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Grüngewaschene Energie und Mobilität auf Kosten von Umwelt und Menschenrechten

26. April 2023
drei Indigene im Gefängnis Opfer von Landraub werden kriminalisiert (© WALHI Sulsel)

Drei Indigene im Gefängnis: Opfer von Landraub werden kriminalisiert (© WALHI Sulsel)

Gemeinsame Medienmitteilung von Rettet den Regenwald, Watch Indonesia!, Stiftung AsienhausInternational People’s Tribunal (IPT) 1965:
Hannover Messe: Keine Investitionen auf Kosten von Umwelt und Menschenrechten

  • Indonesien ist 2023 Partnerland der Hannover Messe. Mehr als 470 indonesische Unternehmen und Verbände präsentieren sich auf der Messe und suchen Investoren.
  • Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen warnen Investoren vor der Ausbeutung der Natur unter Missachtung der Rechte der zumeist indigenen Bevölkerung.
  • Potentielle Geschäftspartner tragen Mitverantwortung.

Auf der Hannover Messe 2023 (17.-21.4.23) ist Indonesien Partnerland. Mehr als 470 Unternehmen und Aussteller aus dem Land von insgesamt über 7’000 aus aller Welt präsentieren sich auf der Industriemesse und suchen Investoren. Zahlreiche Unternehmen erwirtschaften ihren Profit mit der Ausbeutung der Natur, der Schädigung der Biodiversität und damit längerfristig des Klimas. Gross angelegte Bergbau- und Infrastrukturprojekte, auch für grüne Infrastruktur, erfolgen häufig unter Missachtung der Rechte von indigenen, lokalen und armen Bevölkerungen.

Umweltschutz- und Menschenrechtsorganisationen aus Deutschland weisen potentielle Investoren auf ihre Verantwortung hin und appellieren an Unternehmen, Banken und Regierungen, nicht in Projekte zu investieren, die die Umwelt und die Lebensgrundlagen der Menschen zerstören. Es gibt keine umweltfreundlichen Technologien und nachhaltigen Investitionen, wenn diese auf der Ausbeutung der Menschen und Naturressourcen basieren.

Laut Homepage des Partnerlandes der Hannover Messe liegt der alleinige Fokus auf Profit und Wachstum. Der Hinweis, dass Wachstum für den „gesamten Archipel“ angestrebt wird, heisst im Klartext, dass die Ausbeutung von Natur und Menschen auch im Osten Indonesiens anvisiert wird. Das bedeutet noch mehr Landraub, noch mehr Zerstörung von indigenen und lokalen Kulturen und Verlust von Regenwald auf Sulawesi, den Molukken, Papua und zahlreichen kleineren Inseln.

Zerstörung und Verschmutzung für Elektromobilität und Biodiesel

Mit „Nachhaltigkeit“ sind Elektroautos und Agrotreibstoffe gemeint. Für das Palmöl, aus dem „Biodiesel“ hergestellt wird, wurden in der letzten Dekade bereits mehr als zwölf Millionen Hektar Wald vernichtet. Zwanzig Millionen Menschen haben damit ihre Lebensgrundlage verloren. Elektromobilität ist aktuell das Zugpferd für Indonesiens Wirtschaft. Für die Batterien wird viel Nickel benötigt. Dafür zerstört das Land Schutzgebiete und verschmutzt Flüsse und Meere auf Sulawesi und in den Molukken.

Mit „Stärkung der Industriestruktur“ und „Wert der natürlichen Ressourcen“ sind der Verbleib der Wertschöpfungskette im Land gemeint. Indonesien möchte nicht länger als Rohstofflieferant fungieren, sondern die Wertschöpfung im Land behalten. Dies bedeutet die Schaffung von Sonderindustriezonen, in denen BürgerInnen- und Arbeitsrechte eingeschränkt sind, sowie den massiven Ausbau von Produktionsstätten und Lieferketten. Angesichts der zunehmenden Einschränkung von Bürgerrechten und der wirtschaftlichen Dominanz von Sicherheitskräften bedeutet dies auch einen noch rücksichtsloseren Angriff auf Menschen, ihre Lebensgrundlagen und die Natur. 

Neue Gesetze wie das so genannte Omnibus-Law zur Schaffung von Arbeitsplätzen sollen ein Investor-freundliches Umfeld schaffen, hebeln aber Umweltstandards und Menschenrechte in grossem Masse aus. Die Bedingungen für die von Deutschland erstrebte Sicherung der Rohstoffe haben daher einen makabren Beigeschmack.

Die Kriminalisierung von Umwelt- und MenschenrechtsverteidigerInnen nehmen ebenso zu wie gewaltsame Übergriffe durch Sicherheitskräfte. Die Täter können meist mit Straffreiheit rechnen.

Appell von Umweltschützern und Menschenrechtlern an Investoren

Die Organisationen Rettet den Regenwald, Watch Indonesia!, die Stiftung Asienhaus und das International People´s Tribunal 1965 appellieren an Unternehmen und Regierungen:

  • Beteiligen Sie sich nicht am Ausverkauf unserer Erde! Indonesien hat den drittgrössten Regenwald unseres Planeten mit hoher Bedeutung für Biodiversität und Klima.
  • Wirtschaftswachstum auf Kosten von Natur und Menschen ist ein fataler Irrweg! Auch deutsche Investitionen zerstören die Lebensgrundlagen eines grossen Teils der Bevölkerung.
  • Investitionen in zerstörerische Projekte bergen hohe Risiken nicht nur für Menschen, Klima, Biodiversität, sondern auch für die „Nachhaltigkeit” von Unternehmen.

