Posts Tagged ‘Klärschlamm’

Viele Altlasten: Nun wieder einmal Schlagzeilen!

19. Januar 2022
Quelle: Bundesamt für Umwelt (BAFU)

Quelle: Bundesamt für Umwelt (BAFU)

In der Schweiz gibt es viele alte ungeschützte Deponien, oft neben Gewässern oder über dem Grundwasser. Je nachdem wurden dort mehr oder weniger giftige Stoffe entsorgt. Einige Deponien wurden saniert, z.T. mit viel Steuergeldern, denn die Verursacherfirmen gibt es nicht mehr oder sie wollen nicht zahlen. Weitere Deponien werden beobachtet und der Grossteil ist einfach da, irgendwo in der Landschaft!

Diese wilden Deponien von früher können eine Gefahr für unser Wasser sein und Böden für die landwirtschaftliche Produktion untauglich machen. Hinzu kommt der Bedarf an Flächen für neue Deponien, denn aus den Abwasserreinigungsanlagen fällt Klärschlamm an, aus den Kehrichtverbrennungsanlagen Schlacke. Diese Abfälle und jene aus Industriebetrieben müssen heute sicher entsorgt werden.

NaNa hat Heidi mit dem Betreff „Wahnsinn!“ eine Liste mit Links geschickt. Beim Bundesamt für Umwelt hat Heidi weitere Informationen gefunden. Der erste Link führt zum Tages-Anzeiger vom 16.1.21: „Entsorgung von Industriemüll – Tonnenweise Gift im Boden

Schweizweit schlummert an Dutzenden Standorten toxisches PCB in vergessenen Abfalldeponien. Das Beispiel La Pila zeigt, wie schwierig eine Sanierung und deren Finanzierung ist.

Idyllisch liegt das kleine Wäldchen in einer Schleife des Flusses Saane. Nur ein Bauzaun und eine Warntafel deuten darauf hin, dass hier giftige Stoffe lagern. Unweit der Kantonshauptstadt Freiburg, auf einer Fläche von zwei Fussballfeldern, liegt tonnenweise giftiger Abfall. Allein vom krebserregenden PCB wurden 31 Tonnen entsorgt. Seit 1973 lagert der Müll bis zu 20 Meter tief in der Erde und war schon bald vergessen.“

Ausführliche Informationen zu La Pila finden Sie hier: Assainir – La Pila – Sanieren: Qui va payer pour la Pila?

150 Millionen für Sanierung einer ehemaligen Freiburger Deponie. Nau.ch 22.12.21

Stand der Altlastenbearbeitung in der Schweiz

Quelle: Bundesamt für Umwelt (BAFU)

Die Kataster der belasteten Standorte von Bund und Kantonen sind fertiggestellt und im Internet abrufbar. Total bestehen rund 38‘000 belastete Standorte, wovon ca. 4’000 sanierungsbedürftig («Altlasten») sein dürften. Über 1’500 Altlasten sind bislang saniert worden.

Seit Ende der 90er-Jahre erstellen die Kantone sowie die Bundesstellen BAV, BAZL und VBS mit grossem Einsatz ihre Kataster der belasteten Standorte. Mittlerweile sind alle Kataster der belasteten Standorte fertiggestellt und online im Internet abrufbar.

Heidi hat die Deponie ihrer Kindheit an einem Bächlein nachgeschaut, wo es damals rauchte und stank und Ratten herumhuschten. Hier steht, was u.a. aufgrund von Abfällen einer chemischen Fabrik zu erwarten war (die Fabrik existiert schon seit Jahrzehnten nicht mehr, also braucht es Geld von uns):

Bearbeitungsstand Überwachung in Bearbeitung
Beurteilung Überwachungsbedarf

Grosse Altlastensanierungen: Acht Porträts

Seitdem vor über 20 Jahren die Verordnung über die Sanierung von belasteten Standorten in Kraft getreten ist, hat sich in der Schweiz viel getan: Alle belasteten Standorte wurden in Kataster aufgenommen, über 1’400 Standorte saniert, darunter einige grosse Deponien. Das BAFU unterstützt die Arbeit der Kantone finanziell über den VASA-Fonds, der mit Gebühren für das Entsorgen von Abfällen auf Deponien gespeist wird. Wir stellen hier acht Sanierungen vor, die aufgrund ihrer Komplexität und ihrer finanziellen Grösse einzigartig sind.

