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Grüngewaschene Energie und Mobilität auf Kosten von Umwelt und Menschenrechten

26. April 2023
drei Indigene im Gefängnis Opfer von Landraub werden kriminalisiert (© WALHI Sulsel)

Drei Indigene im Gefängnis: Opfer von Landraub werden kriminalisiert (© WALHI Sulsel)

Gemeinsame Medienmitteilung von Rettet den Regenwald, Watch Indonesia!, Stiftung AsienhausInternational People’s Tribunal (IPT) 1965:
Hannover Messe: Keine Investitionen auf Kosten von Umwelt und Menschenrechten

  • Indonesien ist 2023 Partnerland der Hannover Messe. Mehr als 470 indonesische Unternehmen und Verbände präsentieren sich auf der Messe und suchen Investoren.
  • Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen warnen Investoren vor der Ausbeutung der Natur unter Missachtung der Rechte der zumeist indigenen Bevölkerung.
  • Potentielle Geschäftspartner tragen Mitverantwortung.

Auf der Hannover Messe 2023 (17.-21.4.23) ist Indonesien Partnerland. Mehr als 470 Unternehmen und Aussteller aus dem Land von insgesamt über 7’000 aus aller Welt präsentieren sich auf der Industriemesse und suchen Investoren. Zahlreiche Unternehmen erwirtschaften ihren Profit mit der Ausbeutung der Natur, der Schädigung der Biodiversität und damit längerfristig des Klimas. Gross angelegte Bergbau- und Infrastrukturprojekte, auch für grüne Infrastruktur, erfolgen häufig unter Missachtung der Rechte von indigenen, lokalen und armen Bevölkerungen.

Umweltschutz- und Menschenrechtsorganisationen aus Deutschland weisen potentielle Investoren auf ihre Verantwortung hin und appellieren an Unternehmen, Banken und Regierungen, nicht in Projekte zu investieren, die die Umwelt und die Lebensgrundlagen der Menschen zerstören. Es gibt keine umweltfreundlichen Technologien und nachhaltigen Investitionen, wenn diese auf der Ausbeutung der Menschen und Naturressourcen basieren.

Laut Homepage des Partnerlandes der Hannover Messe liegt der alleinige Fokus auf Profit und Wachstum. Der Hinweis, dass Wachstum für den „gesamten Archipel“ angestrebt wird, heisst im Klartext, dass die Ausbeutung von Natur und Menschen auch im Osten Indonesiens anvisiert wird. Das bedeutet noch mehr Landraub, noch mehr Zerstörung von indigenen und lokalen Kulturen und Verlust von Regenwald auf Sulawesi, den Molukken, Papua und zahlreichen kleineren Inseln.

Zerstörung und Verschmutzung für Elektromobilität und Biodiesel

Mit „Nachhaltigkeit“ sind Elektroautos und Agrotreibstoffe gemeint. Für das Palmöl, aus dem „Biodiesel“ hergestellt wird, wurden in der letzten Dekade bereits mehr als zwölf Millionen Hektar Wald vernichtet. Zwanzig Millionen Menschen haben damit ihre Lebensgrundlage verloren. Elektromobilität ist aktuell das Zugpferd für Indonesiens Wirtschaft. Für die Batterien wird viel Nickel benötigt. Dafür zerstört das Land Schutzgebiete und verschmutzt Flüsse und Meere auf Sulawesi und in den Molukken.

Mit „Stärkung der Industriestruktur“ und „Wert der natürlichen Ressourcen“ sind der Verbleib der Wertschöpfungskette im Land gemeint. Indonesien möchte nicht länger als Rohstofflieferant fungieren, sondern die Wertschöpfung im Land behalten. Dies bedeutet die Schaffung von Sonderindustriezonen, in denen BürgerInnen- und Arbeitsrechte eingeschränkt sind, sowie den massiven Ausbau von Produktionsstätten und Lieferketten. Angesichts der zunehmenden Einschränkung von Bürgerrechten und der wirtschaftlichen Dominanz von Sicherheitskräften bedeutet dies auch einen noch rücksichtsloseren Angriff auf Menschen, ihre Lebensgrundlagen und die Natur. 

Neue Gesetze wie das so genannte Omnibus-Law zur Schaffung von Arbeitsplätzen sollen ein Investor-freundliches Umfeld schaffen, hebeln aber Umweltstandards und Menschenrechte in grossem Masse aus. Die Bedingungen für die von Deutschland erstrebte Sicherung der Rohstoffe haben daher einen makabren Beigeschmack.

Die Kriminalisierung von Umwelt- und MenschenrechtsverteidigerInnen nehmen ebenso zu wie gewaltsame Übergriffe durch Sicherheitskräfte. Die Täter können meist mit Straffreiheit rechnen.

Appell von Umweltschützern und Menschenrechtlern an Investoren

Die Organisationen Rettet den Regenwald, Watch Indonesia!, die Stiftung Asienhaus und das International People´s Tribunal 1965 appellieren an Unternehmen und Regierungen:

  • Beteiligen Sie sich nicht am Ausverkauf unserer Erde! Indonesien hat den drittgrössten Regenwald unseres Planeten mit hoher Bedeutung für Biodiversität und Klima.
  • Wirtschaftswachstum auf Kosten von Natur und Menschen ist ein fataler Irrweg! Auch deutsche Investitionen zerstören die Lebensgrundlagen eines grossen Teils der Bevölkerung.
  • Investitionen in zerstörerische Projekte bergen hohe Risiken nicht nur für Menschen, Klima, Biodiversität, sondern auch für die „Nachhaltigkeit” von Unternehmen.

