Posts Tagged ‘Mikroverunreinigungen’

Hohe Krankheitslast und Kosten durch PFAS

29. Juli 2022

Am 21.3.22 schrieb der Verband Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute (VSA) im Rahmen des Weltwassertags 2022: „Grundwasser – ein unsichtbarer Schatz … Zunehmend Sorge bereiten die so genannten Per- und Polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS). Diese PFAS sind in Outdoor- und Arbeitskleidung, Papier und Pizzakartons, Teppichen, Schmiermitteln, sowie Baustoffe und Löschschäumen enthalten. PFAS sind kaum abbaubar und manche gefährden die Gesundheit.“

Interpellation im Kanton Solothurn

Bereits am 8.3.22 hatte Marlene Fischer im Kanton Solothurn eine Interpellation zu den Per- und Polyfluorierte Alkylsubstanzen eingereicht: „… Das Auftreten von PFAS im Grundwasser der Schweiz wurde im Rahmen einer Pilotstudie der Nationalen Grundwasserbeobachtung NAQUA (2007-2008) analysiert. An 21 der 49 beprobten Messstellen wurden PFAS nachgewiesen. Die betroffenen Grundwassermessstellen lagen oft in der Nähe von Flüssen – denn PFAS können durch die üblichen Abwasserreinigungsverfahren nicht abgebaut werden, gelangen via Kläranlage in Flüsse und schliesslich ins Grundwasser. Jedoch gibt es Möglichkeiten, PFAS durch Aktivkohlefilterung grösstenteils aus dem Abwasser zu entfernen.“

Aus der Stellungnahme des Regierungsrates: „… Das Beispiel der hier genannten PFAS unterstreicht die grundsätzliche Bedeutung langlebiger Mikroverunreinigungen für die Sicherung der Wasserversorgung. Die Chemisierung unserer Umwelt gepaart mit der grossen Vielzahl verschiedener Substanzen, die in unsere Umwelt und speziell den Wasserkreislauf gelangen, erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Einzelsubstanzen oder deren Kombinationen neu beurteilt werden und Risiken für die menschliche Gesundheit plötzlich nicht mehr auszuschliessen sind …“

Interpellation im Nationalrat

Auch im Nationalrat waren die PFAS kürzlich ein Thema: 21.3873 Interpellation von Ursula Schneider Schüttel vom 17.6.21: Welche in der Schweiz zugelassenen Wirkstoffe und Abbauprodukte gelten als „forever-chemicals“? „… Die Umweltorganisation „ohneGift“ hat an mehreren Standorten in der Schweiz die Konzentration von Trifluoracetat (TFA) im Seewasser und im daraus gewonnenen Trinkwasser gemessen. Wie gefährlich das „forever-chemical“ ist – es baut sich weder in der Umwelt, noch in Lebewesen ab -, ob es krebserregend ist oder wie es mit anderen chemischen Rückständen reagiert (Cocktail-Effekt), ist weitgehend unklar …“

In seiner Antwort schreibt der Bundesrat u.a. „Der Begriff „forever chemicals“ wird umgangssprachlich für per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS) verwendet, zu welchen auch das Trifluoracetat (TFA) zählt … Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) stuft TFA als einen sogenannten toxikologisch nicht-relevanten Metaboliten (Abbauprodukt) von Pflanzenschutzmitteln (PSM) ein … Aufgrund der Ergebnisse der Risikobeurteilung bei der Zulassung von PSM erwartet das BLW keine Konzentrationen von TFA über 10 Mikrogramm pro Liter im Grund- oder Trinkwasser. Das Auftreten von TFA als Abbauprodukt schliesst also eine Zulassung nicht generell aus …“

Studie zur Krankheitslast und den Kosten von PFAS

Ein Forscherteam des Department of Pediatrics, NYU Grossman School of Medicine, New York, USA hat die Krankheitslast und der Kosten der Exposition gegenüber Per- und Polyfluoralkylsubstanzen in den Vereinigten Staaten untersucht und kommt zu folgendem Ergebnis:

„In der vorliegenden Studie werden die jährliche Krankheitslast und die damit verbundenen sozialen Kosten der gegenwärtigen jährlichen Exposition gegenüber langkettigen PFAS mit mindestens 5,52 Milliarden Dollar beziffert, wobei unsere Sensitivitätsanalysen sogar bis zu 62,6 Milliarden Dollar ergeben. Regulierungsmassnahmen zur Begrenzung der laufenden Verwendung von PFAS und zur Sanierung kontaminierter Wasservorräte können erhebliche wirtschaftliche Vorteile bringen.“

