Posts Tagged ‘Holz’

Klima- und Regenwaldschutz: Schönreden in höchsten Tönen

25. April 2023
Detail aus Grafik von Jeune Afrique

Detail aus Grafik von Jeune Afrique (Hévéa = Kautschuk, Grumes = Rundholz)

Das Europaparlament verschärft die Einfuhrregeln. Produkte, für deren Herstellung Wälder abgeholzt wurden, sollen nicht mehr in der EU verkauft werden. Zollbehörden sollen Unternehmen kontrollieren. Was bedeutet das für Afrika? Kann diese Massnahme die Entwaldung wirklich bremsen?

Jeune Afrique hat dazu Infografiken erstellt und Heidi hat für Sie Texte daraus übersetzt (mithilfe von DeepL). Die Abbildungen schauen Sie sich am besten in der Originalpublikation an (Cacao, café, caoutchouc… Les efforts de l’UE vont-ils suffire à enrayer la déforestation ?). Jeune Afrique schreibt: In Afrika, das die höchste Entwaldungsrate der Welt hat (3,9 Millionen Hektar pro Jahr), wird diese neue Verordnung grosse Auswirkungen haben, da der Kontinent ein grosser Produzent von Kakao, Kaffee und Holz ist. Von der Elfenbeinküste über die Demokratische Republik Kongo und Äthiopien bis hin zu Kamerun bieten Jeune Afrique in Infografiken eine Kartografie der am stärksten betroffenen Länder und gehen detailliert auf die Grenzen dieser Verordnung ein.

Den Wald definieren, ohne ihn zu missbrauchen

  1. Eine zu eng gefasste Definition…
    Bei der Bekämpfung der Entwaldung konzentriert sich die Europäische Union auf ein Ökosystem, den Wald, und wählt eine bestimmte Definition, nämlich die der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO). Dies schliesst die Umwandlung anderer bewaldeter Flächen wie Savannen aus, die in Afrika weit verbreitet sind, eine grosse Artenvielfalt beherbergen und die Lebensgrundlage der lokalen Bevölkerung bilden.

  2. … und trotzdem zu weit
    Umgekehrt kann die FAO-Definition von Wald Verwirrung stiften, da sie sehr unterschiedliche Ökosysteme zusammenfasst wie dichter immergrüner Regenwald, dichter halbtrockener Regenwald, lichter Wald. Theoretisch könnte ein dichter Wald von 90% auf 20% Waldbedeckung reduziert werden, ohne dass dies als Entwaldung angesehen wird, da es über der FAO-Definition (10%) liegt. Die EU spricht in diesem Fall von Degradation, aber über die genaue Definition wurde in Brüssel noch kein Konsens erzielt, obwohl sie von entscheidender Bedeutung ist.

Europa als Einzelkämpfer

  1. Asien, das weniger streng ist…
    Die Legalisierung könnte die afrikanischen Länder dazu veranlassen, „entwaldete“ Produkte nach Asien zu exportieren, das im Allgemeinen weniger streng ist und dessen Nachfrage explodiert, wie es bereits bei Holz zu beobachten war.
  2. … auch Afrika
    Ein Teil der Produkte, wie Palmöl und Holz, wird auch auf dem wachsenden afrikanischen Markt verkauft…
  3. Ein Stichtag, der Länder begünstigt, die in der Vergangenheit abgeholzt haben
    Die Einfuhr in die EU wird für Produkte verboten, die auf Flächen geerntet wurden, die weltweit nach dem 31. Dezember 2020 entwaldet wurden oder Wälder, die Degeneration erlitten. Die Elfenbeinküste, die in 50 Jahren fast 90% ihres Waldes verloren hat, wird vor 2020 nicht mehr Rechenschaft ablegen müssen als ein Land, das nur wenig Wald abgeholzt hat.
  4. Eine schwer durchführbare und teure Kontrolle
    Die Importeure und Zwischenhändler müssen dem Zoll bestätigen, dass das importierte Produkt den neuen Standards entspricht. Die EU-Mitgliedsstaaten müssen je nach Risikoniveau des Herkunftslandes mehr oder weniger häufig Kontrollen durchführen.
    Dieses System der Rückverfolgbarkeit und Überwachung wird erhebliche Kosten verursachen, die entweder auf die Preise oder auf die ohnehin schon niedrigen Löhne auf dem Kontinent abgewälzt werden könnten…

Es scheint Heidi, dass dieser Weg zum Stopp der Abholzung der Regenwälder wenig zielführend ist.