Marianne Klute von Rettet den Regenwald sagt: „Investitionen, die auf Ausbeutung von Natur und Menschen fussen, sind nicht nachhaltig. Sie zerstören nicht nur die Lebensgrundlagen der Betroffenen, sondern die der gesamten Menschheit. Grundlage von Verträgen und Handelsabkommen müssen die Respektierung der Menschenrechte und der Schutz der Biodiversität und der Natur sein.“

„Der ungezügelte Landraub in Indonesien muss gestoppt werden. Für Profite und im scheinbaren Einsatz für den Klimaschutz, wie im Falle des Nickelabbaus für die Batterien von E-Autos, wird weiter Wald abgeholzt und Menschen unter dem Deckmantel des Fortschritts vertrieben. Deutsche Investoren tragen hierbei eine Mitverantwortung und müssen ihren Sorgfaltspflichten nachkommen“, so Raphael Göpel von der Stiftung Asienhaus.

„„Digitale Transformation“ und „Nachhaltige Energie-Transition“ sind die Schlüsselbegriffe, mit denen Indonesien für Investitionen, Finanzhilfen und Technologietransfers wirbt. Dahinter stehen massive Infrastrukturprojekte. Deren Auswirkungen sind für die Bevölkerung vielerorts bereits jetzt spürbar: Wasserquellen versiegen, Trinkwasser und Luft sind verschmutzt, Ackerland zerstört und Fischgründe vergiftet. Dies geschieht vor dem Hintergrund einer voranschreitenden Remilitarisierung und einer zunehmenden Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit. InvestorInnen und die Bundesregierung müssen sich klar machen und handeln – auch entlang internationaler Übereinkünfte wie der Konvention zum Schutz der Rechte indigener Völker. Der internationale Klimaschutz und die Wahrung und Achtung von Menschenrechten für alle gehören zusammen“, sagt Christine Holike von Watch Indonesia!

Gemeinsame Medienmitteilung von Rettet den Regenwald, Watch Indonesia!, Stiftung Asienhaus,  International People’s Tribunal (IPT) 1965: Hannover Messe: Keine Investitionen auf Kosten von Umwelt und Menschenrechten

Heidis zahlreiche Artikel über Palmöl & Co.

Dem Pilz Ganoderma gefällt der Klimawandel, den von ihm befallenen Ölpalmen nicht

5. März 2023
Karten von Sumatra, die zeigen, dass das Klima für den Anbau von Ölpalmen heute und in den Jahren 2030, 2070 und 2100 geeignet ist. Rot = sehr geeignetes Klima; gelb = geeignetes Klima; blau = marginales Klima; weiß = ungeeignetes Klima.

Karten von Sumatra, die zeigen wo das Klima für den Anbau von Ölpalmen heute und in den Jahren 2030, 2070 und 2100 geeignet ist. Rot = sehr geeignetes Klima; gelb = geeignetes Klima; blau = marginales Klima; weiss = ungeeignetes Klima.

Die durch den Klimawandel ausgelöste Basalfäule von Ganoderma boninense wirkt sich auf das Gedeihen der Ölpalmen und somit den wirtschaftlichen Ertrag aus. In Ländern wie Malaysia und Indonesien ist Palmöl ein strategischer Rohstoff. Aus Palmöl wird eine Vielzahl von Produkten hergestellt, darunter Lebensmittel, Kosmetika und Biodiesel. Es generiert Exporteinnahmen und hilft vielen Volkswirtschaften.

Ganoderma boninense, der Weissfäulepilz, gilt derzeit als bedeutendes Hindernis für die äusserst profitable Ölpalmenindustrie, insbesondere in Südostasien und den übrigen Produktionsregionen. Studien von Wissenschaftler der Universität Putra in Malaysia zeigen, dass der Ertrag von Ölpalmen bei einem Temperaturanstieg von 1 bis 4°C um 10 bis 41% zurückgeht und Wasserstress bei den Palmen verursacht. Die Basalstammfäule von Ganoderma befällt verschiedene Teile der Palmen, was zu einem Rückgang des Ertrags an frischen Fruchtbündeln sowie zu ökologischen und wirtschaftlichen Schäden führt.

Prognosen zum Klimawandel deuten darauf hin, dass G. boninense in Zukunft, insbesondere ab 2050, grössere Auswirkungen auf Ölpalmen haben wird. In Sumatra, einigen Teilen Malaysias und anderen Ölpalmenanbaugebieten wird G. boninense bis zum Jahr 2100 voraussichtlich einen Einfluss von 41-100% haben.

Ganoderma boninense in ganz Sumatra, Indonesien. A = Prozentualer Anteil der Fläche von Sumatra mit sehr geeignetem Klima und geeignetem Klima für den Anbau von Ölpalmen; der Rest von Sumatra hat entweder ein marginales oder ungeeignetes Klima für den Anbau von Ölpalmen. B = Prozentualer Anteil der Fläche Sumatras, die nur für den Anbau von Ölpalmen sehr gut geeignet ist. C = Prozentualer Anteil der Ölpalmen mit Basalstammfäule.

Für den Anbau von Ölpalmen geeignetes Klima und Prozentsatz der Infektion mit Ganoderma boninense in ganz Sumatra, Indonesien. A = Prozentualer Anteil der Fläche von Sumatra mit sehr geeignetem Klima und geeignetem Klima für den Anbau von Ölpalmen; der Rest von Sumatra hat entweder ein marginales oder ungeeignetes Klima für den Anbau von Ölpalmen. B = Prozentualer Anteil der Fläche Sumatras, die nur für den Anbau von Ölpalmen sehr gut geeignet ist. C = Prozentualer Anteil der Ölpalmen mit Basalstammfäule.

Sumatra kann als Modell für andere Ölpalmenanbaugebiete in Südostasien angesehen werden. Die Fläche auf Sumatra, die sich klimatisch für den Anbau von Ölpalmen eignet, wird sich aufgrund des prognostizierten Klimawandels verkleinern. Das ungeeignetere Klima wird zu einer Zunahme der Basalstengelfäule (BSR) durch Ganoderma boninense führen.

