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Sorgloser Umgang mit dem Wasser, z.B. Engadin

25. April 2016
Das Engadin ist niederschlagsarm. Die beschränkten Wasserressourcen müssen daher in ihrer Güte und Menge besser geschützt werden.

Das Engadin ist niederschlagsarm. Die beschränkten Wasserressourcen müssen daher in ihrer Güte und Menge besser geschützt werden.

Ein Tourist ist beeindruckt vom Rauschen des Inns, vom herrlichen Kunstschnee auf den Pisten, er liebt das quellfrische Wasser aus dem Hahn, freut sich über die saftig grünen Wiesen im Sommer und die plätschernden Brunnen, welche einst Zentrum des Dorflebens im Engadin waren.

Doch ein Expertenblick sieht mehr. Der Wasserfachmann Klaus Lanz hat das Wasser im Engadin im Auftrag des WWF Schweiz untersucht und seine Studie über Nutzung, Ökologie und Konflikte an den Wassertagen Engadin Scuol 2016 vorgestellt. Er formulierte zahlreiche Empfehlungen für eine Wasserwirtschaft mit Zukunft. Heidi hat die wichtigsten Punkte herausgepickt.

Das höchst wertvolle Gut „Wasser“ zu erhalten, es intelligent und schonend zu nutzen ist das oberste Ziel wasserwirtschaftlicher Planung.

Der Naturraum Engadin

Das Engadin ist eines der höchstgelegenen bewohnten Täler Europas, 1600 bis 1800 m ü.M. Trotzdem sind die Niederschlagsmengen gering, durchschnittlich 1138 mm pro Jahr. Dies prägt die Landschaft. Im Sommer verdunstet im Talgrund deutlich mehr Wasser als durch Regen nachgeliefert wird. Besonders wenig Niederschlag erhält das Unterengadin. 70 bis 80% der Jahresabflüsse werden dort durch Schnee gespiesen.

Mit steigender Schneefallgrenze durch die Klimaerwärmung fliesst mehr Wasser im Winter direkt ab und fehlt dann im Sommer und Herbst. Der Anteil des Gletscherschmelzwassers ist gering und geht laufend zurück.

Die Wasserressourcen im Engadin sind kaum dokumentiert. Mit den wenigen verfügbaren Daten lässt sich keine Strategie der Gewässernutzung entwickeln. Eine solche ist aber nötig, um Versorgungsengpässen vorzubeugen, denn die negativen Auswirkungen von Wassermangel auf Tourismus, Trinkwasserversorgung, Landwirtschaft usw. sind sehr hoch.

Daten zur Trinkwasserversorgung fehlen

Die Engadiner Gemeinden müssen ihre Trinkwasserquellen untersuchen und besser schützen. Wann fällt wie viel Wasser an? Sind die Quellen vor Verschmutzungen ausreichend geschützt?

Die Engadiner Gemeinden müssen ihre Trinkwasserquellen untersuchen und besser schützen. Wann fällt wie viel Wasser an? Sind die Quellen vor Verschmutzungen ausreichend geschützt?

Der Trinkwasserverbrauch aus dem öffentlichen Netz wird nur an wenigen Orten gemessen, denn die Kosten der Wasserversorgung werden überwiegend pauschal auf der Basis von Wohnungsfläche und Nutzungsart (Wohnen, Gewerbe) abgerechnet. Es besteht kein Anreiz zum Wassersparen. Über die Ursachen von hohem Wasserverbrauch kann nur spekuliert werden. Netzverluste? Hoher Privat- oder Hotellerieverbrauch? Gewerbe? Beschneiung? Strategische Planung ist so nicht möglich. Die Einführung von Verbrauchsmessungen ist zentral.

Das Trinkwasser stammt grösstenteils aus hochgelegenen Quellen. Stark touristisch orientierte Gemeinden mit extremem Spitzenverbrauch (auch für die Beschneiung) haben Grundwasserpumpwerke eingerichtet, einzelne werden nur sporadisch gebraucht. Das Unterengadin ist arm an Grundwasser. Aus Qualitätsgründen kommt Bachwasser als Trinkwasser nirgends zum Einsatz.