Importstopp für viele Waren: EU will Regenwälder vor Abholzung bewahren. RedaktionsNetzwerkDeutschland 20.4.23

Cacao, café, caoutchouc… Les efforts de l’UE vont-ils suffire à enrayer la déforestation ? Jeune Afrique 21.4.23

Chinas Massnahmen gegen Erosion und Überschwemmungen fördern globalen Kahlschlag

3. August 2021
Das Schweizer Fernsehen brachte heute einen interessanten Beitrag über Aufforstung von Wüste. Heidi hat daher nachgeschaut wie es sonst mit dem Wald in China steht.

Das Schweizer Fernsehen brachte am 2.8.21 einen interessanten Beitrag über Aufforstung von Wüste, denn Sandstürme sind ein grosses Problem für die betroffenen Städte. Heidi hat nachgeschaut wie es sonst um den Wald in China steht.

Vorwiegend in Berggebieten Chinas wurden Mitte des 20. Jahrhunderts Wälder systematisch gerodet, um das Holz für den wirtschaftlichen Aufbau zu nutzen und landwirtschaftliche Anbauflächen für die wachsende Bevölkerung zu schaffen. Dies führte zu einer Zunahme des Oberflächenabflusses und der Bodenerosion. Die Folge sind höhere Sedimentfrachten und Hochwasserspitzen in den Flüssen, welche Menschen, Infrastrukturen und Trinkwasserversorgung gefährden.

Die zunehmenden Überschwemmungen führten zu einer Änderung der chinesischen Landnutzungspolitik. Die landwirtschaftliche Nutzung auf Hängen steiler als 30 Grad wurde landesweit verboten, die weitere Rodung von Wäldern am Hang untersagt, die ungeregelte Holznutzung beschränkt und Aufforstungsprogramme gestartet. Gerodet wird aber immer noch, etwa von 2002 bis 2020  76’000 Hektar an Primärwald, dessen Fläche in diesem Zeitraum um 4,4% zurückging.

China fördert den globalen Kahlschlag

Um Flutkatastrophen vorzubeugen, hat China das Bäumefällen in seinen eigenen Forsten gestoppt. Stattdessen werden nun gigantische Holzmengen aus den übrigen Ländern Südostasiens und aus Russland importiert, auch der Schwarzmarkt blüht. Seit drei Jahrzehnten beutet Asiens grösster Holzverbraucher Japan systematisch die Urwälder Südostasiens aus. Nun wird befürchtet, dass Chinas extrem gewachsener Einfuhrbedarf auch noch den Rest der grünen Wildnis in der Region vernichtet.

Auch Schweizer Holz wird nach China exportiert. Michael Gautschi, Direktor von Holzindustrie Schweiz, sagte 2018, es werde rund ein Prozent des Schweizer Holzes nach China exportiert. Ökologisch seien solche Transporte nicht so schlimm: «Das Holz wird in die Container geladen, mit denen Waren aus China in die Schweiz verschifft werden.» Oder sollte man eher sagen: „Holz kommt verarbeitet in Containern zurück?“ Zum Beispiel Bau- und Möbelholz, Tischplatten, Balken, Bretter, Geländer, Fournier landen auf den Weltmarkt und werden auch in die Schweiz vertrieben. Vor Weihnachten 2020 verkaufte die Migros Wallhölzer aus Buchenholz made in China und Alibaba und Made-in-China bieten zahlreiche Holzprodukte an.

Wenn ein Geschäft ökonomisch aufgeht, dann lässt sich ökologisch Absurdes durch schöne Worte rechtfertigen.

Aufforstungen in China. Waldwissen.net, Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft

Global Forest Watch, China.

China befördert den globalen Kahlschlag. GEO

Holz-Export nach China empört Naturschützer. Pressereader vom 17.10.18

Schweizer Rohstoff-Export Asiaten wollen mehr Schweizer Holz. Matthias Heim, SRF vom 6.5.17

Made-in-China

Alibaba

Holz bleibt das Material der Wahl für zukunftsfähige Bauten. Lignum vom 5.4.21

Grossauftrag in China geht an Häring AG. späne

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Katastrophale Megaprojekte zerstören die Lebensgrundlage: Wälder, Klima, Wasser und Boden

5. März 2021

Führende NGOs wie Greenpeace und WALHI schlagen mit einem neuen Bericht Alarm: Bis zu 2 Millionen Hektaren Torf- und Regenwälder könnten dem indonesische «Food Estate Program» zum Opfer fallen. Unter dem Vorwand der Ernährungssicherheit und Hungerbekämpfung soll grossflächig industrielle Landwirtschaft betrieben werden. Führende NGOs kritisieren, dass dieses Programm nur zu mehr Hunger führen wird. Auch mit verheerenden Folgen für die letzten intakten Wälder und das globale Klima. Sie befürchten, dass es zu grossflächigem Landraub durch Unternehmen kommen wird, die einzig an exportorientierten Anbauprodukten interessiert sind und den lokalen Gemeinden ihr Land und damit ihre Lebensgrundlage entziehen.