Im Weiteren schreiben Vladislav Obsekov et al.: „Immer mehr Beweise bestätigen den Beitrag von Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS) zur Krankheitslast und Behinderung über die gesamte Lebensspanne. Angesichts der Tatsache, dass politische Entscheidungsträger die hohen Kosten für die Sanierung und den Ersatz von PFAS durch sicherere Alternativen in Verbraucherprodukten als Hindernisse für die Bewältigung nachteiliger gesundheitlicher Folgen im Zusammenhang mit PFAS-Belastungen anführen, ist es wichtig, die Kosten der Untätigkeit zu dokumentieren, selbst wenn Unsicherheiten bestehen. Daher haben wir die Krankheitslast und die damit verbundenen wirtschaftlichen Kosten aufgrund von PFAS-Altlasten in den USA im Jahr 2018 quantifiziert.

Wir nutzten systematische Übersichten und verwendeten, wann immer möglich, meta-analytische Inputs, identifizierten zuvor veröffentlichte Expositions-Wirkungs-Beziehungen und berechneten die PFOA- und PFOS-bedingten Zunahmen bei 13 Erkrankungen. Diese Zuwächse wurden dann auf Zensusdaten angewandt, um die gesamten jährlichen PFOA- und PFOS-zuordenbaren Krankheitsfälle zu bestimmen, aus denen wir die wirtschaftlichen Kosten aufgrund von medizinischer Versorgung und Produktivitätsverlusten unter Verwendung zuvor veröffentlichter Daten zu den Krankheitskosten berechneten.

Obwohl weitere Arbeiten erforderlich sind, um die Wahrscheinlichkeit eines ursächlichen Zusammenhangs zu bewerten und die Auswirkungen der breiteren Kategorie von PFAS mit grösserer Sicherheit festzustellen, bestätigen die Ergebnisse erneut, dass Massnahmen des öffentlichen Gesundheitswesens und der Politik nach wie vor erforderlich sind, um die Exposition gegenüber PFOA und PFOS und ihre endokrinschädigenden Auswirkungen zu verringern.

Diese Studie zeigt die grossen potenziellen wirtschaftlichen Auswirkungen der Untätigkeit der Behörden.“

Obsekov, V., Kahn, L.G. & Trasande, L. Leveraging Systematic Reviews to Explore Disease Burden and Costs of Per- and Polyfluoroalkyl Substance Exposures in the United States. Expo Health (2022).

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Kanton Solothurn: Limpacher Mysterienspiele

26. April 2021
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Zitat aus der Solothurner Zeitung vom 14.7.16: „Wasserqualität. Der Limpach – Prototyp für ein schlechtes Gewässer – Das Bundesamt für Umwelt zeigt am Beispiel des Limpachs, wo die Probleme liegen … Der Limpach ist auf weiten Strecken künstlich begradigt und sein Wasser weist grosse Mikroverunreinigungen auf. Kein guter Lebensraum für Kleintiere, Fische und Pflanzen. Sprich: Ein Negativbeispiel für viele Schweizer Gewässer.“

Das Bundesamt für Umwelt veröffentlichte am 13.7.16 den ersten Bericht über den Zustand der Schweizer Fliessgewässer. 111 Flüsse und Bäche wurden in der Untersuchung berücksichtigt. Viele Schweizer Gewässer leiden unter Mikroverunreinigungen, nicht alle, aber die meisten stammen aus der Landwirtschaft.

38 Herbizide, 22 Fungizide, 9 Insektizide …

Die Untersuchungsresultate des Limpach-Wassers: 38 Unkrautvernichtungsmittel, 22 Pilzbekämpfungsmittel und 9 verschiedene Insektenbekämpfungsstoffe. Die hohe Pestizidmenge überrasche nicht, denn 34 Prozent der Flächen neben dem Limpach werden intensiv bewirtschaftet.

Mikroverunreinigungen beeinträchtigen die Fortpflanzung von Fischen und gefährden die Artenvielfalt in den Schweizer Gewässer. «Fische reagieren empfindlich auf die Veränderung der Wasserqualität», sagte Stephan Müller, Leiter der Abteilung Wasser des Bundesamts für Umwelt (BAFU). «Nur in einem Drittel der untersuchten Gewässer ist die Wasserqualität für Fische ‹gut› oder ‹sehr gut›.»

