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Kompensationen stoppen den Klimawandel nicht

9. Juni 2022

Chris Lang von REDD-Monitor verweist in seinem neuesten Beitrag auf das Statement von Amazon Watch und 170+ weiteren Organisationen, das am 6.10.21 veröffentlicht wurde. Heidi hat es mithilfe von DeepL übersetzt.

Kompensationen stoppen den Klimawandel nicht

Klimabedingte Waldbrände, Überschwemmungen, Dürren und andere extreme Wetterereignisse betreffen täglich jeden Winkel der Erde.

Doch die Industrie für fossile Brennstoffe, die grossen Energieversorger, die grosse Landwirtschaft, die grosse Finanzwelt – und ihre politischen Verbündeten – drängen auf Kompensationsprogramme, die es ihnen ermöglichen, weiterhin die Treibhausgase freizusetzen, welche die Klimakrise verursachen, indigenen, schwarzen und anderen bereits marginalisierten Gemeinschaften zu schaden und nachhaltige land- und forstwirtschaftliche Verfahren zu untergraben.

Die Wissenschaft ist eindeutig: Wir müssen rasch aus fossilen Brennstoffen und emissionsintensiven landwirtschaftlichen Praktiken wie der Massentierhaltung aussteigen und gleichzeitig Wälder, Feuchtgebiete und andere natürliche Kohlenstoffsenken schützen. Jede Verzögerung bedeutet grössere Auswirkungen auf unser Klima und mehr Verschmutzung in historisch überlasteten Gemeinwesen[1].

Wir rufen führende Politiker auf der ganzen Welt auf, sich uns anzuschliessen und Kompensationsprogramme abzulehnen, da diese „Pay-to-pollute“-Praktiken nichts anderes als falsche und schädliche Lösungen für die Klimakrise sind.

  • Naturbasierte Kompensationen können die Verbrennung fossiler Brennstoffe nicht „ausgleichen“. Die Unternehmen, die fossile Brennstoffe herstellen, und andere Verschmutzer würden fossilen Kohlenstoff und biologischen Kohlenstoff gerne völlig austauschbar machen, doch dies entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage:[2] Fossile Kohlenstoffemissionen sind praktisch permanent, da sie aus Reservoiren tief in der Erde stammen, wo sie seit Millionen von Jahren gespeichert sind. Wenn sie verbrannt werden, verbleibt die Kohlenstoffverschmutzung für Hunderte bis Tausende von Jahren in der Atmosphäre. Im Gegensatz dazu sind Pflanzen, Böden, Ozeane und Wälder „schnell austauschbare“ Kohlenstoffspeicher, die nur eine begrenzte Speicherkapazität haben und den Kohlenstoff im Laufe einiger Jahrzehnte oder manchmal sogar innerhalb weniger Tage wieder an die Atmosphäre abgeben können[3] Ausgleiche bringen diese grundlegende Wissenschaft durcheinander, indem sie die Biosphäre der Erde fälschlicherweise als endlose Quelle potenzieller Speicher für fossile Kohlenstoffemissionen behandeln.
  • Kompensationsgeschäfte jeglicher Art halten die Umweltungerechtigkeit aufrecht. Treibhausgasemittierende Industrien sind unverhältnismässig häufig in armen und farbigen Gemeinschaften angesiedelt, wodurch sie die Hauptlast der Verschmutzung tragen. Ausgleichsregelungen erhöhen die Umweltverschmutzung in diesen Gemeinwesen und verschärfen die Umweltungerechtigkeit.[4] Ausserdem verlagern Ausgleichsregelungen häufig die Last der Emissionsreduzierung vom globalen Norden in den globalen Süden, indem sie die Fortsetzung der Verschmutzung im Austausch gegen Landnahme an anderer Stelle ermöglichen.[5]
  • Die Verwendung von Kompensationsmassnahmen führt wahrscheinlich zu einem Anstieg der Treibhausgasemissionen. Verursacher kaufen häufig Kompensationen für emissionsmindernde Massnahmen eines Unternehmens, damit sie ihre eigenen Emissionen fortführen können. In diesem Fall gelangen die Emissionen weiterhin in die Atmosphäre, so dass die globale Erwärmung weiter anhält. Verursacher kaufen auch Kompensationen für Praktiken, die der Atmosphäre Kohlenstoff entziehen könnten, z. B. durch das Anpflanzen von Wäldern oder den Schutz bestehender Wälder. Die Speicherung von Kohlenstoff in natürlichen Ökosystemen ist jedoch von Natur aus vorübergehend und in hohem Masse reversibel, wie die tragischen Waldbrände im Westen der USA in den letzten Jahren deutlich gezeigt haben.[6] Der gesamte Kohlenstoff kann sehr schnell wieder in die Atmosphäre freigesetzt werden, was wiederum die Emissionen erhöht.
  • Kompensationsgeschäfte können zu Verletzungen der Rechte indigener und in Stämmen lebender Völker führen. Um die Marktnachfrage nach Kompensationsmassnahmen zu befriedigen, ist der Zugang zu riesigen Land- und Waldflächen erforderlich, die bereits von indigenen Völkern, Bauern und lokalen Gemeinschaften genutzt werden. Die Entwickler von Waldkompensationsprojekten haben es daher zunehmend auf indigenes Land abgesehen, was zu Druck und Spaltung in den indigenen Gemeinschaften führt[7].
  • Offsets untergraben die nachhaltige Landwirtschaft und fördern die Konsolidierung in der Landwirtschaft. CO2-Ausgleichsprogramme verleihen bereits mächtigen Unternehmen, einschliesslich Agrarunternehmen und Fabrikfarmen, die seit langem das Einkommen der Landwirte drücken und die ländliche Wirtschaft ausbluten lassen, während sie die Umweltverschmutzung erhöhen, einen zusätzlichen Hebel.[8] Unternehmen und Grossgrundbesitzer sind am besten positioniert, um Offset-Projekte zu entwickeln, die das monokulturelle Modell der Fabrikfarmen mit Mais/Sojabohnen auf Kosten der Kleinbauern, einschliesslich schwarzer und indigener Bauern und Stammesnationen, weiter verankern. Anstatt das industrielle Landwirtschaftsmodell durch den Verkauf von Kompensationen an industrielle Umweltverschmutzer weiter gedeihen zu lassen, sollten politische Entscheidungsträger traditionelle und ökologisch regenerative landwirtschaftliche Praktiken unterstützen.
  • Kompensationsmärkte schaffen mehr Bedingungen für Betrug und Glücksspiel als für Klimaschutzmassnahmen. Bestehende Kompensationsregelungen haben sich bereits als leicht betrugsanfällig erwiesen[9], und der spekulative Handel mit Kompensationsderivaten und anderen Finanzprodukten hat bereits begonnen, wobei das Gewinnstreben von Händlern und Spekulanten Vorrang vor wirtschaftlicher und klimatischer Gerechtigkeit hat[10].

Wir fordern die politischen Entscheidungsträger weltweit auf, Kompensationsprogramme abzulehnen und echte Lösungen für das Klima anzustreben, die fossile Brennstoffe im Boden belassen, nachhaltige Nahrungsmittelsysteme unterstützen, die Abholzung beenden und gleichzeitig die Umweltverschmutzung in den Gemeinschaften an vorderster Front beseitigen.

[1] IPCC, Global Warming of 1.5°C. International Energy Agency, Net Zero by 2050. IPCC, AR6 Climate Change 2021.

[2] Carton et al. “Undoing Equivalence: Rethinking Carbon Accounting for Just Carbon Removal,” Frontiers in Climate, 16 April 2021.

[3] Anderegg, W. et al., Climate-driven risks to the climate mitigation potential of forests, Science 368 (6947) 2020. Mackey, B. et al. 2013., “Untangling the confusion around land carbon science and climate change mitigation policy,” Nature Climate Change, 3(6),pp.552-557, 2013.