Marianne Klute von Rettet den Regenwald sagt: „Investitionen, die auf Ausbeutung von Natur und Menschen fussen, sind nicht nachhaltig. Sie zerstören nicht nur die Lebensgrundlagen der Betroffenen, sondern die der gesamten Menschheit. Grundlage von Verträgen und Handelsabkommen müssen die Respektierung der Menschenrechte und der Schutz der Biodiversität und der Natur sein.“

„Der ungezügelte Landraub in Indonesien muss gestoppt werden. Für Profite und im scheinbaren Einsatz für den Klimaschutz, wie im Falle des Nickelabbaus für die Batterien von E-Autos, wird weiter Wald abgeholzt und Menschen unter dem Deckmantel des Fortschritts vertrieben. Deutsche Investoren tragen hierbei eine Mitverantwortung und müssen ihren Sorgfaltspflichten nachkommen“, so Raphael Göpel von der Stiftung Asienhaus.

„„Digitale Transformation“ und „Nachhaltige Energie-Transition“ sind die Schlüsselbegriffe, mit denen Indonesien für Investitionen, Finanzhilfen und Technologietransfers wirbt. Dahinter stehen massive Infrastrukturprojekte. Deren Auswirkungen sind für die Bevölkerung vielerorts bereits jetzt spürbar: Wasserquellen versiegen, Trinkwasser und Luft sind verschmutzt, Ackerland zerstört und Fischgründe vergiftet. Dies geschieht vor dem Hintergrund einer voranschreitenden Remilitarisierung und einer zunehmenden Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit. InvestorInnen und die Bundesregierung müssen sich klar machen und handeln – auch entlang internationaler Übereinkünfte wie der Konvention zum Schutz der Rechte indigener Völker. Der internationale Klimaschutz und die Wahrung und Achtung von Menschenrechten für alle gehören zusammen“, sagt Christine Holike von Watch Indonesia!

Gemeinsame Medienmitteilung von Rettet den Regenwald, Watch Indonesia!, Stiftung Asienhaus,  International People’s Tribunal (IPT) 1965: Hannover Messe: Keine Investitionen auf Kosten von Umwelt und Menschenrechten

Heidis zahlreiche Artikel über Palmöl & Co.

Gefunden im Plunder: EKZ-Stromsparkalender 1994

18. September 2022
Schon damals!

Schon damals – eigentlich!

Als Heidi einmal alte Kalender zum Altpapier legte, mochte sie den EKZ-Stromsparkalender 1994 (Elektrizitätswerke des Kantons Zürich) nicht entsorgen, obwohl sie ihn bisher nicht mehr angeschaut hat. Am Samstag guckte er zwischen Papierkram hervor. „Was wohl darin steht?“, fragte sie sich.

Nachfolgend ein paar Zitate pro Monat. Vielleicht haben sich einzelne Zahlen oder Details in der Zwischenzeit geändert, aber grundsätzlich sind die Tipps auch heute gut; geändert hat sich die Schreibweise von „Tipps“, damals „Tips“. Für jeden Monat gibt es einen Cartoon von Igor.

Die Broschüre zum Thema

Das „Energie Sparbüchlein“ enthält zahlreiche Tips und Ratschläge rund um das Energiesparen und vermittelt interessante Zusammenhänge über die verschiedenen Aspekte im Spannungsverhältnis zwischen Energie und Umwelt.

Januar 1994

Winterferien: Fünf Mal mehr Strom als Zuhause

… Doch die Winterferien stellen die Elektrizitätsversorgung auf eine harte Probe: Allein zwischen Weihnachten und Neujahr verdreifacht sich beispielsweise der Stromverbrauch von St. Moritz. Insgesamt verursacht jede Logiernacht in einem klassischen Wintertourismus-Ort indirekt und direkt einen Verbrauch von 50 Kilowattstunden Strom. Das ist rund das Fünffache dessen, was eine ganze Familie zuhause verbrauchen würde. Die EKZ rufen dazu auf, auch hier sinnvoll mit Energie umzugehen.

Februar 1994

Wasser verwenden, nicht verschwenden

… Allein für die Förderung und Verteilung des Trinkwassers in die Haushalte und die Industrie braucht es in der Schweiz zum Pumpen gleichviel Strom, wie die Stadt Zürich benötigt. Wer Wasser spart, spart also auch Elektrizität … Die EKZ geben Tips für den sparsamen Umgang mit Wasser.

März 1994

Mobilität belastet Energiehaushalt enorm

Zusätzlich zu einigen Zahlen und Hinweisen zum Sparen ist ein Vergleich über den Energieverbrauch nach Verkehrsmitteln in Kilowattstunden (kWh) pro Person und Kilometer aufgeführt:

  • PW mit 4 Personen 0,30 kWh
  • Vorortszug 0,10 kWh
  • Elektroauto (4 Personen) 0,06 kWh
  • Tram 0,01 kWh

April 1994

Technischer Fortschritt hilft Strom sparen

Der technische Fortschritt hat auch vor den Haushaltgeräten nicht halt gemacht: So braucht ein moderner Kühlschrank oder ein modernes Tiefkühlgerät heute rund 40 Prozent weniger Strom als noch vor zehn Jahren … Beim Ersatz eines alten durch ein neues Gerät ist allerdings auch die sogenannte „Graue Energie“ in Rechnung zu stellen; jene Energiemenge also, die eingesetzt werden musste, um das Gerät herzustellen…

Mai 1994

1’200 EW-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter helfen ihren Kunden

Die Elektrizitätswerke haben die Zeichen der Zeit erkannt und bieten umfassende Beratung im sicheren, sinnvollen und rationellen Umgang mit Elektrizität an. Rund 1’200 haupt- und nebenamtlich beschäftigte Fachleute bei den EW’s sorgen dafür, dass sich die Stromkunden über die wichtigsten Belange der Produktion, Verteilung und ganz besonders der sparsamen Anwendung von Elektrizität informieren können…

Juni 1994

Ausgeschaltet bedeutet nicht, dass kein Strom fliesst

… Experten haben herausgefunden, dass Geräte in vielen Fällen mehr Strom beziehen, als für ihre Betriebsbereitschaft nötig wäre. Helfen Sie also mit, Strom zu sparen: Wer den Hauptschalter betätigt oder den Stecker des Gerätes herauszieht, unterbindet so auch den Standby-Stromverbrauch…