Die Ungeeignetheit des Klimas für den Ölpalmenanbau wird nach 2050 dramatisch zunehmen, wenn die BSR in den meisten Teilen der Insel auf sehr hohe Werte ansteigen wird. Dies dürfte dazu führen, dass die Palmölproduktion irgendwann zwischen 2050 und 2100 nicht mehr nachhaltig ist. Diese Auswirkungen des prognostizierten Klimawandels, so die Wissenschaftler, müssen gemildert werden, bevor die hohen BSR-Werte und das für die Ölpalme ungeeignete Klima Wirklichkeit werden.

Zwei Wege wurden erkannt, die bei einem prognostizierten Klimawandel zu mehr Krankheiten führen:

  • eine Zunahme der Virulenz von G. boninense und
  • ein für Ölpalmen ungeeignetes Klima, das sie weniger widerstandsfähig gegen Krankheiten macht.

Die Situation in Sumatra dient als Modell für andere Ölpalmenanbaugebiete in Südostasien.

Was ist zu tun? Die Palmen könnten beispielsweise in neuartigen Regionen ausserhalb Südostasiens angebaut werden, in denen die Krankheit nur in geringem Masse auftritt, doch viele dieser Regionen werden aufgrund des prognostizierten Klimawandels für den Anbau von Ölpalmen ungeeignet sein. Die Palme könnte sich anpassen oder durch Kreuzung angepasst werden. Weitere noch nicht getestete Vorschläge sind: Genetische Manipulationen, arbuskulären Mykorrhizapilzen, Deckfrüchten, Biokohle, Ausbringung von leeren Fruchtbündeln usw.

Die Situation sei dringend, so die Wissenschaftler, und es müssten bald proaktive Massnahmen ergriffen werden.

Heidis weitere zahlreichen Beiträge zu Palmöl

Ganoderma boninense Disease of Oil Palm to Significantly Reduce Production After 2050 in Sumatra if Projected Climate Change Occurs. R Russell M Paterson, Microorganisms. 2019 Jan; 7(1): 24.

Ganoderma boninense basal stem rot induced by climate change and its effect on oil palm. Ahmed Abubakar et al. Environmental Sustainability volume 5pages 289–303 (2022)

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Wissenschaft zum Schweigen bringen: Wie Indonesien die Wildtierforschung zensiert

29. Januar 2023

Quelle: Silencing Science: How Indonesia Is Censoring Wildlife Research. Fred Pearce, Yale Environment 360, 24.1.23

Unter Präsident Joko Widodo hat Indonesien internationales Lob für seine Naturschutzpolitik geerntet. Doch jetzt geht die Regierung mit aller Härte gegen Wissenschaftler vor, die die offiziellen Behauptungen in Frage stellen, dass die bedrohten Orang-Utan- und Nashornpopulationen des Landes zunehmen.

Sind Indonesiens Orang-Utans und andere gefährdete Tierarten auf dem besten Weg, auszusterben, oder erholen sie sich unter der derzeitigen umweltbewussten Regierung des Landes? Das hängt davon ab, wen Sie fragen. Doch die wissenschaftliche Debatte, die das Geheimnis lüften könnte, wird durch die strenge Geheimhaltung von Forschungsergebnissen durch die Regierung vereitelt, da es eine Fülle widersprüchlicher Daten gibt. In Verbindung mit dem Verbot „negativer“ ausländischer Forscher sorgt diese Politik bei Naturschützern für Verwirrung und bei einigen indonesischen Wissenschaftlern für Angst um ihre Karriere.

Während das grosse Regenwaldland Brasilien unter seinem neuen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva die Zusammenarbeit im Umweltbereich und die Rechenschaftspflicht zu öffnen scheint, scheint Indonesien in die andere Richtung zu rutschen. Obwohl die Abholzung der Wälder unter dem derzeitigen Präsidenten Joko Widodo seit einem Jahrzehnt zurückgeht, bleibt das Schicksal der Orang-Utan-, Elefanten-, Nashorn- und Tigerpopulationen des Landes ungewiss.

Als Reaktion auf die Zensur plant eine Gruppe indonesischer und internationaler Umwelt- und Menschenrechts-NGOs, darunter lokale Ableger von Greenpeace und Amnesty International, im nächsten Monat eine Klage gegen das Umwelt- und Forstministerium des Landes und das Büro des Präsidenten einzureichen. Sie sagen, dass sie mit ihrer Klage versuchen werden, die zunehmende Untergrabung der für den Naturschutz notwendigen Wissenschaft zu beenden und wichtige Analysen über den Zustand der seltenen und charismatischen Wildtiere des Landes zu ermöglichen.

Das Vorgehen gegen Forscher ist Teil eines seit langem andauernden Angriffs auf ausländische Naturschützer und Wissenschaftler.

Lesen Sie den vollständigen Beitrag hier: Silencing Science: How Indonesia Is Censoring Wildlife Research. Fred Pearce, Yale Environment 360, 24.1.23

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Irreführende Shell-Werbung

25. Oktober 2022

Quelle: Shell loses appeal against Dutch advertising watchdog. The claim that offsets “compensate” emissions is misleading. Chris Lang, REDD-Monitor 24.10.22

Shell hat seine Berufung gegen die Entscheidung der niederländischen Werbeaufsichtsbehörde verloren, wonach seine Anzeigen zur Kompensation von Kohlenstoffemissionen irreführend sind und zurückgezogen werden müssen.

Im Juni 2022 entschied die niederländische Kommission für den Werbekodex (zum vierten Mal im Jahr 2022!), dass die Anzeigen von Shell irreführend sind. In den Anzeigen wird erklärt, dass die Kunden beim Kauf von Benzin einen Aufpreis zahlen können, der angeblich die bei der Verbrennung des Benzins entstehenden Treibhausgase „kompensiert“.

Bei dieser jüngsten Werbekampagne handelt es sich um eine Neugestaltung einer „CO2-neutralen“ Kampagne, die von der Kommission für den Werbekodex ebenfalls als irreführend eingestuft wurde.