[4] Food & Water Watch, “Cap and trade: More pollution for the poor and people of color,” November 2019 at 1 to 2.

[5] Gilbertson, Tamara, Carbon Pricing: A Critical Perspective for Community Resistance, Indigenous Environment Network and Climate Justice Alliance, 2017.

[6] Anderegg, W., “Gambling with the climate: how risky of a bet are natural climate solutions?,” AGU Advances, 2021. Coffield, S.R. et al., “Climate-driven limits to future carbon storage in California’s wildland ecosystems,” AGU Advances, 2021.

[7] Ahmend, N., “World Bank and UN carbon offset scheme ‘complicit in genocidal land grabs – NGOs,” The Guardian, 3 July 2014. Forest Peoples Programme, The Reality of REDD in Peru: Between Theory and Practice, November 2011.

[8] Institute for Agriculture and Trade Policy, “Why carbon markets won’t work for agriculture,” January 2020 at 2.

[9] Elgin, B., “A Top U.S. Seller of Carbon Offsets Starts Investigating Its Own Projects,” Bloomberg. 5 April 2021.

[10] Hache, F., Shades of Green: The Rise of Natural Capital Markets and Sustainable Finance, Green Finance Observatory, March 2019.

Offsets don’t stop climate change. Chris Lang, REDD-Monitor vom 7.6.22

Die Schweiz setzt stark auf Kompensation und Technologie. Die Technologien sind aufwändig (Material, Energie …), deren Funkionieren, Effizienz und Preis grösstenteils noch vage, Speicher ungewiss und möglicherweise mit Auslandabhängigkeit und Bau von Leitungen verbunden.

Von Sparen, Mobilität usw. redet unser Bundesrat nicht. Das wäre unpopulär. Die aktuell sieben bilateralen Abkommen für Klimaschutz-Projekte sind – so meint Heidi – eigentlich so etwas wie Klima-Kolonialismus.

Medieninformation des Bundesrats vom 3.6.22: Bundesrat genehmigt Abkommen mit Thailand für den Klimaschutz:

„An seiner Sitzung vom 3. Juni 2022 hat der Bundesrat ein bilaterales Abkommen mit Thailand genehmigt, das dem Klimaschutz dient. Der Vertrag schafft die Rahmenbedingungen, damit die Schweiz in Thailand Klimaschutz-Projekte zur Verminderung der CO2-Emissionen umsetzen kann. Die erreichten Emissionsverminderungen kann sie an ihr Reduktionsziel anrechnen. Die Schweiz hat bereits ähnliche Abkommen mit Peru, Ghana, Senegal, Georgien, Vanuatu und Dominica abgeschlossen“

9.6.22 HOME

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Artenvielfalt: Schutz von 30% der weltweiten Land- und Meeresflächen weckt Hoffnung und Widerstand

9. April 2022

„Naturland“ ist gefragt, dient zunehmend auch als Investition. Hauptverwendungen sind: landwirtschaftliche Produktion, Naturschutzgebiet zum Erhalt der Artenvielfalt, CO2-Zertifikate und Tourismus.

UN-Konvention über die biologische Vielfalt

Finanzierungsstreitigkeiten behindern den ehrgeizigen Plan zum Schutz der weltweiten Artenvielfalt. Wissenschaftler sind frustriert über die Fortschritte der Länder bei der Unterzeichnung eines neuen Abkommens zum Schutz der natürlichen Welt.

Regierungsvertreter aus aller Welt trafen sich vom 14. bis 29. März in Genf, um eine gemeinsame Basis für einen Entwurf des Abkommens zu finden, das als globaler Biodiversitätsrahmen für die Zeit nach 2020 dienen soll, aber die Diskussionen kamen ins Stocken, vor allem wegen der Finanzierung. Die Unterhändler sagen, dass sie sich nun vor dem mit Spannung erwarteten Biodiversitätsgipfel der Vereinten Nationen später im 2022, auf dem das Abkommen unterzeichnet werden sollte, erneut treffen müssen.

Der Rahmen sieht bisher vier allgemeine Ziele vor, darunter die Verlangsamung des Artensterbens, sowie 21 meist quantitative Ziele, wie etwa den Schutz von mindestens 30% der weltweiten Land- und Meeresflächen. Er ist Teil eines internationalen Vertrags, der als UN-Konvention über die biologische Vielfalt bekannt ist, und zielt darauf ab, die globale Krise der biologischen Vielfalt zu bewältigen, die dazu führen könnte, dass in den nächsten Jahrzehnten eine Million Pflanzen- und Tierarten aufgrund von Faktoren wie dem Klimawandel, menschliche Aktivität und Krankheiten aussterben.

Landrechte der Indogenen in Gefahr

Wenn Naturland für Projekte ausgeschieden wird, dann oft ohne Rücksicht auf jene Menschen, die in und von diesem Naturland leben. „Ein rassistisches und koloniales Naturschutzmodell, das Menschen und ihre Rechte als entbehrlich ansieht, wird niemals seine Ziele erreichen,“ schreibt Caroline Pearce, Direktorin von Survival International. „Staatliche und nichtstaatliche Geldgeber müssen sofort alle Finanzierungen für diese Festungsschutzprojekte einstellen – einschliesslich des Plans, 30% der Erde bis 2030 als „geschützt“ auszuweisen – und stattdessen die Landrechte indigener Völker anerkennen, was ein weitaus wirksamerer Weg zum Schutz der Umwelt ist. Andernfalls werden sie sich weiterhin an solchen Gräueltaten mitschuldig machen.“

Mit „solchen Gräueltaten“ meint Pearce die Vorkommnisse im Kahuzi-Biega-Nationalpark in der Demokratischen Republik Kongo, die da sind Gruppenvergewaltigung, Folter und Mord durch Parkwächter und Soldaten. Ein neuer Bericht der Minority Rights Group dokumentiert eine dreijährige Kampagne der gewaltsamen Zwangsvertreibung der indigenen Batwa von Kahuzi-Biega. Der Bericht, To Purge the Forest by Force: Organized violence against Batwa in Kahuzi-Biega National Park wurde vom investigativen Journalisten Robert Flummerfelt, Pulitzer Center, verfasst.

Das Forschungsteam der Minority Rights Group hat die Aussagen von mehr als 550 Personen zusammengetragen. Sie berichten, dass die paramilitärischen Wächter des Kahuzi-Biega-Nationalparks zusammen mit Soldaten der kongolesischen Armee gross angelegte Angriffe auf die im Park lebenden Batwa-Gemeinschaften verübt haben. Die Kampagne umfasste drei Wellen gewalttätiger Angriffe: im Juli bis August 2019, im Juli 2021 und im November bis Dezember 2021.

Die kolonialen Wurzeln des Kahuzi-Biega-Nationalparks

Der Kahuzi-Biega-Nationalpark liegt im Osten der Demokratischen Republik Kongo und wurde 1970 von Adrien Deschryver, einem belgischen Naturschützer und Sohn des letzten belgischen Kolonialministers, gegründet. Deschryver bat die Batwa-Gemeinschaften, ihn bei der Erforschung der dort lebenden Gorillas durch den Wald zu führen.