Juli 1994

Auch dem Stromzähler Ferien gönnen

Im Haushalt lohnt es sich, bei längerer Abwesenheit Wärme- und Kältegeräte ganz abzuschalten. Kurz vor Ferienbeginn sollten daher keine grossen Einkäufe mehr getätigt werden, damit der Kühlschrank am Vorabend der Abreise guten Gewissens abgetaut und gereingt werden kann. Auch der Warmwassserboiler muss nicht vergeblich schwitzen: Das Abschalten lohnt sich bei diesem schon bei einer Abwesenheit von wenigen Tagen. Beim Fernsehapparat sollte im Hinblick auf mögliche Gewitter während der Ferienabwesenheit auch der Antennenstecker ausgezogen werden, um bei einem Blitzeinschlag in die Antenne eine Beschädigung oder gar einen Brand des Gerätes zu vermeiden…

August 1994

Saubere, trockene Wäsche trotz Stromsparen

… Und mit den heutigen Waschmitteln kann die Kochwäsche in der Regel mit 60 Grad Celsius gewaschen werden. Damit lassen sich immerhin rund 30 Prozent Strom sparen. Sehr oft kann man zudem auf das Vorwaschen verzichten, was nochmals eine Einsparung um rund einen Viertel gegenüber einem Programm mit Vorwaschen bringt…

September 1994

Früchte und Gemüse zur richtigen Jahreszeit

Wer möchte nicht auch im September Rhabarber oder Rosenkohl essen? Doch im Frühherbst wachsen diese zwei Gemüse nicht im Freien. Wenn sie dennnoch auf unsern Tisch kommen, stammen sie zumeist entweder aus dem Ausland oder aber aus inländischen Treibhäusern. Beide Varianten, uns während des ganzen Jahres mit einem umfassenden Gemüse- und Früchteangebot bei guter Laune zu halten, sind mit grossem Energieaufwand und nicht selten mit dem Einsatz teils umstrittener Stoffe verbunden. Warum nicht den Mittagstisch mit Früchten und Gemüsen aus der eigenen Umgebung gestalten?…

Oktober 1994

Stromsparlampen richtig eingesetzt, sparen Kosten

Die Beleuchtung verbraucht zwar relativ wenig Strom. Doch auch hier lohnt es sich, sparsam zu sein. Das ständige Brennen von Treppen-, Korridor- und Vorplatzbeleuchtungen kann mit selbsttätig abschaltenden Zeitautomaten vermieden werden…

November 1994

Energie schlummert auch in Produkten und Dienstleistungen

… Diese Energie nennt man „Graue Energie“. Sie wird benötigt, um Rohstoffe in Fertigprodukte umzuformen, um sie zu verpacken, zu transportieren oder zu lagern. Und dies betrifft Lebensmittel ebenso wie Konsumgüter, Verkehrsmittel, Dienstleistungen oder unseren Wohnraum: Mit jedem Franken, den wir für Dinge oder Dienstleistungen ausgeben, berappen wir auch einen beträchtlichen Anteil an Energie…

Dezember 1994

Geräte besser direkt ans Netz anschliessen

… Am besten ist es, wenn Geräte direkt ans Netz angeschlossen werden können. Denn bereits die Herstellung einer Batterie benötigt rund 50 mal mehr Energie, als sie im Verlauf ihrer Lebensdauer wieder abgibt…

Aktuelle Informationen der EZK finden Sie hier: Energie und Geld sparen leicht gemacht.

Energie: Bundesrat startet Sparkampagne. Medieninformation des Bundes vom 31.8.22

Heidis Beitrag zum 1. August 2022

1. August 2022
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Wachstum, Konsum, Verkehr, Abfall, Klimaerwärmung …

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Klima-Problem lösen? Jetzt oder nie!

18. April 2022
Städte wachsen, Fruchtfolgeflächen werden überbaut, asphaltiert ...

Städte wachsen, Fruchtfolgeflächen werden überbaut, asphaltiert …

Es wird laufend über die prekäre Klimasituation informiert, aber von Action sieht man wenig: Osterverkehr wie üblich, Mobilität wie üblich, Ausbau der Autobahnen, zunehmender Transport von Gütern, Wachstumsträume, Steigerung Energieproduktion …

So seien denn wieder einmal ein paar Zitate übernommen, die sagen, wie die Lage ist.

Quelle: Dire Climate Warning Issued in New IPCC Report: ‘Now or Never’, Undark 11.4.22, übersetzt von Heidi mithilfe von DeepL.

Die von Paul Maidowski aufgezeigten Widersprüche zwischen wissenschaftlicher Realität und hoffnungsvollen politischen Annahmen werden in dem neuen Bericht deutlich. Einerseits heisst es darin, dass die Treibhausgasemissionen in den nächsten drei Jahren ihren Höhepunkt erreichen müssen, andererseits wird festgestellt, dass die durchschnittlichen jährlichen Treibhausgasemissionen von 2010 bis 2019 höher waren als in jedem Jahrzehnt zuvor.

Zu glauben, dass die Emissionen auf diesem Weg bis 2025 ihren Höhepunkt erreichen können, erfordert einen enormen und unrealistischen Vertrauensvorschuss, und viele Klimawissenschaftler, darunter der NASA-Forscher Peter Kalmus, glauben das nicht.

„Dieser IPCC-Bericht ist absolut erschütternd. Wacht alle auf“, schrieb Kalmus auf Twitter. „Kurze Zusammenfassung des neuen IPCC-Berichts: Wir wissen, was zu tun ist, wir wissen, wie es zu tun ist, es erfordert, den Reichen ihr Spielzeug wegzunehmen, und die Führer der Welt tun es nicht“, fuhr er fort.