Im August 2021 entschied die niederländische Werbeaufsichtsbehörde, dass die „CO2-neutrale“ Werbung von Shell irreführend war. Die Kommission für den Werbekodex entschied, dass Shell nicht nachweisen konnte, dass es die Treibhausgasemissionen, die beim Autofahren entstehen, vollständig ausgleicht.

In einer Erklärung vom Juni 2022 erklärte der Ausschuss für den Werbekodex:

„Genau wie CO2-neutral ist die CO2-Kompensation eine absolute Umweltbehauptung, und absolute Umweltbehauptungen unterliegen einer strengen Beweislast. Shell hat keine Möglichkeit nachzuweisen, dass die CO2-Kompensation durch den Schutz von Wäldern oder das Pflanzen von Bäumen die Klimaschäden des Benzins beseitigt.“

Shell legte gegen die Entscheidung Berufung ein. Und verlor. Im Anschluss an das jüngste Urteil erklärte der Ausschuss für den Werbekodex:

„Es gibt keine oder nur unzureichende Beweise dafür, dass die Waldprojekte, in die Shell investiert, tatsächlich in der Lage sind, die durch die Kohlenstoffgutschriften umgewandelte Absorption von CO2 in einer Weise zu realisieren, die die CO2-Emissionen von Shells fossilem Treibstoff vollständig kompensiert.“

Zu den REDD-Ausgleichsprojekten von Shell gehören unter anderem das Cordillera Azul National Park REDD+ Project in Peru, das Southern Cardamon REDD+ Project in Kambodscha und das Katingan Peatland Restoration and Conservation Project in Indonesien.

Abgesehen von der Tatsache, dass Shell bei diesen Projekten Emissionszertifikate kauft, um seine anhaltende Umweltverschmutzung zu verschleiern, sind alle diese Projekte problematisch. Bei den ersten beiden Projekten werden die Rechte der indigenen Völker und lokalen Gemeinschaften, deren Wälder für den Verkauf an die Ölkonzerne genutzt werden, nicht respektiert. Bei beiden Projekten handelt es sich um eine Art von Festungsschutz.

Das dritte Projekt stützt sich, wie alle Kompensationsprojekte, auf eine kontrafaktische Ausgangssituation – eine Geschichte darüber, was ohne das Projekt geschehen wäre. Wie alle kontrafaktischen Ausgangssituationen kann auch diese Geschichte nicht verifiziert werden, da das Projekt tatsächlich durchgeführt wurde.

Shell-Werbung Schweiz

Heidi hat auf der Homepage von Shell Schweiz nachgeschaut und folgende Shell News vom 4.2.20 gefunden Shell macht Angebot für klimaneutrales Fahren; darin sind die gleichen Kompensationsprojekte aufgeführt, die von der niederländischen Werbeaufsichtsbehörde als irreführend bezeichnet wurden:

„… Kompensieren: Ab Frühjahr will Shell im Schweizer Markt ein CO2-Ausgleichs-Programm anbieten, damit jeder Autofahrer seinen persönlichen CO2-Ausstoss beim Fahren ausgleichen kann.

Hierfür hat Shell internationale Projekte der Erhaltung und Aufforstung von Flora und Fauna-Flächen ausgesucht, deren CO2-Kompensation unter strengen Auflagen geprüft und zertifiziert werden. Dazu zählen das Cordillera Azul National Park Project in Peru sowie das Katingan Peatland Restoration and Conservation Project in Indonesien.

Die Kosten der CO2-Kompensation pro Liter Treibstoff werden für den Kunden, der sich entschliesst mitzumachen, einen Rappen/Liter betragen. Wichtig ist: Der Kunde bezahlt nur die Kompensation des CO2, welches bei der Verbrennung des Treibstoffs entsteht. Shell übernimmt die Kompensation für die Herstellung, den Transport und den Vertrieb (Tankstelle) des Treibstoffs, dessen Fussabdruck kompensiert werden soll.“

Aus der Shell-Homepage – Kleiner Beitrag, grosse Wirkung: Jetzt gemeinsam CO₂ ausgleichen: Für nicht vermiedene CO₂-Emissionen bietet Shell den CO₂-Ausgleich an: Für 1 Rp. pro Liter getanktem Shell Benzin- oder Diesel-Treibstoff können Sie die CO₂-Emissionen, die bei der Fahrt mit dem Auto durchschnittlich entstehen, ausgleichen¹.

Hier finden Sie die „Shell-Kompensationsprojekte“. Sie werden als „Klimaschutzprojekte“ bezeichnet, was irreführend ist. Shell unterstützt auch Schweizer Waldprojekte. Greenwashing ist halt Mode!

Heidi meint: „In der Schweiz wird wohl kaum jemand gegen Shell klagen, basiert die Klimapolitik doch stark auf Kompensationen. Schaut man da wirklich genau hin?“

Lesen Sie den ausführlichen Bericht hier: Shell loses appeal against Dutch advertising watchdog. The claim that offsets “compensate” emissions is misleading. Chris Lang, REDD-Monitor 24.10.22

Indonesien: Palmölfirmen rauben indogenen Gemeinschaften jährlich Millionen von Dollar

23. Mai 2022

Quelle: BBC, The Gecko Project and Mongabay

Quelle: BBC, The Gecko Project and Mongabay. „Plasma“ sind Teilparzellen von Palmölplantagen.

Weite Teile der artenreichsten Wälder der Welt wurden für Palmölplantagen gerodet. Auf den einst dschungelbedeckten indonesischen Inseln Borneo und Sumatra erstrecken sich die Plantagen nun über grosse Gebiete.

Die Geschichte ist nicht neu: Indogenen Gemeinschaften wird ihre Lebensgrundlage für Palmölplantagen weggenommen mit Versprechungen, die nicht gehalten werden. Das Ausmass dieser Betrügereien war bisher nicht bekannt. Nun hat ein Team von BBC-Journalisten, der Organisation für investigativen Journalismus The Gecko Project und der Umweltnachrichtenseite Mongabay zusammengearbeitet, um es herauszufinden.

