschaft verwendet. Nichts deute darauf hin, dass die Bauern gegen die Pestizidvorschriften verstossen hätten. Warum der Limpach so stark belastet ist, sei ein Rätsel, heisst es.

Wer trägt die Schuld? Sie wird im Kreise herumgeboten! Die Lösung? Die Pestizide verbieten!



25.4.21 HOME

Datenschutzerklärung

Heidi, wie hoch ist der Grenzwert für Nitrat?

27. März 2021
Ist das Wasser sauber?

Liebe Heidi

Wie ist heute der Grenzwert für Nitrat. Wir haben 25 mg/l, was mir schon recht hoch scheint.

Besten Dank und Grüsse

Xaver

Lieber Xaver

Der Höchstwert für Trinkwasser beträgt 40 mg/l. 80% des Trinkwassers stammen aus dem Grundwasser. Für das Grundwasser gilt ein Anforderungswert von 25 mg/l. Wenn dieser Wert erreicht oder überschritten ist, dann müssen die Behörden Massnahmen für die Verbesserung der Wasserqualität ergreifen. In der Praxis ist es meist so, dass das nicht gemacht wird. Der Nitratgehalt im Ackerbaugebiet ist an vielen Orten seit Jahrzehnten zu hoch, vermutlich auch bei dir.

Ich rate dir, von der Gemeinde zu verlangen, dass sie dem Problem nachgehen und die Verschmutzungsquellen ausschalten. Normalerweise betrifft dies die Landwritschaft. Von selber geschieht das in der Regel nicht, besonders in kleinen Gemeinden wie deiner. Frag doch auch die Werte der letzten zehn Jahre nach mit Datum der Probenahmen.

Viel Erfolg!

Herzliche Grüsse

Heidi

27.3.21 HOME

Datenschutzerklärung

FDP-Öko-Kurs: Haben wir so was nicht irgendwie erwartet?

24. November 2020

Schreiben ist nicht immer einfach. Heute schon! NaNa schickte einen Cartoon und den Link auf einen Artikel im SonntagsBlick mit der Bemerkung: „Haben wir so was nicht irgendwie erwartet?“

Die FDP vollzieht beim Umweltschutz eine Kehrtwende: Auf einmal lehnt sie es ab, das Trinkwasser besser vor Pestiziden zu schützen.
Lesen Sie weiter im SonntagsBlick:

Grün war gestern. Camilla Alabor, SonntagsBlick vom 22.11.20

Cypermethrin oder der Glaube der Ämter an ihre Anforderungswerte

14. Dezember 2017

Bildschirmfoto 14.12.17 zu Cypermethrin/Insektizid von Sintagro. Quelle: Pflanzenschutzmittelverzeichnis Bundesamt für Landwirtschaft.

Bildschirmfoto 14.12.17 zu Cypermethrin/Insektizid von Sintagro. Quelle: Pflanzenschutzmittelverzeichnis des Bundesamt für Landwirtschaft.

Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) will Anforderungen an die Wasserqualität von oberirdischen Gewässern anpassen: nach oben und nach unten. Die in der Vernehmlassung vorgeschlagenen Werte sind z.T. sehr „genau“, dies obwohl die Basisdaten kaum eine solche Genauigkeit aufweisen dürften. Etwa ist für S-Metolachlor ein Wert für die chronische Belastung von 0,69 μg/l angegeben. Ob soviel Präzision kann man sich verneigen oder dies als vorgetäuschtes „Wissen“ beiseite legen. So ein Unsinn, meint Heidi!

Aus Oberflächengewässern werden 20% des Trinkwassers gewonnen. Und Oberflächengewässer speisen das Grundwasser!

Cypermethrin: COOP geht weiter als der Bund

Gelesen in der Bauernzeitung vom 13.2.17: „Coop gehe beim Einsatz von Pestiziden «bedeutend weiter, als dies der Bund fordert», sagt Mediensprecherin Andrea Bergmann. In der Schweiz sei der Einsatz von Methomyl und Zeta-Cypermethrin gesetzlich erlaubt. Diese Wirkstoffe würden jedoch von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) «als highly hazardous» eingestuft, d.h. «hochgefährlich» für die Gesundheit des Menschen. «Aus diesem Grund verbietet Coop deren Einsatz», so Bergmann.“

Für die Gemüseproduzenten ist das unverständlich.