Der optimistischste Weg, der in dem neuen Bericht aufgezeigt wird, zeigt, dass es möglich ist, die globale Erwärmung zu begrenzen, aber nur mit tiefgreifenden Emissionssenkungen in allen Wirtschaftssektoren und in allen Teilen der Welt, sagte der Klimawissenschaftler Bill Hare, der jahrzehntelang an den IPCC-Berichten mitgearbeitet hat und jetzt Geschäftsführer von Climate Analytics ist, einer gemeinnützigen internationalen Denkfabrik für Klimafragen.

Lesen Sie den vollständigen Bericht hier: Dire Climate Warning Issued in New IPCC Report: ‘Now or Never’, Undark 11.4.22

Undark ist ein gemeinnütziges, redaktionell unabhängiges digitales Magazin, das die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Gesellschaft erforscht. Es wird mit Unterstützung der John S. and James L. Knight Foundation über ihr Knight Science Journalism Fellowship Program am Massachusetts Institute of Technology (MIT) herausgegeben.

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Heidis Wort zum Sonntag: Wir wollen den Schwarzen Peter nicht!

4. Februar 2018
Wir KonsumentInnen können den Schwarzen Peter oft gezielt weitergeben ... Augen und Ohren auf!

Wir KonsumentInnen können den Schwarzen Peter oft gezielt weitergeben … Augen und Ohren auf!

Wenn es um Nachhaltigkeit, RSPO, Konsum, Ökologie, Tierschutz, BTS, Pflanzenschutz, Welthandel usw. geht, dann schiebt man uns gerne den Schwarzen Peter zu: „Die Konsumenten wollen das!“ In Wirklichkeit manipuliert man die Konsumenten so gut es eben geht und lässt die Kasse klingeln.

„Die Konsumenten sind mündig!“, heisst es etwa, wenn Krankheitsprävention gefördert werden sollte: Tabak, Zucker, Fett, Alkohol, Mobilität usw. Oder wenn es um Wachstum geht: „Davon profitieren auch die Armen, besonders in den Drittweltländern.“ Allgemein herrscht die Meinung: „Die Konsumenten sind gut informiert.“ Wirklich?

  • Die Kartoffellager sind wegen der guten Ernte 2017 reichlich gefüllt. Doch die Konsumenten verlangen Frühkartoffeln (Milchhändler importiert Kartoffeln), Bauernzeitung vom 26.1.18). Import kommt z.B. aus Israel, wo das Grundwasser stetig sinkt. Frühkartoffeln bringen dem Handel eine gute Marge.
  • Schauen wir uns ein paar „mündige“ Konsumenten an! 30% Rabatt auf Nutella:
    VIDEOS – Scènes d’émeute pour du Nutella en promotion dans des supermarchés. In einem Video hört man eine Frau schreien: « Ma grand-mère est en train de se faire écraser pour du Nutella ! » Man wird uns sagen: Bei uns wäre das nicht möglich.
  • „Die Konsumenten wollen immer mehr Fleisch essen“, heisst es. Wir zahlen Steuern für die Fleischwerbung von Proviande. Aktionen – so scheint es wenigstens Heidi – gibt es besonders häufig bei Fleisch: 30%, 40%, 50% … Die billigsten Fleisch- und Wurstwaren von Migros, Coop, Spar, Aldi … findet man bei Aktionis.ch. Was billig angeboten wird, das wird auch gekauft. Von einem Einkaufszentrum ins andere fährt der gut informierte Konsument. Das Auto steht bereit! Oder der Bus fährt alle 15 Minuten.
  • Grosse Flächen Urwald sind schon abgeholzt, also wird es bald nur noch „nachhaltige“ Soya und „nachhaltiges“ Palmöl geben bzw. weitere „nachhaltige“ Produkte wie Quinoa … aus fernen Ländern. Also kein Grund zur Änderung unseres Konsumverhaltens!
  • Die Containerschiffe aus China brauchen für den Rückweg Ballast. Daher ist es „umweltschonend“, wenn wir Güter nach China schicken. Der Holztransport von Zürich nach Basel ist teurer als jener von Basel nach China. Zwar sind Christbaum-Kerzenhalter von COOP aus China unbrauchbar, da sie kein Gelenk haben für die vertikale Ausrichtung der Kerzen. Aber es ist vermutlich möglich, Christbäume in China für den Import in die Schweiz zu züchten, welche exakt horizontale Äste haben. Analoges gilt auch für z.B. den Lufttransport von Erdbeeren aus Kalifornien.

Die Liste lässt sich beliebig verlängern … der Schwarze Peter bleibt bei uns. Wollen wir ihn? Wir können Einfluss nehmen: Auf die modischen Nutella-Berliner verzichten, unsere Einkaufsgewohnheiten langsam aber sicher ändern. Es muss ja nicht so karg sein wie früher, als auch bei uns die Wenigverdienenden sich sehr wenig leisten konnten.

Vieles, was man uns als nachhaltig anpreist, ist es nicht. Je häufiger die Profiteure ihre Slogans wiederholen und dabei an Marge und Gewinn denken, desto mehr glauben sie selber daran. Schicken wir den Schwarzen Peter zurück an Verantwortliche, Marketing-Psychologen, Politiker, den Bundesrat …

Verkaufspsychologie kann nützlich sein

Das Design von Läden ist nicht neutral. Die Detailhändler wissen wie sie die Kunden dazu bringen, bestimmte Produkte zu kaufen und v.a. viel zu kaufen. Sie nutzen die Schwächen der Kunden hemmungslos aus.

Läden könnten die Kunden aber auch so manipulieren, dass es zu deren Vorteil ist, z.B. dass sie gesündere Lebensmittel kaufen und die Umwelt geschont wird. Psychologen, Marketing-Experten und einige Läden haben diese Idee getestet, siehe Video How your supermarket could manipulate you for your own good, BBC vom 26.1.18 sowie folgenden Beitrag zum Thema Healthy eating: The mind games of supermarket, BBC vom 9.9.14.