Der Preis dafür war die Aussicht auf wirtschaftliche Entwicklung. Um die Unterstützung der Bevölkerung zu gewinnen und Zugang zu staatlichen Finanzmitteln zu erhalten, versprachen die Unternehmen häufig, ihre Plantagen mit den Dorfbewohnern zu teilen, und zwar in Form von Parzellen, die als „Plasma“ bezeichnet werden. Seit 2007 ist es für Unternehmen gesetzlich vorgeschrieben, ein Fünftel jeder neuen Plantage an die Gemeinden abzugeben.

Dort, wo das System funktionierte, half es den ländlichen Gemeinden, der Armut zu entkommen, und verschaffte ihnen einen eigenen Anteil an einer Industrie, die weltweit jedes Jahr mehr als 50 Milliarden Dollar wert ist. Es wurden jedoch immer wieder Vorwürfe laut, dass die Unternehmen ihre Versprechen – und rechtlichen Verpflichtungen – zur Bereitstellung von Plasma nicht eingehalten hätten.

Die Analyse von Regierungszahlen ergab, dass die Unternehmen es versäumt haben, allein in der Provinz Zentral-Kalimantan auf Borneo mehr als 100’000 Hektar – etwa so gross wie Los Angeles – des gesetzlich vorgeschriebenen Plasmas bereitzustellen. Unter Zugrundelegung konservativer Zahlen für die mit Palmöl erzielbaren Gewinne schätzt das Team, dass den Gemeinden dadurch jedes Jahr 90 Millionen Dollar entgangen sind. Auf diese Provinz entfällt nur ein Fünftel der von Unternehmen betriebenen Ölpalmenplantagen Indonesiens.

Eine Analyse der Daten des Landwirtschaftsministeriums deutet darauf hin, dass das Bild in anderen wichtigen Palmöl produzierenden Provinzen ähnlich ist und dass die Verluste, die die Gemeinden in ganz Indonesien aufgrund von Plasmaschulden erleiden, jedes Jahr in die Hunderte von Millionen Dollar gehen könnten.

Orang Rimba – einer der letzten nomadischen Stämme Indonesiens lebte seit Generationen vom Dschungel auf der Insel Sumatra. Die Bewohner ernteten Kautschuk, jagten und sammelten Früchte. In den 1990er Jahren kam eine Palmölfirma und versprach ihnen Reichtum und Entwicklung. Doch die Millionen von Dollar flossen in die Salim-Gruppe, deren Speisepalmöl in den Produkten von z.B. Cadbury’s-Schokolade usw. enthalten ist.

Cadbury’s ist eine Tochtergesellschaft von Mondelēz International, deren Europasitz in der Schweiz (Glattpark) liegt. Die Salim-Gruppe beliefert auch Johnson & Johnson sowie Kellogg’s.

„Dies ist nur ein Beispiel – das passiert überall“, sagt Daniel Johan, ein indonesischer Abgeordneter, der für den Land- und Forstwirtschaftssektor zuständig ist und sich für den Stamm eingesetzt hat. „Die Konzerne sind gierig.“

Heidi hat das Ausmass der Betrügereien auch nicht gekannt, aber sie hat aus vielen Berichten geschlossen, dass es gross ist.

Aktuell: Mr Widodo oder Jokowi, wie der indonesische Präsident in der Umgangssprache heisst, hat das Export-Verbot aufgehoben. Kilometerlange Lastwagenkolonnen vor den Palmölmühlen und Proteste von Kleinbauern habe das Exportverbot, das mehr schadete als nützte, zu Fall gebracht.

Heidis Fragen: Was tut die Schweiz? Was ist mit all den Versprechungen, die man uns vor der Abstimmung Stop Palmöl! gemacht hat? Leere Worte? Lügen?

Seien Sie ebenso gierig, die vollständige Geschichte bei BBC zu lesen:

Palm oil firms depriving tribes of millions of dollars. BBC 23.5.22

Einen wesentlich detaillierteren Bericht finden Sie bei Mongabay und The Gecko Projekt:

The promise was a lie’: How Indonesian villagers lost their cut of the palm oil boom. Mongabay 23.5.22

‚The promise was a lie‘: How Indonesian villagers lost their cut of the palm oil boom. The Gecko Project 23.5.23

Recriminations fly as Indonesia resumes palm oil exports. The Straits Times 21.5.22

Heidis weitere 95 Artikel über Palmöl

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Palmöl: Dilemma der indonesischen Kleinbauern

18. Mai 2022

In Indonesien sind die Preise für Speiseöl stark gestiegen, weshalb die Regierung ein Exportverbot für bestimmte Palmölprodukte erlassen hat. Sie hofft, dadurch das Problem in den Griff zu bekommen.

Doch darunter leiden die Kleinbauern. Bei so niedrigen Preisen zögern die Landwirte, überhaupt zu ernten, denn die Mühlen nehmen nicht mehr Früchte ab, weil die Lager in den Häfen voll sind. Die Lastwagen stehen vor den Mühlen an. Die Früchte müssen aber rasch verarbeitet werden, denn sonst verderben sie.

Eine Reihe von Palmölmühlen in Riau haben den Kauf von Palmöl von Kleinbauern eingestellt, weil die Kapazität der Lagertanks für rohes Palmöl (CPO) voll war. Eine davon ist eine Palmölfabrik in Kuantan Singingi Regency, PT Wanasari Nusantara. Es gab eine lange Schlange von mit Palmöl beladenen Lastwagen, die sich über mehrere Tage hinzog und nicht endete.

Das Dilemma der Palmöl-Kleinbauern: Die Früchte zu ernten ist nicht rentabel, aber sie verrotten zu lassen, würde die Bäume beschädigen.