Altlasten. Bundesamt für Umwelt

Altlasten: Das Wichtigste in Kürze. Bundesamt für Umwelt

Umweltorganisationen warnen vor grösserer Gefahr von Lonza-Deponie. Nau.ch 9.12.21

VS: Gefahr von Lonza-Deponie grösser? Schweizer Bauer 9.12.21

Sanierung Deponie Kölliken kostet 990 Mio. Südostschweiz 16.5.13

Rückbau von Kernkraftwerken dauert Jahrzehnte. MDR.de 14.7.21

19.1.22 HOME

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Plastik im Salat, in den Erdbeeren …?

18. März 2018
Ein ganzer Acker voll von Plastikteilchen zwischen dem Schloss Marschlins und der Ganda! Bei diesem Anblick kam dem Spaziergänger Kurt Hartmann das Bauern-Plakat „Abfall macht uns krank“ in den Sinn. Er bat das landwirtschaftliche Bildungs- und Beratungszentrums Plantahof in Landquart um eine Stellungnahme. Zitat aus der Antwort: "... Gemäss Ihren Bildern sind auf dem Feld Schnüre, evtl. Elektrozaunstücke und Plastikfolien zu sehen. Es sind dies alles Sachen, welche - wie Sie richtig festgestellt haben - nicht auf einen Acker gehören. Ich gehe jedoch nicht davon aus, dass dies auf dem ganzen Acker so aussieht und bin überzeugt, dass der betreffende Bewirtschafter das Feld vor der nächsten Bearbeitung im Frühling, wie in der Landwirtschaft üblich, räumt. Das heisst, dass der Unrat zusammengelesen wird, bevor mit der Bearbeitung der Felder begonnen wird. Wie diese Plastikteile auf den Acker gekommen sind, kann ich nicht beurteilen..." <strong>Heidi meint: "Plastikfolien werden im Gartenbau und in der Landwirtschaft nicht selten einfach untergepflügt nach dem Motto: Aus den Augen aus dem Sinn. Das darf nicht sein, den der Boden ist eine unserer Lebensgrundlagen."</strong>

Ein ganzer Acker voll von Plastikteilchen zwischen dem Schloss Marschlins und der Ganda! Bei diesem Anblick kam dem Spaziergänger Kurt Hartmann das Bauern-Plakat „Abfall macht uns krank“ in den Sinn. Er bat das landwirtschaftliche Bildungs- und Beratungszentrums Plantahof in Landquart um eine Stellungnahme. Zitat aus der Antwort: „… Gemäss Ihren Bildern sind auf dem Feld Schnüre, evtl. Elektrozaunstücke und Plastikfolien zu sehen. Es sind dies alles Sachen, welche – wie Sie richtig festgestellt haben – nicht auf einen Acker gehören. Ich gehe jedoch nicht davon aus, dass dies auf dem ganzen Acker so aussieht und bin überzeugt, dass der betreffende Bewirtschafter das Feld vor der nächsten Bearbeitung im Frühling, wie in der Landwirtschaft üblich, räumt. Das heisst, dass der Unrat zusammengelesen wird, bevor mit der Bearbeitung der Felder begonnen wird. Wie diese Plastikteile auf den Acker gekommen sind, kann ich nicht beurteilen…“ Heidi meint: „Plastikfolien werden im Gartenbau und in der Landwirtschaft nicht selten einfach untergepflügt nach dem Motto: Aus den Augen aus dem Sinn. Das darf nicht sein, den der Boden ist eine unserer Lebensgrundlagen.“

Mikroplastikverschmutzung scheint weiter verbreitet zu sein, als man vermutet hat, und die Partikel werden weltweit regelmässig auch von Menschen aufgenommen. Beängstigend ist, wie wenig wir über ihre Wirkung auf die menschliche Gesundheit wissen (The Lancet).

Eine von unzähligen Schlagzeilen über Plastik: „Eine US-Studie liefert beunruhigende Neuigkeiten: Unser Mineralwasser ist teils voller winziger Plastikteilchen. Was sie im Körper bewirken, weiss leider kein Mensch.“

Was man aber weiss, ist, dass sich allerhand Schädliches an Plastik anlagert: Umweltgifte, Pestizide, Bakterien, Krankheitserreger, resistente Keime usw. Und schon früh erkannt wurde die Schädlichkeit von hormonell wirksamen Zusatzstoffen wie Bisphenol A oder Phthalaten.