Das Forschungsteam der Minority Rights Group sprach mit einem älteren Mutwa-Mann (Mutwa ist die Singularform von Batwa), der ein Kind war, als Deschryver in den Wald kam. Der Älteste sagte,

„Dieser weisse Mann kam und bat uns um Hilfe: Er wollte die Tiere sehen; er wollte, dass wir ihm verschiedene Orte im Wald zeigen. Er tat so, als sei er ein Freund der Gemeinschaft, und wir vertrauten ihm. Dann ging er weg, kehrte nach Europa zurück und nutzte die Informationen, die wir ihm gegeben hatten, um zu planen, uns zu vertreiben. Als er in den Wald zurückkehrte, kam er mit Soldaten und sagte uns, dass unser Haus jetzt dem Staat gehöre und wir es verlassen müssten. Wir weinten und sagten zu ihm: Wir waren es, die euch diesen Wald gezeigt haben! Aber die Soldaten zwangen uns hinaus.“

Projekte müssen die Rechte der Indigenen respektieren

Häufig wird indigenen Völkern Land für landwirtschaftliche Nutzung weggenommen. Heute sind es vermehrt auch Natur- und Klimaschutzprojekte. CO2-Zertifikate werden für Urwälder verkauft, ohne dass die Bewohner davon etwas wissen. Sie werden dann aus ihrem Gebiet vertrieben oder gezwungen die festgeschriebenen Regelungen einzuhalten, was ein Überleben im Urwald schwierig gestalten kann.

Indigene gehören genauso zu einem Gebiet wie die Pflanzen und Tiere, die darin gedeihen. Sie bewirtschaften etwa einen Urwald seit Generationen so, dass er heute als schützenswert eingestuft wird. Nur ist das Land, auf dem sie leben, meist in keinem Grundbruch festgeschrieben, weshalb man es ihnen so einfach wegnehmen kann. Vielerorts beginnen die Indogenen aber sich zu wehren.

Funding battles stymie ambitious plan to protect global biodiversity. Nature 31.3.22

Gang rape, torture, and murder by park guards and soldiers at Kahuzi-Biega National Park in the Democratic Republic of Congo. Chris Lang, REDD-Monitor

Dank Aktivisten geplatzt: Sabah-Kohlenstoff-Cowboy-Deal. Heidis Mist 19.2.22

Der neue Goldrausch: Emissionshandel. Heidis Mist 27.1.22

Papua-Neuguinea: Illegale CO2-Zertifikate. Heidis Mist 26.10.21

7.4.22

9.4.22 HOME

Amazonasgebiet: Der Kampf der Kayapó zur Rettung ihrer Heimat

1. April 2022
Quelle: Yale Environmental 360. Bildmontage Heidi

Quelle: Yale Environmental 360. Bildmontage Heidi

Jahrzehntelang haben die Kayapó in Brasilien dafür gekämpft, ihr Gebiet vor immer neuen Wellen von Holzfällern, Bergleuten, Bauern und Landräubern zu schützen. Jetzt, da eine kürzlich asphaltierte Autobahn und eine geplante Eisenbahnlinie an ihr Land heranrücken, ist der Kampf der Kayapó noch lange nicht vorbei.

Illegale Abholzung

Seit mehr als vier Jahrzehnten beobachtet Kokoró Mekranotire mit Bestürzung, wie Aussenstehende immer grössere Teile seines Kayapó-Heimatlandes verwüstet haben. Holzfäller, Goldgräber, Bauern und Landräuber strömten illegal in und um das indigene Gebiet, eine 40’000 Quadratmeilen grosse Waldfläche von der Grösse Südkoreas. Das Waldstück, in dem die Mekranotire früher Paranüsse sammelten – ein dichtes Blätterdach aus goldbraunen, fast 30 Meter hohen Bäumen – wurde abgeholzt. Bestände von Cumaru-Bäumen, einem brasilianischen Teakholz, wurden abgeholzt, um Decks, Schränke und Fussböden herzustellen. Holzfäller sind wiederholt in das Land der Kayapó eingedrungen, haben entfernt, was ihnen im Weg war, und den Rest mitgenommen, um Profit zu machen.

Auto- und Eisenbahn durch den Urwald

„Wir führen einen Krieg gegen Politiker, die uns und unser Land zerstören wollen“, sagt ein Kayapó-Aktivist … „Sie sagten uns, die Autobahn würde uns nicht beeinträchtigen. Das war eine Lüge.“

Während der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro seinen Vorstoss fortsetzt, eine breite Palette von Aktivitäten auf indigenem Land zu legalisieren, sind Pläne für eine Eisenbahnlinie im Gange, die den Transport von Sojabohnen von der wachsenden Zahl von Farmen in der Region unterstützen soll. Und obwohl die Kayapó eine der stärksten und bekanntesten indigenen Gruppen im brasilianischen Amazonasgebiet sind – sie führen seit 40 Jahren den Kampf für die Rechte der Indigenen an – stellt Bolsonaros indigenenfeindliche Politik eine erhebliche Bedrohung dar.

Und die Abholzung auf indigenem Land selbst – die in Brasilien nach Bundesrecht illegal ist – hat nicht aufgehört. Eine aktuelle Studie des Forschungsinstituts Imazon hat gezeigt, dass zwischen August 2019 und Juli 2020 fast 67’000 Hektar Wald im Bundesstaat Pará durch unerlaubte Abholzung verloren gegangen sind

In 20 Jahren Verzehnfachung der Sojafelder

In einer im letzten Jahr veröffentlichten Studie wurde festgestellt, dass Soja in den letzten 20 Jahren für 10 Prozent der Entwaldung in ganz Südamerika verantwortlich war und dass „die schnellste Ausdehnung im brasilianischen Amazonasgebiet stattfand, wo sich die Sojafelder mehr als verzehnfacht haben.“

Die Kayapó, die in den Reservaten Baú und Menkragnoti leben, brauchen diese Zahlen nicht zu sehen, um zu wissen, dass Soja die Region erobert. Der ständige Strom von Lastwagen, die Sojabohnen auf der BR-163 transportieren, macht es offensichtlich, ebenso wie die Farmen, welche die Strasse säumen.

Goldgräber-Queckslber in den Flüssen

Schlimm ist auch das Quecksilber der illegalen Goldgräber in den Flüssen. Ihr Wasser ist das Trinkwasser der Indogenen. Die Fische sind wegen der hohen Schwermetallbelastung ungeniessbar, Kinder werden mit Entwicklungsstörungen geboren.

Borsano-Dekret löst Besorgnis aus

Im Februar unterzeichnete Bolsonaro, der sich dieses Jahr zur Wiederwahl stellt, ein Dekret zur Förderung des Kleinbergbaus und des handwerklichen Bergbaus. Die Regierung hat bestritten, dass dies illegalen Bergbau einschliesst, aber Umweltschützer sind besorgt, dass dies zu mehr illegalem Bergbau im Amazonasgebiet führen könnte.

Lesen Sie den vollständigen Artikel hier: For the Kayapó, a Long Battle to Save Their Amazon Homeland. Yale Environment 360 29.3.22

1.4.22 HOME

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Palmölproduktion Afrika: Expansion nicht wie geplant verlaufen

2. März 2022

Quelle bzw. ausführlicher Bericht: African Oil Palm Expansion Slows, Reputation Risks Remain for FMCGs. Chain Reaction Research 2.3.22. Übersetzt von Heidi mithilfe von DeepL.

Das Wachstum der Afrikanischen Palmölproduktion verlangsamt sich, Reputationsrisiken für die schnelllebige Konsumgüterindustrie bleiben bestehen. Während West- und Zentralafrika vielversprechende Regionen für die grossflächige Palmölproduktion waren, ist die Expansion nicht wie geplant verlaufen.

Nur eine Handvoll Unternehmen kontrollieren die industrielle Palmölproduktion und werden wahrscheinlich die Expansion vorantreiben, aber in einem kleinerem Massstab und langsamer als ursprünglich erwartet. Trotzdem wurden diese Unternehmen mit zahlreichen sozialen und ökologischen Auswirkungen in Verbindung gebracht, die gegen die NDPE-Verpflichtungen (No Deforestation, Peat, and Exploitation) ihrer Käufer verstossen.

