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Borneo: Palmöl und Kautschuk statt Lebensmittel

8. Juli 2015
Herbizide sind in Kalimantan (Borneo) allgegenwärtig, auch rund ums Haus. Leserfoto

Herbizide sind in Kalimantan (Borneo) allgegenwärtig, auch rund ums Haus. Leserfoto

Ferienzeit – Reisezeit. Zeit zum Denken? Zeit zum Umdenken? Zum Beispiel Borneo, eine Trauminsel. Einsame Strände, bezaubernder Regenwald, Orang Utans, gastfreundliche Ureinwohner, Krokodile … locken Touristen in den Malaysichen Teil von Borneo. Wenige Touristen nur besuchen Kalimantan, den Indonesischen Teil. Dieser ist grösstenteils umgeben von Mangroven und Sumpfwäldern. Wo der Wald gerodet wurde, da entsteht kein Traumstrand, sondern meist lehmiger Sumpfboden. In Kalimantan leidet die Bevölkerung viel stärker unter Armut und mangelnden Infrastrukturen (Strassen, Strom- und Trinkwasserversorgung …) als im Malaysischen Norden.

Herbizide verschmutzen Wasser und Böden

In beiden Teilen Borneos zerstört Brandrodung Urwald für Weltmarkt-Plantagen. Der grosse Skandal ist: Unglaubliche Herbizid-Mengen verschmutzen Wasser und Böden. In den Dorfläden ist nur das Allerwichtigste erhältlich oder gegen Rohkautschuk tauschbar. 1 kg Kautschuk gegen 3 kg Reis ist gut, zurzeit gibt es weniger als 1 kg Reis. Wenn sich der Kautschukpreis nicht bald erholt, werden die Bäume durch Ölpalmen ersetzt.

Vermutlich wird in Kalimantan das Herbizid Glyphosat (von der WHO als wahrscheinlich krebserregend eingestuft) am meisten angewendet. Doch häufig eingesetzt wird auch das hochgiftige Paraquat, das bei uns nicht zugelassen ist (meist unter dem Markennamen Gramoxone erhältlich). Lindomin 2,4 Dimethyl, ein Breitblattherbizid, wird z.B. im Reisanbau eingesetzt.

Als die Herbizide noch nicht überall erhältlich waren, wurde Fleisch (Vieh, Wasserbüffel) produziert. Man baute zwischen den Kautschukbäumen und Ölpalmen Viehfutter an (Gründünger) oder nutzte lokale Gräser. Wegen der Pestizide und des Kunstdüngers ist das nicht mehr möglich, was aber ganz im Sinne der grossen Palmölkonzerne ist. Kurzfristiger Gewinn ist das Ziel!

Herbizide sind harmlos …

Erschreckend ist vor allem, dass die Leute glauben, Herbizide seien harmlos und deshalb ungeschützt mit ihnen arbeiten!!! Herbizide sind überall erhältlich. Hemmungslos werden sie auch vor Schulen, Spitälern und allgemein im öffentlichen Bereich angewendet. Hinzu kommt der allgegenwärtige Gestank nach verbranntem Plastik. Zwar gibt es in den Städten so etwas ähnliches wie Müllabfuhr. Wenn die privaten „Müllentsorger“ wissen, dass es im Müll auch noch Verkaufbares hat, dann holen sie ihn beim Haus oder an der Sammelstelle ab. Mit dem Rauch versucht man auch die Mücken zu vertreiben – eher erfolglos.

Eindrücklich sind die Bilder eines Lesers: Herbizide überall, Herbizide rund um Wasserfassung, auf dem Waldweg, ums Haus, unter Bäumen … Leute, Häuser, „Strassen“, Dorfladen, Kautschuk- und Palmöl-Pflanzung, Erosion, Dorfschmid, Plastik im Fluss, Waldgemüse, Schwalbennest-Produktion …

Paraquat und Menschenrechte

Die Palmöl-Produktion ist eine Goldgrube für die chemische Industrie. Häufig wird Paraquat eingesetzt, ein Herbizid, das in der EU seit 2007 verboten ist. In der Schweiz hat Syngenta in den 1980er Jahren versucht, Paraquat wieder auf den Markt zu bringen, doch erfolglos … eine interessante (Lügen-)Geschichte auf Wikipedia: Zulassung.

„Ein juristisches Gutachten,[23] welches im Auftrag des European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) und der Erklärung von Bern (EvB) erstellt wurde, kommt zum Schluss, dass Syngenta mit dem Verkauf seines Herbizids Paraquat in Entwicklungsländern elementare Menschenrechte missachtet. Grundlage für die brisante Beurteilung waren die UNO-Leitprinzipien für Unternehmen und Menschenrechte, welche im Juni 2011 vom Menschenrechtsrat in Genf einstimmig verabschiedet wurden. Insbesondere in Ländern, in denen Bestimmungen zum Schutz der Herbizidanwender nicht durchgesetzt werden und in welchen der Zugang zu adäquater Schutzkleidung für die Mehrheit unrealistisch ist, nimmt Syngenta seine Pflicht, die Menschenrechte zu respektieren, nicht wahr.“ Wikipedia über Paraquat.