Meist unbekannt ist die Ergiebigkeit der Quellen, desgleichen die jahreszeitlichen Schwankungen des Anfalls von Quellwasser. Dies ist besonders bedenklich, da die Schüttungsmengen viel aussagen über die Qualität des Wassers. Starke Schwankungen weisen darauf hin, dass die Quelle erheblich von Niederschlägen beeinflusst ist und somit auch der Verschmutzungsgefahr durch umliegende Flächen ausgesetzt. Kontinuierliche Messungen von Abfluss und Wassertemperatur sind für eine sichere Versorgung mit Trinkwasser erforderlich.

Der Quellschutz ist längst nicht überall gewährleistet. In jedem Fall sollte die unmittelbare Quellumgebung vorsorglich freigehalten werden von Weidetieren, Wanderwegen und anderen potenziellen Schadstoffverursachern. Auch muss der bauliche Zustand der Quellfassungen kontrolliert und optimiert werden.

Im Talgebiet wird der Schutz des Grundwassers immer anspruchsvoller. Die Siedlungen wachsen bis unmittelbar an die Schutzzone. In Samedan befindet sich die Grundwasserfassung gar inmitten eines Golfplatzes, wo Pestizide und Dünger ausgebracht werden. In dieser Ebene befindet sich auch der Flugplatz mit Gefahrenpotential Treibstoff und Enteisungsmittel. Dieses Beispiel zeigt exemplarisch, dass die Orte, an denen gutes und reichliches Trinkwasser gewonnen werden kann, im Engadin seltener werden.

Zahlreich sind die zu treffenden Massnahmen, welche für die Bewirtschaftung und Sicherung des Trinkwassers nötig sind. Die Trinkwasserversorgung soll klar organisatorisch, technisch und ökonomisch von den übrigen Nutzungen getrennt werden, um so Konkurrenz durch Beschneiung, Bewässerung (Landwirtschaft und Gärten) usw. zu vermeiden.

Zielkonflikte zwischen verschiedenen Wassernutzungen werden sich in Zukunft akzentuieren, z.B. Bewässerung in der Landwirtschaft und natürliche Gewässerökologie.

Zielkonflikte zwischen verschiedenen Wassernutzungen werden sich in Zukunft akzentuieren, z.B. Bewässerung in der Landwirtschaft und natürliche Gewässerökologie.

Zunahme der Bewässerung in der Landwirtschaft

Das Wasser für die Bewässerung wird meist lokalen Bergbächen entnommen. Dafür braucht es eine Bewilligung des Kantons, die auch die Restwassermengen festlegt. Die Wasserentnahme-Mengen sind nicht bekannt. Doch wurden da und dort neue Bewässerungssysteme gebaut und die bewässerten Flächen bei dieser Gelegenheit in der Regel erweitert. Die eingesetzte Wassermenge dürfte im letzten Jahrzehnt deutlich zugenommen haben.

Zweck der Bewässerung von Wiesen ist die Sicherung der Futtererträge, wenn zu wenig Regen fällt. Eine Steigerung der Erträge ist nicht erlaubt. Mehrjährige Untersuchungen der Vegetation im Unterengadin belegen aber, dass mit der Bewässerung eine Intensivierung der Bewirtschaftung einhergegangen ist. Dies betrifft vor allem tief gelegene, wenig steile und siedlungsnahe Lagen. Die Bauern schneiden früher und häufiger.

Es ist zu erwarten, dass mit steigender Schneefallgrenze und stärkerer Verdunstung im Sommer der Bewässerungsbedarf weiter steigt. Bei Trockenheit darf der Hauptfischereiaufseher eine höhere Bachwasserentnahme bewilligen als zu Normalzeiten, und er darf das Unterschreiten der vom Kanton verfügten Mindestrestwassermenge gestatten. Dies ist für das Leben in den Gewässern problematisch. Zudem steigt die Temperatur im Wasser zusätzlich, was negative Auswirkungen auf die Lebewesen hat.

Zahlreiche Massnahmen werden empfohlen, wie Analyse des Wasserverbrauchs, ertragssichernde statt -steigernde Praktiken beachten, sparsame Wasserausbringung, Regen- und Schmelzwassersammlung, Bewässerungswasser aus Kraftwerksstauseen usw.

Starke Wasserkraftnutzung – unrentable Kleinkraftwerke

Das Kleinkraftwerk Tasnan ist nur dank KEV rentabel. Die Veränderung des Bachs ist aber schädlich für das Wasserleben und beeinträchtigt die Landschaft. Gemäss Planung der Bergbahnen Motta Naluns soll ein erheblicher Teil des für die Stromgewinnung gefassten Wassers für die Beschneiung der Skipisten in Scuol verwendet werden.