Der indonesische Präsident Joko Widodo vertritt die Ansicht, der Bedarf an erschwinglichen Lebensmitteln habe Vorrang vor den Einkommensbedenken der Produzenten; das Verbot werde erst aufgehoben, wenn der heimische Bedarf gedeckt sei.

Gut 55% des Palmöls stammt aus Indonesien. Seit zwei Jahren ist der Preis auf etwa das Vierfache gestiegen.

Derweil verkauft aktuell z.B. Otto’s palmölhaltige Waschmittel zu Tiefstpreisen!

Indonesian farmers protest against rising cost of palm oil export ban. Swissinfo.ch 17.5.22

Why Indonesia Banned Palm Oil Exports. The Diplomat

Pabrik di Riau Mulai Setop Beli Sawit Petani. Detik 18.5.22

Indonesien tritt beim Export von Palmöl auf die Bremse. Für Konsumenten weltweit sind das schlechte Nachrichten. NZZ 28.4.22

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Palmöl: Indonesien auf dem Weg zu 100% Biodiesel

31. Januar 2022

Quelle: The Chain 28.1.22. Revocation of Permits, Increased Biofuel Volumes Point to Significant Developments in Indonesia’s Palm Oil Sector in 2022.

Im vergangenen Monat gab es zwei wichtige Entwicklungen im indonesischen Palmölsektor:

  1. Die erhöhte Zuteilung für das Biodieselprogramm des Landes und
  2. mehreren Plantagenunternehmen – darunter Ölpalmenplantagenunternehmen sowie industrielle Baumplantagen und Bergbauunternehmen – wurden die Lizenzen entzogen, da ihre Konzessionen als „Stranded Land“ betrachtet wurden.

Ende 2021 gab die indonesische Regierung die Liste der Lieferanten für die staatlichen Biokraftstoffunternehmen Indonesiens und die insgesamt zugeteilten Mengen bekannt. Die für 2022 zugewiesene Gesamtmenge beläuft sich auf 10 Millionen Kiloliter (kL), was einer Steigerung von 6,4 Prozent gegenüber 2021 entspricht. Die höhere Zuteilung ist Teil des langfristigen Plans Indonesiens, den Einsatz von Biodiesel zu erhöhen. Der Plan wurde 2008 ins Leben gerufen und sah zunächst eine Mischung aus einem Prozent Biodiesel auf Palmölbasis und 99 Prozent Dieselkraftstoff vor (B1-Politik). Der Anteil von Palmöl in der Mischung wurde kontinuierlich auf 30 Prozent erhöht (B30-Politik).

Die Regierung strebt einen Anteil von 100 Prozent Biodiesel (B100) an, was jedoch unwahrscheinlich ist, solange die Kapazität der bestehenden Plantagen nicht erhöht wird. Trotz Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen der Nachfrage nach Palmöl als Biokraftstoff auf die indonesischen Wälder hat die Regierung ihren Plan als Mittel zur Verringerung der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verteidigt.

Zweiundzwanzig Raffinerieunternehmen haben Biodieselzuteilungen erhalten, und es handelt sich um dieselben Unternehmensgruppen wie im letzten Jahr. Der grösste Teil der Menge wird von NDPE-Unternehmen (No Deforestation, Peat, and Exploitation) geliefert, während 13,3 Prozent des Angebots (rund 1,3 Mio. kL) von Nicht-NDPE-Unternehmen stammen. Darunter sind auch Unternehmen, die nachweislich Probleme mit der Abholzung von Wäldern haben: Jhonlin Agro Raya (Jhonlin Group) und Tunas Baru Lampung.

Lesen Sie den vollständigen Artikel hier: Revocation of Permits, Increased Biofuel Volumes Point to Significant Developments in Indonesia’s Palm Oil Sector in 2022. The Chain 28.1.22

Govt revokes thousands of mining, forestry, plantation permits. ANTARA 6.1.22

20 Badan Usaha BBN Akan Salurkan Biodiesel 9,2 Juta KL di 2021. Direktorat Jenderal Energi Baru Tarbarukan dan Konservasi Energi (EBTKE) 22.12.21

Alasan Menko Luhut Pangkas Target Biodiesel Jadi Maksimal B50. Tirto.id 11.12.19

The Chain: Indonesia’s New Targets for National Biodiesel Program Could Sharply Increase Pressure on the Country’s Remaining Forests. The Chain 12.1.21

Program Pengembangan dan Pemanfaatan Bahan Bakar Nabati. Sawit 18.8.20

Jhonlin Group to Serve Indonesia’s Domestic Market With New Biofuel Plant. The Chain 12.10.21

Tunas Baru Lampung: Contested land and peat clearing could drive substantial value loss. The Chain 19.4.18

Heidis weitere 91 Artikel zu Palmöl

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Palmölplantagen: Missionare sehen das anders als PolitikerInnen

15. November 2021

Das Freihandelsabkommen mit Indonesien sei gut für Wirtschaft, Mensch und Umwelt. So warb economiesuisse für ein NEIN zum Referendum gegen das Abkommen. Fabian Molina (SP) meinte gar: „Mit dem Abkommen haben wir es zum allerersten Mal in der Geschichte des Schweizer Aussenhandels geschafft, strenge Nachhaltigkeitskriterien zu etablieren – für das wichtige indonesische Exportgut Palmöl.“ Anders sah es Greenpeace: „Freihandelsabkommen mit Indonesien stärkt Rechte von Konzernen auf Kosten von Menschenrechten und Umwelt“. 

Politik hört nicht auf Wissenschaft

PolitikerInnen haben oft einen besonderen Blick. Er richtet sich auf die Vorteile für die Schweiz und deren Wirtschaft. Trotzdem wird dann von win-win geredet. Im Falle von Palmöl warnen Wissenschaftler schon lange. Sie beschreiben unermüdlich die negativen Auswirkungen des Abholzens von Regenwald und der Anlage von Plantagen z.B. wird der Wasserkreislauf und das Klima der Palmölgebiete geändert. Vermehrte zerstörerische Überschwemmungen wurden längst vorausgesagt. Seit einigen Jahren sind sie Realität. Die Bevölkerung leidet darunter. Aber die Politik hört eben nicht auf die Wissenschaft.

