Posts Tagged ‘Jakob Willi’

Palmölplantagen: Missionare sehen das anders als PolitikerInnen

15. November 2021

Das Freihandelsabkommen mit Indonesien sei gut für Wirtschaft, Mensch und Umwelt. So warb economiesuisse für ein NEIN zum Referendum gegen das Abkommen. Fabian Molina (SP) meinte gar: „Mit dem Abkommen haben wir es zum allerersten Mal in der Geschichte des Schweizer Aussenhandels geschafft, strenge Nachhaltigkeitskriterien zu etablieren – für das wichtige indonesische Exportgut Palmöl.“ Anders sah es Greenpeace: „Freihandelsabkommen mit Indonesien stärkt Rechte von Konzernen auf Kosten von Menschenrechten und Umwelt“. 

Politik hört nicht auf Wissenschaft

PolitikerInnen haben oft einen besonderen Blick. Er richtet sich auf die Vorteile für die Schweiz und deren Wirtschaft. Trotzdem wird dann von win-win geredet. Im Falle von Palmöl warnen Wissenschaftler schon lange. Sie beschreiben unermüdlich die negativen Auswirkungen des Abholzens von Regenwald und der Anlage von Plantagen z.B. wird der Wasserkreislauf und das Klima der Palmölgebiete geändert. Vermehrte zerstörerische Überschwemmungen wurden längst vorausgesagt. Seit einigen Jahren sind sie Realität. Die Bevölkerung leidet darunter. Aber die Politik hört eben nicht auf die Wissenschaft.

Der Kapuziner und die Ölpalmen

Missionare leben meist Jahrzehntelang am gleichen Ort und beobachten Veränderungen. So war Jakob Willi seit 40 Jahren Missionar in Indonesien als er in einem Brief an die Schweizer Kapuziner über seine Arbeit schrieb und wie die Ölpalmen-Plantagen seine Pfarrei grundlegend verändert haben. Hier ein Auszug:

„Für billiges Geld wechselten die Ländereien der Dorfbewohner in die Hände der Plantagenbosse. Im Gegenzug erhielten die Dörfer einen Anschluss an das Strassennetz der Ölpalmplatagen, das sich wie ein bizzarres Strickmuster über die Landschaft breitet. Die Wälder wurden grossflächig gerodet, Hügel eingeebnet und kleine Wasserläufe aufgeschüttet. Die grossflächigen Erdarbeiten erhöhten die Erderosion, was zu einer enormen – schon Jahre andauernden – Verschmutzung der Flüsse geführt hat, sodass das Flusswasser fast nicht mehr zu gebrauchen ist. Geblendet durch grosse Versprechen vom Goldsegen der Ölpalmen, steckten viele Dorfbewohner selbst Reisfelder und Gummibaumplantagen – ihre gesamte traditionelle Existenzgrundlage – bereitwillig in den Rachen der Ölpalmplantagen und hängen nun vollends am “Rockzipfel” der Ölpalmplantagen.“

Flammen bedrohen Steyler Waldprojekt

Heidi hat im vorangehenden Artikel über die Überschwemmungskatastrophe im indonesischen Kalimantan geschrieben und darin auch Fransiskus Sani Lake, Direktor der katholischen Laienorganisation Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung in Kalimantan, zitiert. Er sagte, die Katastrophe sei durch die Abholzung der Wälder für Palmölplantagen und Bergbau verursacht worden.

Am 30.10.15 berichtete die Steyler Mission: «2000 Feuer lodern derzeit auf den Inseln auf Sumatra und Borneo – ausgelöst durch illegale Brandrodung. Auch ein Wiederaufforstungsprojekt der Steyler Missionare ist in Gefahr. Die Ordensmänner helfen den Menschen vor Ort und fordern, Produkte der indonesischen Palmölindustrie zu boykottieren.

Ein Drittel des indonesischen Territoriums ist in diesen Tagen in dicken gelben Nebel gehüllt. Ursache dafür sind Waldbrände, mit denen Plantagenbesitzer auf Sumatra und Borneo ihre Flächen abbrennen, um Raum für Anbaugebiete von Palmöl zu schaffen. Eigentlich sind diese Rodungen seit 1999 verboten. Doch das stört die Landbesitzer wenig. Umweltschützer sprechen bereits jetzt von einer der grössten Umweltkatastrophen seit langem. Von der Luftverschmutzung sind über 40 Millionen Menschen in ganz Südostasien betroffen.