Das Kleinkraftwerk Tasnan ist nur dank KEV rentabel. Die Veränderung des Bachs ist aber schädlich für das Wasserleben und beeinträchtigt die Landschaft. Gemäss Planung der Bergbahnen Motta Naluns soll ein erheblicher Teil des für die Stromgewinnung gefassten Wassers für die Beschneiung der Skipisten in Scuol verwendet werden.

Der Inn und seine Nebenflüsse werden erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts intensiv für die Produktion von Energie genutzt. 70% der Engadiner Wasserkraft liefert das zweitgrösste Kraftwerk der Schweiz, die Zentrale Pradella in Scuol.

In jüngster Zeit wurden zahlreiche Nebenflüsse des Inns mit Kleinkraftwerken verbaut, nur noch wenige grössere Seitenbäche sind nicht energetisch genutzt. Und es geht in diesem Stil weiter, obwohl die Kleinkraftwerke wegen ihrer geringen und saisonal ungünstigen Stromausbeute unrentabel sind. Theoretisch! Aber unser kurzsichtiges Parlament hatte hohe Subventionen für Kleinkraftwerke gesprochen, deshalb sind diese dank kostendeckender Einspeisevergütung (KEV) für die Gemeinden attraktiv.

Die neuen Kleinkraftwerke Suscasca, Lavinuoz und Tasnan erhöhen die Stromausbeute nur minimal, verschlechtern aber die Gewässerökologie und das Landschaftsbild stark. Angesichts des geringen Nutzens sollten die letzten Wildbäche im Engadin unverbaut erhalten bleiben.

Weitere Probleme, welche zu lösen sind: Restwassermengen sichern, Schwall-Sunk-Effekt verringern, Wehranlagen in Bezug auf die Durchgängigkeit für Fische und den Geschiebehaushalt sanieren.

Kunstschnee: Der Durst nach Wasser ist grenzenlos!

Ziel sollte es sein, Schneekanonen gezielt und möglichst naturschonend einzusetzen. Zu beachten ist zudem die Verfügbarkeit von Wasser am jeweiligen Ort.

Ziel sollte es sein, Schneekanonen gezielt und möglichst naturschonend einzusetzen. Zu beachten ist zudem die Verfügbarkeit von Wasser am jeweiligen Ort.

Das Wasser von hochgelegenen Bächen und Quellen in den Skigebieten reicht in den meisten Fällen für die Beschneiung nicht aus. Das Wasser muss dann mit hohem Energieeinsatz und entsprechenden Kosten mehrere hundert Höhenmeter in die Beschneiungsgebiete hinaufgepumpt werden. Deshalb wurden in St. Moritz, Pontresina, Scuol und Samnaun Speicherseen in grosser Höhe gebaut. Diese speisen sich jedoch nur teilweise aus dem Schmelzwasser der Einzugsgebiete, so dass sie in der Regel mit Wasser aus tieferen Lagen gefüllt werden müssen.

Heute ist die durchgehende Beschneiung ganzer Abfahrten Standard, so dass auch bei völligem Ausbleiben von Schneefällen Wintersport möglich ist. Dies erfordert enorme Wassermengen in relativ kurzer Zeit. Das Hauptproblem der Beschneiung ist ein schlecht definierter, nach oben praktisch unbegrenzter Wasserbedarf. Je mehr Wasser zur Verfügung steht, desto mehr wird eingesetzt. Auch Trinkwasserquellen werden für die Beschneiung genutzt.

Jeder Wasserbezug hat ökologische und landschaftliche Folgen und ist mit Einschränkungen anderer Nutzungen verbunden. Die Bündner Behörden haben keinen Überblick über die Beschneiungs-Infrastrukturen und die Ressourcennutzung. Umnutzung von Trinkwasseranlagen zugunsten der Beschneiung werden dem Kanton von den Gemeinden nicht gemeldet, obwohl dies gemäss Art.6, Abs. 2 der Verordnung des EDI über Trink-, Quell- und Mineralwasser vorgeschrieben wäre. Seit einigen Jahren werden Beschneiungsleitungen auch nicht mehr im Wasserversorgungsatlas des Bundes erfasst.