Bereits im Oktober 2020 wurde die gesetzliche Grundlage geschaffen, geschützten Wald in Landwirtschaftsland konvertieren zu können. Die verfügbaren Zahlen zu den Projekten sind sehr widersprüchlich, aber die von der Regierung publizierten sehen „Food Estate“-Projekte von 770’000 Hektaren in Zentralkalimantan (Borneo), zwei Millionen Hektaren in Papua (Neuguinea) und 32’000 Hektaren in Nord-Sumatra vor. Weitere Projekte dieser Grössenordnung sind in Planung.

Im Bericht der NGOs steht: Das 1996 initiierte Mega-Reis-Projekt in Kalimantan (Borneo) und das neuere Merauke Integrated Food and Energy Estate (MIFEE) in Papua hatten wenig mit der Ernährung der Indonesier zu tun und alles damit, die Kassen einer kleinen Handvoll korrupter Individuen zu füllen. Das  Nahrungsmittelhilfsprogramm wird von Indonesiens Verteidigungsminister Prabowo Subianto geleitet, der unter Suharto in die Entführung und Folter von 13 pro-demokratischen Aktivist*innen verwickelt war. Er besitzt weite Ländereien auf Kalimantan.

«Statt einer dringend nötigen Agrarreform, damit eine vielfältige auf Subsistenzwirtschaft basierte Landwirtschaft gefördert werden kann, die auch langfristig das bäuerliche Einkommen und die Ernährungssicherheit garantiert, wird auch auf rechtlicher Ebene der grosse Ausverkauf vorbereitet, kritisiert Uniterre-Sekretär Rudi Berli.» Bereits mit dem Omnibus-Gesetz im Herbst 2020 wurden viele Bestimmungen für globale Investoren ausser Kraft gesetzt, die den lokalen Gemeinschaften die Rechte an ihrem gewohnheitsmässigem Land zusichern. Gewichtige Investorengruppen wie Blackstone, Carlyle Group, BlackRock und JPMorgan sollen sich, gemäss dem Report, an den Projekten beteiligen oder mit der Regierung im Gespräch stehen.

Die Forderungen der NGOs

Finanzinstitutionen sollten keine Projekte unterstützen, welche die folgenden Prinzipien ignorieren:

  • Lokale und nationale Regierungen müssen sicherstellen, dass angemessene FPIC-Prozesse1 durchgeführt werden, die den traditionellen Gemeinschaften das volle Recht lassen, über die Nutzung ihres Landes und der traditionell genutzten Ressourcen in Wäldern, Flüssen und anderen Lebensräumen zu entscheiden.
  • Jedes Projekt sollte auf der vollen Anerkennung des traditionellen Landbesitzes basieren, als Mittel zur Sicherung der Ernährungssouveränität und -sicherheit der Menschen, basierend auf lokalem Gewohnheitswissen, und sollte die traditionelle Verwaltung durch die Gemeinschaften fördern.
  • Projekte sollten weder die Umsiedlung von Arbeiter*innen, Bäuerinnen und Bauern von außerhalb der Region fördern noch Transmigrationsprogramme anwenden.
  • Jeder Teil des Projekts sollte in einem transparenten und partizipativen Prozess definiert werden, der alle indigenen Völker und lokalen Gemeinschaften, die direkt und indirekt von den Projektaktivitäten betroffen sind, vollständig einbezieht. Diese Gemeinschaften müssen das volle Recht haben, jedes Projekt abzulehnen, von dem sie glauben, dass es ihre Lebensgrundlage oder ihren Lebensraum negativ beeinflusst.
  • Null-Toleranz gegenüber Gewalt, Vertreibungen, Einschüchterung, unangemessenem Druck oder Korruption sollte die Grundlage für jedes Projekt sein.
  • Keine Umwandlung oder Degradierung von Wäldern mit hohem Erhaltungswert (High Conservation Value Forests, HCV) und anderen Lebensräumen sowie vollständiger Schutz von Wäldern mit hohem Kohlenstoffgehalt (High Carbon Stock, HCS) und Torfgebieten jeglicher Tiefe.
  • Umweltrisikoprüfungen sollten auf transparente Weise unter Einbeziehung potenziell direkt und indirekt betroffener Gemeinden und Stakeholder durchgeführt werden und sollten auch soziale Risiken abdecken.
  • Projekte sollten die ökologische Wiederherstellung und Rehabilitierung von geschädigten und verlorenen Waldund Torfgebieten unter Berücksichtigung des Wissens und der Rechte indigener Völker und lokaler Gemeinschaften integrieren.