Verschmutzung an Land grösser als im Meer

Plastik im Boden: Die Politik setzt auf Eigenverantwortung der Bauern!

Plastik im Boden: Die Politik setzt auf Eigenverantwortung der Bauern!

Je nach Umgebung wird die Plastik-Verschmutzung des Landes auf das Vier- bis 23-fache der Verschmutzung der Meere geschätzt. Der Tagesspiegel berichtete über die Forschung des Pflanzenökologen Matthias Rillig von der Freien Universität Berlin. Rillig: „Über die globale Verteilung von Mikroplastik in den Meeren und Küstenregionen gibt es bereits gute Untersuchungen. Über die Situation in terrestrischen Ökosystemen weiss man dagegen so gut wie nichts.“ Entstehung von Mikroplastik.

Aufnahme von Nanoplastik durch Pflanzen

Plastik im Wasser: Die Politik setzt auf Eigenverantwortung der Industrie.

Plastik im Wasser: Die Politik setzt auf Eigenverantwortung der Industrie.

Was Matthias Rillig beunruhigt, das ist, dass Mikroplastik im Laufe der Zeit immer weiter fragmentiert werden könnte, zu Nanoplastik. Die Wurzeln könnten Nanopartikel aufnehmen, so dass sie bis in die Blätter gelangen. „Damit würde Plastik nicht nur über Fisch und Meeresfrüchte in unsere Nahrungskette gelangen, sondern auch durch Agrarprodukte“, sagt Rillig. Ganz gleich, ob „bio“ oder nicht.

„Plastik hat in der Natur grundsätzlich nichts verloren. Je weniger hineingelangt, umso besser.“

Verlagerung in tiefere Bodenschichten

Plastik in der Luft: Die Politik setzt auf Eigenverantwortung der KonsumentInnen.

Plastik in der Luft: Die Politik setzt auf Eigenverantwortung der KonsumentInnen.

Matthias Rillig weiss aus eigenen Studien, dass Mikroplastik durch verschiedene Organismen, zum Beispiel Regenwürmer, im Boden nach unten transportiert wird. Im Gegensatz zum Wasser kann der Boden nicht gefiltert werden.

Plastik aus der Luft

Als feiner Staub könnte Nanoplastik auch eingeatmet werden, wie Asbest oder Blütenpollen. Es gibt Daten von Paris: 300 Partikel pro Quadratmeter und Tag. Es könnte also sein, dass auch diese Fasern, nicht nur sphärische Partikel, im Boden landen.

Wie kommt Plastik in den Boden?

In manchen Branchen wird Kunststoff sogar bewusst in die Erde gemischt, etwa kleine Styroporkügelchen als Lockerungsmittel für Böden, damit die Pflanzen besser wachsen. Immer mehr Plastik wird in der Landwirtschaft und im Gartenbau verwendet. Folien und Folientunnels prägen die Landschaft.

Feldrandkompostierung mit Plastikteilchen

Feldrandkompostierung mit Plastikteilchen

Bereits zu Beginn der Feldrandkompostierung vor Jahrzehnten wurde klar, dass viel Unrat wie Plastik mit dem Grüngut auf die Kompostmieten gelangt. Detailhändler werfen Waren mit abgelaufenem Verkaufsdatum mitsamt der Verpackung, meist Plastik, in die Behälter für die Kompostier- und Biogasanlagen. Einzig die Biomarke Demeter verlangt, dass ihre Bauern keinen Kompost oder kein Gärgut aus solchen Anlagen beziehen.

„Biologisch abbaubare Kunststoffe“

Eine Verbesserung der biologischen Abbaubarkeit bedeutet fast immer eine Verschlechterung der Werkstoffeigenschaften. Die Weltproduktion an Standardkunststoff betrug 2016 335 Millionen Tonnen, jene von biologisch abbaubaren Kunststoffen macht etwa 1% davon aus.