Wichtige Erkenntnisse

  • Es besteht eine erhebliche Diskrepanz zwischen den Ölpalmkonzessionen in West- und Zentralafrika und den Flächen, die letztlich in industrielle Ölpalmenplantagen umgewandelt werden. Zwischen 2016 und 2019 ging die Konzessionsfläche für Ölpalmen in Afrika von 4,7 auf 2,7 Millionen Hektar (ha) zurück. Von den verbleibenden 2,7 Millionen ha sind nur schätzungsweise 220’608 ha in Ölpalmenplantagen umgewandelt worden.
  • Dies hängt mit dem Risikos des Landerwerbs zusammen und dem Widerstand der Gemeinden. Mindestens 27 geplante Ölpalm-Projekte, umfassend 1,37 Millionen ha, sind zwischen 2008 und 2019 an den Verhandlungen gescheitert oder wurden aufgegeben.
  • Nur fünf internationale Unternehmen dominieren die industrielle Ölpalmenproduktion in Afrika: Socfin, Wilmar, Olam, Siat und Straight KKM (ehemals Feronia). Sie kontrollieren schätzungsweise 67 Prozent der Anbaufläche für industrielle Ölpalmen mit ausländischen Investitionen und können eine kontinuierliche Expansion vorantreiben. Die Risiken sind in Nigeria am stärksten ausgeprägt, wo die Expansion auf Kosten der staatlichen Naturwaldreserven gehen könnte.
  • Socfin und Wilmar, die beiden grössten afrikanischen Betreiber, werden in Zusammenhang gebracht mit zahlreichen sozialen und ökologischen Problemen auf ihren afrikanischen Konzessionen. Diese reichen von Landraub über den Verlust sozialer und ökologisch hoher Schutzwerte bis hin zu Gewalt und Einschüchterung.
  • Investoren können in afrikanischem Palmöl ein Landverlust- und Reputationsrisiko sehen. Zu den Palmölkäufern und der schnelllebigen Konsumgüterindustrie, die mit eskalierten Fällen von Landgrabbing und Gewalt gegen lokale Gemeinschaften in Verbindung gebracht werden, gehören Wilmar, Olam, Danone, PZ Cussons, FrieslandCampina, Nestlé und Kellogg’s.
  • Investoren und Unternehmen sind einem Reputations- und Regulierungsrisiko ausgesetzt. Die schnelllebige Konsumgüterindustrie und Geldgeber, die NDPE-Verstösse im Zusammenhang mit afrikanischen Palmöl-Lieferungen begehen, sind ein Reputationsrisiko. Darüber hinaus müssen sie die kommende EU Lieferkettenverordnung einhalten.

Unzulängliche RSPO-Zertifizierung

Umweltschützer weisen auf die Kluft zwischen der „verantwortungsvollen Managementpolitik“ von Socfin und der Realität der sozialen und ökologischen Auswirkungen auf und in der Nähe ihrer Plantagen hin.

Anrainer und Kampagnenorganisationen sagen, dass die jüngste Zertifizierung des Runden Tisches für nachhaltiges Palmöl (RSPO) von Socfin’s Socapalm-Plantagen in Kamerun und der Okomu’s-Plantage in Nigeria auf „gefälschten Prozessen“ beruhen, „unglaublich“ seien und „Beispiele für die Unzulänglichkeiten des RSPO“.

Lesen Sie hier den vollständigen Artikel: African Oil Palm Expansion Slows, Reputation Risks Remain for FMCGs. Chain Reaction Research 2.3.22

Heidis zahlreiche Artikel über Palmöl

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Palmöl-Frontgeschichten von Peter Jaeggi, Folge 11: Wegen Palmölplantagen angeschossen und erblindet

23. Februar 2021

Der Journalist und Fotograf Peter Jaeggi war 2019 in Indonesien und Malaysia, wo er über den Anbau von Palmöl recherchierte. Am 12.2.21 veröffentlichte Peter Jaeggi die erste Kurzgeschichte von der Palmölfront: „Ein intimer Blick hinter die Kulissen der Palmöl-Industrie“. Täglich folg(t)en weitere Beiträge.

Palmöl-Frontgeschichten: „Ein intimer Blick hinter die Kulissen der Palmöl-Industrie“. Peter Jaeggi vom 12.2.21 bis …?

  • Folge 11 vom 22.2.21: Wegen Palmölplantagen angeschossen und erblindet
  • Folge 10 vom 21.2.21: Palmöl versus Naturschutz – «ein grosser Fehler»
  • Folge 9 vom 20.2.21: Indonesien: Palmölkritiker leben gefährlich
  • Folge 8 vom 19.2.21: RSPO – ein Palmöl-Label, das nicht hält, was es verspricht
  • Folge 7 vom 18.2.21: Palmöl als Wald verkauft – Eine Art Nachhaltigkeitsbetrug
  • Folge 6 vom 17.2.21: Palmöl tötet (2)
  • Folge 5 vom 16.2.21: «Nachhaltiges» aus korrupten, armen Staaten
  • Folge 4 vom 15.2.21: Palmöl tötet (1)
  • Folge 3 vom 14.2.21: Landraub
  • Folge 2 vom 13.2.21: Kriminelle Palmölfirmen
  • Folge 1 vom 12.2.21: Indonesien: Palmölplantagen gefährden Nahrungsmittelsicherheit

Palmöl-Frontgeschichten: „Ein intimer Blick hinter die Kulissen der Palmöl-Industrie“. Peter Jaeggi vom 12.2.21 bis …?

Referendum Stop Palmöl!

Heidis weitere 73 Artikel über Palmöl

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Palmölplantagen im Kongo: 100 Jahre Landraub Leiden

18. Februar 2021

Die traditionellen Dorfvorsteher und Einwohner von Lokuto wehren sich gegen die Palmölplantagen. Copyright: RIAO-RDC

Die traditionellen Dorfvorsteher und Einwohner von Lokuto wehren sich gegen die Palmölplantagen. Copyright: RIAO-RDC

Quelle: Rettet den Regenwald, 17.2.21.

Die Palmölplantagen der Firma Feronia-PHC sind mehr als 110 Jahre alt – und eine nicht endende Katastrophe für die Menschen, die in den betroffenen Dörfern in der Demokratischen Republik Kongo leben. Landraub, Gewalt und Verarmung sind dort traurige Realität. Dorfbewohner und Aktivisten von Réseau d’Information et d’Appui aux ONG nationales (RIAO-RDC) stemmen sich dagegen.

Die Regenwälder im Kongo-Becken sind noch zu grossen Teilen intakt. Doch die Umwandlung von Palmhainen zu industriellen Plantagen trägt auch dort zur Zerstörung bei. Eine hundertjährige „Tradition der Vernichtung“ haben dabei die Palmöl-Plantagen von Feronia-PHC in der Demokratischen Republik Kongo. 25’000 Hektar Wald sind ihnen bereits zum Opfer gefallen. Die Grösse der Konzessionen ist gigantisch: Sie erstrecken sich über 107’000 Hektar und sind damit drei Mal so gross wie die Stadt München.

Lesen Sie weiter: 100 Jahre Landraub Leiden – Aktivisten kämpfen gegen Ausbeutung, Gewalt und Umweltzerstörung. Rettet den Regenwald vom 17.2.21

Hintergrund: Kolonialismus und die Beteiligung der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG)

Die Menschen in der Region leiden unter einer Mischung aus dem Erbe der Kolonialzeit, den Gewinninteressen ausländische Investmentfirmen und den Aktivitäten internationaler Geldgeber.

Die Wurzeln der Plantagen reichen 110 Jahre zurück, als die belgische Kolonialregierung grosse Waldgebiet an der englischen Geschäftsmann Lord Leverhulme übergab. „The Lever plantations that are set up use forced labour. Though not technically slavery, the semantic difference means little to the many Africans that died because of horrific working conditions.“ Die Konzessionen waren ein Grundstein für den heutigen Weltkonzern Unilever. 2009 hat Unilever seine Ländereien an die kanadische Firma Feronia verkauft. Als diese 2020 pleite ging, erwarb die Investmentfirma Straight KKM aus Mauritius die Plantagen.