… Nun ist das Projekt in Gefahr. „Einige der umliegenden Kautschuk-Plantagen stehen bereits in Flammen“, sagt Pater Vitus Hari. „Unserem Projekt hat der wenige Regen, der letzte Woche gefallen ist, etwas Luft verschafft. Aber wir sind sehr besorgt, weil die Trockenzeit schon so lange anhält und die Brände noch immer ausser Kontrolle sind.“ Die Feuer seien so schwer zu löschen, weil der Torfboden weiträumig und metertief glühe. Soldaten und Feuerwehrleute seien hoffnungslos überfordert.

Pater Paul Rahmat SVD, der zentrale Koordinator für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung der Steyler Missionare in Indonesien, geht derweil scharf mit den Palmöl-Unternehmen ins Gericht, auf deren illegale Rodungen die aktuelle Umweltkatastrophe zurückgeht. „Die Palmölplantagen expandieren jährlich um 520’000 Hektar – das entspricht kaum weniger als der Gesamtfläche der Insel Bali“, kritisiert der Steyler Missionar. „25 Großkonzerne kontrollieren insgesamt 5,1 Millionen Hektar Land in Kalimantan und Sumatra. Diesem Umweltdesaster müssen wir ein Ende bereiten. Ich rufe deshalb alle Menschen weltweit auf, die Produkte der indonesischen Palmölindustrie zu boykottieren.“»

Heidi meint: „Die Realität sieht anders aus als in den Träumen der PolitikerInnen.“

Freihandelsabkommen mit Indonesien – gut für Wirtschaft, Mensch und Umwelt. Economiesuisse 25.1.21

Freihandelsabkommen mit Indonesien stärkt Rechte von Konzernen auf Kosten von Menschenrechten und Umwelt. Greenpeace

«Indonesien ist ein Grenzfall». Interview mit Fabian Molina von Dinu Gautier, WOZ vom 28.1.21

Der Kapuziner und die Ölpalmen. Heidis Mist 19.11.18

Indonesischer Gouverneur macht Palmölfirmen für Flutkatastrophe verantwortlich. Heidis Mist 14.11.21

Flammen bedrohen Steyler Waldprojekt. Steyler Mission 30.10.15

Heidis weitere 87 Artikel über Palmöl

15.11.21 HOME

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Der Kapuziner und die Ölpalmen … und …

19. November 2018

Grossbritannien verbietet eine Werbung über palmölfreie Produkte als "zu politisch". Schauen Sie den kurzen Werbespot von Iceland Foods an! 1Minute und 32 Sekunden.

Grossbritannien verbietet eine Werbung über palmölfreie Produkte als „zu politisch“. Schauen Sie sich das Video an:Werbespot von Iceland Foods an! 1Minute und 32 Sekunden.

Der Kapuziner und die Ölpalmen

Seit 40 Jahren ist Jakob Willi Missionar in Indonesien. In einem Brief an die Schweizer Kapuziner schreibt er über seien Arbeit und wie die Ölpalmen-Plantagen seine Pfarrei grundlegend verändert haben. Auszug aus dem Brief:

„… Ngabang ist „Kantonshauptort“ am Landakfluss gelegen, Schul- und Handelsmetropole. Das bunt gemischte Landschaftsbild aus Wäldern, Reisfeldern und Gummiplantagen, welche noch vor 20 Jahren die Strasse ins Landesinnere bestimmte, ist eintönig geworden. Mit dem Grossaufmarsch der Ölpalmenplantagen haben die “Landschaftsgärtner” ihre Fantasie dem Profit geopfert. Für billiges Geld wechselten die Ländereien der Dorfbewohner in die Hände der Plantagenbosse. Im Gegenzug erhielten die Dörfer einen Anschluss an das Strassennetz der Ölpalmplatagen, das sich wie ein bizzarres Strickmuster über die Landschaft breitet. Die Wälder wurden grossflächig gerodet, Hügel eingeebnet und kleine Wasserläufe aufgeschüttet. Die grossflächigen Erdarbeiten erhöhten die Erderosion, was zu einer enormen – schon Jahre andauernden – Verschmutzung der Flüsse geführt hat, sodass das Flusswasser fast nicht mehr zu gebrauchen ist. Geblendet durch grosse Versprechen vom Goldsegen der Ölpalmen, steckten viele Dorfbewohner selbst Reisfelder und Gummibaumplantagen – ihre gesamte traditionelle Existenzgrundlage – bereitwillig in den Rachen der Ölpalmplantagen und hängen nun vollends am “Rockzipfel” der Ölpalmplantagen.

Das grosse Geld allerdings hält sich bis anhin in Grenzen. Oft reicht es gerade mal für’s Existenzminimum der Familie. Mancherorts hat sich bereits Ernüchterung eingestellt.