Die Wasserressourcen und die Finanzmittel für Wintersportinfrastrukturen sind knapp. Ohne regionale Kooperation und Koordination ist ein langfristig effizienter Einsatz kaum zu verwirklichen. Dazu braucht es Daten und klare Ziele. Diese fehlen heute.

Unerwünschte Folgen des Hochwasserschutzes

Die Revitalisierung der Inn-Auen bei Bever dient dem Hochwasserschutz und der Natur.

Die Revitalisierung der Inn-Auen bei Bever dient dem Hochwasserschutz und der Natur.

Den stärksten Einfluss auf die Gewässer des Engadins üben die Bauten aus, welche der Nutzung der Wasserkraft und dem Hochwasserschutz dienen. Auenwälder wurden vom Fluss abgeschnitten, 115 grössere Fischwanderhindernisse im Rahmen des Hochwasserschutzes gebaut usw. Das Wasserbaugesetz, Art. 4, Abs. 2, schreibt vor, dass in Zukunft Hochwasserschutz möglichst gewässerschonend und naturnah ausgeführt werden muss; laut Gewässerschutzgesetz sollen die Gewässer ausreichend Raum haben.

Hochwassergefährdete Flächen dürfen konsequent nicht mehr überbaut werden. Die Chancen von Hochwasserschutz verbunden mit Revitalisierung gilt es dort zu ergreifen, wo das Kosten-Nutzen-Verhältnis gut ist. Zahlreiche Hochwasserverbauungen sind baldmöglichst nach den ökologischen Vorgaben des Wasserbaugesetzes zu sanieren.

Wasser im Engadin

Der ausführliche Bericht ist abrufbar unter: Klaus Lanz 2016: Wasser im Engadin – Nutzung, Ökologie, Konflikte, Studie im Auftrag des WWF Schweiz, Evilard.

Ökostrom aus den letzten Bergbächen, Heidis Mist 12.5.11

Weltwassertag 2014: Kleinkraftwerke ohne Ende, Heidis Mist 22.3.14

Gesamtschweizerisch besteht ebenfalls Handlungsbedarf, siehe Nationales Forschungsprogramm NFP 61 Nachhaltige Wassernutzung

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Bauernschlau oder unverfroren?

6. Januar 2012
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Die Kunst, alles ins richtige Licht zu stellen. Was immer sich verkaufen lässt, wird als ökologisch, fair und nachhaltig deklariert.

Wieso hat ein Bauer zuviel Mist und Gülle? Weil er mehr Tiere hält, als sein Boden Futter hergibt. In der Coopzeitung vom 3.1.12, Biogas: Gülle wird zu Strom, wird das Loblied auf zwei „findige“ Bauern gesungen, die nicht nur 2200 eierlegende Freilandhühner, 800 Schweine und 70 Mutterkühe (Betriebsbesichtigung GV Ehemalige Fricker) halten, sondern auch Strom produzieren. Gemäss Betriebspiegel Rütihof werden Brotgetreide und Raps angebaut, jedoch keine Futtergetreide (zu wenig rentabel), d.h. das Futter für Hühner und Schweine wird zugekauft. Das Gärsubstrat stammt fast ausschliesslich aus den zwei Bauernhöfen in Kaisten. Die Biogasanlage wird von den KonsumentInnen (und wahrscheinlich auch den Steuerzahlenden) finanziell unterstützt, denn der Coop Fonds für Nachhaltigkeit beteiligte sich am Bau der vorgestellten Biogas-Anlage mit kostendeckender Einspeisevergütung (KEV), Biogasanlage im Fricktal. Logisch eigentlich, dass man eine Lösung für ein Überschussproblem sucht, v.a. wenn die lukrative Lösung in aller Munde ist und als nachhaltig und innovativ gilt. Nebenbei gesagt, bäuerliche Biogas-Anlagen gibt es seit Jahrzehnten, nur wurden sie früher nicht so grosszügig unterstützt. Und die Güllenüberschüsse machten Schlagzeilen, als der Sempachersee wegen der „inneren Aufstockung“ mit Schweinen kippte und mit viel Steuergeldern zu neuem Leben erweckt werden musste. Im Moment zahlen wir an die Sanierung zahlreicher Gewässer, z.B. Baldeggersee (Expertenbericht), welcher der Pro Natura gehört. Und wir haben 2010 für Gewässersanierungen 8 Mio. Franken Direktzahlungen bezahlt, nicht inbegriffen sind kantonale und komunale Kosten. Diese Ausgaben werden im Agrarbericht des Bundesamt für Landwirtschaft jeweils unter „ökologische Direktzahlungen“ aufgeführt, verkleidet als „Gewässerschutzprojekte„.