Die Gewalt gegen die Bevölkerung im Kongo geht uns auch deshalb etwas an, weil der deutsche Staat an den Skandal-Plantagen von Feronia-PHC beteiligt ist: die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG), eine Tochter der Staatsbank KfW, hat 2015 einen Kredit über 16,5 Millionen US-Dollar gewährt; staatliche Entwicklungsbanken aus Grossbritannien, Frankreich, Spanien, Belgien, Holland und den USA haben sich seit 2013 mit mehr als 150 Millionen US-Dollar beteiligt.

Spätestens mit der Pleite von Feronia hätte sich die DEG für die leidende Bevölkerung der Dörfer einsetzen können – und hat das nur unzureichend getan. Die Gemeinden fordern die Rückgabe des Landes, dessen Nutzung ihnen seit über 100 Jahren ohne ihre Zustimmung verwehrt wird. Eine Koalition von deutschen und internationalen Organisationen setzt die Entwicklungsbanken daher unter Druck.

Spendenaktion: 100 Jahre Landraub Leiden – Aktivisten kämpfen gegen Ausbeutung, Gewalt und Umweltzerstörung. Rettet den Regenwald vom 17.2.21

Petition: Lassen Sie die unschuldigen Dorfbewohner frei!

Die Einwohner von mehr als 100 Dörfern sind von den Palmölplantagen der Firma PHC betroffen. Copyright RIAO-RDC

Die Einwohner von mehr als 100 Dörfern sind von den Palmölplantagen der Firma PHC betroffen. Copyright RIAO-RDC

Die Einwohner von Mwingi und Bolesa brauchen unsere Hilfe: Im Anschluss an einen Protestmarsch wurden mehrere Dorfbewohner festgenommen, die sich gegen die Palmölfirma PHC im Kongo wehren. Wir fordern die sofortige Freilassung und ein Ende von Gewalt, Kriminalisierung und Landraub. Die Einheimischen müssen endlich zu ihrem Recht kommen.

Die Einwohner zahlreicher Gemeinden in der Demokratischen Republik Kongo leiden seit Jahrzehnten unter den Palmölplantagen. Immer wieder kommt es zu Gewalt: 2019 wurde der Dorfbewohner Joel Imbangola erschlagen, 2015 starb ein Ehepaar, dem der Diebstahl einiger Palmölfrüchte vorgeworfen worden war.

Unter den jetzt festgenommenen sind örtliche Mitglieder der Menschenrechtsorganisation RIAO-RDC, die die Gemeinden bei deren Protestmarsch unterstützt hatte. Anlass war der erwartete Besuch des neuen Besitzers der Firma Feronia-PHC, Herrn Mpinga. Seine auf Mauritius registrierte Kapitalgesellschaft hatte die Plantagen erst 2020 übernommen.

Den Dorfbewohnern wird vorgeworfen, eine Revolte initiiert zu haben. Ausserdem werden ihnen Fotoaufnahmen und Interviews mit Journalisten zum Vorwurf gemacht. Zwei von ihnen wurden dem Vernehmen nach auch mit dem Tod bedroht, auch von körperlicher Gewalt und sexuellen Übergriffen gegen Frauen wird berichtet.

Die Ursachen des Konflikts reichen 110 Jahre zurück, als die ersten Plantagen angelegt wurden. Die Einheimischen haben dem nie zugestimmt, ihnen wurde das Land ihrer Ahnen und damit ihre Lebensgrundlage schlicht geraubt.

Akut muss verhindert werden, dass die Festgenommenen in die Provinzhauptstadt Kisangani geschafft werden. Dort könnten sie für mehrere Monate ohne Anklage inhaftiert werden.

Wir fordern:

– Die Festgenommenen müssen sofort freigelassen werden.

– Gewalt, Kriminalisierung und Landraub müssen ein Ende haben.

– Die von den Plantagen betroffenen Einheimischen müssen endlich zu ihrem Recht kommen.

– Europäische Entwicklungbanken müssen bei ihrem Kunden Feronia-PHC auf die Erfüllung dieser Forderungen drängen.

Friedliche Meinungsäusserung darf nicht in willkürlicher Verhaftung und Gewalt enden.

Petition: Lassen Sie die unschuldigen Dorfbewohner frei! Rettet den Regenwald vom 17.2.21

 

Referendum Stop Palmöl!

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Täglich Palmöl-Frontgeschichten von Peter Jaeggi

15. Februar 2021

Torfmoor-Regenwälder sind die bevorzugten Lebensräume von Orang-Utans. Illegale Abholzung für den Anbau von Olpalmen ist weit verbreitet. Bild aus der riesigen Orang-Utan-Fotosammlung von Peter Jaeggi, die schweizweit seinesgleichen sucht. Copyright: Peter Jaeggi

Torfmoor-Regenwälder sind die bevorzugten Lebensräume von Orang-Utans. Illegale Abholzung für den Anbau von Olpalmen ist weit verbreitet. Bild aus der riesigen Orang-Utan-Fotosammlung von Peter Jaeggi, die schweizweit seinesgleichen sucht. Copyright: Peter Jaeggi

Der Journalist und Fotograf Peter Jaeggi war 2019 in Indonesien und Malaysia, wo er über den Anbau von Palmöl recherchierte. Am 12.2.21 veröffentlichte er die erste Kurzgeschichte von der Palmölfront: „Ein intimer Blick hinter die Kulissen der Palmöl-Industrie“. Täglich folg(t)en weitere Beiträge.

  • Folge 1 vom 12.2.21: Indonesien: Palmölplantagen gefährden Nahrungsmittelsicherheit
  • Folge 2 vom 13.2.21: Kriminelle Palmölfirmen
  • Folge 3 vom 14.2.21: Landraub
  • Folge 4 vom 15.2.21: Palmöl tötet (1)

Heidi ist gespannt auf die weiteren Beiträge und die ausserordentlich schönen Fotos zum schaurigen Thema.

Palmöl-Frontgeschichten: „Ein intimer Blick hinter die Kulissen der Palmöl-Industrie“. Peter Jaeggi vom 12.2.21 bis …?

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Mit jedem Quadratmeter verlorener Lebensgrundlage steigt unsere Gier nach der Lebensgrundlage anderer

18. Februar 2020

Autobahn bei der Autobhnraststätte Heidiland (Turm).

Autobahn bei der Autobhnraststätte Heidiland (Turm).

Heidi hat gerade ein Silva-Buch in der Hand: Hans D. Dossenbach, „Forscher mit der Kamera“, Leben im tropischen Regenwald, veröffentlicht 1990. Das war noch vor dem grossen Palmöl-Boom! Wo damals Regenwald gerodet wurde, wächst heute angeblich „nachhaltiges Palmöl“.

Am Schluss gibt es das Kapitel „Die Zerstörung“. Zwei Zitate daraus:

  • Grosse Lebensmittelkonzerne lassen riesige Urwaldflächen zerstören, um Bananen, Ananas und andere Produkte anzupflanzen. Dass selbstverständlich auch hier die Böden nach wenigen Jahren nichts mehr taugen, kümmert sie wenig: Es gibt ja noch mehr Regenwald. Wenigstens vorläufig.
  • Um Rinder zu züchten, wird beispielsweise in Zentral- und Südamerika jährlich eine Fläche von etwa 25’000 Quadratkilometern abgeholzt. Das Rindfleisch gelangt zum grössten Teil in die Produktionsstätten der Fast-food-Konzerne.
  • Zweifellos würden konsequente Schutzmassnahmen auch von uns gewisse Einschränkungen erfordern. Ohne Tropenholz und ohne „Hamburger“ können wir auskommen – ohne den tropischen Regenwald können wir hingegen nicht überleben.

Heidi meint: „Wir könnten auch ohne Palmöl aus aller Welt leben, wenn …“

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Oh du süsse Weihnachtszeit!