Nicht nur das Landschaftsbild hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Auch das Sozialgefüge der Dörfer änderte sich. Die geschlossenen Dorfgemeinschaften öffneten sich, freie Bauern wurden zu Plantagen-Lohnarbeiter umfunktioniert und mit Projektgeldern wurden Schulen und Kapellen gebaut…“

Vollständiger Brief: Der Kapuziner und die Ölpalmen, Schweizer Kapuziner.

Asimetris – eine Dokumentation über Palmöl in Indonesien

Felder und Häuser sind abgebrannt. Copyright: Asimetris.

Felder und Häuser sind abgebrannt. Copyright: Asimetris.

Zum Bild:

Frage an die Frau: „Wer war das?“

Frau: „Sie können oder wollen die Brandstifter nicht finden, aber alles hier ist abgebrannt, sogar die Felder und die Häuser.“

Frage an die Frau: „Warum verkaufen Sie ihr Land nicht?“

Frau: „Es ist das Kostbarste, was ich habe. Wenn wir mit der Palmölfirma arbeiten, müssen wir uns verschulden. Ich habe vier Söhne und für sie werde ich das Land verteidigen.“

Der indonesische Journalist Dandhy Laksono reiste durch die abgebrannten Wälder Borneos und Sumatras und stiess auf Rodungen für Palmöl-Plantagen, Landkonflikte und Korruption. Seine Recherchen ergeben, dass in erster Linie grosse Firmen vom Palmöl-Boom profitieren, der auch von der EU-Politik befeuert wird. Doch der Film macht auch Hoffnung: In Papua, Kalimantan und in Jambi auf Sumatra gibt es Menschen, welche ein Ausbreiten der Palmöl-Monokulturen aufzuhalten.

Asimetris, Film von Dandhy Laksono, 32 Minuten

Klima und Tropenwald

Zählt man Erd- und Wasserlebewesen zusammen, so steht Indonesien als artenreichstes aller Länder an der Weltspitze. Eine von drei Arten in Indonesien ist endemisch, das heißt diese Art gibt es nirgendwo sonst auf der Welt. In kaum einem anderen Land gibt es so viele dieser Arten. Quelle: NABU. Copyright: bruno manser fonds.

Zählt man Erd- und Wasserlebewesen zusammen, so steht Indonesien als artenreichstes aller Länder an der Weltspitze. Eine von drei Arten in Indonesien ist endemisch, das heißt diese Art gibt es nirgendwo sonst auf der Welt. In kaum einem anderen Land gibt es so viele dieser Arten. Quelle: NABU. Copyright: bruno manser fonds.

Soeben eingetroffen ist die Broschüre des bruno manser fonds „tong tana – Klima und Tropenwald“. Zitat aus einem Interview mit Peter Brang, Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL): „Es ist ein Problem, wenn die Wälder der lokalen Bevölkerung entzogen werden und dann eine industrielle Nutzung stattfindet, die zwar gewisse Arbeitsmöglichkeiten bietet, aber die Möglichkeit, direkt vom Land zu leben, einschränkt. Natürlich geht Waldverlust auch mit Verlusten an Biodiversität einher.“

tong tang – Klima und Tropenwald, bruno manser fonds, Dezember 2018, im Moment noch nicht zum Download verfügbar.

Es weihnachtet!

"Ewiger Weihnachtsbaum", zusammensteckbar und demontierbar! Mit vielen selber gegessenen, geklebten und goldig bemalten Nussschalen, geerbten Kugeln ...

„Ewiger Weihnachtsbaum“, zusammensteckbar und demontierbar! Mit vielen selber gegessenen, geklebten und goldig bemalten Nussschalen, geerbten Kugeln …

Schon seit Mitte Oktober sind die Läden voll von Weihnachtsartikeln, Schokoladeaufhänger für den Weihnachtsbaum … Verzichten Sie zugunsten Ihrer Gesundheit auf einen Grossteil dieser Versuchungen! Und freuen Sie sich auf die wenigen, die Sie kaufen. Diese sind natürlich palmölfrei und der allfällige Weihnachtsbaum? Ohne Pestizide in der Nachbarschaft gewachsen? Oder in Ihrem Vorgarten statt der modischen Steinwüste? Oder basteln Sie sich einen „ewigen Weihnachtsbaum“!

At the root of the problem: the best books about deforestation. Novelist Richard Powers, Nobel winner Wangari Maathai and Amazonian shaman Davi Kopenawa: five books about one of the most profound environmental changes of our time. „Iceland’s Christmas advert about palm oil’s links with deforestation was banned last week, because it was said that the short Greenpeace-made animation was “political”… But how else to convey the devastation caused by the conversion of rainforest to plantations to provide cheap vegetable oil? The Guardian, 17.11.18

Weitere 23 Artikel von Heidi über Palmöl

19.11.18 HOME

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