Der Kapuziner und die Ölpalmen

Missionare leben meist Jahrzehntelang am gleichen Ort und beobachten Veränderungen. So war Jakob Willi seit 40 Jahren Missionar in Indonesien als er in einem Brief an die Schweizer Kapuziner über seine Arbeit schrieb und wie die Ölpalmen-Plantagen seine Pfarrei grundlegend verändert haben. Hier ein Auszug:

„Für billiges Geld wechselten die Ländereien der Dorfbewohner in die Hände der Plantagenbosse. Im Gegenzug erhielten die Dörfer einen Anschluss an das Strassennetz der Ölpalmplatagen, das sich wie ein bizzarres Strickmuster über die Landschaft breitet. Die Wälder wurden grossflächig gerodet, Hügel eingeebnet und kleine Wasserläufe aufgeschüttet. Die grossflächigen Erdarbeiten erhöhten die Erderosion, was zu einer enormen – schon Jahre andauernden – Verschmutzung der Flüsse geführt hat, sodass das Flusswasser fast nicht mehr zu gebrauchen ist. Geblendet durch grosse Versprechen vom Goldsegen der Ölpalmen, steckten viele Dorfbewohner selbst Reisfelder und Gummibaumplantagen – ihre gesamte traditionelle Existenzgrundlage – bereitwillig in den Rachen der Ölpalmplantagen und hängen nun vollends am “Rockzipfel” der Ölpalmplantagen.“

Flammen bedrohen Steyler Waldprojekt

Heidi hat im vorangehenden Artikel über die Überschwemmungskatastrophe im indonesischen Kalimantan geschrieben und darin auch Fransiskus Sani Lake, Direktor der katholischen Laienorganisation Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung in Kalimantan, zitiert. Er sagte, die Katastrophe sei durch die Abholzung der Wälder für Palmölplantagen und Bergbau verursacht worden.

Am 30.10.15 berichtete die Steyler Mission: «2000 Feuer lodern derzeit auf den Inseln auf Sumatra und Borneo – ausgelöst durch illegale Brandrodung. Auch ein Wiederaufforstungsprojekt der Steyler Missionare ist in Gefahr. Die Ordensmänner helfen den Menschen vor Ort und fordern, Produkte der indonesischen Palmölindustrie zu boykottieren.

Ein Drittel des indonesischen Territoriums ist in diesen Tagen in dicken gelben Nebel gehüllt. Ursache dafür sind Waldbrände, mit denen Plantagenbesitzer auf Sumatra und Borneo ihre Flächen abbrennen, um Raum für Anbaugebiete von Palmöl zu schaffen. Eigentlich sind diese Rodungen seit 1999 verboten. Doch das stört die Landbesitzer wenig. Umweltschützer sprechen bereits jetzt von einer der grössten Umweltkatastrophen seit langem. Von der Luftverschmutzung sind über 40 Millionen Menschen in ganz Südostasien betroffen.

… Nun ist das Projekt in Gefahr. „Einige der umliegenden Kautschuk-Plantagen stehen bereits in Flammen“, sagt Pater Vitus Hari. „Unserem Projekt hat der wenige Regen, der letzte Woche gefallen ist, etwas Luft verschafft. Aber wir sind sehr besorgt, weil die Trockenzeit schon so lange anhält und die Brände noch immer ausser Kontrolle sind.“ Die Feuer seien so schwer zu löschen, weil der Torfboden weiträumig und metertief glühe. Soldaten und Feuerwehrleute seien hoffnungslos überfordert.

Pater Paul Rahmat SVD, der zentrale Koordinator für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung der Steyler Missionare in Indonesien, geht derweil scharf mit den Palmöl-Unternehmen ins Gericht, auf deren illegale Rodungen die aktuelle Umweltkatastrophe zurückgeht. „Die Palmölplantagen expandieren jährlich um 520’000 Hektar – das entspricht kaum weniger als der Gesamtfläche der Insel Bali“, kritisiert der Steyler Missionar. „25 Großkonzerne kontrollieren insgesamt 5,1 Millionen Hektar Land in Kalimantan und Sumatra. Diesem Umweltdesaster müssen wir ein Ende bereiten. Ich rufe deshalb alle Menschen weltweit auf, die Produkte der indonesischen Palmölindustrie zu boykottieren.“»

Heidi meint: „Die Realität sieht anders aus als in den Träumen der PolitikerInnen.“

Freihandelsabkommen mit Indonesien – gut für Wirtschaft, Mensch und Umwelt. Economiesuisse 25.1.21

Freihandelsabkommen mit Indonesien stärkt Rechte von Konzernen auf Kosten von Menschenrechten und Umwelt. Greenpeace

«Indonesien ist ein Grenzfall». Interview mit Fabian Molina von Dinu Gautier, WOZ vom 28.1.21

Der Kapuziner und die Ölpalmen. Heidis Mist 19.11.18

Indonesischer Gouverneur macht Palmölfirmen für Flutkatastrophe verantwortlich. Heidis Mist 14.11.21

Flammen bedrohen Steyler Waldprojekt. Steyler Mission 30.10.15

Heidis weitere 87 Artikel über Palmöl

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Indonesischer Gouverneur macht Palmölfirmen für Flutkatastrophe verantwortlich

14. November 2021

Copyright: Fransiskus Sani Lake

Copyright: Fransiskus Sani Lake

Quelle: UCA News

Ein indonesischer Provinzgouverneur hat versprochen, bei der Erteilung von Genehmigungen für Palmölfirmen hart durchzugreifen, nachdem Sturzfluten mehrere Gebiete auf Borneo heimgesucht, mehrere Menschen getötet und Tausende zur Flucht gezwungen hatten. Der Gouverneur von West-Kalimantan, Sutarmidji, der nur unter einem Namen bekannt ist, sagte am 10. November, er werde die Genehmigungen widerrufen, nachdem er die Überschwemmungen auf die Aktivitäten von Palmölfirmen zurückgeführt hatte.