Die Freude an der neuen Einnahmequelle Biogas wird etwas gedämpft. Der Bauer sagt: „Es braucht viel Knowhow und hat nicht mehr wirklich mit Landwirtschaft zu tun.“ Auch gebe es viele Vorschriften, und zig Amtsstellen hätten die Anlage abgenommen. Der Preis, den die KonsumentInnen für den so genannten Ökostrom zahlen beträgt 40 Rappen, d.h. das Doppelte des konventionellen Stroms. Der Erlös aus Biogas mache bis einen Drittel des bäuerlichen Einkommens aus, heisst es in der Coopzeitung. Die Bauern spinnen aber den Biogas-Faden weiter: Das umweltschädigende Methan wird der Gülle entzogen, deshalb überlegen die Bauern, ob sie in Zukunft auch CO2-Zertifikate verkaufen könnten. Heidi ist gespannt, ob der Bundesrat darauf einsteigt, zuzumuten wäre es ihm; die Autoimporteure werden mit den energieeffizienten Autos nachziehen, denn die Autos verursachen den grössten Teil der Treibhausgase! Die Geschichte ist aber noch nicht fertig. Heidi hat kürzlich einen Coop-Ferienprospekt aus dem Briefkasten genommen. Die Flugreisen kann man mit CO2-Zertifikaten ökologisieren: GgG = Geld gegen Gewissen. Im Klartext: Je mehr Futtermittel die Bauern importieren und je weiter die Leute in die Ferien fliegen, desto besser geht es …. wem? Den Bauern natürlich! Auch Heidi ist innovativ: Wie wär’s mit einem vom Bund eingerichteten Reisebüro im Hofladen?

In Deutschland wird die Biogas-Produktion schon länger stark gefördert und hat entsprechend zugelegt. Mais, Gras, Rüst- und Nahrungsmittelabfälle, Gülle, Mist, was auch immer, wird gerne einmal 60 km weit transportiert und verursacht Staus auf den Strassen. Die anfallenden Gärresten müssen zurück auf die Felder, also weiterer Transport. Nur erhält der Bauer nicht „sein“ Material zurück, was Probleme bei der Düngung bringt, auch die veränderte Zusammensetzung kann sich negativ auswirken. Mit den Gärresten fällt zudem Dünger an, der mit dem Kraftfutter importiert wurde. Mais ist düngerhungrig und verträgt als kleine Pflanze keine Konkurrenz, also ist der Dünger- und Herbizideeinsatz beträchtlich, wodurch vielerorts Grundwasser und Gewässer verschmutzt werden. Ein weiteres Problem ist die Bodenerosion. Mit all den offenen Fragen befasst sich jetzt die deutsche Agrarforschung. Wer bezahlt sie? Heidi lässt Ihre LeserInnen raten. Ein Kollege meinte kürzlich zur deutschen Biogas-Euphorie: „Ein agrarpolitischer Wahnsinn“. Es scheint so, dass der Wahnsinn längst bei uns Einzug gehalten hat, mit Pauken und Fanfaren. Transportiert wird mit steuerbefreitem Diesel und meist Fahrzeugen ohne Filter, weil der Bundesrat den Bauern die entsprechenden Kosten nicht zumuten will, uns den Feinstaub aber schon. Kreisläufe sind heute global und kompliziert, so dass man nicht mehr merkt, dass es keine Kreisläufe sind.

Nachtrag 7.1.12: Heidi hat eine Reklamation aus Zürich erhalten: Es gebe auch positive Beispiele, etwa die Biogas Zürich AG. Diese baue ein Vergärwerk und eine Biogas-Aufbereitungsanlage auf dem Areal des Klärwerks Werdhölzli. Ab 2013 werde die Entsorgung und Recycling Zürich (ERZ) den Bioabfall der Haushalte sammeln und dadurch einen wichtigen Beitrag zu den 2000-Watt-Zielen der Stadt Zürich leisten. Bravo!

7.1.12 HOME


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