15 Pestizide über dem Höchstwert

Fünf Jahre danach steht in der Sonntagszeitung (17.4.21): „Das Amt für Umwelt des Kantons Solothurn richtet sich in einer ungewöhnlichen Form an die Bauern der Region Limpachtal. «Wir bitten Sie, in dieser Saison beim Einsatz dieser Stoffe besondere Vorsicht walten zu lassen», fleht das Amt in einem Brief. Beigelegt ist eine Tabelle mit 15 verschiedenen Pflanzenschutzmitteln. Erhalten haben das freundliche Schreiben die Bauern aus acht Gemeinden in der Region Limpachtal.“

Das Amt für Umwelt untersucht seit einem Jahr laufend das Wasser im Limpach (auf Kosten der Steuerzahlenden!). Die Messungen 2020 zeigten im Bach einen regelrechten Pestizidcocktail. Die Konzentrationen von 15 verschiedenen Spritzmitteln lagen über dem gesetzlichen Höchstwert, im Jahr zuvor waren es 10. Acht davon werden ausschliesslich in der Landwirtschaft verwendet. Nichts deute darauf hin, dass die Bauern gegen die Pestizidvorschriften verstossen hätten. Warum der Limpach so stark belastet ist, sei ein Rätsel, heisst es.

Wer trägt die Schuld? Sie wird im Kreise herumgeboten! Die Lösung? Die Pestizide verbieten!



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Kanton St. Gallen: Die Gewässerqualität ist häufig ungenügend

18. August 2020
Gewässerprobe: Von 119 untersuchten Spurenstoffen wurden in den vier Bächen insgesamt 72 Stoffe nachgewiesen. Pestizide machten dabei die grösste Gefahr aus. Copyright: AWE

Gewässerprobe, siehe Video Kanton St. Gallen: Von 119 untersuchten Spurenstoffen wurden in den vier Bächen insgesamt 72 Stoffe nachgewiesen. Pestizide machten dabei die grösste Gefahr aus. Copyright: AWE

Medienmitteilung Kanton St. Gallen vom 18.8.20.

Zahlreiche kleine Fliessgewässer im Kanton St.Gallen sind in einem schlechten Zustand. Besonders betroffen sind stark verbaute Bäche sowie Bäche deren Einzugsgebiet in einem intensiv genutzten Landwirtschaftsgebiet liegt oder durch Industrie, Siedlungs-, und Verkehrsflächen beeinflusst wird. Die aktuellen Untersuchungen des kantonalen Amtes für Wasser und Energie (AWE) zeigen, dass die Belastung vor allem bei Pestiziden über den Grenzwerten liegt.

Kleine Bäche, die den Kanton durchziehen, machen einen Grossteil des feinverästelten Fliessgewässernetzes aus. Sie erfüllen wichtige ökologische Funktionen. Viele kleine Bäche liegen in Gebieten, die zum Teil stark genutzt werden. Das wirkt sich negativ auf die Gewässerqualität aus. Für funktionierende Ökosysteme und den Erhalt der Biodiversität ist der Schutz der Bäche zentral.

Das Amt für Wasser und Energie (AWE) untersuchte deshalb 2019 in einer Messkampagne Bäche detailliert auf Mikroverunreinigungen. Bereits in sehr tiefen Konzentrationen können sie die Gewässerlebewesen schädigen. Mikroverunreinigungen stammen aus Rückständen von unter anderem Pestiziden, Medikamenten oder Industriechemikalien. Bei Regen werden sie direkt in die Bäche eingeschwemmt oder gelangen über die Abwasserreinigungsanlagen (ARA) in die Gewässer. Bisher sind erst wenige ARA dafür ausgerüstet, Mikroverunreinigungen zu eliminieren. Deshalb gelangen mit dem gereinigten Abwasser, das in die Flüsse eingeleitet wird, auch problematische Rückstände in die Gewässer.

Rückstände überschreiten Grenzwerte

In der Messkampagne 2019 wurden vier Bäche untersucht: der Albertswilerbach (Gossau), der Kirchtobelbach (Waldkirch), die Länderenaach (Widnau) und der Loobach (Niederbüren). Die Fachleute des AWE wählten diese Bäche aus, da bei ihnen aufgrund von Voruntersuchungen eine erhöhte Belastung vermutet wird. In allen Bächen zeigte sich ein erhöhtes oder gar ein sehr hohes chronisches Risiko für die Gewässerorganismen. Bei drei von vier Bächen hielt diese Situation während mehr als 40 Prozent der gesamten Beobachtungszeit an, die von April bis Oktober dauerte. Von 119 untersuchten Spurenstoffen wurden in den vier Bächen insgesamt 72 Stoffe nachgewiesen. Pestizide machten dabei die grösste Gefahr aus. Von zehn Stoffen, die die ökotoxikologisch basierten Grenzwerte überschritten, waren neun Pestizide und einer die Industriechemikalie PFOS. Diese Ergebnisse bestätigen eine Untersuchung, die 2018 in fünf anderen kleinen Fliessgewässern im Kanton durchgeführt wurde. Im laufenden Jahr wird eine weitere Messkampagne mit dem Schwerpunkt auf Mikroverunreinigungen durchgeführt.