Die Wut des Gouverneurs spitzte sich am 9. November zu, als verschiedene Firmen in seiner Provinz seinen Aufruf zur Hilfe für die Flutopfer ablehnten. „Sie wollen sich in West-Kalimantan nur bereichern, aber sie wollen sich nicht um die Menschen kümmern“, sagte er. Solange er Gouverneur sei, wolle er nichts mehr mit Palmölfirmen zu tun haben.

In den letzten Wochen wurden viele Gebiete in Kalimantan von Überschwemmungen heimgesucht, wobei mehrere Bezirke in der Provinz Westkalimantan am stärksten betroffen waren. Seit der Ansiedlung dieser Unternehmen treten bei jedem Regen alle Flüsse über die Ufer. Dies geschieht mindestens seit 2013 und wird jedes Jahr schlimmer.

Nach Angaben der Katastrophenschutzbehörde haben die Überschwemmungen im Bezirk Sintang mehr als 35’000 Häuser überflutet und mindestens 140’000 Einwohner vertrieben.

Fransiskus Sani Lake, Direktor der katholischen Laienorganisation Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung in Kalimantan, sagte, die Katastrophe sei durch die Abholzung der Wälder für Palmölplantagen und Bergbau verursacht worden. „Seit diese Industrien hinzugekommen sind, treten bei jedem Regen alle Flüsse über die Ufer. Dies geschieht seit mindestens 2013 und wird jedes Jahr schlimmer“, sagte er gegenüber UCA News.

Diese Industrien kontrollieren riesige Landstriche in der Region. Nach Angaben von Umweltgruppen werden etwa 1,2 Millionen Hektar oder 33 Prozent der Landfläche der Provinz Südkalimantan durch den Kohlebergbau kontrolliert und etwa 620’000 Hektar oder 17 Prozent durch Ölpalmenplantagen.

Obwohl Lake die Drohung Sutarmidjis, die Genehmigungen zu widerrufen, unterstützte, sagte er, die Regierung müsse die Situation bewerten. „Warum? Weil die Regierung selbst auch Genehmigungen erteilt hat, ohne sich um die Umwelt zu kümmern“, sagte er.

Indonesian governor blames flood disaster on palm oil firms. UCAnews 11.11.21

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Indonesische Ministerin für Umwelt und Forstwirtschaft: „Indonesien zu zwingen, bis 2030 keine Wälder mehr abzuholzen, ist offensichtlich unangemessen und unfair.“

7. November 2021

Quelle: REDD-Monitor

Indonesien gehörte zu den mehr als 100 Ländern, die am 2. November 2021 die Erklärung von Glasgow über die Wälder unterzeichneten. Am folgenden Tag erklärte Siti Nurbaya, Indonesiens Ministerin für Umwelt und Forstwirtschaft, bei einem Vortrag an der Universität Glasgow: „Indonesien zu zwingen, bis 2030 keine Wälder mehr abzuholzen, ist offensichtlich unangemessen und unfair.“

Indonesien strebt bis 2030 eine „Kohlenstoffneutralität“ in der Forstwirtschaft an. Siti argumentierte, dass dies „nicht als Nullabholzung interpretiert werden sollte“.

Massive Entwicklung

Siti schrieb auf Twitter: „Die massive Entwicklung in der Ära von Präsident Jokowi darf nicht im Namen von Kohlenstoffemissionen oder im Namen der Abholzung gestoppt werden.“

Korruption und Entwaldung

Anstatt sich über die Walddeklaration von Glasgow zu streiten, die in jedem Fall freiwillig ist und nur eine weitere in einer langen Reihe bedeutungsloser UN-Erklärungen darstellt, täte Siti gut daran, sich mit der fortschreitenden Abholzung zu befassen, die derzeit im Lande stattfindet.

Untersuchungen von The Gecko Project und Tempo, die im Oktober 2021 veröffentlicht wurden, zeigen, dass das Verteidigungsministerium hinter der Zerstörung der Wälder in Gunung Mas in Zentralkalimantan steckt. Regenwald, der Lebensraum für Orang-Utans ist, wird abgeholzt, um Platz für mehr als 30’000 Hektar Maniok-Plantagen zu schaffen. Den Dorfbewohnern wurde nicht mitgeteilt, wo die Plantagen angelegt werden sollen und wann mit der Abholzung des Waldes begonnen wird.

Verteidigungsminister Prabowo Subianto spielt eine zentrale Rolle im indonesischen „Food Estate“-Programm, das von Präsident Widodo im Juni 2020 ins Leben gerufen wurde. Das Programm zielt darauf ab, die durch die COVID-19-Pandemie verursachte weltweite Nahrungsmittelkrise zu bewältigen.

Beamte des Verteidigungsministeriums haben Pläne für mehr als eine Million Hektar Maniokplantagen im Land ausgearbeitet. Diese Pläne beinhalten die Zerstörung der artenreichen Wälder in Papua, um Platz für landwirtschaftliche Plantagen zu schaffen.

Lesen Sie den ausführlichen Bericht von REDD-Monitor:

Indonesia: Zero deforestation by 2030 is “inappropriate and unfair”. REDD-Monitor 4.11.21

Politically connected firm seeks to profit as Indonesian government cuts down orangutan habitat. The Gecko Project 14.10.21

oder

Nach Waldabkommen von Glasgow – Indonesien will weiter entwalden. Franzfurter Allgemeine 5.11.21

Drittgrößter Regenwald der Welt Indonesische Umweltministerin will weiter Bäume abholzen. Spiegel Wissenschaft 5.11.21

Indonesien relativiert Vereinbarungen bei COP26 zum Entwaldungs-Stopp. Nau 4.11.21

7.11.21 HOME

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