Merkblatt Forschungsinstitut für biologischen Landbau 2017/Agrokunststoffe:

Problematisch ist nach wie vor, dass die Kompostierbarkeit auch bei biologisch abbaubaren Kunststoffen, egal ob sie aus fossilen oder nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wurden, nicht immer gegeben ist. Viele dieser Kunststoffe sind nur in industriellen Anlagen kompostierbar und auch nur mit sehr langen Abbauraten. Im Haushaltkompost sind die meisten kaum innert nützlicher Frist abgebaut. Mulchfolien aus Stärke-Mischungen z.B. werden angepriesen, dass sie in 10 bis 12 Wochen zu 100 Prozent abgebaut sein sollen.

Durch Agrokunststoffe ebenfalls nicht gelöst wird das Problem der Migration unerwünschter Stoffe in die Produkte. Agrokunststoffe benötigen dieselben Zusätze wie Kunststoffe aus fossilen Rohstoffen. Die eingesetzten Weichmacher, Farben und anderen Additive können ins Lebensmittel eindringen oder im Fall der Mulchfolie in den Boden wandern.

Littering

Abfall gehört nicht in die Umwelt. Die Bauern machen darauf aufmerksam, dass er den Tieren schadet. Doch auch sie sollten Plastik meiden und v.a. nicht in den Boden einbringen. Von dort kann Plastik zudem durch Abschwemmung in Gewässer gelangen.

Recyclieren nur teilweise möglich

Plastik ist nicht gleich Plastik und nur in Ausnahmefällen ist es möglich, den Abfall sauber zu trennen. Je nach den Zusatzstoffen ist der „neue“ Rohstoff nicht für Folien, Lebensmittel usw. geeignet. Und der Transport verschleisst Energie!

Was tun unsere Gesetzgeber?

Es herrscht die freie Marktwirtschaft. In der Schweiz ist nicht einmal die Abgabe von Einwegplastiksäckchen verboten, die Motion Dominique de Buman wurde vom Parlament abgelehnt. Wenigstens ist bei uns das Ausbringen von Klärschlamm durch die Bauern seit 2006 verboten.

Weil China Plastikabfälle aus Europa nicht mehr entsorgen will, haben einige Länder Probleme. So bemüht sich England, den Verbrauch einzuschränken.

Private und eine Bio-Ladenkette sind Pioniere

Doch Private sind aktiv, es gibt immer mehr Unverpacktläden. Hier finden Sie die Schweizer Läden. Und hier ist die Karte unverpackt einkaufen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

In den Niederlanden eröffnet die Bio-Supermarktkette Ekplaza in Amsterdam eine plastikfreie Abteilung mit 700 nicht verpackten Produkten (Fleisch, Reis, Milch…). Bis Ende Jahr sollen alle 74 Filialen über eine solche Abteilung verfügen.

 

Diver swims through 'horrifying plastic cloud' The Indonesian island of Bali is popular with tourists and known for its beautiful beaches. British diver Rich Horner lives on a nearby island, and filmed himself swimming through rubbish in the sea. BBC 7.3.18. Auf Bild klicken, um Video anzuschauen.

Diver swims through ‚horrifying plastic cloud‘
The Indonesian island of Bali is popular with tourists and known for its beautiful beaches.
British diver Rich Horner lives on a nearby island, and filmed himself swimming through rubbish in the sea. BBC 7.3.18.
Auf Bild klicken, um Video anzuschauen.

Microplastics and human health—an urgent problem, The Lancet vom Oktober 2017

Mikroplastik im Acker, Der Tagesspiegel vom 21.2.17

Mikroplastik im Boden: „Die Verunreinigung auf den Kontinenten ist noch nicht auskartiert“, Deutschlandfunk vom 7.2.18

Mikroplastik auf den Feldern, Klimaretter.Info vom 5.3.18

Von wegen rein: Forscher finden Mikroplastic in Flaschenwasser, NZZ vom 15.3.18

Microplastic pollution in oceans is far worse than feared, say scientists, The Guardian, 15.3.18

MikrOMIK: Microplastics as vector for microbial populations in the ecosystem of the Baltic Sea, Leibniz-Institut für Ostseeforschung, Warnemünde

Zieht Mikroplastik schädliche Keime an? Ärzte Zeitung vom 26.2.18

Scientist warns we could be breathing in microplastic particles laden with chemicals, Independent, 9.5.16

700 Produkte ganz ohne Plastik: Erster Supermarkt der Welt führt revolutionären Gang ein, Chip vom 2.3.18

Twitter: #microplastics

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