Cypermethrin von Sintagro ist gemäss Pflanzenschutzmittelverzeichnis des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW) für 73 Kulturen bzw. gegen 24 Schädlinge zugelassen. Die Reaktion der Bauern auf das COOP-Verbot zeigt, dass dieses Mittel häufig eingesetzt wird.

Der neue Anforderungswert für Cypermethrin in oberirdischen Gewässern beträgt 0,00044 μg/l oder bei chronischer Belastung 0,00003 μg/l). Was geschieht wohl, wenn 0,00045 μg/l gemessen werden? Vielleicht muss man zu diesem Thema Pro Natura befragen, heisst es doch in deren Medieninformation Starke Verschmutzung des Doubs eindeutig bewiesen vom 30.3.17: „Bei Morteau wurden Cypermethrin-Belastungen bis zum 1,5-fachen des Grenzwerts gemessen.“ Verglichen mit den vom BAFU vorgeschlagenen Anforderungswerten dürften die Überschreitungen das Tausendfache und mehr der neuen Werte betragen.

Beruhigungspille für die Bauern, nicht aber für die Konsumenten

Kontrollen gibt es nur wenige, denn das käme viel zu teuer. Nur schon die zahlreichen Wirkstoffe, welche zugelassen sind, und erst recht die verschiedenen Formulierungen mit unterschiedlicher Toxizität setzen dem Datenhunger Grenzen. Untersucht wird eine Auswahl von Stoffen, die im entsprechenden Gewässer „erwartet“ werden.

Für die KonsumentInnen nicht unbedingt beruhigend sind ein paar Sätze, die Heidi in der Weisung des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) zur  Verordnung des EDI über Trinkwasser sowie Wasser in öffentlich zugänglichen Bädern und Duschanlagen (TBDV) gelesen hat:

Fall 1: In der Regel Risiko für die Gesundheit

Bei einer Überschreitung der Höchstwerte folgender Stoffe, die im Anhang 2 festgelegt sind, ist in der Regel von einem Risiko für die Gesundheit auszugehen (Fall 1):“ Es folgt eine Liste von 21 Stoffen, darunter Arsen, Blei, Cadmium usw. Pestizide werde keine aufgeführt. „In diesen Fällen müssen Massnahmen zur möglich raschen Wiederherstellung des gesetzlichen Zustandes angeordnet werden. Die verantwortliche Person des Betriebs soll dazu verpflichtet werden, die Ursachen der Kontamination abzuklären.

Die Besonderheit beim Trinkwasser besteht darin, dass in der Regel nicht empfohlen wird, die Versorgung eines Wassernetzes vollständig zu unterbrechen – auch wenn das Wasser die Gesundheit gefährdet und nicht konsumiert werden darf. Ausnahmeregelungen können für einen definierten Zeitraum verhängt werden, wobei die Dauer der Massnahmen vom Risiko für die Gesundheit abhängt, das die Überschreitung darstellt. Wenn es keine Alternative gibt, besteht die wichtigste Massnahme darin, die betroffene Bevölkerung zu warnen und das Netz mit genusstauglichem Wasser zu reinigen, um die Kontamination unter den Höchstwert zu senken.

Fall 2: Nicht in jedem Fall ein Risiko für die Gesundheit

Für Höchstwerte des Anhangs 2, die für Stoffgruppen wie „Pestizide“ oder „organische chemische Verbindungen mit unbekannter Toxizität aber bekannter chemischer Struktur“ festgelegt sind, besteht bei einer Überschreitung nicht in jedem Fall ein Risiko für die Gesundheit (Fall 2). Es muss im Einzelfall eine eingehende Beurteilung des spezifischen Stoffes in Einbezug des BLV erfolgen.“ Für einzelne Pestizide gilt generell ein Höchstwert von 0,1 µg/l, für die Summe aller Pestizide sind es 0,5 µg/l.

Gibt es noch Fragen? Heidis Feststellung: Der Wille zum Verschleiern ist gross, jener zum Handeln klein. Bei jeder einzelnen Höchstwertüberschreitung (so sie gemessen!) müsste also zusammen mit dem BLV die Lage eingehend beurteilt werden. Das ist viel Arbeit!

Zu viele Pestizide im Schweizer Trinkwasser. Das Schweizer Hahnenburger ist gefährdet. Gemäss den Wasserversorgern weist jede fünfte Trinkwasserfassung eine zu hohe Konzentration auf. Tagesanzeiger vom 18.6.17.

14.12.17 HOME


%d Bloggern gefällt das: