Posts Tagged ‘Kleine Bäche’

Bauerntaktik: Lügen und ablenken auf Nichtrelevantes …

16. März 2021

„Heidi, du musst reagieren“, sagte der Alpöhi. Für Heidi ist sein Wunsch Befehl – nicht immer!

Falsche Zahlen = Lügen

Das obige Bild verbreitet „Extreme Agrar-Initiativen Nein“ auf Facebook, Instagram … Heidi hat kontrolliert, ob diese Zahlen überhaupt stimmen und deshalb den Bericht des Bundesrates vom 16.6.2017 hervorgeholt, der als Quelle der Zahlen angegeben wird (sie sollen seriös wirken). Darin gibt es Seite 7 die folgende Tabelle:

Es handelt sich also lediglich um Beispiele von festgestellten Substanzen, nicht etwa um die Summe. Was als „Lebensmittelzusatzstoffe“ präsentiert wird, das sind zwei Beispiele, die künstlichen Süssstoffe Acesulfam und Sucralose. Bei den Pflanzenschutzmitteln sind nur zwei der total etwa 300 Wirkstoffe aufgeführt, nämlich Mecoprop, ein Wuchsstoffherbizid, und Carbendazim, ein Fungizid. Das macht zusammen nach Adam Riese lediglich 0,5 Tonnen, nicht 1 Tonne und es ist kein Total, nur zwei Beispiele aus 300! Übrigens, Beispiel Medikamente sind 17 Tonnen, nicht 20 Tonnen; hier wird grosszügig aufgerundet!!!!

DEET ist nicht im Pflanzenschutzmittelverzeichnis zu finden. DEET wurde 1946 von der US-Armee als militärisch genutztes Insektenabwehrmittel entwickelt. Militärische Einsatzbereiche fand es in Regionen mit hohem Aufkommen von Stechmücken, unter anderem in Südostasien, z. B. im Vietnamkrieg. Im Jahr 1957 wurde die Substanz für die zivile Verwendung zugelassen und ab 1965 kommerziell vermarktet. Quelle: Wikipedia.

Verschwiegen wird zudem, dass ein Teil der Abwasserreinigungsanlagen inzwischen aufgerüstet wurden und somit heute weniger Stoffe aus Industrie, Haushalten und Spitälern im Rhein landen dürften, nicht aber Pestizide.

Irrelevantes zeigen – Probleme verbergen

Hinzu kommt, dass die Tonnen Pflanzenschutzmittel, welche in einem Jahr den Rhein hinunterfliessen umweltmässig mehr oder weniger irrelevant sind. In den grossen Flüssen werden Schadstoffe durch viel Regenwasser aus dem „Wasserschloss Europas“ verdünnt, das ist zwar nicht harmlos, aber nicht das Kernproblem. Auch fallen die übrigen Stoffe das ganze Jahr über kontinuierlich an, hingegen Pestizide nur in einem Teil der Vegetationsperiode. Ihre Konzentration ist daher auch im Rhein im Verlaufe des Jahres unterschiedlich.

StimmbürgerInnen für dumm halten!

Irreführend ist aber grundsätzlich der Verweis auf die Mengen im Rhein, denn Pestizide sind ein Problem in den vielen Bächen und Bächlein in Gebieten mit Kulturen, die gespritzt werden. Dort sind jedoch die Konzentrationen zum Zeitpunkt des Spritzens zum Teil extrem hoch und können zum Absterben ganzer Lebensgemeinschaften führen: Dann ist einfach plötzlich alles tot! Natürlich kann sich Leben wieder ansiedeln, aber vielleicht kommt schon bald die nächste Spritzung.

Also merken wir uns: Pestizide sind nicht im Rhein, sondern in den Bächen und Bächlein im Acker- und Obstbaugebiet ein Problem, und zwar ein grosses!