1950er Jahre: Die Freude von Kindern an Süssigkeiten

Heidi hat kürzlich von Martina ein paar Aufsatzhefte aus den 1950er Jahren erhalten. Hier ein Zitat:

Am Montag durften wir von 8-10 Uhr Baden gehen. Margrit, Vreni und ich mussten laufen. Als wir bei Schmids ankamen, fragte uns Frau Schmid, ob sie uns eine Bestellung für Beck Arnold mitgeben könne. Wir sagten: „Wir gehen schon dort hin.“ Da gab sie uns die Bestellung und einen Bonbon. Den Bonbon schleckten wir gerne in der Hitze. Als wir bei Arnolds die Bestellung abgaben, bekamen wir wieder einen Bonbon. Den ersparten wir auf den Heimweg …

Süssigkeiten waren damals selten. Dafür war jeweils die Freude gross, wenn die Kinder etwas Besonderes erhielten, eine Tafel Schokolade zum Geburtstag oder Lebkuchen vom Samichlaus. Heute will man gar den Chinesen das Schoggi-Essen schmackhaft machen, meist mit Palmöl drin.

Konventionelle Milchbäuerin sagt: Wir haben es satt!

"Wenn ich mit Natur-, Tier- und Umweltschützern rede, dann merk' ich sehr schnell, dass wir alle gemeinsam in einem Boot sitzen, denn wir alle leiden unheimlich unter einem System, das da heisst: immer billiger und immer mehr" Kirsten Wosnitza. Copyright: Wir haben es Satt!

„Wenn ich mit Natur-, Tier- und Umweltschützern rede, dann merk‘ ich sehr schnell, dass wir alle gemeinsam in einem Boot sitzen, denn wir alle leiden unheimlich unter einem System, das da heisst: immer billiger und immer mehr“ Kirsten Wosnitza. Copyright: Wir haben es Satt!

Klare Worte spricht Kirsten Wosnitza an der Veranstaltung Wir haben es satt in Berlin. Sie ist konventionelle Milchbäuerin und Sprecherin des Landesteams Schleswig-Holstein des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM). Applaus ist ihr sicher. Hören Sie, was diese engagierte Frau Ihnen zu sagen hat: Wir haben es Satt 2018 – Kirsten Wosnitza.

Wo hört der Fortschritt auf, wo beginnt der Rückschritt – global gesehen?

FOKUS: Der Tod ist Teil des Geschäfts. Marcel Niedermann und Rachel Honegger, SRF 10 vor 10 vom 2.2.18

Strafanzeige wegen Tierquälerei: „…Oder anders formuliert: Die Tierrechtler wollen ein System kippen, von dem selbst Landwirte sagen, dass sie sich zuerst daran gewöhnen mussten.“ Bauernzeitung vom 3.2.18

Beschwerde gegen Palmöl-Label von Migros und Coop, Tagesanzeiger vom 28.1.18

Oil Palm and Coconut Under Threat, Authorities Say. EMTV vom 25.1.18

Heidis Artikel zu Palmöl

Schweizer Rohstoff-Export – Asiaten wollen mehr Schweizer Holz. Matthias Heim, Tagesanzeiger vom 6.5.17

God’s giant miracle carrots, BBC vom 27.1.18

Werbepsychologie, Wikipedia

4.2.18 HOME

Hans Rudolf Herren: Genügend und gesunde Nahrung für alle

21. Dezember 2016
Biovision hat ein vielfältiges Bauern-Informationsprogramm entwickelt, mit dem die LandwirtInnen mit lokal relevantem Wissen versorgt werden. Sie erhalten konkrete und praxisnahe Anleitungen zur Verbesserung der Erträge mit nachhaltigen Methoden. Im Bild The Organic Farmer Radio-Reporter John Cheburet, Kenia. Copyright: Peter Lüthi, Biovision

Biovision hat ein vielfältiges Bauern-Informationsprogramm entwickelt, mit dem die LandwirtInnen mit lokal relevantem Wissen versorgt werden. Sie erhalten konkrete und praxisnahe Anleitungen zur Verbesserung der Erträge mit nachhaltigen Methoden. Im Bild The Organic Farmer Radio-Reporter John Cheburet, Kenia. Copyright: Peter Lüthi, Biovision

Heidi: Wenn Sie jetzt keine Zeit haben, diesen langen Artikel zu lesen, dann beachten Sie bitte mindestens den letzten Absatz „Heidis Geschenk“. Vielen Dank!

Hans Rudolf Herren: „In einer Zeit, die geprägt ist von aggressivem Nationalismus, Profitgier, Intoleranz, wirtschaftlicher Unsicherheit und der Schwächung internationaler Institutionen mag eine Vision, deren Realisierung Weitsicht, weltweite Kooperation und die Bereitschaft zur Suffizienz erfordert, utopisch erscheinen. Doch wenn man an eine Sache glaubt, kann man Berge versetzen.“

Vision – Biovision

Die Vision: Eine Welt mit genügend und gesunder Nahrung für alle, produziert von gesunden Menschen in einer gesunden Umwelt.

Die Akteure: „… dafür braucht es uns alle. Helfen Sie mit! Danke.“

Die Institution: Mit dem Preisgeld des Welternährungspreises, den Herren 1995 als erster Schweizer erhielt, gründete er die Stiftung Biovision. Sie ist weltweit aktiv. Als einzige Schweizer Nichtregierungsorganisation (NGO) hat Biovision beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (ECOSOC) einen generellen konsultativen Status.

In der Schweiz leistet Biovision z.B. mit der Wander-Ausstellung CLEVER seit Jahren Aufklärungsarbeit für nachhaltigen Konsum.