12. Dezember 2017

Heidis Butterzopf, garantiert ohne Palmöl. Wer Wertschöpfung im Hause behält, dem werden nicht all die unerwünschten (auch schädlichen) "Zutaten" in die Produkte reingemischt. Mindestens in Deutschland gibt es auch Zopf mit Palmöl. <a href="http://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/Hefezopf-im-Test-Was-steckt-drin,hefezopf132.html" target="_blank" rel="noopener">Hefezopf im Test: Was steckt drin?</a> NDR vom 10.4.17. Studieren Sie die Etiketten vor dem Kauf und fragen sie nach! Die verlorene Vorfreude: Einst waren Süssigkeiten wie Schokolade, Guetzli & Co. für festliche Anlässe und Geschenke reserviert. Heute sind sie Alltag und Frust-Killer - mit vielen Konsequenzen.

Heidis Butterzopf, garantiert ohne Palmöl. Wer Wertschöpfung im Hause behält, dem werden nicht all die unerwünschten (auch schädlichen) „Zutaten“ in die Produkte reingemischt. Mindestens in Deutschland gibt es auch Zopf mit Palmöl. Hefezopf im Test: Was steckt drin? NDR vom 10.4.17. Studieren Sie die Etiketten vor dem Kauf und fragen sie nach! Die verlorene Vorfreude: Einst waren Süssigkeiten wie Schokolade, Guetzli & Co. für festliche Anlässe und Geschenke reserviert. Heute sind sie Alltag und Frust-Killer – mit vielen Konsequenzen.

Seit Oktober hämmert uns die Werbung – noch aggressiver als üblich – ein, dass wir essen, schenken und konsumieren müssen, denn ohne unsere Überfluss-Käufe funktionieren Geldmaschine und Wachstum nicht. Und es wird weltweit geplündert! An vielen Dingen klebt Sklaven- und Kinderarbeit, Umweltzerstörung, Landraub und auch Blut. Wir wissen es!

Es braucht eine Aufklärung 2.0

Heidis Buchempfehlung: Wir sind dran vom Club of Rome. Darin wird aufgezeigt was wir ändern müssen, wenn wir bleiben wollen. Aufklärung für eine volle Welt.

Der Club of Rome will diejenigen ansprechen, die eine neue Aufklärung suchen, die sich von Fortschritt und guten Visionen ermuntert fühlen und die einen Humanismus vertreten, der nicht nur anthropozentrisch ist, sondern auch die natürliche Mitwelt einschliesst, und die sich trauen, langfristig zu denken. Das Buch greift viele Ansätze auf – etwa die Enzyklika Laudato Sí von Papst Franziskus, oder auch östliche Religionen und fordert eine neue Aufklärung. Es brauche eine Philosophie der Balance, nicht des Ausschlusses.

Wir sind dran. Ernst Ulrich von Weizsäcker, Anders Wijkman. Club of Rome: Der grosse Bericht. Verlagsgruppe Random House, ISBN: 978-3-579-08693-4

Quelle: Wir sind dran. Adventskalender Nachhaltige Entwicklung 2017, 11.12.17.

Bilder zu Palmöl/Indonesien. Ist dies der „Fortschritt“, den wir wollen? Und wann endet er? Traurige Bilder und Videos sagen mehr als Worte.

Pünktlich zu Halloween: Nestlé & Co brechen Palmöl Versprechen, CleanEnergy Project 2017, 31.10.17.

Palmöl-Vorwürfe treffen auch Nestlé, Handelszeitung, 30.11.16

Wie Brasilien den Tod seiner Ureinwohner in Kauf nimmt. Welt, 26.10.17

Sambia: Landraub als Entwicklungshilfe. Infosperber, 6.11.17.

Greenpeace warnt vor Gesundheitsgefahr durch Palmöl in Lebensmitteln. Der Standard, 27.9.17.

Nestlé: Ab 2025 keine Käfigeier mehr, Schweizer Bauer, 8.11.17. Auch „gute“ Nachrichten können schlechte sein. Unglaublich, dass Nestlé noch immer Käfigeier verarbeitet! Und dies noch weitere sieben düstere Jahre lang. Heidi besichtigte eine Käfighaltung, damals als diese Haltungsform in der Schweiz den Bauern empfohlen wurde. Nur ein Wort zur Stimmung im düsteren Raum: Schrecklich! KAGfreiland erreichte bereits 1992 ein Verbot der Käfighaltung von Legehennen in der Schweiz.

Übrigens hat Heidi bis heute keine Antwort von Nestlé auf ihre Anfrage betr. Le Parfait – Original, seit 1950, erhalten, das Palmkernfett enthält: Freihandelsgespräche in Davos – Heidi berichtet über Palmöl, Heidis Mist, 22.1.17

Heidi bleibt dran!

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Palmöl: Argumente des Bundesrats auf wackligen Beinen

27. Juni 2016

All das Gerede um angeblich nachhaltiges Palmöl ändert nichts an der Tatsache, dass weiterhin hemmungslos Urwald abgeholzt wird. Copyright Astrid Walz.

All das Gerede um angeblich nachhaltiges Palmöl ändert nichts an der Tatsache, dass weiterhin hemmungslos Urwald abgeholzt wird. Copyright Astrid Walz.

„Der Bundesrat ist sich der ökologischen und sozialen Probleme im Zusammenhang mit der Palmölproduktion bewusst und engagiert sich in dieser Frage auf verschiedenen Ebenen. Er hebt in diesem Zusammenhang auch die Komplexität dieser Problematik hervor, insbesondere angesichts der grossen Bedeutung des Palmölanbaus für die Beschäftigung und die Armutsbekämpfung in den ländlichen Gebieten der Produktionsländer fest…“ So beginnt die ablehnende Stellungnahme des Bundesrats vom 22.6.16 zur Motion 16.3332 von SVP-National Jean-Pierre Grin, welche verlangt, dass der Bundesrat bei den Verhandlungen mit Malaysia Palmöl vom Freihandelsabkommen ausnimmt.

Es wäre ehrlicher, wenn der Bundesrat schriebe: „… insbesondere angesichts der grossen Bedeutung des Palmöls für unsere Lebensmittelindustrie, denn es ist billig (billiger als Schweizer Rapsöl) und lässt sich leicht verarbeiten. Diese Vorteile wiegen die Nachteile in den Produktionsgebieten bei Weitem auf, die da sind: Landgrabbing, Verdrängen der einheimischen Lebensmittelproduktion, Bodenzerstörung, Pestizide, Gewässerverschmutzung, Luftverschmutzung durch Brandrodung, Klimaveränderung, Urwaldzerstörung, Zerstörung des Lebensraums der Orang-Utan und zahlreicher weiterer vom Aussterben bedrohten Arten. Was die Schweizer KonsumentInnen anbetrifft, übernimmt der Bundesrat die volle Verantwortung für die gesundheitlichen Auswirkung des Palmöls …“

Die einheimische Bevölkerung leidet – nur wenige helfen ihr wirklich

Gefällter Meranti-Baum. Die Nüsse dieser Bäume liefern ein hochwertiges Öl. Copyright: Astrid Walz

Gefällter Meranti-Baum. Die Nüsse dieser Bäume liefern ein hochwertiges Öl. Copyright: Astrid Walz

Entgegen den Behauptungen des Bundesrates geht es der Bevölkerung gerade wegen des Palmöls schlecht. Astrid Walz (Name von der Redaktion geändert) schrieb Heidi kürzlich Folgendes:

Die grosse Überschwemmung ist vorbei, und die Baumaschinen fahren wieder auf. So wie es aussieht, wird die Regenzeit immer kürzer, dafür sind die Regenfälle heftiger. Der Boden kann wegen der Entwässerungsgräben in den Palmölplantagen immer weniger Wasser speichern. Die Trockenzeit wird immer länger, und es wird nicht mehr lange gehen, bis wir wieder von Busch-Wald und Torf-Bränden hören werden und die verschmutzte Luft uns krank macht.

