
Foto links: Sprühtechnik der Bauern. Fotos Mitte und rechts: Eine 5 m hohe Hecke ist die lebende Schutzwand gegen Wind und Abdrift. Darüber hat der BIO-Kräuteranbaubetrieb eine Wasserdruckleitung mit Wasserdüsen verlegt, welche nur während des Ausbringens von Pflanzenschutzmitteln in den benachbarten Obstbaubetrieben eingeschaltet wird. Die 8 bis 15 m hohe Wassersprühnebelwand nimmt Abdrift auf und bringt sie über die Hecken zu Boden. Copyright: Gluderer Urban, Kräuterschlössl Goldrain
Seit 25 Jahren ist der Betrieb der Familie Gluderer im Südtirol biozertifiziert, seit elf Jahren werden BIO-Kräuter angebaut. Die Bauern im Tal ersetzten immer mehr Wiesen durch Obstplantagen. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln stieg daher massiv. Auch die Schweiz importiert Äpfel aus dem Südtirol, etwa Pink Lady. Oft stammen die Früchte in Yogurt aus dem Ausland, weil angeblich die Schweizer Produkte zu teuer sind!
Behörden handeln nicht
Man sagte dem Kräuterschlössl Team, eine zwei Meter hohe Hecke/Netzschutzwand würde ausreichen, um Abdrift zu verhindern. Als dann wieder Pestizide in den Kräutern gefunden wurden und der Betrieb grosse Verluste hinnehmen musste, waren die Behörden erstaunt, dass die empfohlenen Schutzmassnahmen nicht ausreichten. So haben sie eine Schutzwand von drei Metern vorgeschrieben und auch versprochen, Gesetze zu erlassen, um die Apfelbauern einzuschränken … und so ging es immer weiter, inzwischen sind fünf Jahre vergangen, das Spritzverhalten der meisten Bauern ist immer noch dasselbe.
Ohne Schutzmassnahmen keine BIO-Produktion
Die direkt angrenzenden Obstbauern bringen die Pestizide inzwischen rücksichtsvoll aus. Doch die vom Kräuterschlössl erfundene Wassersprühnebelwand reicht schon bei leichtem Wind nicht aus, um die Pestizidabdrift abzuwehren. Weiter entfernte Obstbauern nehmen keine Rücksicht auf benachbarte Kulturen, Wohnhäuser, Kinderspielplätze, Gärten usw. Die sichtbaren Sprühnebel übersteigen die Baumkronen bis zu 50 m. Das Schlimmste ist, dass viele Obstbauern bei leichtem, manche sogar bei Windstärke 20 km/h spritzen. Manche spritzen zwar bei Windstille, drücken aber derart auf das Gaspedal, dass der Sprühnebel weit in die Luft steigt und später irgendwo auf dem Boden landet.
Hohe Investitionen für die Betroffenen

Wegen Pestizidabdrift musste das Kräuterschlössl alle Felder mit Folientunnels überdachen und seitlich einhausen. Das Arbeiten bei hohen Temperaturen ist unangenehm. Das Positive: Die Kinder spielen hier in pestizidfreier Umgebung! Copyright: Gluderer Urban, Kräuterschlössl Goldrain
Vor drei Jahren hat sich der Betrieb entschlossen, alle Kräuterfelder einzuhausen und 150’000 € investiert. Annemarie Gluderer: „Hätten wir das nicht getan, so gäbe es unseren Betrieb nicht mehr. Wir müssten alle Kräuter als Sondermüll entsorgen, weil die Rückstandswerte die zugelassenen Höchstwerte der EU für den konventionellen Anbau überschreiten. Wir mussten drei Strafprozesse gegen uns überstehen (dreimal Freispruch) und andere Schikanen – aber es gibt uns immer noch – unsere Grossfamilie hält zusammen. Ziel war es, durch die zeitlichen Verzögerungen uns den Atem zu nehmen, denn wir sind Kleinstbauern mit 6’000 m² Anbaufläche, von der vier Familien leben.“ Die Verursacher der Verschmutzungen werden nicht belangt.
Kräuterschlössl: Spritzwütige Bauern, Das Wunder von Mals, Dokumentarfilm in Arbeit.

Früher konnte die Familie Gluderer unter freiem Himmel ernten, was sehr viel angenehmer war als die Arbeit unter dem Folientunnel. Copyright: Gluderer Urban, Kräuterschlössl Goldrain
4.6.16 HOME