Vom Bauernsohn zum international gefragten Agrarexperten

Hans Rudolf Herren, Co-Präsident Weltlandwirtschaftsrat. Copyright: Peter Lüthi, Biovision.

Hans Rudolf Herren, Co-Präsident Weltlandwirtschaftsrat. Copyright: Peter Lüthi, Biovision.

Hans Rudolf Herren ist ein Bauernsohn. Sein Vater verwaltete die Domaine des Barges der Tabakdynastie Burger Söhne im Unterwallis. Mit hochgiftigen Insektizide und Fungiziden ist er aufgewachsen. Nachdem er die Walliser Landwirtschaftsschule Châteauneuf besucht und an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich (ETHZ) Agraringenieur studiert hatte, schlug er mit seiner Dissertation beim Pionier der biologischen Schädlingsbekämpfung, Prof. Vittorio Delucchi, einen anderen Weg ein: Einsatz von natürlichen Feinden gegen schädliche Insekten statt Insektizide.

Herren und sein Team verhinderten eine grosse Hungersnot, indem sie mit ihrer Forschung zeigten, wie die in ganz Afrika grassierende Maniok-Schmierlaus mit Wespen und Marienkäfern erfolgreich bekämpft werden kann, ohne Chemie und für den Bauern kostenlos. Das war der Anfang einer Erfolgsgeschichte.

Von 1979 an wirkte Herren u.a. am Institute for Insect Physiology and Ecology (ICIPE) in Nairobi, dem er bis 2005 als Direktor vorstand. Seit 2005 ist er Präsident und CEO des Millennium Institutes in Arlington, Virginia (USA), das Politiker in über 40 Nationen bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen berät.

Mehr über seine Arbeit und die Preise, die er erhalten hat, auf Wikipedia.

Das Ernährungssystem der Erde ändern!

Die Erfahrung und das erworbene Wissen brachten Herren zur Einsicht, dass die Landwirtschaft, ja, das ganze Ernährungssystem der Erde grundlegend gewandelt werden muss. Sein hochgestecktes Ziel lautet:

Eine Welt ohne Hunger und Elend, in der alle Menschen gleiche Rechte geniessen, in Frieden miteinander und im Einklang mit der Natur leben. Die Grenzen, die unser Planet setzt, werden respektiert, Gewalt und Krieg geächtet. Die Bedürfnisse der kommenden Generationen stehen zuoberst auf der politischen Agenda, die natürlichen Lebensgrundlagen werden für sie regeneriert und bewahrt. Die Energieversorgung basiert zu 100% auf erneuerbaren Energieträgern.

So ernähren wir die Welt

In seinem Buch So ernähren wir die Welt beschreibt und analysiert Herren die Probleme, nennt Zahlen und zeigt Lösungen auf. Er versteht es, einfach und verständlich zu schreiben. Seine Vorschläge sind klar.

1. Hunger im Überfluss

Der Titel des ersten Kapitels deutet Probleme an: „Insgesamt isst heute etwa jeder zweite Mensch zu wenig, zu viel oder das Falsche … Ein Nahrungssystem, das einerseits zu viel und andererseits zu wenig gesunde und zugängliche Nahrung auf den Tisch bringt, kann kein Modell für die Zukunft sein…“ Ein paar Stichwörter: Verschwendung, zu viel Fleisch, zu arm für eine ausreichende Ernährung und das scheinbare Paradox: Nahrung ist zu billig.

2. Bedrohte Ressourcen

Unter den folgenden Untertiteln geht Herren auf die bedrohten Ressourcen ein und nennt Zahlen: Agrarland degradiert, Land Grabbing, Wassermangel, schwindende Biodiversität, Pestizide in der Umwelt und
Treibhausgase aus der Landwirtschaft.

Zum Beispiel 20% der Ackerflächen der Welt werden heute bewässert und 70% des globalen Süsswasserverbrauchs gehen auf das Konto der Landwirtschaft. Wasser wird zunehmend eine knappe Ressource der Nahrungsmittelproduktion.

3. Risiken des Klimawandels

Den Klimawandel und seine Folgen spricht Herren kurz an und schildert dann die fatalen Auswirkungen für Afrika. Ein kürzlich veröffentlichter Bericht der auf Risikoanalysen spezialisierten britischen Firma Maplecroft zeigt, dass Afrika die grösste Last trägt, obschon dieser Kontinent kaum an den Ursachen des Klimawandels beteiligt ist. Für 32 Länder wird ein extrem hohes Risiko für massive Schäden infolge des Klimawandels genannt. So gut wie alle befinden sich in Afrika und Südasien, siehe Climate Change and Environmental Risk Atlas 2015.

4. Die Vision

Diversität statt Uniformität ist Herrens Ansatz für eine ökologische Landwirtschaft. Darunter versteht er nicht nur die Arten- und Sortenvielfalt auf Betriebsebene, sondern auch die Diversität der Anbausysteme. Agrarökologie umfasst eine Vielfalt von landwirtschaftlichen Methoden, die an die jeweiligen lokalen Bedingungen angepasst sind und lokal weiterentwickelt werden. Gemeinsam ist diesen Systemen der Grundsatz der ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Nachhaltigkeit. Herren beschreibt Punkt für Punkt welche Landwirtschaft ihm vorschwebt.

5. Wie erreichen wir unser Ziel?

Es brauche einen fundamentalen Kurswechsel in der Landwirtschaftspolitik und eine Neuorientierung der Agrarforschung zur Verwirklichung seiner Vision. Die Gelder, welche wir für die Transformation des Ernährungssystems einsetzten, verhinderten aber viel höhere Kosten für die kommenden Generationen: Es sind Investitionen in die Zukunft.