Die Auswirkungen auf den verbleibenden Wald „Agroforest“ sind sichtbar, die letzten grossen Bäume können gefällt und abtransportiert werden, etwa ein Meranti-Baum (Foto), dessen Früchte ein wertvolles Öl enthalten, die vielseitig verwendbare Illipébutter, welche z.B. von Lush als Hautpflegemittel gepriesen wird.

Wir kämpfen weiter für unsere Zukunft, für unsere Lebensgrundlage.

Liebe Grüsse Astrid

In seinem Blog vom Januar 2014 schildert Willie Smits, wie es den Dajak bei ihrem Kampf gegen die Palmölfirmen geht und welche miesen Tricks die Palmöl-Gesellschaften anwenden. Willie Smits ist Tierschützer und Forstwissenschaftler. Auf Borneo (Indonesien) gründete er 1991 die Borneo Orangutan Survival Foundation (BOS), die weltweit grösste Organisation zum Schutz der unmittelbar vom Aussterben bedrohten Orang-Utans, Quelle Wikipedia. 2001 gründete Smits die Masarang Foundation zur Bekämpfung von Abholzung, Artensterben und Kinderarmut.

„… Aber trotz ständiger Erinnerungen und Besuchen bei vielen Regierungsstellen wurde keines der Versprechen gehalten und dann schickten die Firmen die Bulldozer zurück und fingen wieder an mit dem Abholzen, auch wieder in dem wunderschönen Wald, der von den Menschen geschützt wurde und auf Land, auf dem sie keinerlei Rechte hatten. Natürlich wird der RSPO, wenn er nachfragt, von den Firmen hören, dass die Arbeiter, die mit Kettensägen in diese Wälder eindringen, nur lokale Einheimische seien. Aber es kommen alle aus der Sambas-Region, einem Gebiet nahe der Küste, das bekannt ist für seine erfahrenen Kettensägen-Arbeiter, die von fast allen Palmöl-Firmen angeheuert werden, um die Drecksarbeit in West-Kalimantan zu machen! …

… Ich hörte wieder mal von so vielen schmutzigen Tricks, die diese Firmen routinemässig anwenden, dass es mich absolut wütend machte, dass es anscheinend keine Möglichkeit gibt, dass ein Aussenstehender einen wirklichen Umschwung für die lokalen Dajak bewerkstelligen kann, die nach dem Gesetz, sogar dem Grundrecht des Staates Indonesien, Rechte an ihren traditionellen Wäldern haben. Um diese Rechte zu zerstören, muss man ihre Kultur zerstören. Und genau das passiert gerade in grossem Stil.“

Palmöl: Der anhaltende Kampf der Seberuang Dajak, Netzfrauen, 18.2.14

Der Strassenbau fördert Erosion und Gewässerverschmutzung. Copyright: Astrid Walz.

Der Strassenbau fördert Erosion und Gewässerverschmutzung. Copyright: Astrid Walz.

Gegen die Korruption anzukommen, ist fast unmöglich.

Interview von Dagny Lüdemann mit dem Wissenschaftler Tampung Saman. Saman kämpft auf Borneo gegen die Zerstörung des Regenwalds. Er berichtet über Erfolge und Widerstände. Meine Heimat wurde vernichtet, ZEIT ONLINE, 20.11.9.

Gesundheitsrisiko Palmöl

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) warnt vor Palmöl: „Prozesskontaminanten auf Basis von Glycerin, die in Palmöl, aber auch anderen Pflanzenölen, Margarinen und einigen verarbeiteten Lebensmitteln enthalten sind, geben Anlass zu möglichen Gesundheitsbedenken für Verbraucher in jüngeren Altersgruppen, die durchschnittliche Mengen dieser Lebensmittel verzehren, sowie für sämtliche Altersgruppen bei grossen Verzehrmengen.“

Die in diesen Produkten enthaltenen Glycidyl-Fettsäureester (GE) sind genotoxisch und kanzerogen. „Die GE-Exposition von Säuglingen, die ausschliesslich Säuglingsanfangsnahrung zu sich nehmen, ist besonders besorgniserregend, da sie den für die öffentliche Gesundheit als unbedenklich geltenden Wert bis zum Zehnfachen übersteigt.“

„Für die meisten Menschen trägt Palmöl wesentlich zur Exposition gegenüber 3-MCPD und 2-MCPD bei … Die Schätzwerte für die durchschnittliche und hohe Exposition gegenüber 3-MCPD (beide Formen) bei jüngeren Altersgruppen einschliesslich Jugendlicher (bis 18 Jahre) überschreiten den TDI-Wert (tolerierbare tägliche Aufnahmemenge) und sind potenziell gesundheitsbedenklich …“

Unser Bundesrat schreibt in seiner Antwort auf die Motion Grin: „Zu den gesundheitlichen Bedenken hat sich der Bundesrat bereits geäussert (vgl. Interpellation Hausammann 15.4125). Er ist der Meinung, dass Palmöl für die Konsumentinnen und Konsumenten kein Gesundheitsrisiko darstellt, solange diese die Empfehlungen der Schweizer Lebensmittelpyramide berücksichtigen.“ Wenn es um’s Geld geht, wird ausgeklammert, was nicht ins Schema passt. Zudem klaffen die Schweizer Agrarpolitik und Lebensmittelpyramide weit auseinander, siehe Erfolgreiches EU-Projekt Mittelmeer-Diät, Heidis Mist, 29.1.15.

Tengkawang-Fabrik – schonende Nutzung des Urwalds bringt Mehrwert

Bild aus dem Video über die Tengkawang-Fabrik, Solutions from the Jungle: The Tengkawang Factory. Copyright: Willie Smits

Bild aus dem Video über die Tengkawang-Fabrik, Solutions from the Jungle: The Tengkawang Factory. Copyright: Willie Smits

Der Urwald ist für die Einheimischen ein grosser Supermarkt. Er liefert ihnen Materialien und Lebensmittel. Was die Palmölplantagen am meisten verändert haben, das ist das Klima. Willie Smits und die Masarang Foundation helfen den Einheimischen, Mehrwert aus dem Urwald zu holen, indem sie die Tengkawang-Nuss der Meranti-Bäume sammeln und verarbeiten. Diese Bäume wachsen nur in einem Mischwald. Mit dem Unterhalt der Nussbäume wird auch der Wald geschützt und automatisch das Wasser, die Biodiversität und das Klima.

Die Einheimischen profitieren so am meisten. Eine kleine Investition bringt ihnen eine hohe Rendite. Wer Nüsse abliefert, erhält nicht nur einen guten Kilopreis, sondern auch sofort das Geld. Die Öl-Presse arbeitet bei 90°C. Nichts wird weggeworfen. Die Pressrückstände dienen als Futter für Fische, Hühner, Schweine. Der ausgeklügelte Holzofen nutzt auch das aus dem Holz entweichende Gas und liefert als Rückstand Pflanzenkohle statt Asche. Diese dient als Dünger in den Pflanzgärten. „Wir schauen, dass die Palmölplantagen nicht zu uns kommen … Die Natur gehört nicht nur uns, sondern der ganzen Welt“, sagt ein Einheimischer.

Solutions from the Jungle: The Tengkawang Factory, youtube 13:38, Project by Willie Smits and the Masarang Foundation.

Bedrohte Pflanzen und Tiere

Wo Agroforstwirtschaft betrieben wird, ist die Artenvielfalt noch relativ hoch. Copyright: Astrid Walz.

Wo Agroforstwirtschaft betrieben wird, ist die Artenvielfalt noch relativ hoch. Copyright: Astrid Walz.

Die Vielfalt von Flora und Fauna in den Urwäldern ist ausserordentlich hoch. Es ist wahrscheinlich, dass noch längst nicht alle Arten entdeckt worden sind. Werden wir je von diesen Tieren und Pflanzen hören, bevor der Palmöl-Boom sie für immer ausgelöscht hat?