Das Komitee Stop Palmöl unterstützt die Forderungen der NGOs, welche einmal mehr zeigen, dass die Entwicklung in Indonesien nicht Richtung «Nachhaltigkeit» gehen. Im Gegenteil, den Einheimischen und Indigenen droht eine massive Verschlechterung der Besitz- und Ernährungssituation im Interesse weniger Investoren und Oligarchen.

Swallowing Indonesia’s forests, PDF

Referendum Stop Palmöl!

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Warum keine Waldweide?

10. Dezember 2010

 

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Waldweide: Pflanzen sterben ab, Bodenverdichtung und Erosion

Waldweiden, das gab’s doch früher, oder? Klar, aber weshalb sind sie verschwunden? Rudolf Koblet (Wikipedia) hat den negativen Einfluss der Weide auf den Wald in seinem Standardwerk „Der landwirtschaftliche Pflanzenbau“, Birkhäuser Verlag Basel, 1965, erklärt (书名与责任者项, 出版发行项, 载体形态项): „Im trockenen wie im feuchten Klima schaden die Weidetiere der natürlichen Verjüngung. Sie beeinträchtigen durch Verbiss der Knospen und Triebe und durch Verwundung der Wurzeln den Zuwachs und die Qualität des Nutzholzes. Da Rind und Pferd Buche und Tanne bevorzugen und die Fichte schonen, bilden sich im Jura nahezu reine Bestände der letzteren in der Region des Tannen-Buchenwaldes. Die Durchweidung führt so zu tiefgreifenden Verschiebungen im Anteil der Holzarten und damit unter Umständen zu Gleichgewichtsstörungen, welche, zum Teil als Folge ungünstiger Beeinflussung der Bodenentwicklung, die Ausdauer der Wälder gefährden können. Besonders bedroht sind die Bestände in der Nähe der klimatischen Höhengrenze. In denkbar grösstem Widerspruch zu der sonst sorgfältigen Bodenkultur der Alpenländer stehen auch die von Baumkrüppeln eingesäumten Durchgänge, auf denen das Vieh in breitem Aufmarsch zu den eigentlichen Weideplätzen wandert.

Die Doppelnutzung ist im Alpengebiet um so unrationeller, als sie auch der Viehwirtschaft wenig einträgt… Der Ertrag des beschatteten Weiderasens ist auf unseren Alpen gering. Seine botanische Zusammensetzung verrät geringen Futterwert und mangelnde Bekömmlichkeit. Das im Wald heranwachsende Gras ist unregelmässig verteilt und kann nur durch langen Anmarsch und ausgedehnte tägliche Weidezeit, welche die Tiere wenig zur Ruhe kommen lässt, erreicht und verwertet werden. Die Waldweide bietet daher ungünstige Voraussetzungen für die Ausnützung der Leistungsfähigkeit unserer hochgezüchteten Viehrassen.“ Das war vor 45 Jahren, seither sind die Tiere intensiv weitergezüchtet worden. Kantonales Waldgesetz, Bundesgesetz über den Wald, Schutzwald.

Es gibt natürlich auch Baumbestände mit Weide, die unter Naturschutz stehen, etwa der prächtige Eichenhain bei Schloss Wildenstein aus dem 13. Jahrhundert. Für holzbewohnende Käfer und zahlreiche Flechtenarten gilt dieses Gebiet als eines der bedeutendsten Mitteleuropas. Auch die charakteristischen Viehweiden im Berner Jura sind eine ökologisch und landschaftlich wertvolle Bewirtschaftungsform; 60 Hektaren werden vom Kanton Bern gefördert und erhalten. Verschiedene Kantone stellen zurzeit Waldweiden durch Auflichtung von Wäldern wieder her – mit Erfolg für die Artenvielalt. Der Baumanteil darf höchstens 50 Prozent betragen, sonst wird die Krautschicht zu stark beschattet. Zum Beispiel in Chalais VS werden solche Flächen mit Eseln beweidet, an der Scheidhalde GR mit Ziegen und am Sparberg AG mit Galloway-Rindern. Siehe

Trockenwiesen und -weiden: TWW und Wald

Trockenwiesen und -weiden

Trockenwiesen und -weiden von nationaler Bedeutung, Vollzugshilfe zur Trockenwiesenverordnung

10.12.10    HOME


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