Heidi meint: Haarsträubend! Dieses Plakat der Bauern ist eine klare Lüge und bewusste Irreführung der nichtwissenden StimmbürgerInnen! Unterstützen wir doch die beiden Volkswohl-Initiativen!

Weiter steht im Bericht des Bundesrates vom 16.6.17, Seite 7:

Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft: Ihr Einsatz führt in den Gewässern verbreitet zu unerwünschten Belastungen insbesondere in kleinen Gewässern. Bei Regenereignissen nach der Anwendung werden in vielen kleinen und mittelgrossen Bächen in Acker-, Obst- und Rebbaugebieten Konzentrationen gemessenen, welche die Wasserlebewesen stark beeinträchtigen. Die Eintragswege sind: Abdrift während der Anwendung, oberflächliche Abschwemmung und/oder Versickerung in den Boden und Eintrag in die Gewässer via Drainagen. Bei einer unsachgemässen Reinigung der Spritzgeräte und Entsorgung von Spritzbrüheresten können zudem Pflanzenschutzmittel aus der Landwirtschaft auch direkt über die Entwässerungssysteme und/oder via ARA in die Oberflächengewässer gelangen.

Mikroverunreinigungen: Bundesrat für weiterführende freiwillige Massnahmen. Medienmitteilung vom 16.6.17, Abteilung Wasser, Bundesamt für Umwelt BAFU

Massnahmen an der Quelle zur Reduktion der Mikroverunreinigungen in den Gewässern. Bericht des Bundesrates in Erfüllung des Postulats 12.3090 Hêche vom 7. März 2012

16.3.21 HOME

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Kanton St. Gallen: Die Gewässerqualität ist häufig ungenügend

18. August 2020
Gewässerprobe: Von 119 untersuchten Spurenstoffen wurden in den vier Bächen insgesamt 72 Stoffe nachgewiesen. Pestizide machten dabei die grösste Gefahr aus. Copyright: AWE

Gewässerprobe, siehe Video Kanton St. Gallen: Von 119 untersuchten Spurenstoffen wurden in den vier Bächen insgesamt 72 Stoffe nachgewiesen. Pestizide machten dabei die grösste Gefahr aus. Copyright: AWE

Medienmitteilung Kanton St. Gallen vom 18.8.20.

Zahlreiche kleine Fliessgewässer im Kanton St.Gallen sind in einem schlechten Zustand. Besonders betroffen sind stark verbaute Bäche sowie Bäche deren Einzugsgebiet in einem intensiv genutzten Landwirtschaftsgebiet liegt oder durch Industrie, Siedlungs-, und Verkehrsflächen beeinflusst wird. Die aktuellen Untersuchungen des kantonalen Amtes für Wasser und Energie (AWE) zeigen, dass die Belastung vor allem bei Pestiziden über den Grenzwerten liegt.

Kleine Bäche, die den Kanton durchziehen, machen einen Grossteil des feinverästelten Fliessgewässernetzes aus. Sie erfüllen wichtige ökologische Funktionen. Viele kleine Bäche liegen in Gebieten, die zum Teil stark genutzt werden. Das wirkt sich negativ auf die Gewässerqualität aus. Für funktionierende Ökosysteme und den Erhalt der Biodiversität ist der Schutz der Bäche zentral.

Das Amt für Wasser und Energie (AWE) untersuchte deshalb 2019 in einer Messkampagne Bäche detailliert auf Mikroverunreinigungen. Bereits in sehr tiefen Konzentrationen können sie die Gewässerlebewesen schädigen. Mikroverunreinigungen stammen aus Rückständen von unter anderem Pestiziden, Medikamenten oder Industriechemikalien. Bei Regen werden sie direkt in die Bäche eingeschwemmt oder gelangen über die Abwasserreinigungsanlagen (ARA) in die Gewässer. Bisher sind erst wenige ARA dafür ausgerüstet, Mikroverunreinigungen zu eliminieren. Deshalb gelangen mit dem gereinigten Abwasser, das in die Flüsse eingeleitet wird, auch problematische Rückstände in die Gewässer.