Der Kurswechsel bedinge eine grundlegende Neuausrichtung der Agrarforschung und -technik. Herren formuliert für die Forschung wichtige neue Fragen. „Dazu benötigen wir rund um den Erdball Tausende von Institutionen wie das Schweizer Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL). Es gibt nicht die moderne Landwirtschaft auf der Welt, sondern viele verschiedene.“

Herren schlägt auch einen besseren Informationsaustausch vor: „Wissen ist die einzige Ressource, die wächst, wenn man sie mit anderen teilt. Und sie muss wachsen … “ Der Wissenstransfer dürfe keine Einbahnstrasse sein: „Es gilt zu gewährleisten, dass das traditionelle und lokale Wissen, das ebenfalls für Innovationen genutzt werden kann, in die Agrarforschung einfliesst. Neue Partnerschaften zwischen Bauern, Forschern und Agrartechnikern können dies zum Vorteil aller gewährleisten.“

Im Folgenden sind die von Herren besprochenen Themen aufgeführt; die Titel allein schon deuten die Richtung an:

Auf Kleinbetriebe setzen
Faire Produzentenpreise
Ländliche Infrastruktur ausbauen
Position der Bäuerinnen stärken
Ökologischer Landbau
Landwirtschaftsböden schützen und regenerieren
Auf Pestizide verzichten
Wasser sparen
Biodiversität fördern
Landwirtschaftlicher Klimaschutz
Multifunktionalität
Verschwendung bekämpfen
Fairer Welthandel
Ernährungssouveränität
Neuausrichtung von Forschung und Technik
Wissen generieren und tauschen
Gentechnik bringt es nicht
Green Economy Report.

6. Neuer Lebensstil

Ein global nachhaltiges, Ressourcen schonendes und gesunde Nahrung anbietendes Ernährungssystem sei nicht nur die Aufgabe der BäuerInnen. Politik und Wirtschaft, besonders aber die KonsumentInnen seien gefordert, ihren Lebensstil zu ändern. Sie müssten etwa den Appetit auf Fleisch zügeln. Die chinesische Führung z.B. hat sich zum Ziel gesetzt, den Fleischkonsum im Land zu halbieren, d.h. auf 27 kg pro Jahr zu senken (Schweiz 51 kg).

Alles andere als nachhaltig sei auch unser Mobilitätsverhalten, welches sich unmittelbar auf die Welternährung auswirke, wenn auf Ackerböden Pflanzen für den Tank angebaut werden. Und wir sollten am Boden bleiben: „Jet-Set ist von gestern, wer seiner Zeit voraus sein will, bleibt am Boden …“

7. Weltagrarbericht und die Folgen

Die Weltbank und die Vereinten Nationen initiierten den Weltagrarbericht 2008, welcher den Titel Landwirtschaft am Scheideweg trägt. 400 Wissenschaftler aus der ganzen Welt arbeiteten über vier Jahren lang daran, Herren war Ko-Vorsitzender des Berichts. Darin wurde klar ein neues Paradigma gefordert: Wir können die Welt nur nachhaltig ernähren, wenn wir uns auf agrarökologische Methoden besinnen und mit der Natur und nicht gegen sie arbeiten. 58 Nationen unterzeichneten den Bericht, darunter auch die Schweiz, aber die Umsetzung der Vorschläge hat noch nirgends stattgefunden. (Kapitel 2. Bedrohte Ressourcen).

Nicht alle waren ob dem Bericht und dessen Botschaften erbaut, denn eine ökologische Landwirtschaft ist kein guter Kunde für Agrarkonzerne, die ihr Geld mit dem Verkauf von Saatgut für Hochertragssorten, Dünger und Pestiziden verdienen. Doch in vielen Ländern wird der Weltagrarbericht sehr ernst genommen. So lancierte etwa die Afrikanische Union eine Initiative zur Einführung der biologischen Landwirtschaft; sie wird bisher in acht Ländern umgesetzt.

Die UN-Welthandels- und Entwicklungskonferenz (UNCTAD) hat den Weltagrarbericht von Anfang an unterstützt. Wirkung entfaltet hat der Bericht auch bei der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und der UNO-Generalversammlung im September 2015 sowie der Weltbank und dem Internationalen Institut für Ernährungspolitik (IFPRI).

Herrens Vision in der Praxis

Im zweiten Teil des Buches bespricht Herren verschiedene Projekte. Dieser Teil ist reich an Schwarzweiss-Fotos. Die Titel weisen auf den Erfolg der angewandten Methoden hin und regen zum Lesen an, z.B. Die Mango weint nicht mehr, Der heilige Berg grünt wieder, Ziel: 100% Bio (Bhutan) …

Weiter wie bisher ist keine Option.

Dieser Satz steht irgendwo im Buch. In Anbetracht der heutigen Beeinträchtigung der Lebensgrundlagen durch die Landbewirtschaftung ist eine Agrarwende zwingend. Das Buch gibt viele Anregungen und zeigt Lösungen auf für eine Landwirtschaft, welche nicht nur als „nachhaltig“ bezeichnet wird, sondern es auch wirklich ist.

So ernähren wir die Welt, Hans Rudolf Herren, Verlag rüffer & rub, Reihe „rüffer & rub visionär“

Vom Funken zum Feuer

Anne Rüffer, Verlegerin: „Den Funken einer Idee, einer Hoffnung, einer Vision weiterzutragen und damit ein Feuer des persönlichen Engagements zu entzünden, das ist die Absicht, die wir mit unserer neuen Reihe – wir nennen sie »rüffer & rub visionär« – verfolgen.“
Verlag rüffer & rub

Heidis Geschenk

Möchten Sie, liebe Leserin, lieber Leser, das ganze Buch lesen? Dann schreiben Sie Heidi an nachfolgende Adresse. Sie wird Ihnen ein Exemplar gratis zustellen; mit Obergrenze bei sehr sehr vielen Anfragen, dann würde das Los entscheiden. E-Mail: heidismist at bluewin.ch

Zu viel oder zu wenig Wasser: Damit haben die Kleinbauern in Subsahara-Afrika je länger, je mehr zu kämpfen. Regenmangel und Trockenzeiten können mit Wassertanks besser überstanden werden. Copyright: Peter Lüthi, Biovision.