Palmöl – Treibstoff der Sklaverei

Indonesien (44%) und Malaysia (43%) produzieren 87% des Palmöls, das auf dem Weltmarkt verkauft wird. „Das billige Pflanzenöl steckt in jedem zweiten Supermarktartikel und fliesst als Biodiesel in unsere Autotanks. Für Ölpalmen fallen die letzten Tropenwaldbäume, Regenwaldbewohner werden gewaltsam vertrieben. Doch auch auf den Plantagen gelten Menschenrechte wenig. Konzerne halten dort Arbeiter wie Sklaven. Das berichten jetzt Reporter der US-Zeitschrift Bloomberg-Businessweek“, Palmöl – Treibstoff der Sklaverei, Rettet den Regenwald e.V. Indonesia’s Palm Oil Industry Rife With Human-Rights Abuses, Bloomberg Businessweek, 18.7.13.

Palmöl – Ein Boom mit verheerenden Folgen! Netzfrauen, 7.12.13

Brandrodung, Borneo Orangutan Survival Schweiz (BOS)

Wann werden wir endlich lernen? Heidis Mist, 25.6.13

Neue Palmölpflanzung neben Kautschukpflanzung. Leserfoto.

Neue Palmölpflanzung neben Kautschukpflanzung. Leserfoto.

 8.7.15 HOME

Strassen, Häuser, Infrastrukturen bis auf den Berg

6. Juni 2012
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Verbauung zum Schutz vor Hochwasser in Klosters GR

Mit folgenden Worten lädt das Tiefbauamt Graubünden Interessierte zum Lesen des Strassenprogramms 2013-2016 ein: „Für die flächendeckende Erschliessung und damit für die Sicherstellung einer dezentralen Besiedlung sind die Strassen in Graubünden von zentraler Bedeutung. Die Substanzerhaltung und der bedürfnisgerechte Aus- und Neubau des grossen Strassennetzes in unserem Gebirgskanton stellen eine kostenintensive Daueraufgabe dar…“ Kosten: 175 Millionen Franken pro Jahr; vermutlich sind hier die Beiträge von Bund und Gemeinden nicht inbegriffen.

In Zeiten des grenzenlosen „grünen“ Wachstums und der dauernd drohenden Krisen wagt niemand zu fragen wie sinnvoll das ist. Nur schon der Transport von Vieh, Futter und Material auf Maiensässe und Alpen erfordert bessere Strassen. Und die Sehenswürdigkeiten? Alle müssen mit Blick auf die Gerechtigkeit car- und rollstuhlgängig gemacht werden; nicht jede/jeder kann sich ein starkmotoriges geländegängiges Auto leisten. Damit Tourismus und Baugewerbe weiter wachsen, ist das Erschliessen neuer Bauplätze für Wohnen und Industrie von zentraler Bedeutung und dient der dezentralen Besiedlung. Besonders die Bauern berufen sich auf Artikel 104c des Landwirtschaftsartikels der Bundesverfassung und sind stolz darauf, dass sie einen wesentlichen Beitrag zu diesem echt schweizerischen Ziel leisten. Heidi beurteilt dieses Ziel als nicht mehr zeitgemäss und möchte auch Artikel 104c mit Blick in die Zukunft streichen, sie hat ihre Zweifel schon in der 1.-August-Rede geäussert.

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2005 schwemmte das Hochwasser in Klosters die Abfalldeponie aus früheren Jahrzehnten weg, jahrelang wanderten die TouristInnen über Schutt, noch heute zeugen Einzelstücke von dieser Katastrophe. Der reissende Schraubach schwemmte die alte Abfalldeponie der Gemeinde Schiers weg, die direkt neben dem Wildbach lag; in einem Bericht des Bündner Forstdienst ist beschönigend von einer Bauschuttdeponie die Rede.

Neue und alte Strassen, Häuser, Trinkwasser, Abwasser, kurz alles muss gesichert werden, und zwar wiederum mit dem Bau und Unterhalt von Infrastrukturen: Lawinen- und Bachverbauungen, Tunnels und Netze. Das kostet immer mehr Geld, besonders im Berggebiet. Aber auch die Gefahren nehmen zu. Permafrost schmilzt und lässt Felsen herunterpurzeln, intensiver Regen bringt Hänge ins Rutschen und unterspült Strassen. Hangrutsche verschütten Häuser. Solche Ereignisse mobilisieren BundesrätInnen, die Bestürzung und Beileid über die Medien verbreiten. Klimaerwärmung bedroht auch den Verkehr, Schweizer Fernsehen 6.6.12. Gestern ist ein Fels auf die SBB-Gotthardlinie (Meldung NZZ vom 6.6.12) gestürzt, nicht dort, wo man einen Felssturz erwartet hat, 60 m daneben, die Sicherheitsmassnahme hat nichts genützt. So wird mit und ohne Steuergelder fleissig gebaut, dann geschützt, die „Katastrophe“ schlägt anderswo zu … „Tand, Tand ist das Gebilde von Menschenhand“, flüstert eine Hexe in Theodor Fontanes Gedicht Die Brück’am Tay.

6.6.12 HOME


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