Rückstände überschreiten Grenzwerte

In der Messkampagne 2019 wurden vier Bäche untersucht: der Albertswilerbach (Gossau), der Kirchtobelbach (Waldkirch), die Länderenaach (Widnau) und der Loobach (Niederbüren). Die Fachleute des AWE wählten diese Bäche aus, da bei ihnen aufgrund von Voruntersuchungen eine erhöhte Belastung vermutet wird. In allen Bächen zeigte sich ein erhöhtes oder gar ein sehr hohes chronisches Risiko für die Gewässerorganismen. Bei drei von vier Bächen hielt diese Situation während mehr als 40 Prozent der gesamten Beobachtungszeit an, die von April bis Oktober dauerte. Von 119 untersuchten Spurenstoffen wurden in den vier Bächen insgesamt 72 Stoffe nachgewiesen. Pestizide machten dabei die grösste Gefahr aus. Von zehn Stoffen, die die ökotoxikologisch basierten Grenzwerte überschritten, waren neun Pestizide und einer die Industriechemikalie PFOS. Diese Ergebnisse bestätigen eine Untersuchung, die 2018 in fünf anderen kleinen Fliessgewässern im Kanton durchgeführt wurde. Im laufenden Jahr wird eine weitere Messkampagne mit dem Schwerpunkt auf Mikroverunreinigungen durchgeführt.

In die Bäche wird kein Abwasser eingeleitet, aber ihre Einzugsgebiete sind von landwirtschaftlicher Nutzung geprägt. Die Analysen zeigten zum Teil schwerwiegende ökologische Defizite. Die Untersuchungen sollen dazu beitragen, im Dialog mit den Landwirten die Situation zu verbessern. Das AWE will die Landwirte mithilfe dieser Messkampagnen für einen sehr sorgsamen Umgang mit Pflanzenschutzmitteln sensibilisieren. Der Handlungsbedarf ist gross. Dank der Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft zeichneten sich erste Erfolge ab.

Gewässer zeigen biologische Defizite

Das AWE richtet sein Augenmerk seit 2011 verstärkt auf die kleinen Fliessgewässer. Bei den regelmässigen Untersuchungen kommen auch biologische Methoden zum Einsatz. Der Zustand der Gewässer lässt sich unter anderem am Vorkommen von wirbellosen Tieren in den Bächen messen. Manche dieser wirbellosen Tiere reagieren besonders empfindlich auf Belastungen des Wassers und sind eine wichtige Lebensgrundlage für viele Fische. Rund 60 Prozent der bisher über 70 biologisch beurteilten Bäche befanden sich nicht in einem guten Zustand. Sie erfüllten die ökologischen Anforderungen der Gewässerschutzverordnung nicht.

Belastung durch Nährstoffe hat abgenommen

Positiv entwickelt hat sich der Zustand der grösseren Flüsse. Dank des kontinuierlichen Ausbaus der Kläranlagen sank der Eintrag von Nährstoffen wie Stickstoff und Phosphor deutlich. 2002 waren die Phosphatkonzentrationen an den 14 langfristig beobachteten Gewässern noch in 28 Prozent der Messungen zu hoch. 2019 wurden sie nur noch bei acht Prozent überschritten. Auch die Nitratkonzentration in den grossen Flüssen hat in den letzten Jahren abgenommen. «Unsere Sorgenkinder», erklärt Vera Leib, «sind derzeit die kleinen Fliessgewässer. Die Belastung mit Mikroverunreinigungen macht ihnen zu schaffen. Die Ergebnisse unserer Untersuchungen sind ernst und erfordern Massnahmen.»

Gewässerqualität ist häufig ungenügend. Video auf youtube, Kanton St. Gallen

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Chemikalien belasten Gewässer

11. Juli 2019

Kanton St. Gallen: Kleine Bäche können übermässig mit giftigen Chemikalien belastet sein. Die Qualitätskriterien für Pestizide, Rückstände von Medikamenten oder Industriechemikalien werden zum Teil deutlich überschritten. Das zeigt die jüngste Messkampagne des Amtes für Wasser und Energie.