Zu viel oder zu wenig Wasser: Damit haben die Kleinbauern in Subsahara-Afrika je länger, je mehr zu kämpfen. Regenmangel und Trockenzeiten können mit Wassertanks besser überstanden werden. Copyright: Peter Lüthi, Biovision.

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Erfolgreiches EU-Projekt Mittelmeer-Diät

29. Januar 2015
Vergleich zwischen der Schweizer Lebensmittelpyramide und der mediterranen.

Vergleich zwischen der Schweizer Lebensmittelpyramide und der mediterranen.

Die Eidgenössische Ernährungskommission empfiehlt uns, weniger Fleisch zu essen, und die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung erarbeitete im August 2013 folgende Empfehlung: „Ich kaufe überwiegend pflanzliche Lebensmittel.“ Nur kam es nie zur Veröffentlichung dieses Slogans, weil offenbar „sehr unterschiedliche Rückmeldungen eintrafen“, siehe Ernährungsplattform (ERPLA) des BAG zum Thema Nachhaltigkeit, Vegi-Info 2013-4. Es ist eben immer noch so, dass an wichtigen Schaltstellen des Bundesamts für Gesundheit LobbyistInnen der Bauern und von Proviande sitzen. Das wird auch deutlich beim Vergleich der zwei Lebensmittelpyramiden. Besonders krass ist der Unterschied zwischen den Subventionsschwerpunkten und den Ernährungsempfehlungen des Bundes. Im Bundesamt für Landwirtschaft, das den Sektor regulieren sollte, gehen besonders viele Lobbyisten ein und aus. Wen wundert’s, dass die frühere Proviande PR-Frau Regula Kennel (Schweizer Fleisch – alles andere ist Beilage) jetzt in der Geschäftsleitung des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen sitzt, als Leiterin Kommunikation?

In Grossbritannien und den USA haben gesundheitliche Überlegungen bereits zum Rückgang des Konsums von rotem und verarbeitetem Fleisch geführt, The real cost of meat, New Scientist 24.1.15.

Absolut gesicherte Ergebnisse über gesunde Ernährung gibt es kaum, jedoch klare Hinweise: Viele Früchte und viel Gemüse, moderat Fleisch, wenig Zucker, Salz, Fett und Alkohol. Wenn Sie nichts von Gesundheits- und Ethik-Empfehlungen halten, dann gibt es einen Punkt, so hofft Heidi, der Sie überzeugen muss: Die Umwelt. Denn, so kann es nicht mehr lange weitergehen, weder bei uns in der Schweiz, noch weltweit. Ein schon alter, aber eindrücklicher Film: The Hidden Costs of Hamburgers, Center for Investigative Reporting, youtube. Soeben ist der Umweltbericht des Bundesrats erschienen: Bundesrat verabschiedet den Schweizer Umweltbericht. Zitat: „… Über den Import trägt die Schweiz zunehmend zur Übernutzung der weltweiten natürlichen Ressourcen bei… „

Während wir SchweizerInnen weiterhin die Produktion von tierischen Nahrungsmitteln massiv subventionieren (inkl. Export an Reiche im Ausland), dies auch wenn wir tierische Produkte nur mit Mass konsumieren, entwickeln Mittelmeerländer eine gesunde und nachhaltige Ernährungsphilosophie. Sie entspricht nicht der ursprünglichen oder aktuellen Ernährungsweise all dieser unterschiedlichen Völker, es ist ein moderner Konsens von Wissenschaftlern dieser Region.

Der erste Teil des EU-Projekt Mittelmeer-Ernährung und Förderung der traditionellen Lebensmittel (Mediterranean Diet and Enhancement of Traditional Foodstuff – MedDiet) ist erfolgreich verlaufen, wie Med-Diet NEWS am 28.1.15 berichtet: The MedDiet Project Begins a Second Phase of Activities After a Successful First Year. Das Projektziel ist: Fördern des Bewusstseins für den Wert und die Philosophie der Mittelmeer-Küche. 13 Partner aus 6 Ländern nehmen teil (Ägypten, Griechenland, Italien, Libanon, Spanien und Tunesien).

Das MedDiet-Team hat auf der Basis von internationalen wissenschaftlichen Erkenntnissen ein Wissenssystem entwickelt, welches den KonsumentInnen hilft, sich gesund und nachhaltig zu ernähren. Die interaktive Mittelmeer-Lebensmittelpyramide ist ein Teil davon. Man kann diese hinterfragen. Der Anteil des Olivenöls dürfte für unsere Verhältnisse zu hoch sein. Heidi empfiehlt zudem, auch Rapsöl zu verwenden, das ein günstigeres Fettsäuremuster hat und in der Schweiz produziert wird, Empfehlung Kantonsspital Winterthur. In der mediterranen Ernährung ist Fleisch eine gelegentliche Beilage. Präsentiert werden diese Informationen sowie Nachrichten, Fotos, Videos, Newsletter auf http://www.med-diet.eu.

Öffentlichkeitsarbeit ist ein wichtiger Teil des Projekts, besonders Schulen, Gemeinden und Städte werden informiert. Eine Arbeitsgruppe hat einen Anforderungskatalog für ein „MedDiet Quality Label“ für Restaurants erarbeitet.

Was können wir daraus lernen? Die Grundprinzipien des Essens (Pyramide), saisonal und regional einkaufen sowie gemeinsam essen. Eine Illusion in einer Zeit von Mobilität, Handy und Globalisierung? Das liegt am persönlichen Lifestyle und an der Politik!

Mediterrane Ernährung, Nutzen und wissenschaftliche Grundlagen, Pharmazeutische Zeitung online.

Mediterranean diet, UNESCO Weltkulturerbe

Rezepte zur Mediterranen Küche gibt es viele, Google-Suche

29.1.15 HOME


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