In die Bäche wird kein Abwasser eingeleitet, aber ihre Einzugsgebiete sind von landwirtschaftlicher Nutzung geprägt. Die Analysen zeigten zum Teil schwerwiegende ökologische Defizite. Die Untersuchungen sollen dazu beitragen, im Dialog mit den Landwirten die Situation zu verbessern. Das AWE will die Landwirte mithilfe dieser Messkampagnen für einen sehr sorgsamen Umgang mit Pflanzenschutzmitteln sensibilisieren. Der Handlungsbedarf ist gross. Dank der Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft zeichneten sich erste Erfolge ab.

Gewässer zeigen biologische Defizite

Das AWE richtet sein Augenmerk seit 2011 verstärkt auf die kleinen Fliessgewässer. Bei den regelmässigen Untersuchungen kommen auch biologische Methoden zum Einsatz. Der Zustand der Gewässer lässt sich unter anderem am Vorkommen von wirbellosen Tieren in den Bächen messen. Manche dieser wirbellosen Tiere reagieren besonders empfindlich auf Belastungen des Wassers und sind eine wichtige Lebensgrundlage für viele Fische. Rund 60 Prozent der bisher über 70 biologisch beurteilten Bäche befanden sich nicht in einem guten Zustand. Sie erfüllten die ökologischen Anforderungen der Gewässerschutzverordnung nicht.

Belastung durch Nährstoffe hat abgenommen

Positiv entwickelt hat sich der Zustand der grösseren Flüsse. Dank des kontinuierlichen Ausbaus der Kläranlagen sank der Eintrag von Nährstoffen wie Stickstoff und Phosphor deutlich. 2002 waren die Phosphatkonzentrationen an den 14 langfristig beobachteten Gewässern noch in 28 Prozent der Messungen zu hoch. 2019 wurden sie nur noch bei acht Prozent überschritten. Auch die Nitratkonzentration in den grossen Flüssen hat in den letzten Jahren abgenommen. «Unsere Sorgenkinder», erklärt Vera Leib, «sind derzeit die kleinen Fliessgewässer. Die Belastung mit Mikroverunreinigungen macht ihnen zu schaffen. Die Ergebnisse unserer Untersuchungen sind ernst und erfordern Massnahmen.»

Gewässerqualität ist häufig ungenügend. Video auf youtube, Kanton St. Gallen

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Petition: Gesundes sauberes Wasser für alle

8. Februar 2014
"Diese Petition hat das Ziel, dass uns allen das Wasser wieder in seiner ursprünglichen Reinheit zur Verfügung steht."

„Diese Petition hat das Ziel, dass uns allen das Wasser wieder in seiner ursprünglichen Reinheit zur Verfügung steht.“

Heidi ist längst nicht die Einzige, die sich mit verschmutztem Wasser befasst, z.B. Franziska Herren stellt die Frage: Ist unser Trinkwasser in der Schweiz gesund und sauber? Heidi hat ein paar Stichworte auf den Internetseiten Sauberes Wasser für alle herausgepickt. Es sind Themen, welche sie auch beschäftigen: Pestizide, Antibiotika, weniger Fleisch essen, Mikroverunreinigungen, Fracking.

Ziele dieser Petition*:

  • Unsere Subventionsgelder, 3,5 Milliarden Fr. pro Jahr, werden ausschliesslich in die ökologische Landwirtschaft investiert, z.B. nach den Richtlinien von Biosuisse und Demeter
  • 100% des Abwassers in der Schweiz wird von Mikroverunreinigungen gereinigt.
  • Die 20% noch nicht abbaubaren Mikroverunreinigungen müssen abgefangen werden bevor sie in den Wasserkreislauf gelangen und wenn immer möglich durch abbaubare Stoffe ersetzt werden.
  • Die Fracking-Methode zur Erdgasförderung wird in der ganzen Schweiz verboten.

Weitere Informationen, Links und Unterschriftenbögen zum Herunterladen auf der Homepage von Franziska Herren:
Sauberes Wasser für alle – Petition

* Petition: Jede Person hat unabhängig von Alter, Geschlecht oder Nationalität das Recht, Bittschriften an Behörden zu richten (Bundesverfassung, Art. 33 Petitionsrecht); es gibt keine Frist zu beachten.

8.2.14 HOME


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