„166 Pflanzenarten kommen nur im Dschungel von Borneo vor. Auch 35 von mehr als 200 verschiedene Säugetieren leben ausschliesslich auf Borneo, genau wie 35 Arten von Fischen. Ganz zu schweigen von der unglaublichen Vielfalt an Insekten, Amphibien und Reptilien, die sich in dem feuchtwarmen Klima im dichten Regenwald wohlfühlen.“ Dagny Lüdemann, Leiterin der Ressorts Wissen, Studium und Digital der ZEIT ONLINE, hat eine eindrückliche Galerie zusammengestellt. Bedrohte Vielfalt im Dschungel von Borneo: Auf Borneo leben einzigartige Arten. Wie lange noch?

In den Regenwäldern wächst etwa die seltene, hoch spezialisierte Riesenrafflesie (Rafflesia Arnoldii), welche vom Aussterben bedroht ist. Sie lebt als Parasit vollständig im Inneren ihrer Wirtspflanze. Erst wenn die Blütenknospen das Gewebe des Wirts durchbrechen wird sie sichtbar. Die Blüten sind die grössten des Pflanzenreichs: 1 m Durchmesser, bis 11 kg schwer. Am häufigsten wird sie in den Tropen von Indonesien gefunden.

Ein Elefantenkalb betrauert seine vergiftete Mutter. Copyright: picture alliance/dpa.

Ein Elefantenkalb betrauert seine vergiftete Mutter. Copyright: picture alliance/dpa.

Im Bundesstaat Sabah auf der Insel Borneo wurden Anfang 2013 vierzehn Borneo-Zwergelefanten vergiftet. Arbeiter einer Ölpalmplantage sollen Rattengift ausgelegt haben, um die Elefanten daran zu hindern, die Früchte der Palmen zu fressen. Doch verantwortlich ist vor allem Sabahs Premierminister Musa Aman, der immer mehr Konzessionen in Regenwaldgebieten vergibt, damit dort Monokulturen aus Ölpalmen wachsen – nicht selten zu seinem eigenen Vorteil…“, Malaysia opfert seine Elefanten für Palmöl, Rettet den Regenwald, Petition bis 24.4.15. Die Zwergelefanten stammen ursprünglich aus Java. Die auf Borneo lebenden 1’500 Elefanten sind die letzten Überlebenden ihrer Art. Wie kamen die Zwerg-Elefanten auf die Insel Borneo? Andreas Moser, SRF, 7.2.13.

Düstere Zeiten gibt es auch für den nachtaktiven „Sonnenbär“. Wenig weiss man über die Lebensweise und Verbreitung dieses Einzelgängers und kann daher seine Bestandesgrösse und Gefährdung nur schätzen. Sicher ist jedoch, dass die Bestände in den letzten Jahren abgenommen haben. Schuld daran sind vor allem: Vernichtung seines Lebensraums, Wilderei und illegaler Tierhandel.

Und der RSPO? 1. Sanktion / 1. Austritt

Obwohl die Anforderungen für das RSPO-Labels (Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl) klein sind, werden sie oft nicht eingehalten. Bisher hatte der „Runde Tisch Palmöl“ noch nie sanktioniert. Auf Druck von Umwelt- und Gesellschaftsaktivisten wurde endlich zur Kenntnis genommen, dass der Grosskonzern IOI Urwälder zerstört, Torfland entwässert und in Borneo und Sarawak in Landkonflikte mit der lokalen Bevölkerung verwickelt ist (Landgrabbing). Per 4.4.16 nun wurde zum ersten Mal ein Konzern suspendiert: IOI. Dieser ist Lieferant von Nestle, Unilever, Mars, Kelloggs usw. und besitzt die grösste Palmöl-Raffinerie in Europa. Der Entscheid fiel Anfang April am Sitz des RSPO in Zürich. Top palm oil producer sues green group over deforestation allegations, The Guardian, 9.5.16.

Der Konzern ist weltweit tätig. Es ist daher nicht auszuschliessen, dass nicht nachhaltiges IOI-Palmöl als RSPO-zertifiziert auf Umwegen den Weltmarkt erreicht.

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Der RSPO hat 2’819 Mitglieder, nur 33 davon sind Non-Profit-Organisationen. Erstmals hat ein Mitglied den RSPO verlassen: Am 10.5.16 trat PanEco als Mitglied des RSPO zurück. „Wichtigster Treiber war ein neu eingeführter Artikel in der Resolution des RSPO, der, PanEco‘s Meinung nach, seine Mitglieder zwingt, den RSPO unhinterfragt als perfekten Service für die Gesellschaft zu bewerben. In der Realität bestehen jedoch viele Probleme: Einerseits verstiessen einige Mitglieder schwerwiegend gegen die RSPO-Richtlinien und Gründungsdokumente – Dies zeigen die zahlreichen Fälle, die im RSPO-Beschwerde-System dokumentiert sind. Andererseits wurden zahlreiche Berichte veröffentlicht, die ernsthafte Probleme innerhalb der Administration und in den internen Prozessen der Organisation aufzeigen…“ Nachhaltiges Palmöl, PanEco, 7.6.16.

Ein weiterer Grund ist die Untätigkeit des RSPO gegenüber Verstössen, dies auch im Falle der PT Sisirau (jetzt PT Ibris Palm), welche für schuldige befunden worden war, Orang-Utan-Lebensraum zerstört zu haben. Die Tiere verhungerten. PanEco resigns from RSPO over ‘sheer level of inaction’, Mongabay, 3.6.16.

Orang Utan Kaffee eignet sich bestens als Mitbringsel oder Geschenk.

Orang Utan Kaffee eignet sich bestens als Mitbringsel oder Geschenk.

Fazit

Es gibt nur wenig ECHT nachhaltiges Palmöl. Das sogenannt nachhaltige RSPO-Palmöl stammt im besten Fall von Urwaldflächen, welche bereits gerodet sind. Doch das möchten Bundesrat, Lebensmittelindustrie und Grossverteiler nicht wahrhaben. Mag sein, dass der Bumerang, den sie werfen, irgendwann zu uns zurückkehrt. Das schmutzige Geschäft geht weiter, ausser wir wehren uns energisch. Eine Sofortmassnahme ist: Wir meiden verarbeitete Lebensmittel und kaufen keine Artikel mit Palmöl drin! Palmöl muss seit 1.1.16 deklariert werden.

Heidis aktuelle Empfehlung

Selber gebackener Walliser-Aprikosen-Kuchen. Teig aus Schweizer Butter, Glyphosat-freiem Bio-Mehl, Salz und Wasser; das Kuchenteig-Rezept von swissmilk. Dazu schmeckt Orang Utan Kaffee wunderbar: „Unser Orang Utan Kaffee stammt von Kleinbauernfamilien, die ihre Kaffeegärten ökologisch bewirtschaften und sich verpflichten, den Regenwald und seine Tiere zu schützen. Im Gegenzug erhalten die Familien eine Prämie von EUR 0,50 pro kg Rohkaffee. Mit einer weiteren Prämie von EUR 0,50 pro kg Kaffee wird das Sumatra Orang-Utan-Schutzprogramm gefördert …“ Erhältlich online oder bei ViCafe Bellevue oder Goldbrunnenplatz, Zürich, oder in Eglisau.

Weitere Artikel zu Palmöl auf Heidis Mist:

Borneo: Palmöl und Kautschuk statt Lebensmittel

Von Cocain, Palmöl und Raps

Palmöl: Bundesrat argumentiert mit fragwürdigem RSPO-Label

Palmöl? RSPO? Eigentlich nichts Neues!

Warnung: Nichts Neues!

Heidi und der BFP-Osterhase

Nachtrag 3.7.16

Nach der Flucht vor den Flammen: Orang-Utans wieder in Freiheit, SRF 1.7.16

27.6.16 HOME


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