
Nach dem Fällen von Bäumen wurden die Äste mit grosser Rauchentwicklung verbrannt.
Luftverschmutzung könnte Lungenkrebs verursachen, und zwar nicht durch Mutation der DNA, sondern durch die Schaffung eines entzündeten Umfelds, das die Vermehrung von Zellen mit bereits vorhandenen krebsauslösenden Mutationen fördert, so das Ergebnis einer umfassenden Studie mit Daten zur menschlichen Gesundheit und Experimenten an Labormäusen.
Die Ergebnisse, die am 5.4.23 in Nature veröffentlicht wurden, zeigen einen Mechanismus auf, der auch auf andere Krebsarten zutreffen könnte, die durch Umwelteinflüsse verursacht werden, und könnten eines Tages zu Möglichkeiten führen, diese zu verhindern. „Die Idee ist, dass die Exposition gegenüber Karzinogenen Krebs begünstigen könnte, ohne dass die DNA tatsächlich verändert wird“, sagt Serena Nik-Zainal, medizinische Genetikerin an der Universität Cambridge, UK. „Nicht jedes Karzinogen ist ein Mutagen“.
Krebsverursachende Umweltverschmutzung
Die Luftverschmutzung verursacht jedes Jahr weltweit Millionen von Todesfällen, darunter mehr als 250’000 durch eine Art von Lungenkrebs, das so genannte Adenokarzinom. Bisher war es jedoch schwierig zu untersuchen, wie Luftverschmutzung Krebs auslöst, zum Teil weil ihre Auswirkungen weniger ausgeprägt sind als die von besser untersuchten Karzinogenen wie Tabakrauch oder ultraviolettem Licht, sagt Nik-Zainal.
Um den Mechanismus zu entschlüsseln, werteten der Krebsforscher Charles Swanton vom Francis Crick Institute in London und seine Kollegen umweltbezogene und epidemiologische Daten aus dem Vereinigten Königreich, Kanada, Südkorea und Taiwan aus. Das Team konzentrierte sich auf Lungenkrebs, der Mutationen in einem Gen namens EGFR aufweist. Diese Mutationen treten bei Lungenkrebs von Menschen, die nie geraucht haben, häufiger auf als bei Rauchern.
Das Team fand heraus, dass Lungenkrebs mit EGFR-Mutationen mit der Belastung durch Luftverschmutzung in Form von Partikeln mit einem Durchmesser von 2,5 Mikrometern oder weniger – weniger als ein Zehntel der Breite eines durchschnittlichen Pollenkorns – in Verbindung gebracht wurde. Solche Verunreinigungen werden von Verbrennungsmotoren, Kohlekraftwerken und der Holzverbrennung ausgestossen.
„Es gibt ein wachsendes Bewusstsein dafür, dass krebsfördernde Substanzen nicht unbedingt durch direkte Veränderung der DNA-Sequenzen wirken müssen“, sagt Allan Balmain, Krebsforscher an der University of California, San Francisco. Sein Labor arbeitet an der Entwicklung von Tests für Karzinogene, die nicht auf der Suche nach neuen Mutationen beruhen.
Die Frage ist nun, wie man verhindern kann, dass mutationstragende Zellen durch Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung aktiviert werden. Bei Millionen von Menschen, die einer hohen Luftverschmutzung ausgesetzt sind, ist es nicht machbar, sie alle mit IL-1β-blockierenden Medikamenten zu behandeln – das wäre teuer, und die Medikamente könnten bei ansonsten gesunden Menschen unerwünschte Nebenwirkungen verursachen, sagt Balmain.
Stattdessen schlägt Balmain vor, dass einfache diätetische Massnahmen, die Entzündungen bekämpfen, das Risiko einiger Krebsarten verringern könnten. „Es lohnt sich, diese Fragen zu überdenken und zu versuchen, die besten Ernährungsfaktoren zu finden, die man einnehmen könnte, um bösartigen Erkrankungen vorzubeugen“, sagt er. „Viele von ihnen könnten das durchaus tun – wir wissen es nicht, weil wir nicht die richtigen Tests durchgeführt haben.“
Heidi meint:
„In erster Linie gilt es aber, die Luftverschmutzungen an der Quelle zu reduzieren. Etwa Mobilität, eine politisch Unberührbare: Brot und Spiele. Und z.B. unterliegen Heizungsöfen einer strengen Kontrolle, während sonst viel Umweltverschmutzendes verkauft werden darf wie Feuerschalen, Terrassenholzöfen, Gartencheminées, holzbefeuerte Freiland-Badezuber, offene Holzkohle-Produktionseinrichtungen. Und immer noch häufig wird Gartenabraum einfach verbrannt und beim Holzen anfallende Äste werden zu Mottfeuern. Betroffen sind oft nicht nur die Feuerteufel, sondern auch die Nachbarn; sie dürfen mitrauchen.
Das entstehende CO2 schadet dem Klima, die entweichenden Schadstoffe aller Art sind gesundheitsschädigend. Eigenverantwortung versagt einmal mehr. Doch die Industrie beruft sich darauf, immer wieder, besingt die Freiheit und schwafelt von mündigen KonsumentInnen, verherrlicht den Markt, der alles bestens regelt, besonders lautstark aktuell betreffend Ernährung.
So erwähnt Heidi hier Altbekanntes, nämlich was entzündungsfördernd ist: Zucker, Alkohol, Weissmehl, Transfette (industriell gehärtetes Pflanzenfett, vor allem in Fast Food, Backwaren und Chips enthalten), Wurst und Speck, Fleisch, Milchprodukte und Eier.
Glauben Sie nicht, was Ihnen Swiss Food (Forschende Industrie für umfassende Nachhaltigkeit) in der neuesten Propaganda vom 14.4.23 unter dem Titel Zuckerbrot und Peitsche erzählt. Das Pamphlet tönt eher wie ein Rettungsruf, denn als ernst zu nehmender wissenschaftlich fundierter Text. Die Industrie (in diesem Falle über das Sprachrohr Syngenta und Bayer) hat Angst um ihr Geschäft, denn ihr Geschäftsmodell richtet sich nicht in erster Linie nach Gesundheit, Umwelt usw, sondern nach dem Profit.
Wissenschaftlich fundierte Empfehlungen für entzündungshemmende Ernährung zum Vorbeugen von Krebs müssen noch erarbeitet werden. Aber allgemeine Empfehlungen für entzündungshemmende Ernährung gibt es im Internet viele. Sie decken sich zu einem wesentlichen Teil mit den guten Empfehlungen für eine gesunde Ernährung. Fallen Sie auch hier nicht auf die Propaganda der Industrie herein: Nahrungsergänzungsprodukte aller Art sind in der Regel nicht hilfreich!“
How air pollution causes lung cancer — without harming DNA. Nature 5.4.23