Seit 2011 hat das Amt für Wasser und Energie 78 kleine Bäche im Kanton mit unterschiedlicher Nutzung im Einzugsgebiet auf deren biologischen Zustand geprüft. Bei zwei Dritteln waren die gesetzlichen Anforderungen nicht erfüllt. Bei der aktuellen Messkampagne untersuchten die Fachleute des Kantons fünf Bäche in den Regionen Zürich-Obersee und Rheintal vertieft auf Spurenstoffe wie Pestizide, Medikamente oder Industriechemikalien.

Kriterien nicht erfüllt 

An allen Bächen wurden die Qualitätskriterien für die problematischen Stoffe über fast die ganze Beobachtungsdauer überschritten. Im extremsten Fall um den Faktor 160. In der aktuellen Messkampagne wurden von April bis Ende Oktober 2018 ununterbrochen Proben entnommen. Im Vergleich mit den jeweiligen langjährigen Monatsmitteln waren die Monate April bis Oktober mit Ausnahme August trocken bis sehr trocken. Zu den untersuchten Bächen gehören der Lattenbach und der Wagnerbach in Rapperswil-Jona, der Nebengraben in Benken, der Tankgraben in Benken (Einzugsgebiet zum grössten Teil im Kanton Schwyz) und das Äächeli in Au. Die fünf Bäche hatte das Amt für Wasser und Energie nach einer Voruntersuchung an 13 Bächen ausgewählt. Die ausgewählten Bäche zeigten bereits in der Voruntersuchung eine auffällige Belastung.

Pestizide im Fokus 

74 von 109 untersuchten Stoffen gehören zur Gruppe der Pestizide. Für die ungenügende Wasserqualität sind mehrheitlich Pestizide aber auch Rückstände von Medikamenten oder Industriechemikalien verantwortlich. So beispielsweise das perfluorierte Tensid PFOS. Der Stoff ist seit 2011 weitgehend verboten, für gewisse Anwendungen aber noch erlaubt. Die Ergebnisse widerspiegeln die Belastung der Gewässer durch die landwirtschaftliche Nutzung und die Siedlungen in den Einzugsgebieten. Die Stoffe gelangen durch Abschwemmung, unsachgemässe Handhabung, Fehlanschlüsse oder Entlastungen aus der Kanalisation bei Starkregen und mit gereinigtem Abwasser in die Gewässer.    

Kleinste Mengen sind schädlich 

Im Umgang mit Pestiziden oder anderen schädlichen Stoffen ist besonders grosse Sorgfalt nötig. Bei Insektiziden können bereits kleinste Mengen für die Lebewesen im Bach giftig oder sogar tödlich sein. Die kleinen Bäche machen 75 Prozent des kantonalen Fliessgewässernetzes aus. Davon liegt etwa die Hälfte in genutzten Gebieten. Ihr Schutz ist von grosser Bedeutung für die Gewässer und die biologische Vielfalt.

Sensibilisierung wichtig 

Das Amt für Wasser und Energie ist bestrebt, in den Fällen mit hohen Belastungen die Ursachen zu finden und zu beheben. Die Fachleute stehen mit dem kantonalen Bauernverband, dem landwirtschaftlichen Zentrum in Salez, mit einzelnen Landwirten und mit dem Amt für Umwelt in Kontakt. Dank gezielter Information und Zusammenarbeit soll die Qualität der Bäche verbessert werden. Neben der Landwirtschaft sind auch private und professionelle Gärtner in der Pflicht. In der Nähe von Gewässern sind Spritzmittel mit besonders grosser Sorgfalt zu verwenden. Zudem dürfen Reste von Spritzmitteln nie in einen Ausguss oder Schacht gegossen werden.

11.7.19 HOME

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